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Did you find what you wanted?
Mi 21 Sep 2011
Da heute Mittwoch ist, gibt es heute mal einen etwas weniger sarkastischen Beitrag meinerseits.
Gestern Abend ging die Kirmes in Hamm mit einem Knall zu Ende. Leider blieb mir (wie vielen Anderen auch) der Blick auf das schöne Feuerwerk durch die umliegenden Gebäude verwehrt. Wäre ich noch jünger, hätte mich das wirklich ziemlich geärgert.
Aber meine Hauptattraktion fand ich Gott sei Dank binnen drei Minuten bereits am Freitag! Nichtsahnend schlenderte ich nach der Arbeit über den Vorhof der Pauluskirche, als ich ihn sah: Groß, gut gebaut und heiß darauf meine sehnsüchtigsten Wünsche zu erfüllen. Ich spreche natürlich von dem einzigen Bierwagen in Hamm, der Duckstein vom Fass verkauft. Und als eingefleischter Ducksteinliebhaber war das wie Ostern und Weihnachten zusammen – nur besser.
Eine weitere Sehenswürdigkeit entdeckte ich dann erstmals Montag. Getrieben von einem der stärksten Urinstinkte*, die ein Mann nur fühlen kann (Hunger!), bemerkte ich das hübsche junge Ding, dass die Würstchen so gekonnt an den Mann brachte. Wer die junge blonde Dame mit dem Nasenpiercing kennt, die da neben dem Entenangeln Würstchen vertickt hat, kann sie mal von mir grüßen. Wäre Marci nicht so unglaublich schüchtern, hätte er sich noch eine Bratwurst geholt!
Der Rest der Kirmes war eher unspektakulär. Normale Fahrbetriebe, endlose Fressbuden (mit nicht annähernd so hübschen jungen Damen) und viel zu viele Kinder.
Ich wünschte, ich wäre nochmal jünger, dann wäre das Einzige, was bei mir von einer Kirmes hängen bleibt nämlich nicht nur Bier und Frauen.
* Ich feier gerade dieses Wort absolut..
Urinstinkte… Ur-instinkte… Urin-stinkte… ich weiß, ich bin ein Spielkind.
Mi 27 Jul 2011
Vor 2 Monaten war ich das erste Mal in meiner jetzigen Wohngegend. Die ersten Impressionen waren gemischter Natur – ich bin kein Mensch, der vorurteilsbehaftet ist. Der anliegende Kinderspielplatz war gut besucht von Jugendlichen, die uns argwöhnisch beäugten und voller Interesse beobachteten. Das kleine Umspannhäuschen war künstlerisch verziert von scheinbar ansässigen Sprayern. ‚HipHop – Don’t stop‘ lautet die Parole, die ich zwar von der Mentalität her teile, die aber in meinen Augen nicht von einem feuerspeienden Character auf einem Trafohäuschen verlautbart werden sollte.
Die Gegend war wirklich schön – und in diesem Falle nehme ich das Präteritum nicht nur der Erzählform wegen. Die Fassaden der Häuser waren einmal freundlich gestrichen, die Grünanlagen gut gepflegt. Mein Blick fiel jedoch auf abblätternde Farbe, zerbeulte Briefkästen und diverse Prospekte, wo der vermeidliche Kurier es vor Erschöpfung nicht mal geschafft hatte, diese wenigstens in den Müll zu werfen, wenn er sie schon nicht austragen konnte.
Meine Begleitung (eine gute Freundin), schüttelte bereits mit dem Kopf, bevor ich überhaupt alle Eindrücke erstmal aufnehmen konnte.
Zwei ältere Herren kamen uns entgegen, die sich scheinbar wie im Urlaub fühlten. Zumindest sah ihre Bekleidung wie das typische Klischeeoutfit der Deutschen in den Köpfen unserer europäischen Nachbarn aus. Feingeripptes Unterhemd, kurze Hose und braune Sandalen wiesen sie eindeutig als bequeme Menschen aus – oder als geschmacksimun. Im Kontrast dazu standen die erwähnten Jugendlichen, die peinlichst auf ihre selbsterwählte Uniformität achteten. Cordon-Jacke, Jogginghose und mittellaute Handymusik scheinen hier an der Tagesordnung zu stehen. Nur einer stach deutlich aus der Gegend heraus: Ein junger Mann, ich schätzte ihn auf Ende 20, im roten Hemd adrett gekleidet wartete mit einer Mappe auf der anderen Seite der Siedlung. Hier hatte ich ganz klar meinen Vermieter vor mir, der sich mir diesbezüglich nicht erst vorstellen brauchte.
Am Ende des Tages hatte ich meinen Mietvertrag und fuhr mit der Gewissheit nach Hause, dass ich ab sofort in der beschriebenen Siedlung wohnen würde.
Ich würde von nun an ein Doppelleben führen: Tagsüber wäre ich ‚Herr Schindler‘, der im Anzug gekleidet seiner Arbeit nachgeht. Doch sobald sich der Tag dem Ende neigt und meine Wohnung mich zur Ruhe ruft, würde ich zu ‚Marci‘ werden, der im Feinripp durch die Gegend zieht.
Tarnung ist halt alles.