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An der Realschule waren Klassenfahrten nicht meins. Ich war bei einer dabei, auf der wir knapp eine Woche auf einem Bauernhof nächtigten und keinen „Ausgang“ hatten. Wir durften nicht in den umliegenden Wäldern spielen, nicht auf die Felder und nicht im sehr großen Heuboden spielen. Der „Pool“ war dreckig und hatte seit Jahren kein Wasser gesehen. Alles in allem eine wirklich sehr enttäuschende Klassenfahrt.

Seitdem mied ich die Klassenfahrten, war entweder krank oder hatte einfach keine Lust. Als Herr Schwarz, unser Englischlehrer, ankündigte er wolle mit uns nach Bristol fahren, wurde ich hellhörig. Im Vorfeld gab es zwar einige Diskussionen um das Kulturprogramm, da es immer noch eine Schulklassenfahrt war und wir nicht nur Party machen konnten, sondern auch etwas lernen mussten. Manche Leute fanden, dass das Programm zu zeitintensiv sei oder der Fokus nicht richtig auf die Interessen zugeschnitten war. Aber es war nicht so schlimm, wie so mancher, inklusive mir, es prophezeite. Es war im Endeffekt sogar sehr interessant und abwechslungsreich.

Die knapp 15 Stunden dauernde Hinfahrt wurde allerdings leider von ein paar betrunkenen Mitschülern so gestört, dass niemand Ruhe fand und schlafen konnte. Der „kulturelle Stopp“ in Stonehenge war somit auch nicht zu genießen. Doch das Ganze wurde wieder wettgemacht durch ein paar sehr schöne Tage in Bristol.

Das Wetter war voll auf unserer Seite, da es durchgehend sonnig und über 20 Grad warm war. Nachdem unsere kleine Truppe, allen voran Jonas und ich, die Stadt weitgehend zu Fuß erkundete und die ganzen interessanten, schönen und lohnenswerten Orte fand, war mir wieder einmal bewusst, warum ich das Abitur eigentlich mache. Bristol ist eine Studentenstadt, mit zwei sehr schönen und guten Universitäten und etwa 430 000 Einwohnern. Eine Stadt mit vielen tollen Orten und viel Leben. Der Einfluss der multikulturellen Einwohner ist überall zu sehen, sei es an den vielen verschiedenen Restaurants, Fressbuden, Lokalen oder einfach nur an den Menschen die überall in den Parks sind und bei sonnigem Wetter grillen, spielen, tanzen oder einfach nur ein Bier genießen. Und in so einer Stadt möchte ich studieren und leben. Das Abitur wird mir das ermöglichen, und dann kann ich mehr als nur vier Tage in so einem Schmelztiegel verbringen.

Das Schuljahr ist bald vorbei, und der Ausflug hat mich für das nächste echt motiviert. Auch dachte ich immer, dass ich fast alle meine Mitschüler kenne, doch wurde ich sehr überrascht auf der Klassenfahrt. Ein paar Leute, die sonst immer ruhiger und unscheinbar waren, habe ich in der Zeit wirklich sehr ins Herz geschlossen. Mir war nie bewusst, wie witzig und toll ein paar meiner Klassenkameraden sind. Allen vorran Raphael und Kai, welche sonst immer etwas ruhiger im Unterricht sind.

Leider stellte ich auch ein paar negative Seiten an Mitschülern fest, von denen ich vorher eine hohe Meinung hatte. Herr Schwarz lebte in der Zeit richtig auf, man merkte ihm an, wie gerne er in England ist und wie sehr er das Land und die Leute mag. Die Meinung, die wir alle über Frau Pauli, unsere Lateinlehrerin, hatten, wurde nur bestätigt. Sie war für jeden Spaß zu haben, spielte bis spät in die Nacht mit Schülern ein paar Gesellschaftsspiele und machte bei Streichen mit.

Zum Zeitpunkt der Reise war noch unklar, ob und wie die Leute aus dem Abijahrgang die Prüfungen bestanden oder noch nachholen mussten, aber das merkte man ihnen nicht an. Ikram, Anne, Marina und Stefan waren im Urlaub und dachten nicht viel an die Schule. Das zeigt, wie erholsam es für sie war.

Bald stehen die Ergebnisse fest und dann werde ich allen gratulieren können. Der Termin für die Abifete steht auch bald fest, und zu feiern gibt es garantiert genug.

Während der Sommer immer noch auf sich warten lässt und die Temperaturen hier in Deutschland meist unter 13 Grad liegen, möchte man am liebsten an einem wärmeren Ort sein. Da freut man sich doch, wenn man auf Klassenfahrt nach England fährt. Und dann auch noch in den warmen Westen, nach Bristol. Nichts gegen Bristol, welches bestimmt eine tolle Stadt ist – sei es für Kultur oder auch für Partys. Doch bin ich skeptisch, was das Wetter anbelangt, vor allem, wenn es hier schon so herbstlich anmutet.

In der vergangenen Woche ist es losgegangen, von Dienstagabend bis Sonntag. Alle drei Jahrgänge des Abendgymnasiums sind dabei, sogar der Abiturjahrgang, von dem fast alle mitfahren. Insgesamt sind wir knapp mehr als 30 Leute, inklusive drei Lehrer.

Nicht die zehn Stunden Fahrt haben mir Sorgen gemacht, und auch das Wetter ist mit ordentlichen Klamotten zu bewältigen. Aber das Programm, welches wir zusammengestellt hatten, führte zu ein paar Meckereien.

Im Laufe der Planung, wie man die Zeit am besten nutzt, bildeten sich zwei Gruppen. Die eine Gruppe wollte eher mehr Kultur und Museen, die andere eher Freizeit und Party. Ich kann beide Gruppen verstehen, vor allem, wenn man bedenkt, dass bei mehr als 30 Leuten, die alle im Schnitt Mitte Zwanzig sind, ein paar von ihnen den Fokus auf andere Dinge legen, als sich den ganzen Tag mit Städtetouren die Zeit zu vertreiben oder bei eventuell schlechtem Wetter 40 Kilometer auf dem Rad zurückzulegen. Am Ende wurde ein Kompromiss zwischen Freizeit und Kultur gefunden, und es versprach, lustig zu werden.

Das letzte Mal habe ich von Daniela erzählt und wie sie viele Dinge mit ihrer Schwester gemeinsam hat. Vor allem möchte ich von dem Ehrgeiz erzählen der beide Schwestern ausmacht.

Marina ist 21 Jahre alt und die kleinere Schwester. Da ich selbst der Kleine von zwei Brüdern bin, weiß ich, wie das so ist in einem Geschwisterpaar. Sie ist etwas sprunghafter und extrovertierter als Daniela, aber dennoch vernünftig. Sie teilt Danielas Begeisterung für Mathematik und war die unangefochtene Nummer eins in unserem Lateinkurs.

2009 begann Marina die Ausbildung zur Industriemechatronikerin, und im Sommer 2011 begann sie, zusammen mit mir, die Abendschule. Das heißt, sie beendete die Ausbildung erst am Anfang diesen Jahres. Das Erstaunliche ist, dass sie die Abendschule neben der Ausbildung durchzog. Wobei sich die Ergebnisse der Ausbildung und der Abendschule sehen lassen können. Das alles ging zu Lasten ihrer Freizeit und teilweise auch ihres Privatlebens.

Als im Herbst vergangenen Jahres die Prüfungsphase ihrer Ausbildung begann, merkte man es Marina schon an – auch an den Noten, welche im Schnitt um eine Note nach unten gingen. Sie erzählte mir, dass der Stress, den sie zu der Zeit hatte, um das Dreifache intensiver war als gewohnt. Da konnte man schon mal für zwei Wochen nicht einkaufen gehen.

Die Ausbildung ist beendet, sie arbeitet wieder normal und kann sich nun auf die letzten Züge ihres Fachabiturs vorbereiten. Doch auch der normale Alltag von Arbeit und Abendschule ist nicht leicht. Viel Freizeit bleibt da kaum, der Haushalt wird am Wochenende erledigt. Auch ist sie sehr dankbar dafür, dass ihr Chef viel Verständnis zeigt und sie des öfteren unterstützt. Wenn sie die letzten Monate an der Abendschule so durchzieht wie bisher, dann wird das mit dem Techniker, welchen sie nach dem Fachabi machen möchte, kein Problem werden.

Viel Motivation erhält sie durch Daniela, ihrer große Schwester, da die beiden sich gegenseitig anstacheln und motivieren. Beide erzählten mir, dass es viel ausmacht und man dabei auch weniger blau macht, weil sie zusammen zur Schule fahren. Und jeder, der Geschwister hat, weiß, wie es immer einen kleinen Kampf gibt, wer schneller ist, höher springen kann oder vielleicht auch nur wegen einer besseren Note in einer Matheklausur.

Es war sehr interessant, die Beiden zu erleben und kennenzulernen – mit all ihren Unterschieden und ihren Gemeinsamkeiten.

Manchmal stelle ich mir vor, was wäre, wenn mein Bruder mit an der Abendschule oder bei uns in der Klasse wäre. Wäre ich besser und motivierter? Weil er in vielen Dingen ein Vorbild für mich ist. Oder wäre ich noch mehr mit Unsinn beschäftigt? Weil er genau so viel Unsinn im Kopf hat, wie ich es habe.

Sich das wirklich vorzustellen ist schwierig, da mein Bruder schon seit Jahren sein Fachabitur hat. Doch wie komme ich darauf? Durch Daniela und Marina Utsch, die beiden Schwestern in unserer Klasse. Sie sind unverkennbar Schwestern, das gleiche Lächeln, die gleiche Ma-thebegeisterung und die gleiche Motivation.

Daniela ist die ältere Schwester. Sie ist 23 Jahre und Marina 21 Jahre alt. Beide machen das Fachabitur an der Abendschule. Daniela ist die Ruhigere von beiden, wirkt als ältere Schwester immer etwas besonnen und still. Sie arbeitet als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte in einer Kanzlei in Lüdenscheid.

Das erste, was sie mir erzählte, war, wie froh sie ist, dass ihr Chef so verständnisvoll ist und sie unterstützt, wo er nur kann. Vieles wäre echt schwierig für sie, wenn sie nicht flexible Arbeitszeiten und ein unglaubliches Verständnis seitens ihres Chefs hätte. Sie teilt sich die Begeisterung und das Talent für Mathe mit ihrer Schwester. Etwas, worauf ich manchmal sehr neidisch bin, da die beiden kaum dafür lernen müssen.

Daniela wohnt alleine und fühlt sich, anders als ich, kaum überfordert mit ihrem Haushalt. Den Freizeitverlust findet sie nicht so schlimm wie alle anderen, doch ist sie – wie alle – froh, wenn sie etwas mehr Freizeit hat, wie zum Beispiel in den Ferien. Danielas großer Traum ist es, in die USA zu gehen und auch dort bleiben zu können. Darauf arbeitete sie seit Jahren schon hin, und unmittelbar nach dem Sommersemester, also nachdem sie ihr Fachabitur hat, geht es dann auch direkt nach Tampa in Florida. Sie wird dort als Au-Pair arbeiten, und das für ein Jahr. Das Abitur will sie dafür nutzen, um danach studieren zu können, am besten Mathe oder BWL – und am besten dann auch gleich in Amerika bleiben.

Über Mathe und BWL kann man sich streiten, aber der Traum, in Amerika bleiben zu können, ist unbestreitbar eine gute Idee. Die Tatsache, dass das alles so gut funktioniert, beruht zu großen Teilen darauf, dass sie hart arbeitet, so wie für ihren guten Realschulabschluss und auch für ihre Noten, wie zum Beispiel in Deutsch, welches – wie sie sagt – etwas schwierig für sie ist. Ich freue mich für sie, dass sie bald schon mit der Abendschule fertig ist, und ich bin wirklich sehr neidisch auf ihren Amerikaaufenthalt.

Fertig ist bald auch die H4, der Abiturjahrgang. Fast alle Prüfungen sind gelaufen, und nun werden die Nachwehen erwartet – die mündlichen Nachprüfungen. Als ich mit einigen Mitschülern des Abi-Jahrgangs geredet habe, war die Stimmung und Erwartung eher gemischt. Ein paar Prüfungen liefen sehr gut, andere, wie zum Beispiel Mathematik, liefen eher schlecht. Dass das etwas damit zu tun hat, dass der mathematische Schwierigkeitsgrad dieses Jahr etwas außerhalb der allgemeinen Prüfungsnormen liegt, ist sehr wahrscheinlich.

Ob und wie alle bestanden haben oder nicht, erfahre ich bald. Ich drücke auf jeden Fall allen Mitschülern die Daumen. Mal sehen, ob ich in einem Jahr auch so gestresst und besorgt an die Prüfungen herangehe.

„Anfang des Jahres habe ich bei meinen Freunden und Bekannten, welche studieren oder schon damit fertig sind, herumgefragt und Informationen eingeholt. Es ging darum, wie sie das Studium erleben, wie sie die Universität bewerten, an der sie studieren, und – ganz wichtig: wie sie ihre Zukunft nach dem Studium sehen und welche Chancen man danach hat.

Viel Witziges habe ich erfahren, Tipps und Tricks und auch ein paar Klischees. Doch wurde auch ein kleiner Traum von mir zerstört: die Literaturwissenschaften. Das war immer meine Antwort auf die Frage ,Was möchtest du nach dem Abitur studieren?’, und deswegen schmerzt es mich, erfahren zu haben, wie wenig Aussicht auf einen normalen Beruf man mit so einem Studium hat. Ich wollte nie Reichtümer anhäufen, ein Haus am Comer See oder einen leichten Job haben. Aber ich wollte, wie viele junge Menschen, einfach einen Beruf ausüben welcher mir vertraut ist und der vielleicht sogar ein ,Hobby’ ist und mir Spaß macht.

Es ist nicht so, dass man mit diesem Studium gleich einen Taxischein mitmachen sollte, aber die Berufe, die man als Literaturwissenschaftler ausübt, sind nicht das, was ich mir darunter vorgestellt habe. Ich weiß, dass das kein Weltuntergang ist und ich etwas Schwarzmalerei betreibe, aber dennoch war ich sehr geknickt.

Was mich allerdings aufgebaut hat, war die gewonnene Wette mit Marina aus dem Jahrgang über mir. Es ging um ein paar Noten auf dem Zeugnis, die ich erreichen musste, und ich habe den Kasten Vitamalz gewonnen. Es ist ein sehr leckerer Sieg.

Was aber dieses Schuljahr auffällt, ist die dunkle Jahreszeit, die uns alle schafft und nervt. Man geht im Dunkeln zur Arbeit und kommt abends im Dunkeln nach Hause. Ich habe früher immer gedacht, dass der Sommer schlecht für die Motivation ist, aber der Winter ist dieses Jahr einfach nur katastrophal. Ein jeder ist müde; Dank der immer noch herrschenden Grippewelle sind alle krank, husten und schniefen. Der Drang, einfach nur im Bett zu bleiben, ist für mich schlimmer als der Drang, im Sommer den Nachmittag in der warmen Sonne zu verbringen anstatt in der Schule.

In unserer Klasse merkt man, dass es dieses Jahr ein ,Wintertief’ gibt. Der Soziologieunterricht nutzt gerne Arbeitsgruppen und Gruppenarbeiten, um Themen zu vertiefen, was mit diesem ,Wintertief’ sehr mühsam sein kann.

Die Themen der einzelnen Fächer sind, wie erwartet, schwieriger geworden. Mathematik wartet mit Vektoren und Matrizen auf. Ich kann nur hoffen, dass ich es einigermaßen hinbekomme, das zu verstehen. In Deutsch beschäftigen wir uns mit drei Lektüren am Stück; ,Hiob’, ,Tauben im Gras’ und ,Mario und der Zauberer’. Wer sie kennt, weiß, was diese Bücher ausmacht, welches Einfühlungsvermögen sie beim Lesen und Verstehen verlangen, und dass man sich intensiver mit ihnen beschäftigen muss. Es bleibt also auch hier spannend.

In Biologie fangen wir bald mit Genetik an, ein Thema, worüber kaum jemand etwas weiß. Doch soll auch dieses sehr viel abverlangen. Zum Glück aber ist Herr Rothländer, unser Biologielehrer, sehr geduldig mit uns.

Die vier Monate bis zu den Sommerferien und somit dem Ende der zwölften Klassen nutzen wir also in vollen Zügen. Ich kann nur hoffen, dass das Wetter jetzt so schön bleibt wie in den vergangenen Tagen, sodass meine Mitschüler und ich aus diesem Wintertief herauskommen.“

Ich glaube, ich habe schon einmal erwähnt wie schnell die Zeit vergeht, wie man nicht bemerkt, dass Weihnachten und der Jahreswechsel schon hinter einem liegen. Das Schulsemester ist bald vorbei, und das nächste Semester, also die H2, steht vor der Tür. Ein Jeder ist gespannt auf die Zeugnisse, so wie ich.

Für die Leute aus meiner Klasse, die mit dem Fachabitur am Ende der H2 aufhören, ist das Zeugnis sogar noch wichtiger, da man anhand dessen ahnen kann, wie gut oder schlecht das Endergebnis des Fachabiturs sein wird. Meine Sorge gilt nur einer kleinen Wette, die ich mit Marina, einer Freundin aus dem Jahrgang über mir, abgeschlossen habe. Es geht einfach darum, ob ich meine Noten halten kann oder nicht. Viel Ehrgeiz steht hinter der Wette, es geht immerhin um einen Kasten Vitamalz.

Hätte ich vor zehn Jahren daran gedacht, um ein paar Noten auf meinem Zeugnis zu wetten, hätte ich wahrscheinlich laut gelacht. Aber diesmal geht es auch darum, ob ich Marina einen Kasten kaufen muss oder ob ich einen Kasten bekomme.

Wie versprochen, möchte ich heute aber gerne Milo vorstellen. Er ist in dem jüngsten Kurs des Abendgymnasiums, der E1, und er hat mich sehr beeindruckt, was seine Motivation und seinen Alltag rund um die Schule angeht.

Sein richtiger Name ist Milorad Banjanin, er ist 34 Jahre alt, verheiratet und hat einen kleinen Sohn im Alter von zwei Jahren. Ihm ist es zu verdanken, dass wir eine sehr lustige Weihnachtsfeier hatten, an der fast alle Schüler und Lehrer des Abendgymnasiums teilhaben konnten. Sein Wochentag ist beeindruckend, und das auf eine Weise, die man zeitintensiv nennen kann. Da er sich 2001 mit einer Firma für Lasertechnik selbstständig gemacht hat, steht er jeden Tag um 6 Uhr auf und ist erst abends um 22 Uhr wieder zu Hause bei seiner Familie. Meist kommt er von der Arbeit direkt in die Abendschule und sieht somit seinen Sohn nur, wenn er schon schläft. Es ist nicht leicht für ihn, seinen Sohn so selten zu sehen, doch möchte er in Zukunft ein zweites Standbein haben. Für seine Familie. Er erzählte mir eindrucksvoll, was alles mit Lasertechnik möglich ist, wie man diffizile Gravuren, Muster und Reparaturen damit bewerkstelligen kann und welche Möglichkeiten es alles gibt. Dieses Wissen könne man vielseitig anwenden. Deswegen liebäugelt er in Zukunft mit einem Studium in Medizintechnik, wo er seinen erlernten Fachbereich gut einbringen kann. Milo sagte mir: „Menschen werden älter und benötigen immer bessere medizinische Produkte“. Das kann ich nur bestätigen, und ich hoffe, er ist darin so ehrgeizig wie in allem anderen.

Sein Werdegang ist nicht weniger beeindruckend. Mit 16 Jahren machte er seinen Hauptschulabschluss und begann sofort eine Lehre als Werkzeugmacher. Er arbeitete in dem Beruf, bis er sich mit 23 selbstständig machte, mit sichtlichem Erfolg. Doch das war ihm nicht genug, denn nichts davon war für ihn beweisbar auf Papier. Er wollte es sich selbst beweisen und strebte nun einen Realschulabschluss an, den er mit etwa 1,2 schaffte (es waren eigentlich 1,17, als wir es ausgerechnet haben). Den Abschluss machte er, kurz bevor er anfing, das Abendgymnasium zu besuchen, und nun ist er auf dem besten Wege zum Abitur. Immer in Gedanken bei seiner Frau Dana, die ihn unterstützt, wo sie nur kann. Er sagte mir, ohne jemanden, der ihm den Rücken freihalte, ihm Zuspruch und Hoffnung mache und so viel Last und Arbeit von seinen Schultern nehme, könne er es nicht schaffen.

Aber auch jemand wie Milo hat ein paar Sorgen, was die Abendschule anbelangt. Der Biologieunterricht ist zu Beginn hart, und das Pensum in Lerninhalt und Zeit steigt stetig, seine Englischkenntnisse sind nicht die besten und weil unser Englischlehrer, Herr Schwarz, im Unterricht gerne abschweift, fühlt er sich manchmal etwas im Stich gelassen, vor allem im Hinblick auf die Abiturklausuren.

Und Sorgen machen ihm auch die Tische. Eine Sorge, die viele andere teilen. Schmal und instabil nagen sie an der Geduld vieler Schüler, und so mancher würde sie gerne ausgetauscht sehen. Doch das wird so schnell nicht passieren. Mal sehen, wie Milos erstes Zeugnis aussieht und ob ich mit ihm mithalten kann. Auf in das nächste Schulsemester!

 

Als ich zu Beginn der Schulzeit hörte, dass unsere Abdeckung der zweiten Fremdsprache Latein sein wird, hatte ich fast Albträume. Eine tote Sprache, von niemanden mehr gesprochen. Eine Katastrophe für mich, da ich Sprachen am besten lerne, wenn ich mich mit jemandem unterhalten kann oder sie in Liedern und Filmen höre.
Latein hat keine Sprachdynamik oder Ästhetik. Auch ein Schrecken für mich, da es so keine einprägsame Literatur oder Lyrik gibt. Ein Buch, verfasst in der lateinischen Sprache, liest sich wie ein Beipackzettel.
Die ersten Stunden waren, wie erwartet, sehr frustrierend und ermüdend. Was vielleicht auch daran gelegen haben mag, dass es zu der Zeit um 19 Uhr dunkel wurde und man sowieso immer müde war. Von Vorfreude konnte ich da nicht reden.
Das Jahr geht zu Ende, und somit auch der Lateinunterricht. Die Abdeckung der zweiten Fremdsprache läuft über die ersten drei Semester und ist dann vorbei. Sofern man eine gute Note hat und das Fach somit besteht. Und entgegen unserer Erwartungen hat es der gesamte Kurs geschafft, und das mit Noten, die uns mehr als zufriedenstellen. War Latein also doch nicht so schlimm?
Doch, das war es. Aber wir hatten Frau Pauli, unsere Lateinlehrerin. Für mich eine der besten Lehrerinnen, die man in einem solch drögen Fach bekommen kann. Sie schaffte die Balance zwischen der Strenge, die so ein Fach wie Latein benötigt, und Spaß, welchen man auch braucht, um nicht das Handtuch zu schmeißen.
Im Nachhinein war es gar nicht so schlimm, wie ich zwischendurch immer dachte. Trotzdem werde ich nun nicht den „goldenen Esel“ von Apuleius im Original lesen können, aber wenigstens die lateinischen Schriften an antiken Denkmälern und Bauwerken kann ich nun entziffern, was mir doch Freude bereitet.
Ungewöhnlich ist übrigens, dass wir zwei neue Mitschüler begrüßen können: Jan und Woyciek. Die beiden kommen von der Hauptstelle in Hagen zu uns an das Abendgymnasium nach Lüdenscheid. Ungewöhnlich aber auch nur, da wir die Hälfte des ersten Semesters haben und man für gewöhnlich zu Semsterbeginn neue Mitschüler begrüßt. Was mich aber nicht stört. Die beiden sind lustig und umgänglich, also passen sie gut in unsere Klasse.
Und dank Milo (ihn werde ich beim nächstes Mal im Interview vorstellen) können wir uns vor den Ferien noch auf eine Weihnachtsfeier des gesamten Abendgymnasiums freuen. Er hat es geschafft, fast das gesamte Abendgymnasium zu überreden, Schüler wie Lehrer. Was um einiges besser ist als letztes Jahr, wo wir uns frierend über den Dortmunder Weihnachtsmarkt drängten.

Vor den Sommerferien hatte ein unbekannter Täter aus einem Klassenraum im Zeppelin-Gymnasium einen Beamer gestohlen. Es ist traurig, dass so etwas heute noch passiert, und das gerade an einer Schule. Wir wurden darüber informiert und sollten daraufhin die Augen offen halten und unsere Sachen nicht einfach so rumliegen lassen. Und bis vor einigen Tagen hatte ich diese Angelegenheit fast vergessen – bis mich ein Lehrer des Gymnasiums daran erinnerte, auf eine Art, die, wie mir bestätigt wurde, für ihn normal zu sein scheint.
Wir schrieben an diesem Abend eine Mathe-Klausur, und weil ich vorher noch mit meinen Klassenkameraden lernen wollte, war ich schon ein paar Minuten vor Schulbeginn in der Schule. Das Abendgymnasium ist ja im „Zepp“ untergebracht.
Alle unsere Klassenräume waren offen, und es waren auch schon Schüler von jedem Jahrgang da, außer von meinem. Ich betrat unseren Klassenraum und störte dort eine kleine Gruppe von Lehrern und Schülern, die darüber berieten, was man in dem Raum noch verändern könne und inwiefern das möglich sei. Ich wartete artig vor der Klasse, um sie nicht zu stören. Als die Gruppe den Raum verließ, wollte ich gerade hineingehen, als mich ein Lehrer des Zeppelin-Gymnasiums aufhielt. Er musterte mich von oben bis unten und fragte, was ich hier mache und ob ich hier zur Schule gehe, wobei er mir den Weg zum Klassenraum versperrte und die Türklinke eisern festhielt. Ich bejahte und sagte ihm, ich würde gerne in den Klassenraum gehen, um mich auf eine Klausur vorzubereiten, die wir gleich schrieben. Daraufhin fragte er, ob das nötig sei und ob ich nicht wüsste, dass hier geklaut wird. Als ich ihm versicherte, dass wir immer darauf aufpassen, dass hier niemand etwas mitnimmt, zog er die Tür zu, schloss sie ab und sagte: „Ich möchte nicht, dass die Schulbücher in diesem Raum morgen weg sind.“ Mal davon abgesehen dass ich stinksauer war, hat mich das Ganze doch etwas nachdenklich gemacht. Haben die Schüler des Abendgymnasiums einen so schlechten Ruf?
Nun aber zu etwas ganz anderem. Diesmal stelle ich Ikram Halabi vor, die beste Freundin von Ann Christine Ladwig.
Ikram ist 25 Jahre jung und kommt aus Lüdenscheid. Auch sie ist einen Jahrgang über mir, in der H3. Sie ist ein sehr angenehmer Mensch und hat im Erkältungsfall auch Tee und Gebäck für Mitschüler parat. Zusammen mit ihr und Ann ist keine Pause langweilig, denn man hat immer etwas, worüber man reden kann. Sei es der letzte Unterricht oder warum eine Sitcom ein falsches Männerbild verbreitet. Die Themen sind immer interessant.
Ikram konnte ihre erste Schullaufbahn nicht in einem Rutsch durchlaufen, da sie sich innerhalb der Familie sehr intensiv kümmern musste. Der Gedanke an das Abitur kam erst, nachdem sie mehr als hundert Bewerbungen geschrieben hatte und nur zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen worden war. Sie möchte ein gutes Abitur, um so etwas nicht mehr erleben zu müssen. Mit dem Abitur will sie sich aussuchen, was sie macht und welche Laufbahn sie einschlägt. Momentan arbeitet sie in der Modebranche und hat jeden Tag von sieben Uhr morgens bis abends um zehn Uhr zu tun. Zudem muss sie viel Arbeit im Haushalt erledigen. Einkäufe für fünf Personen und der Weg von der Arbeitsstelle nach Hause, zur Schule und zurück sind zeitaufwändig. Aber nach einiger Zeit hatte sie sich daran gewöhnt. Da sie nie arbeitslos war, kennt sie es kaum anders. Auch ihre Familie und ihre Chefin unterstützen sie sehr gut – davon abgesehen, dass die Lehrer bei uns mehr als verständnisvoll für so einen Alltag sind. Das Besondere an der Abendschule sind die Leute, sagt sie. Sie hat dort Ann kennengelernt – eine besondere Freundschaft. Und sie ist über die Vorurteile von Äußerlichkeiten hinweg. Auch sie freut sich sehr auf die Zeit nach dem Abitur, vor allem, weil es dann so weitergeht, wie sie es will.

Thomas Köhler

12. Folge: Ann Christine Ladwig aus Altena hat schon zwei Jahre überstanden

Anforderungsbereich I bis III und deren Operatoren: Ein paar Leute werden diese Begriffe noch gut kennen. Begriffe, die uns nun seit ein paar Wochen in fast jedem Fach begleiten, vor allem in den wortstarken Fächern wie Deutsch, Soziologie und Biologie.
Für uns bedeutet es ein anderes Herangehen an Texte, Bücher und Aufgabenstellungen. Die Anforderungsbereiche und Operatoren sind so etwas wie Erwartungen an den Schüler, wie er etwa an Texte herangeht, wie man mit den Informationen umgeht, die man dadurch erhält, und vor allem nicht um den heißen Brei herumredet, sondern auf den Punkt kommt.
Für mich klang das alles zu Beginn sehr abstrakt und etwas zu weit weg davon, wie ich bis jetzt gearbeitet habe. Doch vor allem unser neuer Soziologielehrer, Herr Kühmel, hat uns von der ersten Stunde an mit großer Geduld und viel Einsatz sehr genau erklärt und erörtert, was man darunter versteht.
Nicht jeder konnte mit diesen Begriffen sofort etwas anfangen und sie ohne Probleme anwenden. Deswegen waren wir heilfroh, dass Herr Kühmel so geduldig mit uns ist. Umso mehr ärgert es ein paar von uns, dass einige Unterrichtsstunden bei ihm ausfielen, sei es durch einen blöden Zufall, Seminare oder die alljährliche Grippewelle. Auch wenn das Fach Soziologie viele nicht von den Socken haut, ist es hilfreich für die kommenden zwei Jahre, da wir dort ein paar gute Übungen bekommen, die wir für die Abiphase gebrauchen können. Jetzt sind die Ferien vorbei, und ich hoffe, dass am Montag alle wieder gesund sind. Denn bei uns in der Klasse hatte die Grippewelle mit recht großem Erfolg zugeschlagen. Man hörte Husten und Schniefen aus allen Rängen.
Heute würde ich gerne eine Mitschülerin an unserem Abendgymnasium vorstellen. Fangen wir mit Ann an. Ann Christine Ladwig ist 21 Jahre jung, kommt aus Lüdenscheid und wohnt momentan in Altena. Sie ist ein Jahrgang über mir in der H3, dem Abiturjahrgang, und hat immer gerne einen guten Tipp für mich parat. Sie verbreitet mit ihrem ehrlichen Lachen in jeder Pause gute Laune und ist immer gut für ein paar Minuten gesunder Diskussionen. Sie besucht das Abendgymnasium, weil sie, aus privaten Gründen, den ersten Bildungsweg nach ihrem Realschulabschluss nicht in einem Rutsch durchlaufen konnte. Ihr Bruder brachte sie dann auf die Idee mit dem Abitur an der Abendschule. Das Abitur macht sie, da sie gerne alle Möglichkeiten haben möchte, um später das machen zu können, was sie gerne will. Sei es ein Studium oder eine spezielle Ausbildung.
Auf die Frage, wie sie es mit dem Leben neben der Schule macht, meint sie: „Ich bin momentan arbeitssuchend. So ist die Einteilung für Haushalt, Freizeit und Schule gut zu bewerkstelligen. Ich bin nur unglücklich über den täglichen Weg von Altena nach Lüdenscheid.“ Da Ann Christine nächstes Frühjahr mit den Abiprüfungen beginnt wollte ich wissen, wie gut sie sich vorbereitet fühlt. Auch hier ist sie sehr optimistisch. Die Lehrer seien alle schwer in Ordnung und hätten immer ein Ohr für Probleme, seien sie persönlich oder schulisch. Und man merkt die gute Unterstützung.
Sie erzählt mir, dass sie es genießt, viele verschiedene Menschen an der Schule zu sehen, ihre Geschichten und von ihrer Herkunft zu hören. Ann Christine sieht die drei Jahre als angenehme Zeit, die nicht verschwendet ist. Und zum ersten Mal, sagt sie, unterhalte sie sich mit ihren Mitschülern ernsthaft – sei es über Sachen aus der letzten Unterrichtsstunde, Geschichten, Gott und die Welt oder wo und bei wem man am Wochenende zusammen lernt. Außerdem solle ich unbedingt ihren Klassenkameraden Ruslan interviewen – einen Mann, vor dem sie viel Respekt habe. Das werde ich auch tun. Nächstes Mal stelle ich aber ihre beste Freundin vor, Ikram.

11. Folge: Zweites Schuljahr hat begonnen / Niemand ist abgesprungen

Von Thomas Köhler
Der erste Schultag nach den Ferien. Jetzt beginnt die
Hauptphase. Die Leistungskurse werden bald gewählt, und der Schulstoff
legt an Tempo und Schwierigkeit zu.
Sechs Wochen Sommerferien sind nun vorbei und es ging zu schnell, viel
zu schnell. Genau, wie ich es erwartet hatte. Und was habe ich die
Sommerferien genutzt. Ich habe mir eine neue Wohnung gesucht, bin
daraufhin umgezogen, habe gearbeitet, hatte eine kurze Zeit lang so
etwas wie ein Hobby und in all dem auch ein paar Tage Urlaub.
Die ersten Schultage waren wie gewohnt. Ich habe mich wirklich gefreut,
meine Klassenkameraden wiederzusehen – und auch darüber, dass es alle
waren, bei denen ich mich vor den Ferien verabschiedet habe. Das heißt:
Keiner hat es sich anders überlegt und ging.
Neues gibt es auch schon. Der Stundenplan hat sich geändert. Nichts
Weltbewegendes, aber die Stunden sind jetzt besser verteilt anstatt auf
einem Haufen. Außerdem werden wir von zwei neuen Lehrern unterrichtet.
Diese ersetzen somit Herrn Glogowski, der uns in Soziologie lehrte, und
Herrn Waldwehr (Name auf seinen eigenen Wunsch geändert), der mich und
ein paar andere Klassenkameraden in Mathe sehr weit gebracht hat.
Die Erwartungen an diese neuen Lehrer sind also ziemlich hoch, denn Herr
Glogowski und Herr Waldwehr waren mir fast ans Herz gewachsen, soweit
man das von Lehrern sagen kann.
Was mich allerdings schockierte, waren die Tage vor dem ersten
Abendunterricht. Ich war zu gleichen Teilen traurig und froh darüber,
dass es wieder losgeht. Traurig war ich, weil ich die Zeit, die ich
hatte, zu sehr ausgenutzt hatte. Die sechs Wochen waren voller Freizeit
und ohne Schulstress, voll mit Aktivitäten, für die man sonst keinen
Raum hatte. Es waren nicht die Sommerferien, die ich im ersten
Bildungsweg hatte, weil ich wusste, dass es schnell vorbei sein würde.
Da merkte ich wieder, wieviel Zeit man eigentlich an einem Tag hat. Der
Gedanke daran, dass ich diese Freizeit jetzt vermissen werde, wog schwer.
Ich kann die Leute mehr als verstehen, die den Alltag ohne Schule dem
Alltag mit Abendschule vorziehen. Es strengt an, und es zog mich etwas
runter. Doch die Freude war auch da. Die Vorfreude darauf, dass ich noch
zwei Jahre habe und es dann vorbei ist und ich mein Abitur in der Tasche
habe. Die Freude, dass es endlich wieder weitergeht und ich danach
endlich das machen kann, was ich immer wollte: Studieren – und zwar
etwas, was mir Spaß macht.
Aufhören möchte ich nicht, und ich denke, das werde ich auch nie in
Erwägung ziehen, doch kann ich nicht lügen, wenn es um die freien
Nachmittage geht. Möge das kommende Schuljahr so werden wie das letzte.
Das würde mir gefallen.

10. Folge: Das erste Schuljahr ist geschafft / Fünf Kommilitonen nicht
mehr dabei

Von Thomas Köhler

Als mir vor einem Jahr gesagt wurde: „Die ersten beiden Semester
vergehen wie im Flug“ , habe ich das natürlich geglaubt. Aber so
schnell? Das mag jetzt kitschig klingen, aber es war, als sei es erst
gestern gewesen, als ich mit der Schule anfing. Und es kommt mir nicht
nur so vor, weil das Wetter genau so schlecht war wie heute. Ich glaube,
es ist auch so, weil ich wirklich kaum Zeit hatte, um es ganz zu
erfassen und zu betrachten, wie schnell man sich von Klausur zu Klausur,
von Thema zu Thema und von Semester zu Semester arbeitet. Das war etwas,
was ich sehr schnell merkte: Es ist wirklich sehr anstrengend.
Es mag immer alles sehr einfach geklungen haben hier in den Texten. Doch
war es das nicht immer. Auch wenn das Wetter nicht so gut war, war man
versucht, einen Abend pro Woche mal nicht hinzugehen, eine Stunde später
oder eher zu gehen. Der Zeitaufwand ist anstrengend, das kann man nicht
schönreden, doch ist es mir das definitiv wert.
Wir haben vor einem Jahr mit achtundzwanzig Leuten das Schuljahr
begonnen, und nun sind wir – nach den Sommerferien – noch
dreiundzwanzig. Die Gründe waren unterschiedlich. Der eine hatte keine
Zeit und keine Lust mehr; ein anderer realisierte nach einem halben
Jahr, dass er doch schon sein Fachabitur hatte und nun eigentlich
umsonst mit uns die Schulbank drückte. Andere kamen mit dem Druck nicht
klar und waren am Ende doch überfordert. Es ist schade, dass manche weg
sind, doch so ist es in der Schule leider. Die verbleibenden Schüler in
unserer Klasse sind aber motivierter denn je, denn im nächsten Schuljahr
fängt der ernste und entscheidende Teil an. Die Hauptphase, oder auch
H-Phase.
Das Ende des Schuljahrs wurde sehr nett mit einer kleinen Grillparty
mehr als gebührend gefeiert. Neben unserem Schulleiter, Herrn Küster,
waren auch noch Herr Rothländer und Herr Schwarz, der mir ein sehr
leckeres Kalbssteak spendierte, anwesend. So wie alle verbliebenen
Schüler des Lüdenscheider Abendgymnasiums.
Und da das Rahel-Varnhagen-Kolleg dieses Jahr 30 Jahre alt wird, wurde
auch noch ein großes Schulfest in Hagen veranstaltet, zu dem alle
Schüler eingeladen waren. Es gab Sportveranstaltungen und Turniere,
Fressbuden, Getränke und Preisverleihungen für den Kunstwettbewerb der
Schule. Ich konnte leider nicht hin, da mich die Arbeit zu viel einspannte.
Doch nun haben erst einmal die Sommerferien für mich angefangen, und ich
freue mich wie noch nie zuvor, mehr noch als in meiner ersten Schullaufbahn.
Denn jetzt habe ich erst mal wieder Zeit. Zeit, die ich auch brauche, um
endlich etwas auszuspannen und um mehr Zeit mit meiner Freundin zu
verbringen. Die Ferien kommen mir aber auch gelegen, da ich eine neue
Wohnung brauche und bis jetzt nicht wirklich dazu gekommen bin, mich
umzusehen. Und ich wette, die sechs Wochen gehen viel zu schnell vorbei,
um sie richtig zu genießen.
Hoffen wir auf gutes Wetter, auf viel Entspannung und dass das nächste
Schuljahr so lustig und lehrreich wird wie das Vergangene.