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Ein Schlüssel passt nur auf ein ganz bestimmtes Schloss. Ohne diesen Schlüssel kann das Schloss nicht geöffnet werden. Wer den richtigen Schlüssel in Händen hält, kann das Schloss öffnen, z.B. zu einer Tür, und hat so Zugang zu einem Haus, einem Raum. Womöglich gehört der Schlüssel gar zu einer Schatztruhe – einfach nicht auszudenken!

Worte können wie Schlüssel sein, können aufschließen. Wer kennt nicht solche Worte, die einem das Herz öffnen! Etwa: "Das hast du aber ganz toll gemacht!" – "Wie gut, dass du da bist!" – "Du hast mir so gefehlt!" – "Ich bleibe bei dir, lasse dich nicht allein."

Auch die Bibel kennt solche Worte wie Schlüssel. Sie lassen Menschen aufleben. Etwa: "Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben." – "Auch ich verurteile dich nicht." – "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe." – Oder die "goldene Regel": "Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen!"

Wie aktuell erscheint da die O-Antiphon im kirchlichen Stundengebet vom 20. Dezember: "O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel! Du öffnest, und keiner vermag zu schließen; du schließest, und keiner vermag zu öffnen. Komm, führe die Gefangenen aus dem Kerkerhaus, aus Finsternis und Todesschatten!"

Wer sind hier und heute die "Gefangenen", was sind hier und jetzt "Kerkerhaus, Finsternis und Todesschatten"? Vielleicht kennen wir aus eigener Erfahrung, was es heißt, gefangen, gefesselt zu sein, keinen Lichtblick mehr zu sehen. Oder wir wissen um Menschen, die gerade jetzt in solchen Situationen gefangen sind. Welches Wort könnte jetzt zu einem Schlüssel werden, das aufschließt, befreit? 

Möglicherweise werden wir uns unseres ganz persönlichen Schlüsselwortes bewusst, das mithilft, die Vision Gottes von einer befreiten und freien Welt Wirklichkeit werden zu lassen, die Vision Jesu Christi, der einer von uns geworden ist und immer neu werden will. Nicht nur an Weihnachten.

Immer kürzere Tage im Dezember und immer längere Nächte! Früher wurde die Zeit zwischen dem 13. und 25. Dezember als die "dunklen Nächte" bezeichnet. Wie sehr sehnen sich Mensch und Natur nach Licht und Helle, nach Sonne und Wärme, nach Durchblick!

Schon eine einzige Kerze kann einen dunklen Raum erhellen und verwandeln. Und gerade sie, die kleine und so gefährdete Flamme, strahlt Wärme aus, kann im Nu einen Raum anheimeln. Lichterketten in unseren Häusern und auf den Straßen suchen die Dunkelheit zu bannen. Sogar der Schnee vermag die kahle, dunkle Landschaft zu erhellen und zu verwandeln und kann uns heiter stimmen.

Auch und gerade wir Menschen können einander Licht, Helle und Wärme schenken, besonders in diesen vorweihnachtlichen Tagen: etwa durch ein aufmerksames Auge, durch Hinhören, Einfühlen, Mitfühlen. Und sich dieses Licht auch schenken lassen, sich über gute Nachrichten freuen und sie anderen mitteilen.

Der Ruf "Maranatha, unser Herr komme!" hat die ersten Adventswochen geprägt. Am morgigen 16. Dezember beginnt in der Liturgie der Kirche die neuntägige Vorbereitung auf Weihnachten. Wir singen: "Siehe, Gott wird kommen. Ihr werdet es sehen und euch von Herzen freuen." Und: "O Morgenstern, komm und erleuchte alle, die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes."

Helfen wir heute und in den nächsten Tagen in unserer konkreten Situation und auf unsere bescheidene Weise mit, dass Jesus Christus, dieser "Morgenstern", unserer Welt Licht, Helle und Wärme bringen kann – in unser Haus, in unsere Gemeinden, in unser Land und darüber hinaus.    

Das Kloster der Steyler Missionsschwestern im Wickeder Ortsteil Wimbern ist für mehr als 90 alte Schwestern, die jetzt hier leben, ihr Zuhause. Es ist aber auch das Zuhause von weit mehr Schwestern, die über Deutschland hinaus in vielen Ländern aller Kontinente leben und wirken. Durch sie wissen die Schwestern in Wimbern sich auch mit den Menschen dieser Länder verbunden, für die und mit denen unsere Schwestern arbeiten und sich einsetzen. 

Das wurde erneut beim Adventsbasar deutlich, den wir Ende November in Wimbern hatten. Der Erlös des Basars war in diesem Jahr für ein Projekt unserer Mitschwestern in Cebu auf den Philippinen bestimmt. Durch Vergabe von Kleinkrediten an Frauen aus 20 armen Familien in den abgelegenen Ortschaften Paray und Mahayahay wollen die Schwestern den Frauen helfen, dass sie Kleinbetriebe aufbauen können, mit denen sie durch Nähen, Backen, Herstellen von Konfitüre, von Karten u.a.m. den Lebensunterhalt für ihre Familien sichern und ihren Kindern den Schulbesuch ermöglichen.

Die Besucher des Basars ließen sich das Projekt erläutern und konnten sich an einer Schautafel ein Bild verschaffen, wie philippinische Frauen mit einfachsten Mitteln eine Existenz für sich und ihre Familien aufbauen.

Die Koordination des Basars lag wie immer bei Sr. Anita Fecht. Sie und viele Mitschwestern, Verwandte und Bekannte haben während des ganzen Jahres unermüdlich gewirkt, um die schönen Sachen herzustellen, die jetzt zum Verkauf einluden. Sr. Letarda Terhar und die Frauen der Selbsthilfegruppe, die sie vor 20 Jahren gegründet hat, bereiteten köstliche Waffeln.

Das Ziel des Basars ist mehr als erreicht: mit € 5.000,– ist das Projekt für die 20 Frauen auf den Philippinen gesichert. Das Geld ist Hilfe zur Selbsthilfe und trägt dazu bei, dass die Frauen jetzt ihre Kleinbetriebe starten können.

Ein weiteres Ziel soll nicht unerwähnt bleiben: die Schwestern in unserem Klosteraltenheim Wimbern und die Menschen unserer Umgebung sind einander wieder ein gutes Stück näher gekommen. Und wir alle konnten erfahren, wie das kleine Wimbern im Sauerland den Menschen auf der anderen Seite des Globus tatkräftig helfen kann.

 

Wer kennt nicht den Brauch, am St. Barbara-Tag, dem 4. Dezember, einige Zweige vom Kirschbaum oder vom Forsythienstrauch ins warme Haus zu holen, sie in Wasser zu stellen und dann zu hoffen, dass sie an Weihnachten aufgeblüht sind?

In diesen Tagen hat uns der Winter mit Frost, Schnee und grimmiger Kälte überrascht. Die Stürme während der letzten Wochen haben alles Laub von den Bäumen gefegt, die jetzt wie tot ihre kahlen Zweige in den Himmel strecken.

Gerade jetzt können Barbara-Zweige zu Zeichen werden, dass selbst in strengem Winter, in allem scheinbar Leblosen dennoch tief ein neues Leben schlummert, das neues Wachsen, Blühen und Reifen verheißt.

In einem kleinen Gedicht von Helmut Grunow heißt es:

Ich brach drei dürre Reiselein vom harten Haselstrauch

und tat sie in ein Tonkrüglein, warm war das Wasser auch.

Es weht so kalt der Winterwind, da ich die Reislein brach,

und als es nah an Weihnacht ging, da war das Wunder wach.

Da blühten bald zwei Zweigelein, und in der heiligen Nacht

brach auf das dritte Reiselein und hat das Herz entfacht.

Ich brach drei dürre Reiselein vom harten Haselstrauch,

Gott lässt sie grünen und gedeihn wie unser Leben auch.

(Grunow, Helmut; Georg Kallmeyer Verlag, Wolfenbüttel u. Berlin)

 

Das Tagesevangelium vom Mittwoch der 1. Adventswoche berichtet über die Speisung der vielen Menschen, die Jesus gefolgt waren und drei Tage bei ihm ausgeharrt hatten: "Jesus nahm die sieben Brote und die Fische, sprach das Dankgebet, brach die Brote und gab sie den Jüngern, und die Jünger verteilten sie an die Leute. Und alle aßen und wurden satt" (Mt 15,32ff.).

Als wir heute Morgen mit einigen Schwestern zur Einstimmung auf den Tag diesen Schrifttext lasen, sagte unsere 90-jährige Schwester Vianelde: "Das habe auch ich als Kind erlebt. Unsere Mutter kochte jeden Tag für unsere Familie das Essen. Vor dem Essen kamen manchmal bis zu 20 Fremdarbeiter, die Hunger hatten. Die Mutter gab ihnen zu essen, weil sie nie jemand hungrig wegschicken konnte. Und das Essen hat dann immer noch für uns gereicht."

Vielleicht pocht heute oder in den nächsten Tagen jemand an unsere Tür, nicht unbedingt um Essen zu erbitten. Vielleicht möchte jemand nur etwas mitteilen, möchte etwas von unserer Zeit, braucht ein offenes Ohr, ein hörendes Herz, ein ermutigendes Wort für den weiteren Weg. Mehr nicht. Auch nicht weniger.