Alle Beiträge dieses Autors

Letzten Dienstag war es soweit. Nachdem mich meine Familie bei meinen Gasteltern abgeholt hatte und wir unseren gemeinsamen Familienurlaub in den Staaten beendet haben, bin ich seit einer Woche nun wieder „daheim“ in meinem kleinen und überschaubaren Heimatdorf Büderich. Zusammen mit meinen Eltern und meinem Bruder Jonas fuhr ich endlich wieder über die Straßen, die ich vor einem Jahr tränenreich verlassen hatte. Den Kofferraum voll gepackt mit meinen Sachen verließen wir die Autobahn, fuhren vorbei an der neu eingerichteten Kreisstraße an der Tankstelle an der B1. Dann kam das Ortseingangsschild „Büderich“, die erste rechts ab – jetzt waren es nur noch wenige Hundert Meter. Wir nahmen die letzte Kurve und wir waren da! Alles schien so geblieben zu sein, wie ich es verlassen hatte. Meine Emotionen konnte ich nicht mehr unter Kontrolle halten und sagte unter Freudentränen: ,,Ich glaube ich bin wieder Zuhause!“ An unserem Haus angekommen sah ich eine große Deutschlandflagge, ein ‚Herzlich Willkommen‘ an unserer Haustür und viele rote herzförmige Luftballons.

Meine beiden Omas standen auf der Treppe voller Freude, mich wieder in die Arme schließen zu können. Und auch ich war einfach nur glücklich, sie wieder zu sehen. Dann ging es weiter ins Haus, wo ich natürlich erstmal in mein „altes“ Zimmer gehen wollte. An meiner Zimmertür war ein Schild aufgehängt, auf dem mit großen Buchstaben zu lesen war „Hi Hanni“. Mir war sofort klar – „meine“ Mädels waren hier! Vorsichtig öffnete ich die Tür und sah in sieben weinende Gesichter, die mich mit leuchtenden Augen ansahen. Es war so schön, meine besten Freundinnen nach so langer Zeit wieder zu sehen. Es folgten unendlich lange Umarmungen. Für mich hat es sich alles viel zu schön angefühlt um wahr zu sein. Ich war wieder daheim – dort, wo ich aufgewachsen bin…

Es gab so viel zu erzählen. Meine Freundinnen hatten Kuchen gebacken, und wir nahmen uns viel Zeit zum Plaudern beim Kaffee trinken. Die große Überraschung folge dann am Abend. Meine Freundinnen hatten unseren Garten in eine kleine Partymeile verwandelt und mit vielen Freunden feierten wir unser Wiedersehen bis zum frühen Morgengrauen – einfach wunderbar!

Am nächsten Tag wachte ich dann zum ersten Mal wieder im eigenen Bett auf. Erst da habe ich wohl so richtig realisiert, dass ich wirklich wieder zu Hause war.

Auch wenn zwischenzeitlich eine Woche vergangen ist – für mich ist der Alltag noch nicht wieder eingekehrt. Alles ist so vertraut und doch noch irgendwie fremd. Ich denke noch immer in Englisch und übersetze ins Deutsche – sehr zur Erheiterung meiner Lieben, weil die Redewendungen sich im Deutschen offenbar sehr lustig anhören. Aber das gibt sich wieder.

Es ist ein gutes Gefühl, wenn meine Freundinnen mir sagen: ,,Es fühlt sich so an, als wärst du nie weg gewesen!“

Mein Austauschjahr in Amerika ist nun Vergangenheit – aber es bleiben die schönen Erinnerungen!

Liebe Leserinnen und Leser, vielen herzlichen Dank dafür, dass Sie mich in Gedanken begleitet und meine Erfahrungen mit mir geteilt haben. Es war schön zu wissen, dass so viele liebe Menschen meinen Blog verfolgt haben.

Ihre

Hannah Keyen

So langsam realisiere ich, dass ich heute genau da stehe, wo ich vor neun
Monaten angefangen habe: ich zähle – ich zähle die Tage, bis ich
ein Leben verlassen muss, um ein anderes zu leben. Ein Strich über
jedem Tag auf dem Kalender an der Wand, der vorüber geht, mit einem
roten Kreis über dem Tag, an dem ich ein Leben, das ich mir hier
aufgebaut habe, verlassen muss. Ich versuche das Chaos in meinem Kopf
aufzuräumen und weiß nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Die Tage
gehen immer schneller vorbei, aus 60 Tagen werden 30, und ehe ich
mich versehe, kann ich die Tage an meinen Händen abzählen.. 10,9,8,7…

Im Sommer des letzten Jahren verließ ich Büderich, das kleine und mir
so vertraute Dorf, das mir bis dahin innere Sicherheit gegeben hatte.
Der Ort, an dem ich mich wohl und geborgen fühlte. Der Ort, an dem ich
bei meiner Familie aufwuchs, den Kindergarten besuchte, zur Grundschule
ging und meine ersten Freundschaften schloss – mein Zuhause. Der Ort,
an dem ich daheim war und bin. Es wuchs die Erkenntnis in mir, dass ich all das
für einen für mich fast unvorstellbar langen Zeitraum zurücklassen
musste – meine Familie, meine Freunde, meinen Freund und unsere Labradorhündin
Nala sowie alles, mit dem ich so verbunden war. Mitnehmen konnte ich
nur einen 22 kg schweren Koffer, voll gepackt mit Klamotten, Fotos, und
„Hund“ – mein geliebtes Kuscheltier, das mich seit meiner Geburt
stets begleitet.

Es war Zeit – Zeit für den Abschied. Am Flughafen gab es dann viele
tränenreiche Umarmungen, erfüllt vom Trennungsschmerz. Ich ging durch
das Gate zur Sicherheitskontrolle. Zurück blieben meine Eltern, mein
Bruder und meine Mädels, die mich auf diesem Weg begleitet hatten. Ich
drehte mich noch einmal um, winkte meinen Lieben noch ein letztes mal
zu und ging mit Tränen in den Augen meinem Austauschjahr entgegen. Aber
gleichzeitig spürte ich auch die unendliche Vorfreude auf das große
Abenteuer, das auf mich wartete. Also sah ich nur noch nach vorn und hatte
keine blasse Vorstellung von dem, was mich hier erwarten würde. Ich hoffte,
dass alles gut werden wird.

Nachdem ich den härtesten Teil überstanden hatte, meinen Lieben Tschüss
zu sagen, saß ich für acht Stunden mit gemischten Gefühlen im Flugzeug.
Ich wusste, dass ich gerade den Ozean überkreuzte und sehr bald in eine
komplett andere Welt eintauchen sollte. Ich verließ die Sicherheit und
Geborgenheit meiner Kindheit und alles, was mir so ans Herz gewachsen
war für ein Abenteuer in einem Land, das ich vorher nur auf der
Weltkarte gesehen hatte.

Das Jahr hat alles erfüllt, was ich mir je erträumen konnte. Wenn ich
auf das zurückliegende Jahr zurück blicke und sehe, wie viele schönen Dinge
ich erleben durfte, bin ich so dankbar gegenüber den lieben Menschen, die
mir dies ermöglicht haben – meiner Familie daheim und meinen Gasteltern
Anna und Lee hier in Amerika. Und mein Dank geht nicht zuletzt
an meine Mädels, die mich immer wieder ermutigt haben, wenn ich mir mal
wieder zu viele Gedanken gemacht habe.In dem Jahr, in dem wir in zwei
verschiedenen Welten gelebt haben, waren meine Familie und meine Mädels
immer für mich da. In den Momenten der Traurigkeit und in den Momenten
des scheinbar unendlichen Glücks.

Als Austauschschülerin fühle ich mich in wie in zwei komplett
verschiedenen Leben. Meine zwei Welten könnten gar nicht nicht
unterschiedlicher sein. Jedes Leben hat seine eigenen Vorzüge und
Nachteile, aber ich habe es nie bereut, beide erfahren zu dürfen.

Ich glaube, ich habe in meinem Jahr hier in Amerika mehr gelernt als in
den vorausgegangenen 15 Jahren. Ich habe gelernt, wie es sich anfühlt,
ein komplett neues Leben anzufangen, man niemanden kennt und im
Verlust erst so richtig feststellt, wie lieb man die Menschen daheim
doch gewonnen hat. Ich habe gelernt, alles mehr zu wert zu schätzen als
ich es je vorher getan habe. Ich habe gelernt, meine eigenen Entscheidungen
zu treffen und für meine Fehler gerade zu stehen. Ich habe einen ganz
anderen Lebensstil und und eine andere Kultur kennen gelernt. Und ich
habe gelernt, selbständig zu sein – und – das aller Wichtigste: ich habe
gelernt, NIEMALS aufzugeben.

Mein High-School-Jahr war wie eine Fahrt mit der Achterbahn, mit Höhen
und Tiefen. Natürlich möchte ich nur ungern an die Tiefen zurück
denken. Ich werde mich immer erinnern an die guten Zeiten hier, in denen es
so richtig in Kurve gegangen ist und ich kreischen konnte vor Glück. Ich werde
immer die liebevollen Leute in Erinnerung behalten, die tollen Freunde, die ich
dazu gewinnen konnte und all die neuen Sachen, die ich hier gesehen habe –
und natürlich das gute amerikanische Essen.

Und am allermeisten möchte ich mich daran erinnern, wie sehr ich mich
durch dieses Austauschjahr weiterentwickeln durfte. Um ehrlich zu sein,
es wird mir sehr schwer fallen, das hier alles zu verlassen, aber ich kann
auch sagen: Zu Hause ist da, wo du wohnst. Daheim jedoch ist da, wo
deine Familie und Freunde auf dich warten. Es wird Zeit. Zeit, in wenigen
Wochen meine Sachen zu packen und dankbar Tschüss zu sagen. Es wird
wieder Zeit, Abschied zu nehmen.

Das Gefühl, eine zweite Familie zu haben ist unbeschreiblich schön. Als
ich Deutschland vor knapp einem Jahr verließ war ich sicher – ich werde
meine Lieben wiedersehen. Nun bin ich mir genau so sicher – auch dies wird
kein Abschied für immer werden. Ich werde an den Ort meiner schönen
Erinnerungen, der für mich ein neues Zuhause war, zurückkehren. Ich
werde meine Gasteltern und meine amerikanischen Freunde wiedersehen –
darauf freue ich mich schon heute!

Es näherte sich das Ende des Schuljahres, und so stand der
Abschlussball der 12.-Klässler, die die Schule verlassen werden, an.
Der Senior-Prom, so nennen es die Amerikaner, war das Gesprächsthema
Nummer eins in der Schule. Jeder sprach darüber, dass er dieses Jahr
auf einem Schiff auf dem Connecticut River stattfinden würde. Jeder,
der eingeladen war, war außer Rand und Band . Es schien für mich, als
wäre der Senior Prom DAS Event in der Laufbahn eines High Schoolers.
Als Junior (11.-Klässler) hätte ich eigentlich "nur" zu dem Junior Prom
gehen können, der in der High School stattgefunden hätte und bei weitem
nicht so eine große Sache ist, wie der Senior Prom. Ich hätte nie im
Leben erwartet, das ich später Teil dieses großen Balls werden sollte.

Gerade kam ich erschöpft von einem meiner Tennisspiele nach Hause, als
ich diese SMS empfing: "Hannah, möchten Sie mit mir zum Abschlussball
gehen?" Sie kam von Shawn; einem netten, gut aussehenden 12.-Klässler.
Er war ein wenig schüchtern und hatte sich nicht getraut mich
persönlich zu fragen, wie er mir später erzählte. Um es aber trotzdem
zu etwas Besonderem zu machen, übersetzte er es in meine Muttersprache.
Ich war beeindruckt,  außer mir vor Freude und konnte mich kaum noch
einkriegen. Zunächst konnte ich es nicht so recht glauben. Als deutsche
Austauschschülerin wurde ich soeben zu dem großen Abschlussball
eingeladen! Ich rannte sofort runter um meinen Gasteltern, um diese
freudige Nachricht zu überbringen. Anna und Lee waren begeistert und
wir fingen sogleich an, über die notwendigen Vorbereitungen zu sprechen.

Direkt am folgenden Wochenende sind wir dann los gefahren. Ich brauchte
ja ein schönes Kleid, einen  Termin beim Frisör - und die Fingernägel
durften natürlich auch nicht zu kurz kommen. Einen Tag lang durfte ich
mich wie eine Prinzessin fühlen.

Als dann endlich der Tag gekommen war, wuchs die Aufregung. Wird Shawn
mein Kleid wohl mögen? Passen meine Fingernägel auch zu meinem Kleid?
Und was ist, wenn er die Tickets vergisst?

Trotz all der Aufregung hat dann aber alles super geklappt. Mein Date
hat zwar auf sich warten lassen, aber mit 15 Minuten Verspätung ist er
dann doch noch an unserem Haus angekommen um mich abzuholen. Ich war so
aufgeregt als er klingelte, dass ich meinen Gastvater Lee gebeten habe,
die Tür zu öffnen. Da stand er nun, Shawn, festlich gekleidet im Anzug
mit grüner Weste (er hatte mich vorher nach meiner Lieblingsfarbe
gefragt) und gab mir ein wundervolles Blumenarmband, das ich den ganzen
Abend trug. Wie es hier Brauch ist gab ihm eine Rose für seinen Anzug.
Um ehrlich zu sein, ich war total verblüfft wie gut er in diesem
festlichen Aufzug aussah und es war mir eine Ehre, mit ihm zum Ball zu
gehen.

Dann ging es los. Zuerst fuhren wir zur Schule, wo die die Lehrer schon
auf uns warteten. Jeder einzelne wurde auf gefährliche Gegenstände
untersucht und zu guter Letzt mussten wir uns dann noch einem
Alkoholtest unterziehen - eine Sicherheitsmaßnahme als Reaktion auf die
jüngsten Ereignisse. Als wir das hinter uns gebracht hatten folgte die
40 minütige Fahrt mit dem Bus zum Schiff. Sie zog sich unendlich lang
hin und ich konnte es kaum abwarten das Ziel zu erreichen. Dann sahen
wir das riesige Schiff, einfach wunderbar. Es war alles so schön
dekoriert, man hätte denken können, es sei für eine Hochzeit
herausgeputzt worden.

Auf dem Schiff wurden wir nach dem Empfang mit einem 3-Gänge Menu
verwöhnt, während der DJ seine erste Musik auflegte. Nach dem Essen
folgte dann mein persönliches Highlight des Abends. Alle wurden heraus
gerufen auf das Deck. Dort erhielt jeder ein Stück Papier, das zu einem
Dreieck zusammengefaltet war. Nun lautete die Ansage: "Jeder wünscht
sich etwas und auf drei öffnet ihr das Päckchen!" Es wurde für einen
Augenblick still auf dem Schiff - und dann - "Eins -Zwei - DREI ! " -
wir öffneten vorsichtig die Päckchen und Sekunden später war der Himmel
begleitet von unsern bewundernden Lauten voller kleiner Schmetterlinge!
Sie  befanden sich in den Päckchen und trugen unsere Wünsche mit sich
fort in die Zukunft.... Alle waren so überrascht von der schönen Idee.
Es war ein wunderbares Bild, all die hübschen Schmetterlinge, die
flatternd gen Himmel flogen. Einen Augenblick dachte ich an die kleinen
Tierchen -  wie viel Angst sie gehabt haben mussten - aber nun waren
sie wieder frei, frei wie auch unsere Wünsche für die Zukunft ....

Wenig später war der Tanz eröffnet. Wie gut, dass ich vor meinem
Austauschjahr die Tanzschule in Soest besucht hatte. Und so konnte ich
mich mit Shawn sicher auf dem Parkett leise schwingend bewegen -
mittendrin im Getümmel auf der Tanzfläche! Es hat so viel Spaß gemacht,
dass ich gar nicht bemerkte, wie schnell die Zeit verging.
Zwischendurch habe wir uns an Bar mit allen möglichen Getränke
erfrischt - alkoholfrei natürlich!

Im unteren Deck des Schiffes gab es einen einen professionellen
Fotografen, der eine große Kiste mit Klamotten zum Verkleiden dabei
hatte  - das haben Shawn und ich uns natürlich nicht entgehen lassen
wollen. Die Bilder gab es dann sofort zum mitnehmen in einem
Bilderrahmen als Erinnerung. Alles war so perfekt, dass der Abend - wie
alles Schöne - viel zu schnell vorbei war. Ehe wir uns versahen
spielten sie den letzten Song und wir mussten wieder zurück zu den
Bussen. Es war stockdunkel, und es blieb uns noch ein wenig Zeit, die
Seele baumeln zu lassen und einfach darüber nachzudenken, was für einen
wunderschönen Abend wir erleben durften. Ich glaube, es war einer
meiner schönsten Abende in meinem Leben. Meinen amerikanischen
Abschlussball mit Shawn werde ich wohl immer in Erinnerung behalten.
Und Shawn wird sich wohl immer an sein Date mit dem deutschen Akzent
erinnern...

 

Wer wollte nicht als Kind seine großen Vorbilder wie zum Beispiel
Mickie und Minnie Mouse in echt treffen? Als ich Frühlingsferien
bekommen habe, wurde das zur Realität. Es ging nach Florida! Nachdem
wir den zweistündigen Flug von Connecticut aus überstanden hatten, war
die Vorfreude groß. Schnell ins Hotel: kurze Hose, T-Shirt und
Ballerinas an und dann raus in den größten Freizeitpark der Welt! Ich
konnte es kaum glauben, das mein Traum jetzt wahr werden würde. Den
ersten Abend waren wir in dem Park „Epcot“ der ein paar Achterbahnen
und Attraktionen hat, aber sich viel mehr auf die vielen verschiedenen
Länder und Kulturen konzentriert. Viele Länder der Erde waren
vertreten, unter anderem auch Länder auss Europa. Ich habe mich
gefühlt, als wäre ich von den ‚United States‘ zu den ‚United Nations‘
geflogen.

Es war so interessant zu sehen, was typisch für andere Kulturen ist und
ich war sehr überrascht, wie echt alles gewirkt hat. Das lag vermutlich
auch daran, dass in jedem „Land“ ausschließlich „Einheimische“
gearbeitet haben. Ich konnte es natürlich kaum abwarten das Land zu
besuchen, das ich vor 9 Monaten verlassen hatte, mein Heimatland
Deutschland. Es wurden deutsche Bratwurst, fränkische Brezlen, Milka
Schokolade und natürlich german Bier verkauft. Selbst alle Schilder
waren in Deutsch, was mich so richtig heimisch hat fühlen lassen. Die
deutschen Mitarbeiter, die in Dirndl’s und Lederhosen gekleidet waren,
waren total von den Socken als ich sie auf Deutsch angesprochen habe.
Eine junge Dame kam aus Dortmund – der für die Region des Ruhrgebiets
typische Sprachfärbung konnte ich sofort herausfhören. Einfach genial –
ich war in Amerika und doch zu Hause in Deutschland.

Abendbrot gab es dann „in Frankreich“. Unsere Kellner hatten einen
starken Akzent und meine Gasteltern konnten sie daher nicht zu
verstehen. So musste ich dann auf meine Französisch-Kentnisse aus der
Schule zurück greifen – was zu meiner Verwunderung kganz gut
funkionierte. Nach unseren drei Gängen vom guten französischen Essen
haben wir uns dann das Feuerwerk über dem Eifelturm angeguckt. Es war
wunderschön und beweeggte mich zum Nachdenken: wie dankbar ich doch
bin, das meine Gasteltern, die mich zu dieser Woche in Florida
eingeladen hatten, mir soetwas ermöglichen.

Die nächsten Tage haben wir dann die drei anderen Parks besucht.
Achterbahnen, Wasserbahnen und spannende Attraktionen soweit das Auge
nur reichte und noch darüber hinaus. Für mich, der vor nichts Angst hat
und in jedes Karusell geht (wie ich bis dahin noch gedacht habe) ein
Paradies! Als ich dann aber in der Achterbahn „Rock n‘ Rollercoaster“
saß, wurde mir doch anders zumute. Ich bekam ein mulmiges Gefühl im
Magen und als ich endlich aussteigen durfte, konnte ich noch
nichteinmal mehr mein Gleichgewicht halten. Einige Achterbahnen sind
also auch für mich als eigentlich Abgehärtete nicht so ganz ohne. Für
eine kleine Erfrischung sind wir dann in den Coca-Cola Shop gegangen,
in dem wir Softgetränke aus der ganzen Welt probieren durften.
Deutschland war mit Mezzo Mix representiert mit dem Titel: „Deutsche
mixen ihr Bier gerne mit unalkoholischen Getränken. Ein typisches Bier
wird mit Fanta oder Cola gemixt.“

An dem nächsten Tag waren wir in Hollywood Studios. Meine Gastmutter
hat den Spitznamen „Stitch“ schon seit mehreren Jahren. Mein Gastvater
und ich necken sie gerne damit, weil der Disney Charakter Stitch so
komisch aussieht… hihi. Unser Highlight war dann, als wir Stitch
getroffen haben und wir Fotos machen konnten. Als meine Gastmutter zu
Stitch ging, hat er ihre Hand abgeleckt. Soviel zu dem Charakter
Stitch…

Am nächsten Tag gingen wir zu dem Park Animal Kingdom. Dort wurde eine
Safari Tour angeboten, die wir uns natürlich nicht entgehen haben
lassen! Es war unglaublich wie echt Afrika dargestellt wurde. Alle
möglichen exotischen Tiere liefen frei herum. Mit unserem Truck mussten
wir durch Wasser und Matsche fahren, wie bei einer echten Safari Tour.
Ich war so beeindruckt, das wir gleich nochmal eine zweite Tour machten.

Alle Urlaube gehen viel zu schnell rum, so war auch unser magischer
Disney Aufenthalt bald zu Ende. Als ich wieder in der Schule war, hat
meine Englisch Lehrerin ein neues Projekt gestartet. Es hieß „Bevor ich
sterbe, möchte ich … Ich habe erst über die Standard-Sachen
nachgedacht wie: alt werden, Kinder kriegen etc. Aber als ich nochmal
darüber nachgedacht habe bin ich aufgestanden, habe mir den Stift
genommen und geschrieben: „Bevor ich sterbe, ich möchte nochmal ins
Disney World gehen!“

Meine Gasteltern und ich hatten uns Anfang März dafür entschieden, ein
letztes Wochenende in die Berge zu fahren. Auf der dreistündigen
Autofahrt waren wir voller Vorfreude auf das Ski fahren. Als wir fast
am ziel waren sahen wir einen Supermarkt auf der linken Seite und
machten dort die letzten Besorgungen. Meine Gasteltern wollten es sich
Abends gemütlich machen mit einer Flasche Wein. Aber was an der Kasse
beim Bezahlen passieren sollte, hätte sich wohl niemand vorher
vorstellen können…

Mein Gastvater hatte es vorgezogen, im Auto sitzen zu bleiben und so
ging ich mit meiner Gastmutter allein in den Supermarkt. Nach unserer
shoppingtour durch die großzügigen Gänge des Ladens legten wir unsere
Lebensmittel und eine Flasche Wein auf das Band vor der Kasse, als die
Verkäuferin meine Gastmutter fragte, ob ich ihre Tochter sei. Wir haben
mit einem Lächeln auf den Lippen geantwortet, dass ich eine
Austauschschülerin aus Deutschland sei. Daraufhin fragte mich die
Verkäuferin nach meinen Ausweis. Ich antwortete, sichtlich etwas
verwirrt: ,,Nein, warum auch?“ Daraufhin erklärte uns die Verkäuferin,
es gebe ein neues Gesetz in dem Bundesstaat Vermont. Dieses Gesetz
besage, dass ein Erwachsener, der einen nicht ihm in einem
Verwandtschaftsverhältnis stehenden Minderjährigen dabei hat, verboten
sei, Alkohol zu kaufen. Das Risiko sei zu groß, dass der Alkohol an den
Minderjährigen abgeben werde…

Wir dachten im ersten Moment an einen wenig gelungener Scherz – von so
etwas hatten wir noch nicht gehört. Im weiteren Verlauf wurde die
anfangs amüsante Situation allerdings ernster und meine Gastmutter
langsam sauer wurde (was nur sehr selten passiert). Also versuchten wir
einen Deal zu machen. Wir fragten die Verkäuferin, ob ich nicht einfach
heraus gehen oder sie später alleine ohne mich wieder herein kommen
könnte. Leider sah sich die Verkäuferin dazu nicht in der Lage und
erwiderte: ,,Es tut mir leid, aber eine Flasche Wein ist nicht mein Job
wert!“ Jetzt war wirklich Schluss mit lustig!

Wir verließen also tatsächlich unverrichteter Dinge den Supermarkt und
beratschlagten uns auf dem gefüllten Parkplatz mit meinen Gastvater,
was nun zu tun sei. Wir beschlossen, er solle nun die Flache Wein
kaufen und wir würden im Auto warten. Gesagt – getan!

Als er mit der Flasche Wein die Kasse erreichte wurde er überraschend
gefragt, ob er zu der Dame mit der Austauschschülerin aus Deutschland
gehöre. Er bejahte die Frage instinktiv ohne in diesem Moment
irgendwelche Bedenken zu haben. Diese vielleicht nicht ganz
durchdachte, aber ehrliche Antwort sollte Konsequenzen nach sich
ziehen. Ihr müsst wissen: mein Gastvater hat ein blühendes
Temperament… und wurde ganz schön laut… Jeder Besucher des
Supermarktes konnte seine ganz persönliche Meinung dazu hören, die ich
hier lieber nicht im Detail wiedergeben möchte. Jedenfalls zog er
einige verwunderte Blicke anderer Kunden auf sich.

Mein Gastvater, mit immerhin 60 Lenzen auf dem Buckel, war offenbar
nicht in der Lage, in einem Supermarkt eine einfache Flasche Wein zu
kaufen. Das war zu viel für ihn. Nun wollte er mit dem Geschäftsführer
sprechen, der ihn dann in sein Büro bat. Nach einem, nennen wir es
Meinungsaustausch – der Geschäftsführer ging mit seiner Meiner in das
Gespräch und mit der Meinung meines Gastvaters wieder aus der
Unterhaltung heraus- erhielt die Kassiererin schlussendlich die
Erlaubnis, meinem Gastvater die Flache Wein zu verkaufen – also doch,
viel Rauch um nichts!

Meine Gastmutter und ich hörten im Auto sitzend zwei jungen Männer zu,
die darüber reden, wie lächerlich es doch sei, dass ein erwachsender
Mann nicht in der Lage sei, Alkohol zu kaufen. Wir dachten, ihnen wäre
Ähnliches widerfahren, aber sie waren lediglich Zeugen der Szene
geworden und hatten sich auch zu unserer Erheiterung ein Späßchen
daraus gemacht…

Es ist schon ein wenig verwunderlich: Mit meinen jungen 16 Jahren wäre
es in meinem Heimatland Deutschland für mich kein Problem gewesen, eine
Flasche Wein in einem Supermarkt zu erwerben – unter bestimmten
Umständen ist das hier in Amerika selbst für einen gestandenen Mann
nicht möglich.

Wir konnten es beim Dinner immer noch nicht ganz glauben, haben uns
aber zu guter Letzt köstlich amüsiert…

Übrigens: in den letzten Tagen war ich in Florida und habe dort viel
erlebt, der Blog kommt in den nächsten Tagen ….

Hier melde ich mich mal wieder aus dem immer noch verschneiten Amerika.
Der Winter

war eigentlich fast rum, bis uns der andauernde Schnee
wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Dabei hatte ich
mich doch so auf die aufgehenden Blümchen und die ersten Sonnenstrahlen
in diesem Jahr gefreut. Aber darauf muss ich wohl noch ein bisschen
warten…
Die Frühlings-Sportarten sind angefangen, und ich habe mich für Tennis
entschieden. Jeden Tag habe ich nach der Schule zwei Stunden Training
und Samstags bleiben wir auch nicht verschont, an diesem Tag trainieren
wir drei Stunden. Die Trainer nehmen keine Rücksicht auf das Wetter, es
wird trainiert, egal wie kalt oder windig es ist! Denn hier in den USA,
ist Sport sehr wichtig und wird sehr ernsthaft betrieben. Jeder um zu
gewinnen, der Spaß steht da erst an zweiter Stelle.

Hoffentlich zahlt sich das aus, so wie sich mein hartes Training beim
Cross Country ausgezahlt hat. Meine Freundin hatte durch Zufall
mitbekommen, das die Auszeichnungen für die Läufer vergeben werden. Sie
ist in der Pause sofort zu mir gerannt, und erzählte mir, das sie einen
Pokal sah, wo mein Name drauf war! Ich konnte ihr im ersten Moment gar
nicht glauben und fragte sie, ob sie am Spaßen wäre. Als ich dann
realisiert habe, das es ihr sehr ernst war, ging ich zu meinem Trainer.
Dort habe ich einen Pokal bekommen, als Spieler mit der größten
Verbesserung. Er übergab mir den Preis mit den Worten:
,,Congratulations, you did a great job!“ Mir wurde warm und kalt zur
gleichen Zeit, ich habe mich so gefreut, dass mir die Worte gefehlt
haben. Mit einem Pokal, auf dem sogar mein Name eingraviert ist, nein,
damit hätte ich, Hannah Keyen aus dem kleinen Örtchen Büderich, doch
niemals mit gerechnet! Die darauf folgenden Tage hatte ich durchgehend
ein Lächeln auf dem Mund, es ist ein gutes Gefühl, so viel Anerkennung
zu bekommen.

Meine Gastmutter Anna hatte im Rahmen ihrer Arbeit zwei Karten für ein
professionelles Basketballspiel bekommen. Da sie sich nicht so sehr für
diesen Sport interessiert hat sie die Karten meinem Gastvater Lee
gegeben, der mich gefragt hat, ob ich nicht einmal mit ihm zu einem
Basketball-Spiel mitfahren wollte. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch
niemand, was das für ein besonderes Erlebnis das für uns werden
würde…

Als der Tag gekommen war hatten wir uns bereits im Auto auf dem Weg zum
Spiel gewundert, dass es sich bei den Eintrittskarten nicht wie sonst
üblich, wenn wir Football-Spiele besuchten, um Tickets aus Papier
handelte, um Chipkarten.

Als wir dann nach der Fahrt in der Tiefgarage angekommen waren wurde
uns alles klar. Wir hatten die so begehrten und für den Normalmenschen
unerreichbaren VIP-Karten ergattert! Unser Auto wurde von einem
Angestellten in die Tiefgarage gefahren, der dann auch sofort unseren
Autoschlüssel behalten hat. Nur noch ein paar Treppen waren wir noch
immer ahnungslos von unserem Paradies entfernt.

In einem großen Saal angekommen kamen auch schon sofort zwei schicke
Männer, die uns unsere Jacken abgenommen haben und uns Getränke
angeboten haben. Alles sah total edel aus und wir fühlten uns ein
bisschen fehl am Platze – mit Jeanshosen und normalem
Sweatshirt.gekleidet. Alle waren so chic angezogen.

Direkt neben der Bar war ein großes Buffet aufgebaut. Es gab alles gab
alles, was das Herz begehrte! Von der Vorspeise über den Hauptgang bis
zum Nachtisch, es war köstlich! Mein Gastvater und ich konnten es nicht
glauben, dass gerade wir das erleben durften. Kurz vor Spielbeginn
machten wir uns auf den Weg ins Stadion, was nur ein paar Meter
entfernt war. Wir suchten unsere Plätze und wir standen mit weit
geöffneten Mündern dar: unsere Sitzplätze waren DIREKT auf dem Feld,
da, wo auch die Auswechselspieler sitzen! Es war unglaublich, meine
Füße befanden sich unmittelbar am Spielfeldrand in einer riesigen
Basektball-Arena. Ich war von meinen Glücksgefühlen überwältigt, das
hatte ich nicht erwartet. Wir haben die besten Plätze bekommen die es
gab. Wir konnten die Vibrationen des Hallenbodens bei jeden jedem
Aufschlag des Basketballs auf dem Boden spüren und die Spieler
buchstäblich hautnah erleben.

Das Spiel war genial, unser Team hat (natürlich) gewonnen und wir sind
reichlich dazu gekommen, zu jubeln. Zum guten Schluss waren wir noch
live im Fernsehen zu sehen, als mein Gastvater den Ball gefangen hatte.
Wir haben uns wie der König und die Königin gefühlt… Unser Auto wurde
vorgefahren und wir fuhren nach Hause. Was Anna wohl dachte, als wir
ihr davon erzählten? Wir wissen es nicht – es war jedenfalls einer
meiner schönsten Tage hier in Amerika.

Es ist Winter, die Skipisten rufen! Das darf natürlich auch hier in
Amerika nicht ausbleiben. Schon zwei mal hieß es ab auf die Skier,
jeweils für ein Wochenende. Es hat richtig viel Spaß gemacht, obwohl
man die ‚amerikanischen Berglein‘ natürlich nicht mit den Alpen in
Österreich vergleichen kann, wo ich in den letzten Jahren mit meiner
Familie immer hingefahren bin. Hier ist alles ein wenig flacher und die
Pisten sind nicht ganz so lang, aber dafür kann man hier dann richtig
Gas geben. Da darf ich mich dann sogar schon mal wie ein erfahrener
Ski-Fahrer fühlen – in den Alpen wurde doch eher mit dem Idiotenhügel
abgestempelt.. Beim Ski fahren vergesse ich alles andere und genieße
die wundervollen Aussichten, während mich die Sonne anlacht…und ich
zurück lache. Am Wochenende geht es dann zu dem Berglein ‚Snow‘ ,
worauf ich mich schon freue. Mein Bruder wird so langsam schon neidisch
auf mich, dass ich jetzt schon das dritte Wochenende Ski fahre und es
bei ihm dieses Jahr leider ausgefallen ist…

Ansonsten ist bei mir nun, nach mittlerweile aufregenden fünf Monaten
in Amerika, der Alltag eingekehrt. Mein Englisch ist fließend, die
Umgebung ist bekannt und auch der Busfahrer spricht mich mit Vornamen
an. Ich bin zwar immer noch die Deutsche, aber irgendwie gehöre ich nun
einfach dazu, so wie jeder andere Amerikaner auch… Was einerseits
auch eine Verschnaufpause bietet, nach so vielen Abenteuern, die ich
hier schon erleben durfte und bewältigen musste. Die Hälfte ist rum,
was mir nicht nur ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Es ging so schnell,
dass ich gar nicht dran denken mag, mich im Sommer hier verabschieden
zu müssen. Natürlich freue ich mich auf meine Familie und meine
Freunde, aber die wiederzusehen heißt auch, eine andere Familie und
andere Freunde zu verlassen…

Meine Lieblingszeit im Jahr bekommt hier noch einmal eine ganz andere
Bedeutung. Schon seit über einem Monat sind die Amerikaner in
Weihnachtsstimmung, und ich bin mittendrin! Der bunt geschmückte
Weihnachtsbaum mit Lichterketten in allen Farben verschönert schon seit
Ende November unser Wohnzimmer – nach deutschem Geschmack würde er wohl
eher als ‚kitschig‘ beschrieben werden. Die Amerikaner verwandeln sich
in der Vorweihnachtszeit zu echten Dekorationsweltmeistern. Die Häuser
sind mit bunten Lichtern, herrlich leuchtenden Tieren und
wunderschönen weiteren Dekorationen mit viele Liebe zum Detail
geschmückt. Unsere kleine Stadt Oakdale verwandelt sich bei Nacht in
ein kleines Wunderland, ein Haus sieht schöner aus als das andere.
Meine Gasteltern und ich fahren nach dem Dinner des öfteren einfach mal
so durch die Nachbarschaften, nur um uns die Häuser anzusehen. Dabei
hat jeder sein Lieblingshaus, und der Spaß kommt dabei nicht zu kurz!
Mein Favorit ähnelt einem Lebkuchenhaus – alles ist so schön kunterbunt
dekoriert. Ich sage dann immer „hier wohnt bestimmt Santa Claus“.

Aber auch unser Haus ist von innen zu einem kleinen Schmuckstück
geworden, überall stehen kleine Figuren und Engelchen. Das einzige,
worauf ich dieses Jahr verzichten muss, ist der typisch deutsche
Adventskranz. Als kleiner Ersatz dafür dient ein Adventskalender, den
mir meine Lieben hierher nach Amerika geschickt haben. Das ist für mich
ein Stückchen Heimat, das mir das Gefühl von gewohnter Geborgenheit
vermittelt.

Am 8. Dezember stand ein Tagesausflug nach New York City auf dem
Wochenplan, es sollte mein persönliches Highlight werden. Diese Stadt
war so wunderschön dekoriert, überall konnte man Weihnachtslieder hören
und alle Schaufenster waren weihnachtlich dekoriert.

Der große Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller Center durfte bei unserer
Tour durch die Stadt natürlich nicht fehlen. Er war riesig und mit
überdimensional großen farbigen Kugeln festlich geschmückt.Das
Sahnehäubchen war dann die Christmas Show in der Radio City Music Hall. Das ist ein
gewaltiges Weihnachtsspektakel mit Tänzerinnen, die akrobatische
Darstellungen vorführen. Ich war so beeindruckt von der Show, dass ich
am liebsten nächstes Jahr noch einmal hingehen würde! Es war schier
unglaublich, ich kann es gar nicht beschreiben, man muss einfach dabei
gewesen sein. Den besonderen Charme der dieser Stadt in der
Vorweihnachtszeit genießen zu dürfen, war mein schönstes
Geburtstagsgeschenk.

Im Radio laufen fast ausschließlich Weihnachtslieder und in den
Einkaufscentern ist „die Sau los“, so wie man sich das eben in den
Verreinigten Staaten vorstellt. Und da ich durch dieses Umfeld schon
sehr in Weihnachtsstimmung bin, kann ich es natürlich kaum noch
abwarten, bis es endlich soweit ist.

Am 21. Dezember beginnen die Ferien und dann geht es erst einmal über
das Wochenende in die Berge zum Ski fahren, worauf ich mich unglaublich
freue! Passend zum Heiligen Abend sind wir dann wieder zu Hause, aber
es gibt die Weihnachtsgeschenke nicht wie daheim in Deutschland, am
Abend, sondern erst am 1. Weihnachtstag morgens, nach dem in der Nacht
Santa Claus durch den Kamin gekommen ist. Am Heiligabend (Christmas
Eve) gibt es zum Abendessen Truthahn, ein ähnliches Festessen wie an
Thanksgiving. Die Familie von meiner Gastmutter kommt zu uns und wir lassen es uns so
richtig schmecken. Pünktlich um 10 Uhr geht es dann ganz traditionell
in die Kirche. Am 25. Dezember ist es dann auch endlich bei uns soweit,
wir öffnen unsere Geschenke und danach fahren wir zu der Familie meines Gastvaters.
Ich bin ganz aufgeregt und gespannt, wie mein erstes Weihnachtsfest in
einer anderen Kultur sein wird. Aber bei einem bin ich mir ganz sicher:
Wenn das Weihnachtsfest genauso schön wird wie die Vorweihnachtszeit,
werde ich bei uns zu Hause an Weihnachten 2013 andere Traditionen
einführen …

Doch ein schlimmes und unfassbares Ereignis trübt meine vorweihnachtliche Stimmung und die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest. Ein Amokläufer tötete in einer Grundschule viele Kinder und Erwachsene. Ein Horrorszenario, welches die eine Autostunde entfernt liegende Stadt Newtown und das ganze Land in dieser besinnlichen Adventszeit heimgesucht hat.
Fassungslosigkeit und Schock herrschen bei den Menschen hier bei uns in Connecitut und überall auf der Welt. Wir trauern um die Opfer, die meisten waren Kinder und hatten das ganze Leben noch vor sich. Diese unglaubliche Tat hat mich ebenso wie alle anderen zutiefst betroffen gemacht. Es hilft mir, dass ich mit meinen Eltern, meinen Gasteltern und meinen Freunden über das Geschehene sprechen kann. Dennoch wird das Weihnachtsfest in diesem Jahr nicht so fröhlich verlaufen wie dies in den vergangen Jahren der Fall war. Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und Freunden.

,,Thanksgiving – DAS amerikanische Erntedankfest“, und ich durfte dabei
sein.Thanksgiving ist in den Vereinigten Staaten das wichtigste

Familienfest im Jahreskreis – viele Familienmitglieder von weit her
kommen zusammen, um dies gemeinsam mit uns zu feiern. Das Fest greift
tief auf eine Begebenheit in der Vergangenheit zurück. Die Hälfte der
Pilgerväter, die im Hebst des Jahres 1620 von England aus nach Amerika
segelten, starb nach einem ersten harten Winter und wandten sich danach
hilfesuchend den benachbarten Indianerstämmen zu, die ihnen zeigten,
wie man einheimische Pflanzen anbaut. Die reiche Ernte des folgenden
Jahres veranlasste die Pilgrims ein Erntedankfest zu feiern, was nun zu

einer großen amerikanischen Tradition geworden ist, die man hier hier
in den USA immer am vierten Donnerstag im November festlich begeht.
Nachdem ganzen theoretischen Kram, will ich euch jetzt von meinen
eigenen Erfahrungen erzählen!

Die ganze Familie von überall her ist zu uns gekommen und jeder hat
etwas zu Essen mitgebracht. Meine Gasteltern haben ganz traditionell
einen Truthahn (10 kg) zubereitet mit einer Füllung aus getrocknetem
Weißbrot und Fleisch. Dazu gab es allerlei Gemüse und natürlich ebenso
ganz traditionell mashed potatoes (Kartoffelbrei) und Gravy (Soße). Es
war köstlich, und diesmal galt nicht die altbekannte Regel „man hört
auf wenn man satt ist“, sondern man isst solange bis nichts mehr geht.
Nachdem wir uns also alle den Bauch buchstäblich vollgeschlagen hatten
und jeder bis zum Rand voll war haben wir Karten gespielt und uns über
alte Zeiten unterhalten. So ein richtiges Familienfest eben.

Um meiner Familie zu Hause wenigstens einen kleinen Einblick zu
gewähren, haben wir alle mit meinem Vater, meinem Bruder und meiner Oma
geskypt (meine Mutter war leider mit Freundinnen auf einem Konzert…).
Jeder hat sich riesig gefreut, auch wenn es mit der Kommunikation nicht
immer so ganz leicht war und ich dann hier und da als Übersetzerin
helfen musste. Sogar meine Oma hat meine Gastoma gesehen, was ich
klasse fand. Alle waren fasziniert von der Technologie und dass so
etwas heute möglich ist. Danach gab es den an Thanksgiving
obligatorischen Kürbiskuchen mit Vanilleeis. Hmmmh, das war so lecker!
Aber ich möchte nicht wissen, wie viele Kalorien ich an diesem Tag zu
mir genommen habe…

Direkt nachdem alle Gäste gegangen sind, haben meine Gastmutter und ich
angefangen das Haus weihnachtlich zu dekorieren. In Amerika ist nämlich
unmittelbar nach Thanksgiving der Startzeitpunkt für die
Weihnachtszeit. Im Radio laufen nur noch Weihnachtslieder und auf den
Straßen und in den Einkaufscentern dekorieren die Leute und alles sieht
so schön gemütlich aus. Für mich als großer Weihnachtsfan natürlich
genau das richtige – es ist meine Lieblingszeit im Jahr.

Am Tag nach Thanksgiving sind wir dann unseren Weihnachtsbaum holen
gefahren. Wir haben eine Säge und einen Plan in die Hand gedrückt
bekommen, auf dem wir ablesen konnten, wo wir welche Tannen finden
können. Für mich war alles so wie im Film. Wir haben unseren Baum
ausgesucht, ihn selber abgesägt, ihn bezahlt und oben auf das Dach
unseres Autos geklemmt. Jetzt am Wochenende beginnen wir, ihn zu
dekorieren. Ich kann gar nicht mehr abwarten, bis es dann wirklich
soweit ist, wenn ich das erste Türchen vom Adventskalender, den mir
meine Eltern aus Deutschland geschickt haben, öffnen kann…