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Diese Tage gehoeren sicher zu denen,an denen mir Soest am meisten fehlt . Die Allerheiligenkirmes. Die gefuehlten 72.000 Eintraege in diversen Social Networks und das ein oder andere Telefonat bestaetigen, dass wohl die meisten daheimgebliebenen, trotz des wie man hoert schlechten Wetters, ihren Spass gehabt haben.Und ich? Naja, ich hab halt statt gebrannte Mandeln geschwollene bekommen: Mandelentzuendung.Antiobiotika. Also waere Kirmes eh schlecht gewesen.

Altstadt

 

Wenigstens der Wettergott meint es gut mit uns hier unten am Balkan. Nachdem wir schonmal kurzeitig Minusgrade hatten stieg das Thermometer letze Woche dann doch nocheinmal auf ueber 25 Grad,kombiniert mit einem herrlichen Sonnenschein und goldgelbem Laub auf baeumen und wegen. Zigeunersommer Nennen die Bulgaren diese Jahreszeit. Leider hat die Arbeit mir verboten,raus ins Gruene Goldgelbe zu fahren,aber den ein oder anderen Altstadtspaziergang gabs trotzdem. Und ich war wohl nicht der einzige mit dieser Idee,die Cafes und Restaurantterassen waren voll wie in Soest die Bier- und Wuerstchenbuden.Also fast.

Die Tage hatten wir hier auch den 825. Jahrestag des Aufstandes von ‚Asen und Petar‘  der zur Folge hatte das Veliko Tarnovo Hauptstadt von Bulgarien wurde (und Asen und Petar wurden Zaren). Und wie man sich das Vorstellen kann,wenn man die stolzen Bulgaren kennt,gingen die Feierlichkeiten weit ueber einen Gedenkgottesdienst Hinaus,die ein oder andere Militaerparade gabFestung

 

es wohl    und ein gewaltiges grosses Licht- und Tonspektakel  mit  Feuerwerk am alten Zarensitz . (Im Gegensatz zu dem kleinen Lichtspektakel was es dort 2mal pro Woche gibt)

All denen,die sich jetzt am Kopf kratzen und gruebeln,warum ich Veliko Tarnovo als Hauptstadt erwaehne: Das war Einmal,heute ist die hauptstadt natuerlich,wie wir alle mal gelernt haben:Sofia

So das wars nach viel zu langer Pause mal wieder von mir, hab euch noch ein paar Bildchen beigehangen,und nun verabschiede ich mich mit den gleichen vorsaetzen wie jedes Jahr:  

Naechstes Jahr schaff ichs zur Kirmes!!

Die ersten Tage war ich einfach überwältigt von so vielen
Eindrücken. Irgendwie war alles  anders, die Schrift,die
Sprache,die Häuser, die Menschen, die Kultur, die Gärten, das Wetter –
und ich mittendrin.

Was mir als erstes krass entgegenschlug war die Tatsache das ich wieder
neu lesen lernen muss. Denn neben der Sprache ist hier auch die Schrift
anders. In Bulgarien schreibt man so , wie man es auch aus Russland
kennt. Kyrillisch. So würde man "Soester Anzeiger" hier in Bulgarien "Зостер Анцайгер" heissen und ich heisse Бьорн. Sieht erstmal schwierig aus, allerdings kommt man recht schnell dahinter.Gottseidank ist fast alles Wichtige auch in der uns bekannten lateinischen Schrift umschrieben. Ich hatte vorher schon ein paar Worte Bulgarisch gelernt, die ich aber dank der sehr komplexen bulgarischen Grammatik fast nirgendwo wiederfinden konnte.Das Nächste was mir aufgefallen ist das Stadtbild. Neben kastenartigen Mehrfamilienhäusern gibt es in Bulgarien das superlativ des Begriffes Wohnblock. Alle Möglichkeiten, Wohnungen zu stapeln wurden hier
ausprobiert und miteinander kombiniert. Lange Blocks, hohe Blocks, neue und alte Blocks. Ich würde schätzen das 75 Prozent aller Wohnungen in der Stadt in Häusern mit mehr als 5 Parteien sind. In anderen Städten
vielleicht sogar noch mehr, da Tarnovo eine ausgeprägte, erhaltene
Altstadt hat. In Ruse a.d. Donau zum Beispiel habe ich kaum kleinere
Häuser gesehen. Allerdings stehen alle Häuser hier im Land  sehr frei,mit
grossem Abstand zueinander,das relativiert das Stadtbild wieder einwenig.
Einkaufen ist toll! Alle 50 Meter findet man hier ein Tante-Emma
Lädchen, vollgepackt mit Dingen des täglichen Bedarfs, es gibt einen
ganzjährig und täglich offenen Markt an dem das jeweils aktuelle aus
Feld und Garten angeboten wird. Im Zentrum gibt es eine grosse
Einkaufsmeile mit Geschäften aller Art, Cafes und Restaurants. Und wenns
doch mal etwas mehr sein soll gibt’s ja immernoch CBA oder Kaufland. Was
es nicht gibt, sind all die Discounter. Würde auch keinen Sinn machen,
bei den Preisen die’s hier sowieso schon gibt. Das hat mich umgehauen am
Anfang. Essen im guten Restaurant mit 2 Personen und Getränken kost‘ gerade mal 10 Euro. Mit dem gleichen Geld kann man schon mehr als gut für den Tag Einkaufen und sich für 30 Euro komplett neu einkleiden.
Das auf der anderen Seite der Bulgarische Durchschnittsverdienst aber bei 300 euro merkt man dennoch an jeder Ecke, viele Autos, Häuser und manch eine Hose stammen noch aus den Zeiten vor der Wende, und beim Einkaufen merkt wie jeder Pfennig drei mal gedreht wird. Bei der jüngeren Generation ist es etwas anders, man kann ruhig mit 3-4 Leuten auf einem Zimmer wohnen, nur eine kleine Mahlzeit essen aber dafür die ganze Freizeit gut gekleidet und gestyled in Strassencafees sitzen, reden und flirten. Was noch auffällt, wenn man in eine bulgarische Stadt kommt ist die hohe Anzahl von Taxen. Allgegenwertig ist der
gelbe Schwarm von Mittelklassewagen der einen für kleines Geld durch die Gegend fährt. Anfahrtkosten 40 Cent, 30 Cent pro Kilometer, 1 Minute stehen 40 cent. Wer begibt sich da noch freiwillig auf Parkplatzsuche?!? Günstiger ist nur der Bus, der einen für 30 Cent quer durch die Stadt bringt.
Die einzigen die laufen müssen sind ich, wenn meine Frau meint ich muss
abnehmen und die vielen Strassenhunde und -katzen die wie
selbstverständlich mit der Stadtbevölkerung durch die Strassen
marschieren, auf einer Matte oder einem alten Karton vor ihrem
Lieblingsgeschäft liegen oder vor dem Zebrastreifen auf eine günstige
Gelegenheit warten, um die Strasse zu überqueren

Ich denke das umschreibt meinen ersten Eindruck und ein paar Unterschiede von hier und da ganz gut. Das nächste Mal werde ich euch erzählen wie mir etwas genommen wurde, das mich mein leben lang begleitet hat, wo und wie ich meine neue Familie gefunden habe und wie es sich bei Oma und Opa auf dem Dorf so lebt….

Ich möchte diesen Blog mit einem kleinen Rückblick beginnen, um auch die Anfänge meines Lebens am Balkan angemessen darzustellen….

…..der erste Teil soll einwenig die von der Ankunft erzählen….

 


3.September 2008,gefühlte 12.00 Uhr bulgarischer Zeit,

Kalafat(Rumänien) :

Kilometerstand ~2100Km von Lohne

5 Tage sind wir nun schon mit dem alten vollgepackten Peugeot und der Zeltplane unterwegs, gerade eben haben uns eine handvoll halbstarker Roma um unser Kleingeld erleichtert,und die Warnleuchte für das Stromversorgen im Auto hat gestern Abend auch schon Alarm erschlagen.Egal. Wir,also Yana und ich, befahren gerade die Donau-Fähre, die uns nach Bulgarien übersetzt. In 100,vielleicht auch 200 Metern Entfernung kann ich einige Häuser,Uferböschung und einen Fähranleger sehen: Bulgarien.Endlich. Die in mir aufkeimenden Gefühle von Freude, Neugier und auch ein bisschen Angst werden begleitet von den schmutzigen Witzen eines norwegischen Motoradtouristen, der nichtmal wusste, wohin die Fähre fährt.

Noch 400km durch die neue Heimat und wir haben´s geschafft. Allerdings vorerst nach Ruse,Yanas Heimatstadt(liegt 100km nördlich von Veliko Tarnovo).Werden uns dort von meinen künftigen Schwiegereltern mal ordentlich durchfüttern lassen und ich werde sie kennenlernen…bitte in dieser Reihenfolge…

 …Zumindest war das der Plan…

CIMG2068

Blick auf Bulgarien von der Autofähre

3.September 2008, gefühlte 19.00 Uhr bulgarischer Zeit,

Kurz hinter Pleven(Bulgarien) :

In Anbetracht des kompletten Hausstandes im Kofferaum (und Rücksitz und Amaturenbrett und Handschuhfach und und und…), der nahenden Dämmerung und der Warnung des Autos am Vorabend entschliessen wir uns entgegen des ursprünglichen Plans nun doch die gerade von einem Verkehrsschild angekündigte Nebenstrasse direkt nach Tarnovo zu nehmen. Fremdes Land, nahende Dämmerung und Probleme mit dem Auto.Und Nebenstrasse.Super Idee Bjoern….

3.September 2008.Gefühlte 22.00 Uhr Bulgarischer Zeit

,Jenseits der Zivilisation

….es kam wie es kommen musste: Die Sonne ist gerade untergangen,die Scheinwerfer an und das Auto aus.Und daran liess sich auch nichts ändern… Bis Georgie kam. Georgie hielt an um zu helfen, aber er schien mehr an meiner Freundin interessiert als an dem Problem des Autos. Als diese ihm widerwillig ihre Handynummer gab,willigte er ein uns Starthilfe zu geben.Natürlich waren meine Starthilfekabel griffbereit unter allem anderen verbuddelt.Egal. Auto lief wieder, passt. Dachten wir. 10 Km weiter das gleiche, immerhin diesmal auf einer Hauptstrasse und wir konnten bis auf den Zufahrtsweg eines Klosters rollen. Das war aber auch noch 3 km entfernt.Wir richteten uns schon auf eine lange Nacht ein, als Yana die gottgebene idee bekam jemanden aus Tarnovo anzurufen, vielleicht ist es ja nicht weit.

30 minuten später hielt ein Auto,vollgepackt mit Freunden meiner Freundin. Nach einem herzlichen Wiedersehen haben sie unser Auto dann ins nur noch 2 Kilometer entfernte Veliko Tarnovo geschleppt. Hätten wir einmal hinter die nächste Kurve geschaut hätten wir die Lichter der Stadt sehen können.

3.September 2008.Gefühlte 0.00 Uhr Bulgarischer Zeit

,Veliko Tarnovo

 ~2500km von Lohne

Geschafft!!!! Mit vereinten Kräften noch schnell das Auto leergeräumt und dann gehts ins Bettchen. Das erste mal in der neuen Heimat und das erste Bett nach 5 Tagen Abenteuer …..

 

 

Diesen ersten Blogeintrag moechte ich nutzen um mich selber vorzustellen. Mein Name ist Bjoern S. ,29 jahre, und ich bin geboren und aufgewachsen in Bad Sassendorf-Lohne. Seit 2008 lebe ich in Veliko Tarnovo in Bulgarien.Hierhergekommen bin ich mit meiner heutigen Frau, die ich waehrend meines Studiums kennengelernt habe.Gemeinsam haben wir hier eine kleine Kommunikationsagentur gegruendet,die sich mit Internetprogrammierung  und Uebersetzung beschaeftigt.

Trotz der grossen Entfernung zu meiner Heimat in der Soester Boerde habe ich sie nicht vergessen,studiere gern die lokalen medien und freue mich ,wenn ich ein- bis zweimal im Jahr die Moeglichkeit habe nach Lohne zu reisen um Familie und Freunde zu besuchen.  

Obwohl ich auch einen externen Bulgarien-Blog habe moechte ich die Moeglichkeit nutzen hier auf eine persoenlichere Art und Weise meine Erfahrungen und erlebnisse aus Bulgarien zu schildern .

Sollten Fragen aufkommen,koennt ihr gern die Kommentarfunktion nutzen ,ich werde versuchen zeitnah zu antworten