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Es ist unglaublich, dass fast ein Drittel der Zeit, die ich hier in Tansania habe, schon vorbei ist. 4 Monate bin ich schon hier, 9 bleiben mir noch. Wenn ich daran denke, wie meine Freunde zum Grillen bei mir im Garten saßen, oder wie ich mit meiner Familie und meiner Freundin am Bahnhof in Dortmund stand und es Abschied nehmen hieß, kann ich es wirklich nicht fassen, dass schon so viel Zeit verstrichen ist.

Neben einer Reise ins Nachbarland Kenia, bei der ich eine Schulfreundin besucht habe, einer Safari mit meinen Mitfreiwilligen und ein paar Reisen in Tansanias größte Stadt Dar es Salaam waren die 4 Monate zu einem großen Teil durch Arbeit geprägt. Das soll nicht heißen, dass ich hier zu viel arbeite. Ganz im Gegenteil: Ich habe einen für mich angenehmen Mix zwischen Arbeit und Freizeit gefunden, bei der man in meinem kleinen Dörfchen wirklich viel in Kontakt mit Tansaniern kommen kann. Von montags bis mittwochs unterrichte ich an der weiterführenden Schule in Kilolo Mathematik. Jeden Donnerstag bin ich an einer Primary School in Kilolo und gebe dort Englischunterricht. Der Unterrichtsstoff stellt eher keine Probleme da, da ich (auf das deutsche Schulsystem umgerechnet) eine vierte, eine achte und eine zehnte Klasse unterrichte.

In den vergangenen Monaten war das eigentliche Problem in den Schulstunden eher die Kommunikation. Die Schüler haben miserable Englischkenntnisse und ich kam hier mit einem Minimum an Kisuahelikenntnissen in Tanzania an. Mittlerweile, nachdem wir fast vier Monate wöchentlichen Sprachunterricht hatten und ich in meinem Umfeld fast durchgehend auf Kisuaheli angewiesen war, beherrsche ich die Sprache nun soweit, dass ich sogar schon Stunden auf Kisuaheli gehalten habe. Eine Sprache vor Ort zu lernen ist nochmal etwas komplett anderes, als in der Schule letztendlich doch nur für gute Noten zu lernen. Das tansanische Schulsystem hat unglaublich viele Makel und Fehler, die einem – wenn man mit ihnen konfrontiert wird – doch vor Augen führen, dass wir uns in Deutschland doch oftmals um Kleinigkeiten den Kopf zerbrechen. Ein Schultag bedeutet für jeden Schüler 4×80 Minuten-Blöcke plus ein 40 Minuten-Block, wobei ihnen pro Tag 20 Minuten Pause gegönnt werden. Eine Klausurphase bedeutet für jeden Schüler von montags bis donnerstags je zwei Klausuren zu schreiben, am Freitag gibt es dann nur noch eine. Von seiten der Lehrer wird Durchfallen allerdings nur auf die Faulheit geschoben, ohne zu Hinterfragen, ob diese Leistungserwartungen nicht auch fleißige Schüler einknicken lassen können. Die Rückgabe der Examen läuft folgendermaßen ab: Zwei Lehrer stehen an der Klassentür – einer mit den Examen, ein anderer mit einem Bambusstock.

Die Schüler werden nach und nach durch die Tür gerufen – wer besteht geht einfach hindurch, wer durchfällt bekommt Schläge in die Handfläche, auf den Hintern oder in die Kniekehle. Die wirklich schlechten Schüler müssen in eine Liegestützeposition gehen und kriegen auf dem Boden ihre Strafe. Manchmal bin ich entsetzt über mich selbst, wie sehr ich nach diesen vier Monaten abgestumpft bin und ich es mittlerweile fast nur noch beiläufig wahrnehme, wenn Schüler mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen.

Ca. eine Woche vor den Examen wird von jedem Schüler Geld eingesammelt – eine Art Teilnahmegebühr. Wer diese nicht bezahlen kann, wird für die letzte Woche des Unterrichts verwiesen und kann die Examen nicht mitschreiben. Ein Jahr umsonst gelernt, der womögliche Schulabschluss hat sich um ein Jahr verschoben, da es an Geld mangelt. Und als ich hörte, wieviel Geld es zum Beispiel Ezechiel, einem meiner cleversten Schüler, gefehlt hat, um an den Examen teilzunehmen, war ich kurz davor ihm das Schulgeld selber zu bezahlen. 20.000 Shillingis sind die Examensgebühren – umgerechnet ca. 10€. Für Familien mit mehreren Kindern ist es oftmals eine große Schwierigkeit für alle Kinder zu zahlen, weshalb manchmal einfach geguckt werden muss, welchem Kind man weiterhilft und welches ersteinmal sitzenbleiben muss.

10 Euro. Ein halber Kasten Bier, einmal ins Kino gehen, ein BigTastyBacon Menü mit Cola und extra Chicken McNuggets…oder ein Jahr Bildung für Jungen wie Ezechiel. Mit dem Geld was hier im alltäglichen Leben fehlt, schmeißen wir in Deutschland tagtäglich um uns. Ich will diesen Blog dieses eine Mal auch dafür nutzen, Werbung für eine Patenschaft zu machen. Ich selbst lebe in einem der beiden Kinderdörfer, die von Amani Kinderdorf e.V. aufgebaut wurden. Ich wurde nicht von meinem Verein beauftragt Werbung zu machen, sondern ich schreibe das hier, weil ich selbst der Überzeugung bin, dass – wenn sie jeden Tag 1€ in die Kinderdörfer schicken (30€/Monat) – das Geld definitiv an einer richtigen Stelle ankommt. Ich erinnere mich daran, wie unsere Stufe vor dem Abitur durch kurze Emails und Telefonate mehrere Hundert Euro an Sponsorengeldern zusammenbekommen haben, ich hoffe, dass sich auch für dieses Projekt Personen/Familien/Vereine/Chöre finden lassen, die eine Patenschaft übernehmen oder als Gruppe ein Kind „sponsoren“.

Falls Sie kein Intresse haben sollten, können Sie davon ausgehen, dass ich diesen Blog nur dieses eine Mal für diese Art von Werbung verwendet habe. Schließlich will ich hierdurch meine Familie, Freunde und andere Intressierte auf dem Laufenden halten, wie es hier unten so läuft und was ich zur Zeit so mache. Falls Sie allerdings Interesse bekommen haben, den Kindern hier zu helfen, dann können Sie sich gerne jederzeit per Email an mich oder an meine Eltern wenden.

Bei mir persönlich steht auch, wie in Werl, Weihnachten auf dem Plan. Hoffentlich habe ich bis dahin meine Amöben (Darmerkrankung) auskuriert und kann nach Weihnachten problemlos Silvester auf Zanzibar feiern. Danach steht auf der selben Insel ein vier tägiges Seminar an, von dem ich Ihnen im nächsten dann berichten werde.
Frohe Weihnachten, und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Benne

Seit 10 Wochen bin ich nun in Tansania und ich merke, dass Dinge, die mich zu Beginn noch jedes Mal begeistert, erschreckt oder verwundert haben, schon ein wenig zur Gewohnheit geworden sind.

Die Dala-Dala-Fahrten machen mir mittlerweile unglaublich Spaß, und ich rege mich über die Enge und das Gedrückte schon längst nicht mehr auf. Dass das Motorrad-Taxi (Piki-Piki) jedes mal später kommt als verabredet, ist selbstverständlich und deshalb rufe ich meinen Stammfahrer Deus nun immer schon eine halbe Stunde im Voraus an. Wer eine alte Standuhr zuhause hat, wird wissen, dass man nach einiger Zeit das Bimmeln gar nicht mehr hört. So ist es bei mir und den „Mzungu“-Rufen. Irgendwie nehme ich sie noch war, ignoriere sie aber unbewusst.

Da meine Arbeit nun läuft und ich deshalb seit 5 Wochen einen geregelten Tages-/Wochenablauf habe, würde ich euch gerne einen „typischen“ Tag meines tansanischen Lebens beschreiben.

6:00

Der Wecker klingelt. Ich kann nicht fassen, dass die Nacht schon wieder vorbei ist, richte meine beiden Decken, die ich in Kilolo brauche und drücke auf Schlummern.

6:10

Nochmal auf Schlummern drücken, in der Hoffnung die nächsten 10 Minuten dauern länger, als die jetztigen.

6:20

Jetzt aber raus, Heizlüfter angeschmissen und Boxershorts draufgelegt. In Kilolo ist es zur Zeit, vorallem am Morgen unglaublich kalt, was das Aufstehen nicht gerade erleichtert. Für Duschen fehlt morgens meist die Motivation, weshalb sich das dieses auf nach der Schule oder Abend beschränkt. Nach dem Zähneputzen geht’s zurück in mein mittlerweile einigermaßen warmes Zimmer. Nun muss eine Entscheidung gefällt werden: Wie komme ich zur Schule? Entweder Piki Piki (Motorrad-Taxi), Dala Dala (VW-Bus)…oder der Bus, der jeden Tag zwischen 6 und halb 7 am Amani Center vorbeifährt. Falls ich mich fürs Piki entscheide, habe ich etwas länger Zeit, da Deus mich direkt vom Amani Center abholt. Um ein Dala-Dala zu bekommen müsste ich zu Fuß eine halbe Stunde nach Kilolo laufen. Während ich überlege höre ich eigentlich jeden Tag den vorbeifahrenden Bus, wodurch diese Option immer wegfällt.

6:40

Nun gehts’s nach drüben, in das Nachbarhaus, dass der Managerin des Dorfes Mama Erica gehört. Dort gibt es zum Frühstück zwei Optionen: Brot mit Marmelade/Erdnussbutter oder einfach nur Butter und Salz…oder Uchi. Ich hab keine Ahnung, wie ich Uchi beschreiben soll. Grau. Matschig. Brei. Und er schmeckt erst, wenn man ca. 10 Löffel Zucker hineingekippt hat. Also Brot mit Marmelade zum Frühstück.

Oh, und noch schnell Deus anrufen, sonst kommt der heute gar nicht mehr.

6:45

Deus sagt, er ist in 10 Minuten da…deshalb schmeiße ich in großer Eile alle meine Sachen in meinem Rucksack und begebe mich zur Straße, wo ich auf ihn warte.

7:20

Deus kommt. Er hat mir in den letzten 2 Wochen hier Motorradfahren beigebracht und deshalb darf ich ab und zu selbst zur Schule fahren. Ich liebe meinen Schulweg. Mitten durch einen tansanischen Wald, dann an Lehmhütten und Holzläden vorbei durch mein gemütliches Dörfchen Kilolo, über eine asphaltierte Straße(!), auf der man nach rechts und links einen umwerfenden Ausblick hat und danach mitten durch Felder und Staubstraßen zu meiner Schule, die mitten in der Pampa liegt.

7:40-14:00

Von Montags bis Mittwochs unterrichte ich an der Kilolo Secondary School Mathematik. Neben mir ist nur noch ein Mathelehrer an dieser Schule angestellt, was dazuführt, dass ich von vier Jahrgängen zwei Jahrgänge in Mathe unterrichte. An den 3 Tagen, die ich an der der Schule bin, bin ich sechs von acht Schulstunden im Einsatz. In jeder Stunde wird mir aufs Neue bewusst, wie schnell ich doch mit dem Kisuaheli-Lernen weitermachen muss. Die Schüler sprechen wirklich ein schlechtes Englisch und es fällt ihnen fast noch schwerer Englisch zu sprechen, als mir Kisuaheli zu sprechen. Aber ich habe vor den nächsten Blogeintrag größtenteils über meine Schule(n) zu schreiben, deshalb belasse ich diesen Teil des Tages mal so verkürzt.

Donnerstags gehe ich um 3:20 in die Primary School in Kilolo und unterrichte dort Englisch. Während ich an der Secondary School vor 80-100 Schülern stehe und meistens Frontalunterricht gebe, geht es an der Primary darum, den Kinder Englisch spielerisch beizubringen.

15:00

Ich komme im Kinderdorf an und gehe zuerst in Mama Ericas Haus um zu essen. Jeden Tag ,,gespannt“, was es wohl heute zu essen gibt, erwartet mich an 80% der Tage Ugali. Es gibt ca. fünf mögliche Beilagen, die sich abwechseln: Bohnen, eine Art Spinat, ein Kraut, Erbsen und bittere Tomaten. Ungefähr einmal in der Woche gibt es Reis, jedes Mal wieder ein kulinarisches Highlight der Woche.

16:15

Ich finde mich in meinem Bett wieder und obwohl ich mir vorgenommen habe, dass es mir heute nicht passiert, ärger ich mich, dass ich schon wieder ein Mittagsschläfchen gemacht habe. Jetzt muss ich mich ranhalten mit meinen Plänen für den Tag. Wäsche waschen, Unterricht vorbereiten, Emails schreiben (was bei dem Kilolo-Internet durchaus lange dauern kann), mit den Kindern spielen oder Kinderakten verwalten,.Dies sind einige der Tätigkeiten, mit denen ich mich unter der Woche beschäftige, falls ich keinen Nachhilfeunterricht für die Kinder vom Amani Center gebe.

16:45

Meine beiden Mitfreiwilligen aus Kilolo, die in der kinderdorfeigenen Schreinerei arbeiten, haben Feierabend. Manchmal gut gelaunt, oftmals aber auch total entnervt von der doch sehr „eigenen“ tansanischen Arbeitsweise verbringen wir den Rest des Tages meist gemeinsam. Ab und zu gehen wir zusammen den 30 Minuten langen Fußmarsch bis ins Dorf Kilolo, um ein Feierabendbierchen oder eine Portion Chipsy Mayai (Pommes in Spiegelei) zu essen. Nur Ugali und Wasser ist auf Dauer eher schwieriger zu ertragen. Einen ganzen Haufen Bekanntschaften haben wir in Kilolo schon geschlossen: Die „Crocande-Mama“, bei der man sich süßes Gebäck kaufen kann, die „Vocha-Mama“ (Vocha=Handyguthaben), die sich neben dem Verkaufen in ihrer Holzhütte auch immer nach unserm Wohlbefinden und unseren Plänen fürs Wochenende erkundigt. Jackson, der mir Chipsy Mayai kochen beibringt (sobald ich zurück in Deutschland bin werde ich das ständig kochen!). Ein Dauer-Besoffener, der jedes mal total euphorisch sagt, wie froh er doch ist, uns kennengelernt zu haben und dann nach Geld fragt. Nachdem wir ihm wie jedes mal erklärt haben, dass wir ihm kein Geld geben, lächelt er freundlich und geht seines Weges. Dabei erzählt er jedem, der ihm entgegenkommt, dass wir seine „Rafiki“ (Freunde) seien. Naja…das sei mal dahingestellt.

19:30

Zeit zum Abendessen. Wieder gehen wir drei Freiwilligen zu Mama Erica und bekommen – welch Überraschung – Ugali zum Abendbrot.

19:45

Da es ab 7 Uhr dunkel ist, bleiben uns nicht ganz so viele Möglichkeiten den Abend abwechslungsreich zu gestalten. Mama Erica möchte nicht, dass wir in der Dunkelheit noch ins Dorf gehen. Zum Einen, weil es doch recht unsicher sein kann, zum Anderen aber auch, weil wir schon eine Art Vorbild für die Kurzen im Kinderdorf sind. Nach dem Abendbrot noch irgendwohin aufzubrechen, soll kein Kind dazu verleiten vielleicht doch mal hinterherzulaufen und zu gucken, was die Mzungus so spät noch im Dorf treiben. Also verbringen wir den Abend meist mit Filmen, Büchern oder vor dem Laptop.

„Heute muss ich aber mal ein bisschen eher ins Bett, ich bin morgens immer so fertig“, darüber sind Daniel und ich uns einig.

0:15

Entweder höre ich aus Daniels Zimmer noch die Hintergrundmusik von „Fifamanager ’13“, oder Daniel hört bei mir Stone Sour, Sick of it All oder irgendeine andere Einschlafmusik. 😉 So sitzen wir meistens nachts noch in meinem Zimmer und reden über dies und über das…bis wir dann irgendwann wirklich müde sind und jeder pennen geht. Noch ca. fünf bis sechs Stunden bis mich der Wecker wieder aus meinem Schlaf reißt und alles von vorne losgeht.

Zehn Wochen lang bin ich nun also schon hier. Langeweile hatte ich noch nie, nicht mal auf mehrstündigen Busfahrten oder in meinen Freistunden in der Schule. Immer gibt es irgendwelche Leute mit denen ich mich austauschen kann, die mir neue Blickwinkel auf Dinge geben und die einfach dafür sorgen, dass ich mich hier absolut wohlfühle. Zum Thema neue Blickwinkel: Ich glaube ein guter Abschluss für diesen Text könnte ein Satz von Noveta, einer meiner Lehrerkolleginnen sein, die mich zu sich nach Hause eingeladen hat und für mich gekocht hat: „Wir sind zufrieden, wenn unser Geld für Essen, einen schönen Platz zum Schlafen und das Schulgeld für unsere Kinder reicht. Ihr habt Geld für alles, und seid trotzdem jeden Tag gestresst.“

Der erste Monat ist seit Montag vorbei und wenn ich zurückdenke, sind die
4 Wochen wie im Flug vergangen. Unzählige Erfahrungen, die teils schockierend,
teils auch so beeindruckend waren, dass man manchmal gar nicht glauben konnte,
dass das alles für ein Jahr nun mein Alltag sein wird.

An der Kilolo Secondary School bin ich gut angekommen und konnte mich schon
im Unterrichten üben. Seit Montag habe ich die Form 1 übernommen und unterrichte dort
eins der unbeliebtesten Fächer : Mathematik. Los geht’s mit Geometrie, das dürfte ich
wohl hinkriegen! 😉

Was mich an meiner Schule jeden Tag aufs Neue schockiert, ist die hier noch vorhandene
Prügelstrafe. Ich hatte vor meiner Reise und auch noch, als ich das erste Mal gesehen
habe, wie ein Schüler geschlagen wurde, das Gefühl, dass ich damit relativ gut
umgehen kann. Seitdem ich mich aber im Lehrerzimmer regelmäßiger aufhalte, habe
ich Situationen erlebt, bei denen ich einfach nur noch aufstehen und gehen konnte:
So harte Schläge, dass Pullis reißen oder die Stöcke durchbrechen(!), weinende
Mädchen und Jungen die humpelnd den Raum verlassen. Und dabei Lehrer, denen man
ansieht, dass sie offentsichtlich ihre „Macht“, „Autorität“ oder was auch immer
ganz schön genießen. Schön zu sehen ist allerdings, dass nicht jeder Lehrer
die Prügelstrafe befürwortet und ohne Stock in die Klassenräume geht. Bei denen
merkt man direkt, dass sie eine ganz andere – eine viel natürlichere – Art von
Autorität besitzen.

Pünktlich zum „Monatstag“ bin ich an meiner Schule „Productions Manager“ des
ersten Newsletters der Schule geworden. Klingt super cool, meine Aufgabe besteht
aber eigentlich nur daraus, die eingereichten Texte abzutippen, in Form zu bringen
und ausdrucken. Trotzdem ein ganz intressanter Zusatzjob, den ich jetzt gerne
bei den nächsten Ausgaben von „A Spill of Knowledge“ übernehmen werde.

Die 2. Woche, in der ich hier war, bestand einzig und allein aus einem Sprachkurs in Iringa:
Grammatik und Vokabeln pauken. Klingt nervig, allerdings hat man jeden Tag, wenn
man die Haustür verlässt, die Motivation sich direkt wieder dran zu setzen. Englisch
sprechen hier nur die wenigsten, und ich habe das Gefühl, man wird das „Blöder-Touri“-
Image erst los, wenn man ein einigermaßen gutes Kisuaheli spricht.

An das Essen hier habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Unter der Woche gibt es
ausschließlich Ugali zu Mittag und Abend, mit Bohnen und einer Art Spinat.
Wenn es mal Reis gibt, steht uns allen ein dickes Grinsen im Gesicht.
Ein Jahr lang wird das jetzt von Montag bis Freitag gegessen, aber wenn ich daran
denke, dass für die meisten Tansanier das ganze Leben lang nur Ugali auf dem Teller
liegt, wag ich es gar nicht, mich lautstark zu beklagen. Schmeckt ja auch nicht
schlecht…es schmeckt halt nach gar nix.

Auch die ersten tansanischen Kontakte sind bereits geknüpft: Ein Piki-Fahrer mit dem
Namen Deus bringt mich öfter mal mit dem Motorrad zur Schule (für umgerechnet 1€) und
hat mir angeboten, dass er mir in dieser Woche Motorrad fahren beibringt.
Fahrschule und Sicherheitskontrollen im Verkehr gibt es hier eigentlich gar nicht;
wenn ich mir Deus‘ Piki angucke, frage ich mich, wie lang dieser Schrotthaufen eigentlich
noch fahren kann.

Was in diesem ersten Monat wohl so ziemlich das nervigste bisher war, war die Tatsache,
dass wir im Amani Center von Sonntag bis nächsten Dienstag (9 Tage) kein fließend Wasser
hatten. Die Hausmamas haben uns jeden Tag einen Eimer Wasser aus dem Fluss zur Verfügung
gestellt, welcher eigentlich immer dafür draufging das Klo zu spülen. Klamotten waschen
und duschen war in den 9 Tagen nicht drin. Eine ziemlich nervige Zeit, weil man sich
grade hier in Kilolo, wo die Straßen fast nur aus roter Erde bestehen, jeden Tag aufs
Neue einstaubt. Umso mehr feierten wir allerdings, als wir hörten, dass der Klokasten
am Dienstag wieder volllief und wir wieder Wasser hatten.

Alles in allem ist der erste Monat zwar gefüllt von Höhen und ein paar Tiefen gewesen,
allerdings bin ich froh, diesen Schritt hierher gegangen zu sein und würde es schade finden,
wenn ich nur diesen einen Monat hier gewesen wäre. Mit anderen Worten: Ich freue mich,
dass diese Welt hier nun ein Jahr lang mein Zuhause ist.

Mein nächster Eintrag wird wahrscheinlich etwas farbiger gestaltet werden, ich habe ein
paar Fotos gemacht, die ich euch aufkeinenfall vorenthalten möchte.

Bis dahin, euer „Mr. Bendikti“, „Mr. Beni“ oder „Mzungu“

5 Tage sind noch übrig auf dem Kalendar, bis es für mich nach Frankfurt zum Flughafen geht.

13 Monate Tansania stehen an. Damit meine Freunde, Verwandten und Bekannten nicht plötzlich Angst bekommen, ein Löwe könnte mich gefressen haben, möchte ich diesen Blog hier nutzen, um alle die sich für mein Jahr in Afrika intressieren auf dem Laufenden zu halten.

Ich bin 18 Jahre alt, habe dieses Jahr am UG mein Abitur gemacht und habe mich vor ca. einem 3/4 Jahr dazu entschieden, noch nicht studieren zu gehen, sondern ein Auslandsjahr dazwischen zu schieben. Auf der Suche nach einer Entsendeorganisation bin ich zufälliger-, aber auch glücklicherweise auf den Amani Kinderdorf e.V. gestoßen, der mich nach einem Bewerbungswochenende als Lehrer an der Secondary School in Kilolo eingestellt hat.

Ich werde vormittags an der Schule Mathe und Englisch unterrichten, nachmittags Nachhilfe in dem Kinderdorf geben (in dem ich selbst wohnen werde) und andere Aufgaben wie z.B. die Aktualisierung der Kinderakten übernehmen.

Zwei mehrtätige Seminare und einen Sprachkurs (Kisuaheli) habe ich bereits zusammen mit meinen Mit-Freiwilligen hinter mich gebracht; alle Vorbereitungen für mein Auslandsjahr sind so gut wie getroffen, das einzige, was jetzt noch ansteht, ist das Abschied nehmen. Achja, und natürlich das packen…

6 andere Freiwillige werden am Sonntag zusammen mit mir die Reise nach Tansania beginnen. 2 davon werden als Schreiner(in) in meinem Dorf arbeiten und mit mir zusammen im gleichen Haus wohnen. In der Truppe, die aus ganz Deutschland zusammengewürfelt ist (Bremen, Stuttgart, Mainz, Frankfurt,Erzgebirge, Kleve und Werl ;)) fühle ich mich richtig wohl, wir haben uns auf den Seminaren intensiv kennengelernt und in einem so kurzen Zeitraum kennen mich diese Leute schon mindestens genauso gut wie meine Freunde es tun. Das liegt mit Sicherheit an dem letzten Seminar, was von den Ehemaligen liebevoll als „Psycho-Seminar“ bezeichnet wird. Ich werde es zukünftig definitiv auch so nennen, denn so intensive Gespräche (begleitet von 2 Therapeuten) hab ich erst selten geführt.

Mit einem (noch) guten Gefühl starten meine vorerst letzten Tage in der Heimat. Aber mit dem Wissen, dass ich am 30.8.14 wieder hier an meinem Schreibtisch sitzen werde, um den letzten Blogeintrag zu schreiben, lässt sich das Tschüss-Sagen aushalten!

Ich werde in diesen Blog nicht regelmäßig führen und sozusagen jede Woche etwas schreiben, sondern immer dann, wenn ich das Gefühl habe, es ist etwas passiert was ihr wissen müsst, werd ich mir die Zeit nehmen und ein wenig hier schreiben. Allerdings überlege ich, die monatlichen Berichte, die ich dem Vorstand von Amani zuschicken muss, hier zu veröffentlichen. Also mindestens einmal im Monat hört ihr definitiv von mir! 🙂

Also, das wars für’s erste…mein einziger Eintrag vor dem Reiseantritt.

Niki Tansaniani, nitawaandika. Bestimmt hab ich grammatikalisch noch irgendwas falsch gemacht, aber es soll heißen: Ich werde euch schreiben, wenn ich in Tansania bin!

Bis dahin, Benne