So 1 Jun 2014
Wir sind wieder zu Hause
von Franz-Josef Damen und Herbert Aprill in Blogs
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Jetzt liegen fast 3 Wochen auf dem Rad hinter uns. Auf den fast 1.100 Kilometern haben wir abwechslungsreiche Gegenden und höchst unterschiedliche Witterungsverhältnisse vorgefunden.
Mit starkem Gegenwind bei wechselhaftem Wetter sind wir in Deutschland gestartet. Als wir in die Nähe der Pässe kamen, machten uns die Eisheiligen einen Strich durch die Rechnung und ließen die Temperatur in Gefrierpunktnähe sinken. Wegen des einsetzenden Schneeregens haben wir uns am Fernpass auf den Shuttle-Service und am Reschenpass auf den Postbus verlassen. Es waren viele Höhenmeter zu bewältigen und unsere Kleidung war nicht nur vom Regen nass.
Als wir Italien erreichten, änderte sich das Wetter. Wir konnten in kurzem Hemd und Hose durch die Obstplantage fahren und uns von den Bewässerungsanlagen nassregnen lassen. Von hier aus 80 Kilometer bergab zu fahren, ist ein Raderlebnis der besonderen Art. Ohne große Anstrengung kann man diese Strecke an einem Tag bewältigen. Wir haben einige Radler gesehen, die wohl mit dem Bus aufwärts gefahren sind, um diese Genuss-Strecke an einem Stück zu fahren.
Radfahrtechnisch und landschaftlich war der Bereich von Südtirol am Schönsten. Hier „störten“ nur die vielen Rennradler am Samstag und Sonntag, die auf den „Radautobahnen“ das italiensche Flairaufkommen ließen. Es fehlten nur die Hupen. Die Radwege und die Kennzeichnung der verschiedenen Etappen sind ausgezeichnet.
Die Po-Ebene und später auch der Bereich der Lombardei ähnelte (vom Wetter einmal abgesehen) in vielen Bereichen dem Münsterland. Flach und von vielen Kanälen durchzogen, wird hier landwirtschaftliche Fläche genutzt und Viehzucht betrieben. Erstaunlich war festzustellen, dass hier sogar Reis angebaut wird. Wir sind in der Heimat von Don Camillo und Peppone gewesen und haben das Land fast noch so vorgefunden, wie wir es aus den Schwarz-/Weiß-Filmen kennen.
Der Prunk in den bekannten Städten wie Meran, Verona und Mailand ist enorm und zieht viele Menschen an. Touristen aus allen Herren Ländern sind hier vertreten und sorgen für ziemliches Sprach-Chaos. Mit Englisch sind wir immer weitergekommen und auf dem Land darf man auch schonmal die Hände dazu nehmen, um zu zeigen, was gewollt oder gewünscht ist. Hier sind wir eigentlich nur kurz gewesen, da die Hektik, der Lärm und vor allem der wahnsinnige Verkehr uns abgeschreckt haben.
Die Quartiere haben trotz der Sterne-Kennzeichnung höchst nterschiedliche Qualität. Spontane Entscheidungen oder auch die Vorbuchung über Booking.com haben wir je nach Bedarf getroffen. Auch wenn Bewertungen von Hotels oder Unterkünften vorhanden sind, muss man doch skeptisch an die Auswahl gehen. Wir haben in absoluten Bruchbuden, in denen Putz von den Wänden fiel und in Nobelunterkünften (siehe Schöne Aussicht) unsere Nacht verbracht. Vielfach konnten wir mit Karte bezahlen, andere wollten Bares ohne Quittung. Schlimm war es in einer alten „Villa“, in der unsere Notlage ausgenutzt wurde (es war weit und breit kein Zimmer zu erhalten) und der Preis für eine Couch und ein kurzes Bett war absolut überzogen. Wir haben uns immer gesagt: „Ist nur für eine Nacht und durch.“ Ärgern hilft nicht und Weitersuchen bringt dann auch nichts ein.
Unsere guten Fahrräder haben sich tapfer geschlagen und klaglos die unterschiedlichsten Strecken überstanden. Kein Platten, keine Panne oder Sturz hat für irgendwelche Missstimmung gesorgt. Je südlicher wir allerdings kamen, umso abweichender waren die Lebensgewohnheiten. Ein „süßes“ Frühstück, die verschobenen „Aktivitätszeiten“ und das Essen (jeden Tag Pizza geht nicht) waren doch etwas gewöhnungsbedürftig. Wir freuen uns jedenfalls wieder zu Hause zu sein.