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Ich schaue auf die Uhr, sie zeigt kurz nach Mitternacht an, und es ist schon wieder hell draußen. Ich bin zurück in Deutschland, die Uhr meines Blackberrys habe ich noch nicht umgestellt. Hamm wirkt trist, wenn man aus dem Fenster schaut – besonders, wenn man gerade über drei Monate Südflorida hinter sich hat.

Als ich am Freitag am Airport von Miami war, hätte ich mich gerne noch Last-Minute anders entschieden. An meinem Gate waren gerade Flugzeuge Richtung Havana, Caracas, Kingston und Madrid startklar. Das hätte doch auch etwas, habe ich mir gedacht, während ich dann doch zur Maschine mit dem Ziel Düsseldorf schlich. Am Gate hing dann noch ein Plakat einer Organisation, die sich für Migration einsetzt, und die aus jedem Jahr der vergangenen 60 Jahre ein Bild zeigt, das die aktuellen Migrationsströme zeigen. Klar, es zeigt vor allem die vielen Latinos und Caribbeans an, etwa aus Kuba und Haiti. Noch immer strömen viele Menschen nach Südflorida, nicht zuletzt nach Katastrophen wie dem schweren Erdbeben in Haiti – immer in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Jeder Auswanderer hat, meiner Meinung nach, seine Berechtigung, ebenso wie seine eigene Geschichte. Auch ich gehöre dazu. Aus beruflicher Perspektive muss ich sagen, hat es für die Amerikaner keinen Unterschied gemacht, ob ich gut ausgebildet aus Deutschland komme oder ob ich illegaler Einwanderer bin, der aus Gründen von Armut, Obdachlosigkeit und Hoffnungslosigkeit sein Land verlassen hat: Nur wer sich der Konkurrenz und dem damit verbundenen ‚Preiskampf‘ auf dem Arbeitsmarkt stellt, findet in dem Ballungszentrum von Miami Arbeit. Nicht umsonst gibt es in den USA immer wieder die Bemühungen aus den vielen Illegalen endlich legale Bürger zu machen – nicht nur wegen der Kriminalität, die damit einhergeht, natürlich auch der durch die Illegalität bedingten entgehenden Steuereinnahmen wegen. Ich finde das gut, zumal es gleiche Chancen ermöglicht.

Für mich bedeutete dies jedoch, dass ich mich nicht unter Wert verkaufen lassen möchte, zu viel habe ich in meine Ausbildung investiert; so sehr schätze ich den Umstand, eine Perspektive fürs Leben haben zu wollen und nicht ausschließlich jeden Tag darum kämpfen zu müssen, meine Rechnungen bezahlen zu können. Südflorida war nicht der Fleck Erde, der mir diese Perspektive ermöglicht hat, wenngleich er anderen Auswanderern – und natürlich auch den Touristen mit Geld im Gepäck – wie ein Schlaraffenland vorkommt.

Da bin ich nun also zurück, glücklich bin ich gerade aber dennoch nicht. Ich fühle mich, als würde ich in ein tiefes Loch gefallen sein. Sicherlich ist auch der Jetlag, den ich noch nie so hart wie dieses Mal erlebe, daran schuld – aber nicht ausschließlich. Ich bin etwas träge gerade. Spätestens zum Wochenende will  ich aber wieder voll angreifen. Wohin die Reise geht, wird man sehen. Sicherlich habe ich mir meine Gedanken und Vorstellungen gemacht, aber jetzt heißt es „Don’t talk the talk, walk the walk“.

Ich will mein Handeln meinem Umfeld gegenüber nicht mehr erklären müssen. Ob ich in die USA zurückgehe oder hier anfange mir etwas aufzubauen, bleibt meine Entscheidung. Daran ändern auch all die vermeintlichen Ratschläge der vergangenen Zeit, besonders der vergangenen Tage nichts. Gar nichts. Es ist mein Leben, ich – und ausschließlich ich – bin dafür verantwortlich.

Dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Danke zu sagen. All jenen nämlich, die mich begleitet und unterstützt haben. Es waren nicht nur Teile meines Umfeldes, die hinter mit standen – eine sehr schöne Erfahrung, so muss ich es ehrlich formulieren. ‚Fremde‘ Menschen haben mich unterstützt, dafür mein aufrichtiges Danke. Ich muss aber auch sagen, dass ich viel über mich selbst, aber auch mein Umfeld gelernt habe. Es gab Menschen, die ich als Freunde angesehen habe, die aber nichts getan haben, als sich nicht zu melden und mir dann später zu sagen, ich hätte alles falsch gemacht. Menschen also, die in drei Monaten nichts mitbekommen haben von meinem Treiben, aber sich nun hingestellt haben, als hätten sie an meiner Stelle die Welt verändert. Sorry, aber solche Leute brauche ich nicht in meinem Umfeld. Ja, es schmerzt, aber warum sollte ich mir von diesen vermeintlichen Freunden weh tun lassen?! Ich wusste immer: Wenn ich auswandere, dann mit allen Konsequenzen.

Leider habe ich ebenso oft gehört, wie Leute aus meinem weiteren Umfeld nach der Rückkehr sagten „Ich habe es dir ja gesagt, dass das nix werden kann“, oder „War ja klar, dass du zurückkommst“. Diese Menschen dürfen sich gerne selbst auf die Schulter klopfen – mich dafür dann aber auch in Ruhe lassen. Einen Teil meiner Geschichte habe ich im Blog erzählt, aber eben auch nicht alles. Nur werde ich den Kritikern gegenüber mein Handeln nicht weiter erklären, ich lasse Taten sprechen. Ja, zu den Ratschlägen und den Tipps, die ich in den drei Monaten bekommen habe, gehört auch die Kritik zu. Sofern sie konstruktiv war. Auch dafür bin ich natürlich dankbar. Wer aber schlichtweg einen auf Besserwisser und Rechthaber macht, soll mich in Ruhe lassen. Ohne wenn und aber. Die Kritik höre ich mir gerne an, aber Leute: Vergesst nicht, jeder Mensch und jede Situation ist anders. Wer meint auf der Grundlage seines eigenen Lebens mich auf teilweise beschämende Art und Weise eines Besseren belehren zu wollen, hat verloren. Kritik und Ratschläge sind gut, aber nicht, wenn man mich nur beleidigt. Auswandern scheint einfach zu sein – wenn man aus tausenden Kilometern Entfernung in seinem sicheren Leben sitzt und über Auswanderer urteilt. Es erinnert mich immer an die Szene, als Jan Ulrich vor etlichen Jahren nach hunderten Kilometern hartem Radrennen durch die Berge Frankreichs im Kampf um die Tour-de-France dem letzten Antritt des späteren Siegers Lance Armstrong nicht standhalten konnte: Jan Ulrich wurde als Verlierer dargestellt, weil er diesem, vermeintlich simplen Antritt von Lance Armstrong die Alpen hoch keine Paroli bieten konnte. Klar, es ist auch einfach zu urteilen, wenn man es selbst nie probiert hat.

Würde es, wie im Sport, Dopingmittel für Auswanderer geben, wer weiß, ob ich diese nun nutzen würde, um wie einst Jan Ulrich doch noch die Spitze des Bergs erklimmen zu können. Ich weiß nur: derzeit verweile ich in Deutschland und muss mich nun entscheiden, wie ich weiter mache. Natürlich weiß ich selbst was ich wirklich will. Ich muss nun ‚nur‘ noch sehen, wie ich das erreichen kann. Darüber mache ich mir aber nicht erst seit gestern Gedanken, ich brauche aber nach der Ankunft in Deutschland ein paar Tage um mich quasi zu sammeln. Natürlich nehme ich Ratschläge gleichermaßen wie Kritik auch weiterhin an. Nur: Sprüche, wie ich hätte ja nur Urlaub in den drei Monaten Florida gemacht, will ich nicht mehr hören. Der einzige Mensch, dem ich mein Handeln gegenüber rechtfertigen muss, bin ich schließlich selbst. Entsprechend werde ich gerne meine weiteren Lebenspläne teilen, jedoch nicht rechtfertigen. 

Für mich steht aber fest: Egal was passiert, ich bleibe immer Amerikaner. Ein stolzer Amerikaner. Wie ich schon mal beschrieben habe, kann ich mich sehr gut mit den Idealen, Einstellungen und Werten des Amerikas, das ich kennen gelernt habe, sehr gut identifizieren. In den USA gilt man nun mal auch nicht erst mit einem Reisepass als Amerikaner, sondern dann, wenn man sich zur Gesellschaft zugehörig fühlt. Das wird mir auch niemand jemals nehmen – egal wo ich mich gerade aufhalte. Das amerikanische System, so wie es in Südflorida vorzufinden ist, hat mir nicht die Perspektive gegeben, die ich für mein Leben haben wollte. Wenig hilfreich war es dabei in einer Touristenhochburg zu leben, die einem von den amerikanischen Idealen und Werten, an die ich glaube, nichts bieten kann. Dort zählen amerikanische Werte nichts, dort zählt nur die Anzahl an Einkaufstüten von Victoria’s Secret, Ed Hardy und Co.

Die vielen Begegnungen und Momente, die sehr schön waren, werde ich immer mit mir und in mir tragen. Etwa als mir in einem der Ghetto-Viertel Miamis ein Bus-Ticket geschenkt wurde, nachdem ich nach dem Weg gefragt habe. Oder als ich mein schweres Gepäck am späten Abend von A nach B geschleppt habe, dabei in der Hitze Floridas geschwitzt hab wie ein Ferkel am Grillspieß und mir ein netter junger Mann am Straßenrand seine Flasche Gatorade mit der Begründung, ich sehe so aus, als würde ich sie gerade  gut gebrauchen können, angeboten hat. Ich könnte tausende dieser kleinen Geschichten erzählen. Im Blog habe ich das viel zu selten, schließlich hat die schwierige Arbeitssuche allzu oft die Energien geraubt, um diesen kleinen Momente des Lebens wirklich genießen zu können. In meinem Herzen habe ich das aber stets getan.  Ehrlich.

Meine Reise ist aber noch nicht am Ende. Zunächst muss ich aber für mich selbst klare Entscheidungen treffen, wie ich weiter machen will. In den kommenden Tagen werde ich die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Bis dahin hoffe ich, werden der Jetlag und die Müdigkeit nachlassen und ich kann mit neuer Energie durchstarten – etwa so, wie Lance Armstrong damals in den Alpen bei der Tour-de-France. Auch er hat die Spitzen der Berge niemals ‚einfach so‘ erklommen, er musste ja auch eine Menge dafür tun. Das werde ich jetzt auch. Ohne wenn und aber.

Und noch eines: Viele Menschen haben es gesagt, zumindest aber gedacht: Auswandern sei mein Traum. Nein, Leute, mein Traum war es Wrestlerin zu werden, mein Traum war es, mal eine große Wrestling-Shown live zu sehen, und mein Traum war es, den Miami Marathon zu laufen. Einige dieser Träume habe ich mir erfüllt. In den USA zu leben war nie mein Traum, es war seither Teil meines Lebens, Teil meiner Realität. Was daraus wurde, ist eine andere Geschichte, eine Geschichte, die ich zum Teil an dieser Stelle erzählt habe. Aber mein Leben lebe ich weiter – egal wo. Es geht nicht um Träume, es geht um Realitäten, die man lebt. Das habe ich mit den USA getan, und wer weiß, ob ich es wieder tun werde. Wir werden es sehen – mehr kann – und will ich – derzeit nicht sagen.

Danke an die Unterstützer der  vergangenen Wochen und Monate, ich weiß das zu schätzen! Danke euch allen! Von Herzen!

Liebe Grüße,

Eure Flo-Rhyneranerin 🙂

 

Ich nehme es gleich vorweg: Es war einfach hammer! Gestern war ich bei der ‚Raw‘-Show der WWE, also Wrestling, und ich war total happy. Nein, vielmehr aus dem Häuschen 🙂 So ein geiles (ähm, anders kann ich es kaum beschreiben) Sportevent hab ich noch nie gesehen. Außer natürlich der Miami Marathon, aber das ist eine andere Geschichte 😉 Gut anderthalb Stunden vor Show-Beginn war ich bereits an der Halle. Nur war ich unter den Tausenden von Fans ziemlich einsam, was meine Klamotten anging. Fast alle hatten nämlich Fan-T-Shirts an und Plakate für ihre Lieblinge dabei. Irgendwie hat es mich an etwas erinnert, was ich mal beim Karneval in Köln erlebt hab. Während die Millionen entlang der Straßen in Kostümen standen, war ich der einzige Depp, der in normalen Klamotten herum lief. Genauso als ‚Außenseiter‘ kam ich mir in dem Moment beim Wrestling vor.
 
Kaum reingekommen, hatte ich erstmal Durst. War ja schließlich auch ganz schön warm draußen zu warten. Für so einen kleinen Becher Cola Light hab ich fünf Dollar hingeblättert. Und nachdem mir mein Becher auch noch umgekippt war, hab ich dann gleich nochmal fünf Dollar für ne neue Cola Light hingeblättert. Dumm gelaufen. Krass fand ich aber die Preise insgesamt. Klar, wie oft geht man zu einem solchen Event? Entsprechend kann ich ja verstehen, dass die Gastronomie verdienen will und man dann auch bereitswillig mehr als üblich bezahlt. Aber so eine Mini-Pizza für 12 Dollar fand ich schon viel. Umgehauen hat es mich bei den Bier-Preisen. Da kostete doch glatt ein kleiner Becher (und nein, wir reden hier nicht von irgendwelchen riesigen amerikanisch-überdimensionierten Portionen) amerikanisches Bier 10 Dollar und das importierte Bier sage und schreibe 14,50 Dollar. Für einen Becher, keine ganze Kiste! Vielleicht sollten das die deutschen Amateur-Sportvereine mal einführen bei den Spielen an den Wochenenden: Entweder spült das Bier dann so viel Geld in die klammen Kassen, dass die finanziellen Sorgen schnell weg wären, oder die Sportplätze werden zur alkoholfreien Zone 😉 Ich habe mich jedenfalls für ein Fan-Shirt für 30 Dollar entschieden. Bier mag ich eh nicht.
 
Nachdem zunächst eine Stunde lang für eine andere Show (‚Superstars‘) Matches mit ‚kleineren‘ Stars aufgenommen wurde, ging es live fürs amerikanische Fernsehen auf Sendung mit ‚Raw‘. Besonders spannend war die Ausgabe gestern, weil es der Tag nach ‚Wrestlemania‘ war, also dem Wrestlingevent schlechthin. Gleich zu Beginn kam The Rock in die Halle. Der ist ja auch in Deutschland bekannt. Vor einigen, wenigen Jahren hatte er sich vom Wrestling verabschiedet für seine Schauspiel-Karriere. Bis Sonntag, da hat er in seiner Heimatstadt Miami wieder gekämpft. Entsprechend gigantisch war die Stimmung, als er kam. Knapp 20.000 Zuschauer feiern ihren lokalen Helden. Wahnsinn. Gänsehaut. Einfach hammer! Er hat nur ein bisschen gequatscht, dann war er auch schon weg. Aber wie der reden kann, allein das war die Reise dorthin wert. Jedenfalls hat The Rock angekündigt, dass er die Vision habe, wieder WWE-Champion zu werden. Also war das wohl der Rücktritt vom Karriere-Rücktritt. Ich werd es sicherlich ab und an mal weiterverfolgen.
 
Auch wenn nicht alle Stars, auf die ich gehofft hatte, da waren, so war zumindest Cody Rhodes dort. Eigentlich fand ich seinen älteren Bruder (‚Goldust‘) immer klasse, aber irgendwie mag ich ihn auch. Mal abgesehen davon, dass ihm seine Spandex-Hose besonders gut steht 😉 Obwohl ich ziemlich weit oben saß, konnte man recht gut sehen. Daher füge ich diesem Blog-Eintrag auch einige Bilder bei.
 
Nach einigen Kämpfen und diversen Statements einzelner Wrestler, kam zum Schluss der Live-Show plötzlich ein Superstar in die Halle, der vor mehreren Jahren die Liga als absoluter Fanliebling überraschend verlassen hatte. Hab ich zumindest gelesen. Klar, die Fans waren von dieser Überraschung total aus dem Häuschen und haben die Arena einmal mehr in einen Hexenkessel verwandelt. Echt hammer, wenn knapp 20.000 Leute die ganze Zeit leidenschaftlich ihre Lieblings anfeuern, bzw. die ‚Bösewichte‘ ausbuhen. Die ‚Raw‘-Show hat mit dem Comeback von Brock Lesnar jedenfalls Geschichte geschrieben – und ich war dabei 🙂 Und natürlich am mitbrüllen und mitjubeln.
 
Statt mit dem Bus zurück nach Miami Beach von Miami Downtown aus zu fahren, bin ich dann nach knapp 4 Stunden live Action einfach gut anderthalb Stunden zu Fuß zurückgegangen. Und glaubt mir, ich war die ganze Zeit dabei am Grinsen 🙂 Sicherlich war es immer mal ein Traum bei einem solchen Wrestling-Event dabei zu sein, und außerdem war der damalige Berufswunsch Wrestler schließlich auch der Grund, warum ich mich vor so vielen Jahren um die Greencard beworben hatte. Ohne Wrestling würde ich nicht heute in Miami sein, daher war es für mich schon etwas ganz, ganz besonderes.  
 
Schade finde ich nur, dass Wrestling in Deutschland oft belächelt wird. Mal von der sportlichen Leistung, die dahinter steckt (das weiß ich auch aus eigener Erfahrung) abgesehen, so waren hier unter den Fans wahrlich nicht nur Kinder. Egal ob Mutti oder Omi, die haben alle gejubelt, mitgebrüllt und Fotos von sich vor den Event-Plakaten gemacht. Hier weiß man Wrestling eben als sportliches Entertainment zu schätzen.
 
Im Moment versuche ich die letzten Tagen, zumindest vorläufig die letzten Tagen Miami, zu genießen. Die Erkältung klingt ab, also taste ich mich auch langsam wieder ans Laufen heran. Bei knapp 30 Grad macht das ja Spaß 🙂 Ich habe nur schon seit einer Weile meine Bauarbeiter-Bräune vom Laufen, bei dem tristen Deutschland-Wetter dürfte die aber schnell wieder verschwinden 🙁 Für die letzten Tage habe ich noch einiges vor.
 
Bis dahin werd ich aber in meinem Wrestling-Fanshirt erst einmal ins Bettchen gehen, ist schon spät in der Nacht gerade hier. Das Shirt gab es leider nicht kleiner als in Männer-Größe M, was einem halben Bettlaken entspricht. Zumindest bin ich dann vor der Klimaanlage über meinem Bett bestens gewappnet, schließlich ist das Shirt (ganz amerikanisch) so groß, dass es als zweite Bettdecke fungiert.
 
In dem Sinne, gute Nacht nach Deutschland und viel Spaß mit den Bildern! 
 
 

Als The Rock kam, wurde dir Arena zum Hexenkessel, schließlich kommt er aus Miami. Ich muss zugeben: Selbst ich hatte Gänsehaut bei diesem Auftritt.

 

Selbst von den Tribünen oben sahen die Wrestler in ihrem Spandex-Dress noch klasse aus! Rechts ist Cody Rhodes, den find toll 🙂

Die Stimmung in der Halle war echt Hammer!

 

 

Also Sportevents können die Amerikaner!

 

Da hat es mir fast die Sprache verschlagen – im positiven Sinne. Ich wollte gestern spontan noch zum Sun Life Stadium fahren, um mal zu schauen, was bei Wrestlemania so geht. Ticktes hatte ich nicht, aber das Stadion der Footballer aus Miami hatte ich noch nie gesehen, also wollte ich mal schauen. Blöd nur, dass das Stadion so weit weg von Miami ist, in der Stadt Miami Gardens nämlich. Mit dem Bus war ich gut zweieinhalb Stunden unterwegs, Wrestlemania lief auch schon längst. Ich muss zugeben, dass das Stadion (gestern waren über 78.000 Leute da) gar nicht so groß aussah, wie ich dacht. Hat ein bisschen Ähnlichkeit mit dem Borussia Park in Gladbach – aber irgendwie doch schöner 😉 Klar, schließlich stehen in Gladbach auch keine Palmen um das Stadion herum, die für ein imposantes Bild sorgen. Aber so viele Parkplätze wie dort hab ich noch nie gesehen. Ist halt alles etwas größer hier 😉

Von weitem konnte man prima auf die beiden Videoleinwände im Stadion schauen, die knapp über die Tribünen ragen. Gratis Wrestling schauen hat etwas 😉 Einige Leute haben sich sogar mit Bier und Chips auf (!) den Bushaltestellen rund um das Stadion verteilt – gratis live  Wrestling bei bester Sicht quasi. Als ich dann über deinen der Parkplätze marschiert bin, hörte man schon die Stimmung in dem Stadion. Es hat ja nun mal kein Dach.

Kaum stehe ich direkt davor, wird die ‚Sexy Boy‘-Einmarschmusik von Shawn Michaels gespielt. Klar, den kenne ich seit meinem ersten Tag als Wrestlingfan. Und schon kam die Gänsehaut 🙂 Als dann auch noch die Musik von Triple H, einem der Muskelmänner die ich wirklich gern mag, kam, war ich hin und weg. Dachte ich. Umgehauen hats mich dann aber so richtig, als plötzlich die Pyrotechnik neben und über dem Stadion anfing und dazu die Beeridungs-Einmarschmusik vom Undertaker lief. Zugegeben: Ich hätte mir fast in die Hosen gemacht, so geil war das 🙂 Ich hatte solche Gänsehaut, dass schon fast Cellulite daraus wurde 😉 Einfach nur wow! Ich mein da stehe ich, die so groß wie eine Parkuhr ist, nur auf dem Parkplatz und es haut mich gefühlsmäßig so um.

Wenn Wrestlemania nicht schon längst lief und ich kurz vorher das letzte Bargeld ausgegeben hätte, wäre ich spontan noch reingegangen. Umso mehr freue ich mich auf heute Abend, wenn die Stars in der American Airlines Arena sind. Dafür habe ich ja ein Ticket 🙂 Ich glaub, um 8 Uhr gehts los. Und dann zeige ich mal, wie laut jemand sein kann, der nur so groß wie eine Parkuhr ist 😉

Ich freue mich schon total darauf. Ich schaue aber auch schon wegen einer Karte für die Miami Heat, meine Lieblingsbasketballer. Die spielen morgen und Mittwoch in der Arena, die Tickets sind aber ziemlich teuer. Ich hoffe aber, noch ne günstige Karte zu bekommen. Ich könnte mir ja zum Abschied aus Miami auch einfach ein Tshirt von den Heat kaufen, aber die bleibenden Erinnerungen gibts eher durch ein Live-Event. Zumal mir ein Tshirt bisher noch nie so eine Gänsehaut verpasst hat, wie ich sie beim Live-Event haben könnte 😉

Ich werd mich mal ran halten, muss noch einige Dinge erledigen heut. Am frühen Abend fahre ich dann nach Downtown um meinen Kindheitstraum wahr werden zu lassen 🙂 Freue mich echt wie sau 🙂

In dem Sinne einen schönen Abend nach Deutschland 🙂

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einiger Zeit ist seit meinem letztem Blogeintrag vergangen. Ehrlich gesagt habe ich in der Zeit auch nicht viel gemacht. Weger der zweiten Erkältung in Folge lag ich einige Tage flach und beruflich hat sich auch nichts getan. Diese eine Marketingfirma, die mich zwei Mal wegen des telefonischen Vorstellungsgesprächs versetzt hat, hat sich Anfang dieser Woche zum dritten Mal gemeldet, zum dritten Mal einen Termin mit mir vereinbart und sich zum dritten Mal nicht gemeldet. Kaffeeverein!

Dieser deutsche Discounter mit den blauen Tüten hat sich ebenfalls nicht gemeldet. Eigentlich sollte ich Anfang April anfangen können, bis dahin hätte ich aber noch im dritten Vorstellungsgespräch den Arbeitsvertrag unterzeichnen müssen, und dann hätte es noch den so genannten Background-Check gegeben. Da wird die Drogenhistorie ebenso wie die Verbrechens- und Verkehrssünderdater gecheckt. In Deutschland undenkbar, hier aber üblich. Sorry, aber jedes Mal haben die sich mit deutlicher Verspätung erst gemeldet. Dafür, dass man mir im Vorstellungsgespräch damals gesagt hatte, sie erwarten von den Bewerbern absolute Ehrlichkeit, sollten die sich mal an ihre eigene Nase fassen. Ich warte jedenfalls nicht mehr. Wenn es mein Traumjob gewesen wäre, würde ich es tun. Aber dafür, dass ich Kisten in die Regale einräumen soll, lasse ich mich so auch nicht behandeln. Nicht, wenn die mich schon mehrfach haben warten lassen.

Aber manch ein Traum geht dennoch gerade in Erfüllung. Ich habe mir nämlich am Freitag mein Geburtstagsgeschenk schon selbst gemacht. Am ersten Mai werd ich 28 und da gerade die Wrestlingliga WWE in der Stadt ist (heute ist mit Wrestlemania das Wrestlingevent schlechthin hier), habe ich mir für eine der wöchentlichen Shows für Montag eine Karte geholt 🙂 Die 33 Dollar sind gut investiert, schließlich war das noch so ein Kindheitstraum. Erinnert ihr euch? Ich hatte ja in meinem allerersten Blogeintrag geschrieben, dass mein Berufswunsch Wrestlerin immer der Grund war, warum ich ursprünglich die Greencard haben wollte. Na ja, am Montag werd ich zwar nicht selbst in den Ring steigen, aber ich freue mich trotzdem schon total. Lustigerweise sind sogar noch einige Wrestler aus meinen Kindertagen aktiv, der Undertaker zum Beispiel. Der müsste inzwischen knapp 50 Jahre als sein. Wenn sich alle tätowierten Menschen sportlich so gut halten wie er, dann habe ich ja Hoffnung – ich bin ja auch recht bunt am Körper.

Montagabend werd ich also in die American Airlines Arena, über 20.000 Wrestlingsfans passen da rein. Dort war ja Ende Januar beim Marathon ja auch der Startbereich, nun darf ich die Halle endlich mal von Innen sehen. Gut, für die 33 Dollar-Karte sitze ich zwar quasi unter dem Hallendach, aber hauptsache ich bin dabei. Die meisten der Wrestler sind ja eh gut 2 Meter groß, da sollte man die Kerle aber auch von oben sehen können. Wird bestimmt super, zumal The Rock dabei sein wird. Der ist in Deutschland auch nicht unbekannt, hat ja schon zahlreiche Filme gemacht. Da er in Fort Lauderdale wohnt und hier in Miami zur Uni ging, werden die 20.000 Zuschauer sicher total durchdrehen, wenn ihr lokaler Hero kommt. Ich lasse mich einfach mal überraschen 🙂 Schade zwar, dass ich alleine hingehen muss, aber vielleicht trifft man dort auch nette Leute. Prima wäre es natürlich auch, wenn mich einer der Wrestler in den Ring ziehen würde. Da könnte ich mal zeigen, was ein richtiger Moonsault ist 🙂 Träumen darf man ja mal…

Ach ja, ein anderes Ticket habe ich auch bereits gekauft. Das freut mich allerdings weniger, ehhrlich gesagt gar nicht. Es ist das Rückflugticket in gut einer Woche Richtung Düsseldorf. Ich muss inzwischen einsehen, dass es hier beruflich nicht klappt. Klar, teilweise bin ich auch selbst schuld daran. Ich bin nämlich inzwischen nicht mehr bereit, um jeden Preis hier zu bleiben. Auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt ist die Konkurrenz durch die vielen Illegalen sehr groß. Man sagte mir neulich, dass es eine Schätzung gibt, nach der rund 80 Prozent der Arbeiter hier unten illegal seien. Und: Das eben nicht nur im Niedriglohnsektor. Die Pächterin des Hauses, in dem ich im Moment bin, ist seit einigen Jahren hier, sie kommt auch aus Europa. Sie sagte mir, dass ihre Erfahrung sei, dass die Leute ohnehin nur Highschool-Absolventen und am besten ohne Berufserfahrung wollte. Klar, es geht um die Bezahlung, aber auch darum, dass man dann noch ‚formbar‘ sei.

Im Endeffekt kann ich aber beruflich nicht das machen, was ich hier gerne möchte. Im Medienbereich habe ich als Nicht-Muttersprachler keine Chancen, im organisatorischen Sportbereich sind die Möglichkeiten hier aufgrund komplett anderer Strukturen sehr schwierig, und der Marketingbereich hat sich hier als Reinfall entpuppt. Von all den Firmen, die mit Positionen im Sportmarketing werben, hat gerade mal eine einzige auch tatsächlich Sportmarketing gemacht. Und die Firma ist wiederum sehr dubios. Sei es drum!

Ich werde erst einmal nach Deutschland zurückgehe. Zumal ich eh dringend mal zum Zahnartz müsste, mein Zahnfleisch macht Probleme. Ich möchte vor allem aber erst einmal wieder Durchatmen. Hier von so vielen Firmen im Regen stehen gelassen zu werden und nicht ein einziges Mal ein klares ‚ja‘ oder ’nein‘ einer Firma zu hören, raubt einem echt die Energie. Und außerdem habe ich nun kein Geld mehr, aber auch kein Dach mehr über dem Kopf.

Ich sehe es als Pause, die ich meinem Auswandern gebe. Ich brauche natürlich jetzt erst einmal Arbeit in Deutschland, ich habe schließlich keine Wohnung, kein Geld, kein Auto und derzeit keine Grundlage dort. Aber, ich denke, das sind lösbare Probleme. Ich werde mich wieder in Deutschland bewerben und sehen wie es weitergeht. Ich würde derzeit nicht ausschließen, dass ich bald wieder in die USA zurückgehe und es woanders als in Florida probiere. Man wird sehen, ob ich in Deutschland mein Glück finde, ansonsten gehe ich eben wieder. Nur eines ist auch klar: Wenn ich in Deutschland erst einmal eine gute Arbeit hätte, würde ich dort anfangen mir etwas aufzubauen. Bis es soweit ist, lege ich mich aber nicht fest.

Wie sagte Forrest Gump immer so schön: Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Entschuldigung gleich vorweg: Wenn zahlreiche Fehler in diesem Blog auftauchen, dann weil ich etwas abgelenkt bin. Im Hintergrund höre ich beim Schreiben – mal wieder – die ‚Schrillen Vier auf Achse‘ auf DVD. Meine Liebe zu diesem Film hatte ich ja bereits bekundet 😉 Die Mädels in ‚meiner‘ Wohnung quatschen seit Tagen über nichts anderes als Craig David. Der Sänger, mit dem sie wohl ne tolle Nacht am Samstag hatten. Sorry, ich kanns nicht mehr hören. Chevy Chase ist mir da doch die bessere Alternative 😉

Ich habe vorhin auf RTL einen Beitrag gesehen zum Thema Organspendeausweis in Deutschland. Es erinnerte mich daran, als ich hier in Florida den Führerschein gemacht habe. Als ich die Prüfung bestanden habe, hat man mich gefragt, ob ich Organspender werden will. Meine Antwortmöglichkeiten hatten sich auf ‚ja‘ und ’nein‘ beschränkt, sodass ich spontan zu einem ’nein‘ verführt wurde. Noch bevor ich die USA verlasse habe, hatte ich für den WA einen Termin, bei dem die Ortsvereinigung des DRK auf das Thema Organspende aufmerksam gemacht hat. Das hat mich schon berührt.  An sich, finde ich die Idee der USA gut, dass man einfach mit seinem Führerschein zur Organspende einwilligt – oder eben nicht. Komisch finde ich nur die Umsetzung: Informationen zu dem, wozu man mit der Organspende einwilligt, gab es hier nicht. Das hat mich abgeschreckt. Ich meine, ich hätte mich gerne zur Organspende bereiterklärt, aber dann will ich auch wissen, zu was ich mich bereiterkläre. Das Prinzip hat man in Deutschland wirklich besser verstanden.

In Deutschland scheint man damit auf einem guten Weg zu sein. Die USA sind ja für ihre, vermeintlich, eingeschränkte Bürokratie bekannt. Aber ich merke immer mehr, dass dies auch immer einen Haken hat. Alles hat zwei Seiten einer Medaille – auch, wenn man das den USA eigentlich nicht auf den ersten Blick ansieht. Es ist zumindest meine Sicht der Dinge.

Umso mehr komme ich ins Grübeln, ob ich mich in diesem System wirklich wohlfühle. Eine Antwort weiß ich selbst  noch nicht. Nächste Woche gibt es aber eine Antwort. Wenn sich der deutsche Discounter bis dahin nicht gemeldet hat, plane ich meine Zukunft in Deutschland. Ich sage nicht, dass alles besser dort ist. Aber wenn ich das amerikanische System, so wie ich es kennengelernt habe, mit dem deutschen Vergleiche, sehe ich meine Perspektive in Deutschland. Aber: Man wird sehen, wie es kommt.

Zumindest wäre ich der erste Mensch, der bei einem Nachflug nach Deutschland knapp 10 Stunden nonstop ‚Die Schrillen Vier auf Achse‘ und ‚Hilfe die Amis kommen‘ guckt 🙂 Na, das hat doch auch etwas.

Ich habe zu Beginn meines Blogs gesagt: Am meisten möchte ich mich von mir selber überraschen lassen. Und so wird es auch kommen. Ich würde gerne in den USA bleiben, aber im Moment sieht es nicht so aus, als würde ich jeh in dem Bereich arbeiten können, in dem ich arbeiten möchte. Die Chance, bei dem deutschen Discounter ‚von innen‘ aufzusteigen, würde ich gerne wahrnehmen. Aber ich werde nicht ewig warten. Das wird der Air Berlin-Flieger sicher auch nicht 😉

Abends sitze ich übrigens oft am Hafenbecken, das Wasser unter mir, den Blick auf das wunderschön beleuchtete Downtown vor mir und den eigentlich klaren, nur mit tieffliegenden Flugzeugen bedeckten Himmel über mir – aber ehrlich, entschädigt das für all die Enttäuschungen? Meistens lese ich, wenn ich dort sitze. All die Bücher, die ich irgendwann mal geschenkt bekommen habe, kann ich endlich lesen. In Ruhe. In schöner Umgebung. Diese Momente am Abend genieße ich.

Vielleicht meldet sich der deutsche Discounter ja morgen. Ich mag das Warten derzeit nicht. Positiv gesehen spare ich allerdings meine Kräfte, um endlich für einen Arbeitgeber voll zupacken zu können 🙂

Meine Gladbacher haben es übrigens nicht geschafft ins DFB-Pokalfinale einzuziehen. Da hat selbst das Tragen meiner Gladbach-Trikots hier nichts genützt. Ich konnte das Spiel ohnehin nur per Internetradio verfolgen: Wisst ihr, wie blöd es ist, ein Elfmeterschießen nur zu hören, nicht zu sehen? Ich hoffe, die Gladbacher schaffen am Wochenend wieder einen Sieg. Mal sehen 😉

Liebe Grüße

 

Zugegeben: Den Vorwurf, sich seine Karriere auf der Grundlage von Lug und Trug aufgebaut zu haben, musste sich schon Karl-Theodor zu Guttenberg gefallen lassen. Und hier? Hier scheint das ständig zu passieren, sogar mit Absicht – vermeintlich im Unterschied zu dem Ex-Bundesverteidigungsminister. Gestern habe ich mich mit einigen Leuten unterhalten, alle gaben mir denselben Rat – erschreckenderweise sogar ohne mit der Wimper zu zucken. Immer hieß es, ich solle mir meinen Lebenslauf einfach zusammen lügen. Obwohl ich mich vorrangig auf Positionen auf Einstiegslevel bewerbe, heißt es dennoch öfter, mir würden die Berufserfahrungen fehlen, vor allem im Managementbereich. Warum dann überhaupt Einstiegslevelpositionen ausgeschrieben werden, wenn man schon vor dem Einstieg Berufserfahrung in diesem Bereich haben soll, bleibt mir ein Rätsel. Aber nun denn. Jedenfalls erhalte ich immer wieder den Rat, mir einfach die Berufserfahrung auf dem Papier zu geben.

Dazu mal die Fakten: Bei den Bewerbungen, die ohnehin alle nur online abgesendet werden, schickt man in der Regel ohnehin nur den Lebenslauf. Selbst beim Vorstellungsgespräch gibt man keine Zeugnisse oder sonstige Referenzen ab. Man füllt immer nur ein bis zwei Seiten aus, auf denen man vier ehemalige Arbeitgeber mit Telefonnummer angibt und dann meistens die Telefonnummern von drei Personen aus dem eigenen Umfeld, die den Bewerber charakterlich beschreiben könnten. Da ich meine Berufserfahrung und auch die Uni-Abschlüsse in Deutschland gemacht habe, ruft da ohnehin keiner an. Zumindest bisher. Man sagte mir immer, ich solle das nutzen. Sprich: Schreib einfach fiktive oder ohnehin nicht erreichbare Firmen auf denen Lebenslauf, weil sich dort eh keiner meldet. Klingt einfach hier zu schummeln.

Aber jetzt mal ehrlich? Wie viel ‚zu Guttenberg‘ steckt denn in mir? Will ich mir den Start in eine Karriere wirklich erschummeln? Auch wenn es heißt, das mache hier jeder. Ich brauche da gar nicht drüber nachdenken, denke aber aufgrund dieser vermeintlichen Ratschläge über ganz andere Dinge nach. Was für ein bescheuertes System ist das denn hier, dass man sich überhaupt in Arbeit schummeln kann. Und schlimmer noch: Was für ein System ist das, das dies anscheinend auch noch akzeptiert.

Dazu eine weitere Überlegung. Als Resident habe ich die notwendigen Papiere, um Arbeiten zu dürfen. Des Öfteren schon habe ich Leute getroffen, die erzählen, dass sie ohne Papiere hier arbeiten. Also mit normalem Toursitenvisum, manche aber auch völlig illegal. Klar, alle Welt möchte gerne nach Miami. Entsprechend groß ist besonders der Andrang auf dem Niedriglohnsektor. Und umso höher ist auch der Kampf um die Arbeitsplätze – auch dank ‚Hire and fire‘. Das eine Mädel, das ich hier kennengelernt habe, arbeitet deutlich mehr, als in Deutschland üblich wäre, sie hat keine Papiere und arbeitet entsprechend für ’n Appel und ’n Ei. Für sie ist es besser, als keine Arbeit zu haben, für den Arbeitgeber ebenfalls ein lukratives Geschäft. Gestern erzählte mir jemand, dass ich am besten bei meinen Bewerbungen nicht angebe, ich sei legaler Resident. Das könnte abschrecken. Er sagte, er habe – obwohl er Amerikaner sei – den Einstieg ins Berufsleben auch nur über diese Schiene geschafft.

Bin ich etwa die Einzige, die um diese scheinbar gängie Praxis hier weiß? Sicherlich betrifft das nicht alle Firmen, aber ausgerechnet an die, die das machen, gerate ich immer. Und da frage ich mich nur: Wie kann so etwas in einem Land wie den USA nur geschehen? Zugegeben: Miami Beach lebt vom Tourismus. Aber diese komische Doppelmoral begegnet einem hier überall, nicht nur auf dem Arbeitsmarkt. Auf der einen Seite ist Alkoholtrinken in der Öffentlichkeit verboten, auf der anderen Seite gibt es hier aber überall riesige und überdimensionierte Werbeplakate für Alkohol. Soll ja jeder machen wie er will, aber langsam aber sicher hab ich für mich persönlich mit dieser Scheinheiligkeit hier ein Problem.

Wie lange will ich mir das noch antun? Für mich geht es derzeit um Perspektiven: Nur, wenn ich eine Perspektive sehe, werde ich hier bleiben. Im Moment sehe ich die nicht, und ich sehe auch nicht, dass diese Persektive in absehbarer Zeit kommt. Ich warte darauf, wie es mit dem deutschen Discounter nun weitergeht. Dann sehe ich weiter. Anfang April werde ich entweder den einen oder den anderen Weg gehen. Der andere Weg sieht dabei die Rückreise vor.

 Gestern, also Montag, hätte ich wieder ein Vorstellungsgespräch gehabt. Diese Firma hat mich am Donnerstag angeschrieben, sie sind über ein Karriereportal auf mich aufmerksam geworden. Also haben wir einen Termin für ein Gespräch vereinbart. Und wer hat sich dann wieder nicht gemeldet? Ich betone noch mal: Die haben sich bei mir gemeldet.  

Heute war es ähnlich. Diese Firma mit dem telefonischen Vorstellungsgespräch von letzter Woche – die haben mich ja sitzen gelassen – hat mich gestern abend um kurz vor halb zehn abends angeschrieben, ob wir das Interview heute morgen machen könnte. Fand ich sehr spontan, aber warum nicht. Und wieder haben die sich nicht gemeldet. Manch eine Firma macht hier mehr auf Kaffeeverein als auf seriöses Unternehmen 🙁 

Ich betone aber nochmal: Es sind meine Erfahrungen, andere Menschen können andere Erfahrungen gemacht haben.

Nach überstandener Erkältung will ich nun mal die Fitness-Studios versuchen. Als Personal-Trainer braucht man hier keine Lizenz, die benötigt man in der Regel jedoch für spezielle Sportkurse. Also will ich mich mal als Trainer anbieten. Und damit das auch klappt, werd ich jetzt erst laufen gehen. Ich bin nach der Erkältung noch nicht wieder richtig fit, wenn ich also etwas vorturnen dürfte, muss ich ja fit sein 😉

Na mal sehen, wie es weiter geht. Manchmal ist es echt ermüdend mit all diesen Erlebnissen, aber beim Laufen kann ich immer gut Energie tanken. Das werde ich jetzt auch tun! 

Liebe Grüße

Um Gotteswillen. Da ziehe ich mich gerade zum Laufen um, und die Mädels hier drehen durch. Craig David macht Party in seiner Wohnung. Ja herrlich. Der Typ (‚Seven Days‘, manch einer wird sich an den Song zu Beginn des neuen Jahrtausends erinnern) versucht wohl eine Art Comeback, und die Mädels hier wollen ihn, natürlich, kennenlernen. Im Schnellverfahren werden seine Songs noch mal abgespielt und auswendiggelernt. Wie dumm ist das denn? Promis leben hier an jeder Ecke, wenn man so jemanden kennenlernt, dann doch aus der Situation heraus. Sorry, aber mir ist das echt zu blöd Promis kennenzulernen. Hauptsache, man war mal dabei.

Ohnehin verstehe ich hier nicht mehr alles, will ich aber auch nicht, brauche ich auch nicht. Meine Einstellung hat sich verändert, so auch die Erwartungen. Vergangenen Mittwoch habe ich auf den Anruf der Firma gewartet, die mich zum telefonischen Interview eingeladen hat. Prima, heute haben die sich gemeldet. Am Samstag. Häh? Was soll ich jetzt machen? Ohne einen Ton zu sagen haben die mich sitzenlassen und nun soll ich erneut ein Vorstellungsgespräch ansetzen? So viele dieser, ich nenne es mal Fake-Chancen… Was soll das denn? Immer investiere ich Zeit und Geld für Firmen, die sich nie wieder melden. Wie viel bin ich noch bereit zu investieren?

Ich denke einfach nicht mehr, es wird alles seinen gewollten Weg gehen. Das ist meine Überzeugung. Heute. Chancen, die in Wahrheit keine sind, hatte ich genug. Wohin meine Reise führt, wusste ich vor zweieinhalb Monaten nicht, auch heute nicht.

Wir werden es sehen! Ich will nicht mehr denken. Jetzt gerade will ich nur noch laufen. Und ich muss raus aus dieser komischen Wohnung. Ehrlich? Ich gehe lieber Laufen als dass ich irgendwelche, vermeintlichem, Promis sehe. Das brauche ich echt nicht.

In dem Sinne, einen schönen Sonntag

Rabea

Manchmal scheint es mir, als würde ich immer an den Farben Blau und Weiß kleben bleiben. Erst studiere ich in Bochum, dessen VFL bekanntermaßen Blau und Weiß als Vereinsfarben hat, ebenso wie ‚mein‘ Lieblings-Lokalverein, die Westfalia Rhynern. Dort war ich Läufer, Ehrenamtlicher und dort habe ich auch meine Master-Abschlussarbeit für die Uni geschrieben. Und dann ist da noch der deutsche Discounter mit den blau und weißen Tüten, bei denen ich mich ja neulich vorgestellt habe. Gestern haben sie mich, zu meiner Überraschung, nochmal angerufen, heute war ich zum Zweitrunden-Interview dort. Der Manager hat mir den Laden gezeigt und mir nochmal die Möglichkeiten zum schnellen Aufstieg innerhalb des Unternehmens erklärt. Warum also nicht? Im Endeffekt liegt es ja nur an mir selbst, wie schnell ich die unterste Ebene verlassen und ins Management aufsteigen könnte. Kling wie der American Way of Life?!  

Zugegeben: Es ist nicht mein Traumjob Kisten auszupacken, einzuräumen und so. Aber es gibt viele Unternehmen in den USA, in denen man ausschließlich von ‚innen‘ aufsteigen kann. Daran glaube ich auch, ehrlich. Vor allem glaube ich an meine Qualitäten. Wenn ich die habe, werde ich auch aufsteigen. So einfach ist das. Per Handschlag habe ich bereits eine Zusage, es wird aber noch ein drittes Vorstellungsgepräch mit Regularien geben. Es gibt aber auch einen Haken: Derzeit weiß ich nicht, ob ich die Zeit, bis ich beginnen und erstmals Lohn bekäme, finanziell überbrücken kann. Letztlich muss ich darauf warten, bis sie sich wieder bei mir melden. Na mal schauen.

Ich muss übrigens zugeben, etwas abergläubisch zu sein. Irgendwie bestätigt sich das auch immer. In der Nacht, bevor ich vor rund einem Jahr zum Vorstellungsgespräch zu einer der größten Sportorganisationen Deutschlands gefahren bin, habe ich zufälligerweise noch den Film ‚Hilfe die Amis kommen‘ gesehen. Das ist quasi der zweite Teile der Urlaubs-Filmreihe mit Chevy Chase aus den 80er-Jahren, von denen ich neulich bereits an dieser Stelle geschwärmt habe. Auf dem Weg zum Vorstellungegespräch vorhin bin ich noch beim Elektroladen rein, ich wollte eigentlich nur die Zeit bis zum Gespräch herumbekommen. Außerdem ist es angenehmer drinnen auf solch ein Gespräch zu warten, als im schicken Zwirn draußen in der Sonne zu brutzeln. Und dann lag er da: ‚Hilfe die Amis‘ kommen als DVD. Ich konnte nicht widerstehen, habe ihn natürlich mitgenommen. Wie schon mit dem Vorstellungsgespräch vor gut einem Jahr, hat es wohl geholfen, beide Male habe ich die Jobs bekommen. Ich weiß nicht warum, aber vielleicht löst Chevy Chase mit seinem zeitlosen Humor auch einfach eine gewisse Lockerheit aus 😉 Es wird also eine lange Nacht heut, auf den Film freue ich mich schon richtig.

Inzwischen wäre es für mich aber auch okay, wieder zurück zu gehen nach Deutschland, wenn alles nicht klappt. Dann würde ich auch freiwillig mit den (ur-)Altherren der Westfalia Rhynern singen. Ihre CD ‚Blau und weiß – wie lieb‘ ich dich‘ (wenn ich den Titel richtig im Kopf habe…) hat mich nämlich zu diesem Blog-Eintrag inspiriert 😉

In dem Sinne: Viel Erfolg der Westfalia am Sonntag beim Heimspiel, und meinen Läufern gönne ich, dass es beim Samstagstraining richtig schönes Wetter zum Laufen ist 🙂 

Liebe Grüße

Habe ich nicht vorhin noch bemängelt, dass ich hier nie eine klare Ansage von den Firmen bekomme? Also, die Firma, bei der ich am Freitag war, habe ich nun erneut angerufen. Freitag sagte mir der Chef, er melde sich innerhalb von 24 Stunden. Ich habe mich noch mit den Worten ‚Ich würde mich freuen, wieder von ihm zu hören‘ verabschiedet. Er sagte daraufhin nochmals, dass er sich meldet und wir uns auf jeden Fall wieder sprechen. Montag hieß es, man meldet sich Mittwoch und heute hieß es, wenn sich bis heute keiner gemeldet hätte, sei ich auch nicht weiter. Was soll das ganze Hinhalten und vor allem an-der-Nase-herumführen denn?

Diese Firma, die mich heute zum telefonischen Vorstellungsgespräch anrufen wollte, hat sich auch nicht gemeldet. Ich hatte es ja bereits im Gefühl.

Und die Firma, wo ich Montag war, habe ich nochmal angeschrieben. Ehrlich gesagt kann ich mir aber ausmalen, was es heißt, dass sie sich nicht melden. Obwohl man mir Montag noch gesagt hatte, ich könne diesen Probetag machen. Haken dahinter und gut ist!

Ich bin zwar im Internet wieder fleißig am Schauen nach Jobs, habe auch schon wieder etwas abgeschickt. Aber für heute reicht’s mir. Ich werd gleich erstmal raus, will irgendwo hin, wo ich nicht nachdenken muss.  

 Mit hoffentlich wieder etwas mehr Energie melde ich mich dann die Tage!

Liebe Grüße

Ich hasse das: Warten, nichts als warten. Und schon fällt mir wieder die Decke auf den Kopf. Bereits seit zwei Tagen warte ich nun, darauf, dass sich die beiden Firmen, bei denen ich mich zuletzt vorgestellt habe, melden. Beide habe ich auch bereits angerufen, dennoch warte ich wieder. Es ist echt ermüdend, einfach ‚exhausting‘, wie ich es im Englischen nun sagen würde. Es raubt mir gerade die Energie und irgendwie auch die Lust hier weiter zu machen.

Die Firma von Freitag wollte sich innerhalb von 24 Stunden melden. Haben sie nicht, also habe ich angerufen. Heute wollen sie sich melden, hiess es. Spätestens am Nachmittag rufe ich sonst wieder an. Die Firma von Montag wollte mich zur zweiten Runde Vorstellungsgespräch. Es sollte über einen ganzen Tag gehen, um Einblicke in die Firma zu bekommen. Es hieß, sie melden sich, ab Montagnachmittag sollte es dir Rückrufe geben. Als ich gestern dort selbst angerufen habe, hatten die eine völlig falsche Telefonnummer von mir. Jedenfalls haben sie nun meine richtige Nummer, der Chef wollte sich dann bei mir melden. Also weiter warten.

Und dann kommt noch Warten auf die nächste Firma. Eigentlich habe ich heute um 4 Uhr ein telefonisches Vorstellungsgespräch. Nun habe ich von denen aber keine Bestätigung des Termins erhalten. Eine Telefonnummer von sich haben die leider nicht angegeben, sodass ich jetzt quasi nur warten kann, ob sie sich nachher melden oder nicht.

Was mich langsam gewaltig nervt, ist dass ich immer nur warten kann. Ich mein, wenn sich überhaupt keine Firma bei mir melden würde und einfach nichts passieren würde, dann wüsste ich zumindest woran ich bin. Aber es melden sich so viele Firmen, die Interesse an mir zeigen, aber im Endeffekt hörst du nie wieder von den Firmen und verschwendest die Zeit mit ungewissem Warten. Jedes Mal kommt dann wieder eine Hoffnung auf, endlich einen Job zu bekommen, und dann schwindet die Hoffnung wieder, wenn du wieder tagelang nichts von der Firma hörst. Ein Beispiel: Dieser deutsche Discounter mit den blau-weißen Tüten war so ein negatives Paradebeispiel. Nach dem Vorstellungsgespräch hieß es, sie melden sich binnen einer Woche – falls Interesse an mir bestehen würde. Falls? Da fahre ich erst zu diesem Hiring Event von Miami Beach nach Fort Lauderdale – nur, um zwei Seiten Bewerbung auszufüllen und abzugeben. Dann fahre ich eine ähnlich lange Strecke, wieder pro Strecke über 2 Stunden, nach Cutler Bay zum Vorstellungsgespräch. Es kostet nicht nur Zeit, es kostet auch jedes Mal einiges an Geld. Ich habe ja Verständnis, dass sie bei hunderten Bewerbungen nicht jeden persönlich anschreiben, um ein Vorstellungsgespräch zu- oder abzusagen. Aber den paar Leuten, die zum Vorstellungsgespräch kommen, kann man doch wenigstens zeitnah eine klare Ansage machen. Jedes Mal nur warten, ob sie sich melden oder nicht. Ich finde es unverschämt, es passiert hier aber ständig. Langsam macht das echt keinen Spaß mehr!

Ich bin nun seit knapp zweieinhalb Monaten hier, jedes Mal falle ich sprichwörtlich hin, jedes Mal stehe ich wieder auf. Ich weiß aber nicht, wie lange ich mir das noch antun will.

Ich gehe gleich etwas Walken, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich bin noch etwas erkältet, Laufen wäre noch zu früh. Walken mag ich nur gar nicht, weil das immer so tierisch im bereits zweifach operierten Knie weh tut. Aber jetzt gerade ist es die bessere Alternative, als schlechte Laune zu schieben… Ich will mal sehen, was ich nachher erreichen kann wegen der Firmen. Ich will doch nur mal eine klare Ansage von denen. 

In dem Sinne, liebe Grüße nach Hamm