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Am Samstagmorgen sind wir mit vielen, neuen Eindrücken nach Deutschland zurückgekehrt! Wir sind froh, ein paar Tage Zeit zu haben, um uns an das Leben hier zu gewöhnen. In Gedanken sind wir noch viel in Afrika und freuen uns bereits auf unsere nächste Reise, die in ein paar Jahren anstehen wird!

 

Unsere Arbeit für das Projekt "Kindern Hoffnung schenken" führen wir aus Deutschland weiter. Wir haben bereits viele Ideen und Planungen. Auf unserer Homepage www.KindernHoffnungSchenken.de halten wir euch nach wie vor auf dem Laufenden. Wir werden euch informieren, welche Neuigkeiten es zum Bau von Ireen’s  Haus in Kazembe gibt, wie der Nähkurs in Kasama anläuft, wie ihr Schulpate werden könnt, wie unsere Arbeit allgemein weitergeht…

Wie wir Deutschland erleben und wie sich der Kulturschock bei uns bemerkbar macht, dazu könnt ihr in den nächsten Tagen mehr lesen.

Viele Grüße, Linda & Natalie

Am Samstagmorgen (10.09.2011) machten wir uns auf der Ladefläche eines Landrovers auf den Weg zur Augenklinik in Kashikishi, wo wir der dort arbeitenden Schwester unsere gesammelten Brillen überreichten. Das war eine große Überraschung für sie und sie konnte kaum glauben, dass wir diese Brillen extra gesammelt hatten, um sie mit nach Sambia zu nehmen. Sie bedankte sich oft und versprach, sich zurückzumelden und uns darüber zu informieren, wie viele Brillen an die Patienten gegeben wurden. Diesen Dank geben wir also hiermit auch an alle Brillenspender und –spenderinnen weiter! J Unsere Fahrt verbanden wir außerdem mit einem offiziellen Besuch des dortigen Bischofs und des Schwesternkonvents.

Am Sonntag (11.09.2011) widmeten wir uns dem kulturellen Teil des Landes und verbrachten einen schönen Tag bei den nahegelegenen Ntumbacushi Wasserfällen, wo wir sogar schwimmen gehen konnten.

Montagmorgen (12.09.2011) besichtigten wir das Waisenhaus von Kazembe, welches direkt am Ende unserer Straße liegt. Ein amerikanisches Ehepaar hat es vor 5 Jahren gegründet und kümmert sich gemeinsam mit 16 Mitarbeitern um zurzeit 22 Babys und Kleinkinder bis circa 5 Jahren. Viele diese Kinder sind entweder Vollwaisen oder ihre Mutter ist verstorben und ihr Vater kann sich nicht alleine um sie kümmern. Sie stellten uns einige der Kinder vor, wie beispielsweise ein Mädchen, welches von ihrem Großvater zum Waisenhaus gebracht wurde, als es gerade 12 Stunden alt war und die Mutter bei der Geburt gestorben ist.

Wir waren begeistert, welch wichtige und ganzheitliche Arbeit dieses Ehepaar leistet. So haben die Kinder z.B. Schwimmunterricht, auf dem Gelände werden Tiere gezüchtet, mit Solarenergie gearbeitet etc.

Im Anschluss an die Besichtigung machten wir uns auf den Weg zu der Schule, wo wir – wie bereits Freitag vereinbart – einen weiteren Termin mit der Schulleiterin bezüglich des Hausbaus für Ireen hatten. Gute Neuigkeiten erwarteten uns: Die Kirchengemeinde hatte beschlossen, die Ziegelsteine für Ireens Haus selber zu brennen, sodass die Gesamtkosten um einen wesentlichen Teil gesenkt werden könnten. Wir freuten uns sehr, beschlossen vorerst dennoch alles in Ruhe zu überdenken.

Der heutige Tag (13.09.2011) war ein erfolgreicher Abschluss unserer Afrikareise und der Projektarbeit in Kazembe.

Alle Frauen und Kinder waren gekommen, um zum letzten Mal in unserer Anwesenheit zu kochen und sich von uns zu verabschieden. Während einige der Frauen Nshima mit gehackten Erdnüssen auf der Feuerstelle zubereiteten, spielten die Kinder mit verschiedenen, von uns mitgebrachten Spielsachen und wir konnten sie darüber hinaus mit Seifenblasen begeistern.

In einem persönlichen Gespräch teilten wir Ireen mit, dass wir uns dafür entschieden haben, den Bau ihres neuen Hauses finanziell zu unterstützen. Sie freute sich sehr und wusste gar nicht, wie sie sich bedanken sollte.

Bevor die Mütter und Kinder gesättigt nach Hause gehen konnten, hatten wir wie auch schon in Kasama noch eine Überraschung für alle: Wir hatten am Tag zuvor für jede Familie eine Art Kleidungspäckchen zusammengestellt, welches für die Mütter ein T-Shirt, ein Langarmshirt und Unterwäsche sowie für die Kinder Kleidung und zum Teil Unterwäsche enthielt. Da die Gruppe überschaubarer als in Kasama war und wir die Kinder in den vergangenen Tagen bereits gemessen hatten, bekamen alle etwas Passendes. Die Freude war riesig und unsere Überraschung gelungen. Bevor wir jedoch das abschließende Gruppenfoto machen konnten, wurden auch wir überrascht. Die Frauen hatten uns an Lebensmitteln mitgebracht, was ihnen möglich ist: Eine nach der anderen brachte Kassava, Erdnüsse, süße Kartoffeln und eine heimische, sehr süße Frucht. Nun waren auch wir überrascht und bei der anschließenden Verabschiedung merkten wir beide, dass wir die Frauen und Kinder trotz des kurzen Aufenthalts schon sehr in unser Herz geschlossen hatten.

An unserem letzten Nachmittag in Kazembe warteten noch zwei wichtige Gespräche auf uns, die mit der Planung von Ireens Hausbau zu tun hatten: Zuerst besuchten wir das Pastorenpaar aus Ireens Kirche, um über die zeitliche Bauplanung zu sprechen und ihnen unseren Geldanteil für die Materialien zu überreichen. Die beiden sprachen uns unendlich viel Dank aus, da auch sie als Verantwortliche der Kirche schon überlegt hatte, wie sie Ireen aus dieser misslichen Lage befreien konnten. So hatten wir uns quasi zufällig in der Mitte getroffen: Wir hätten den Hausbau ohne die Hilfe durch das Bereitstellen der Kirche nicht ermöglichen können.

Außerdem suchten wir in der Nähe von Ireens Haus noch die sogenannte „Headwoman“ des Dorfes auf, in dem sich auch das Grundstück für das neue Haus befindet. Mit ihr wollten wir nochmal schriftlich festhalten, dass das Grundstück von Ireens Eltern auch ganz sicher Ireen und ihrer Familie zugesichert ist, sodass anschließend auch mit dem Hausbau begonnen werden kann. Nachdem Schwester Regina unser Anliegen vor der etwa 65-jährigen erläutert hatte, schwieg diese erst mal und Schwester Regina erklärte nur: „Sie muss erst mal darüber nachdenken. Sie ist alt.“ Nach einigen Minuten, in denen uns die ca. 20 Kinder, die uns gefolgt waren, neugierig begutachteten, bekamen wir zum Glück die erhoffte Antwort: Das Grundstück sollte wirklich Ireens Familie gehören und noch dazu wollte die Dorfverwalterin ein Grundstück in der Nähe eines Brunnens ermöglichen, um Ireen das alltägliche Leben mit dem Rollstuhl zu erleichtern. Wir waren sehr erleichtert und ließen nun die Dorfverwalterin und Ireen auf unserem Bestätigungsschreiben einen Fingerabdruck machen (da sie nicht schreiben konnten) und neben Schwester Regina unterschrieben wir dann abschließend. Nach einem Foto mit der weise wirkenden Frau und allen Beteiligten (plus der 20 Kinder 😉 ) verabschiedeten wir uns und gingen zufrieden zum Konvent der Schwestern, um uns für die morgen beginnende Reise nach Lusaka vorzubereiten.

Unglaublich, wie schnell die 5 Wochen nun vergangen sind, auf die wir resümierend sehr zufrieden zurückblicken: Neben viel Arbeit und Organisation blicken wir auf viele, unglaublich schöne Momente mit den Frauen und Kindern zurück, die uns in Deutschland ganz sicher fehlen werden.

Wie auch beim letzten Aufenthalt 2007 reisen wir ab mit dem Leitsatz: Sicher war es nicht der letzte Besuch in Sambia! Wir kommen wieder, in ein paar Jahren!

Im Verlauf der Woche hatten wir uns ein Konzept überlegt, wie wir mit den Frauen das Miniprojekt mit Mikrokrediten starten würden. (s. letzte Bericht) So hatten wir einen Vertrag verfasst, in welchem zum einen beschrieben ist, was das Ziel der Mikrokreditvergabe ist und zum anderen, welche Verpflichtungen die Mütter mit der Unterschrift des Vertrages eingehen. Jede der zehn Frauen bekam von uns eine Einmalzahlung, welche ihnen die Möglichkeit in die Selbstständigkeit erleichtern sollte. Von diesem Geld müssen sie im Monat einen Mindestbetrag zurückzahlen, bis sie einen bestimmten Gesamtbetrag erreicht haben. Diese Summe – welche geringer ist, als das Geld, was sie anfangs bekommen haben – soll sie noch mehr motivieren, ihr eigenes Geschäft selbstständig durchführen zu können. Im Vertrag mussten sie ihren Namen und ihre Adresse angeben sowie das „Business“, welches sie vorhatten auszuführen. Nach der Unterschrift von uns als Projektmitarbeiterinnen aus Deutschland, unterschrieben die Projektleiterinnen Schwester Regina und Schwester Delphine sowie die Frau, die das Geld von uns erhalten würde.

Bevor wir die Verträge jedoch im Einzelgespräch ausfüllten und das Geld übergaben, erklärten die beiden Schwestern den Frauen den genauen Inhalt in ihrer Muttersprache Bemba, damit auch jede Frau die Ernsthaftigkeit der Geldannahmen verstand. Hierfür nahmen sie sich viel Zeit und erklärten alles im Detail. Die anschließenden Fragen seitens der Frauen zeigten, dass sie sich bereits Gedanken zu den Mikrokrediten gemacht hatten und den Sinn dahinter verstanden. Eine der Frauen, die Sprecherin der Gruppe, bedankte sich ganz herzlich bei uns für diese einmalige Chance, der Armut zu entkommen. Gleichzeitig ermahnte sie die anderen Gruppenmitglieder diese Chance zu nutzen und sich zu engagieren.

 

Im Verlauf des Tages besuchte uns ein Architekt, mit dem wir über den Hausbau für Ireen (wir berichteten am Dienstag) sprachen. Nach dem ersten Kostenvoranschlag, den wir eingeholt hatten, wollten wir nun eine zweite Meinung hinzuziehen. Tatsächlich stellte sich das Angebot als günstiger heraus, wenngleich wir weitere Möglichkeiten suchten den Preis für diese Einzelfallhilfe noch stärker zu reduzieren. Ireen selbst hatte die Idee in ihrer Kirchengemeinde um Unterstützung zu bitten. Gemeinsam mit den Schwestern machten wir uns spontan auf den Weg zum Pastor und schilderten vorerst seiner Frau die derzeitige Situation. Sie versprach sich mit ihrem Mann und weiteren Gemeindemitgliedern zu beratschlagen und wir wurden für Montag zu einem weiteren Gespräch eingeladen.

Auf dem Rückweg zum Konvent trafen wir zwei Kinder, die gerade auf dem Nachhauseweg von der Schule waren. Ihnen haben wir den Schulbesuch für diesen Schulterm ermöglicht. Es gab uns ein unglaublich gutes Gefühl zu wissen, dass sie auch in den kommenden Monaten die Schule besuchen können.

 

Bevor wir die Frauen zum vorletzten Mal verabschiedeten, erhielt jede Familie zwei Stücke Seife (zur Körperpflege und  Handwäsche) und Vaseline. Zum Abschied winkten sie uns alle zu. „They are happy, when they go home today“ (Sie gehen heute glücklich nach Hause), sagte die Schwester als passendes Fazit des Tages.

 

Diese Woche haben wir außerdem den sogenannten Chief des Dorfes kennengelernt. Er heißt mit Nachnamen Kazembe, seine Familie hat dem Dorf also ihren Namen gegeben. Er ist das traditionelle Oberhaupt hier und darf über alles entscheiden, z.B. ob neue Schulen gebaut werden dürfen. Wir mussten eine Stunde warten, bis wir von ihm in seinem Besucherzimmer willkommen geheißen wurden. Zur Begrüßung darf man ihm nicht die Hand geben, sondern muss sich hinknien und 3x in die Hände klatschen. Dabei muss der Kopf gesenkt sein. Sogar seine Frau darf ihm nicht die Hand geben. Auch das Geschenk, was wir ihm mitgebracht haben, durften wir ihm nicht direkt geben, sondern es lediglich vor ihm auf den Boden stellen, uns hinknien und 3x in die Hände klatschen, wie es die Tradition des Volkes der Bemba vorschreibt. Obwohl die Situation für uns sehr angespannt war, war es sehr interessant, diese afrikanische Tradition kennenzulernen.

 

Außerdem waren wir Mitte der Woche in Mansa, einer ca. 250km entfernten Stadt, wo wir einige Pflichten bezüglich des Projektes zu erledigen hatten. Die 3,5 stündige Fahrt war ein wirkliches Highlight: Nach den ersten paar Kilometern in dem nicht sehr vertrauenerweckenden Bus erlosch der Motor ganz langsam. Glücklicherweise fuhr der Bus nach wenigen Minuten weiter. Der Rückweg stellte sich als noch anstrengender heraus: In dem für 60 Personen zugelassenen Bus fuhren geschätzte 80 Personen plus Unmengen von Gepäck mit. Während der Busfahrer auf gerader Strecke des Öfteren ordentlich auf das Gaspedal drückte, hatte der Bus in einigen Kurven extreme Schieflage und wir fragten uns, ab welchem Neigungswinkel ein Bus kippt… So kamen wir nach 13 Stunden wieder in Kazembe an und waren froh, diesen aufregenden Tag überstanden zu haben.

 

In den nächsten Tagen werden wir uns noch ein Krankenhaus in der Nähe von Kazembe ansehen, wo wir die 44 mitgebrachten Brillen abgeben möchten. Außerdem werden wir die Wasserfälle ganz in der Nähe besuchen und eventuell noch ein Kinderheim besichtigen, welches von einer europäischen Familie geführt wird. Am Dienstag findet dann das letzte Treffen mit den Frauen und Kindern statt, während welchem wir ihnen unsere mitgebrachte Kleidung übergeben möchten. Über Neuigkeiten bezüglich des Hausbaus werden euch informieren.

Am Sonntagmorgen gingen wir gegen 9 Uhr ins Dorf, um Ireen zu besuchen. Auch Schwester Regina war noch nicht bei ihr gewesen, sodass sie nicht wusste wie weit es bis zu ihrem Haus war. In der Hitze liefen wir durch die staubigen Straßen und der Weg schien kein Ende zu nehmen. Das Laufen in der Sonne war körperlich extrem anstrengend. Ganz am Ende des Dorfes erreichten wir schließlich Ireens Haus: Es hatte kein Dach und keine Türen und Fenster mehr. Die Flammen eines Buschfeuers hatten es Ende Juli zerstört.

Im letzten Bericht haben wir bereits von Ireen geschrieben: Sie hat vier Wochen alte Zwillinge, die extrem unterernährt sind und ums Überleben kämpfen und eine zweieinhalb-jährige Tochter.

Wir warteten draußen im Schatten bis Ireen mit ihrem Stock aus dem Haus gehumpelt kam und: lachte (!). Für längere Strecken nutzt sie einen Rollstuhl, den sie mit den Armen in Gang setzen kann.

Wir sprachen mit ihr und hörten ihr Schicksal: Ihr Ehemann, der mit ihr im Haus wohnt, wollte zu unserem Besuch eigentlich anwesend sein. Kurz vor unserer Ankunft war er noch vor dem Haus gewesen und hatte Gras geerntet, welches für das fehlende Dach genutzt werden sollte. Nun wusste aber plötzlich keiner, wo er abgeblieben war und wir waren ziemlich enttäuscht, weil wir uns gerne mit ihm unterhalten hätten. Außerdem erzählte Ireen uns, dass ihr Mann sie in keiner Weise unterstützt, für sich selbst aber weiß, wo er sein tägliches Essen bekommt. Ihn zu verlassen kommt für sie nicht in Frage, da die Menschen im Dorf dann anfangen würden, schlecht über sie zu reden und sie als Prostituierte betiteln würden. Sie würde aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen werden. Deswegen hat sie sich dazu entschlossen ihre jetzige Situation zu ertragen. Ein Teufelskreis, wir waren sprachlos…

Wie wir bei der Bekundung des Hausinneren sehen konnten, hatte die Familie kaum Hab und Gut. Außerdem erzählte die 39-jährige Mutter uns, dass die Milch für die Zwillinge und das Maismehl, welches Schwester Regina ihr letzte Woche mitgegeben hatte, vor kurzem gestohlen wurde (da keine Haustür vorhanden ist) und sie nun nichts Essbares mehr im Haus hat. Unvorstellbar… Und das war noch nicht alles: Das Haus, was den Flammen zum Opfer gefallen war, gehörte Ireens verstorbener Tante, die zuvor hier gewohnt hatte. Nun wollten die Kinder der Tante ihren Anspruch auf das Haus geltend machen und versuchten Ireen wegzuschicken.

Was uns trotz ihrer schlimmen, fast ausweglosen Situation faszinierte, war, dass sie  immerzu lachte und sehr freundlich zu uns war. Sie stellte keine Forderungen an uns, ob wir ihr dies oder jenes ermöglichen könnten, wie wir es mit anderen schon erlebt hatten. Wir informierten uns im Gespräch über die Reparatur des alten Hauses und die Möglichkeit eines eventuellen Kaufs eines neuen Hauses, was ihr und ihren Kindern genug Schutz geben könnte. Daraufhin berichtete sie, dass sie in der Nähe ein Grundstück ihrer verstorbenen Eltern besäße, auf welchem sie leben könnte, wenn sie dort ein kleines Haus hätte.

Bevor wir uns auf den Rückweg machten besichtigten wir das Grundstück, von dem Ireen uns berichtet hatte. Es ist groß genug, um dort ein Haus zu errichten und sie hätte zusätzlich genug Fläche um einen kleinen Garten anzulegen.

Mittlerweile war es ca. halb 11. Es wurde wärmer und wärmer. Die afrikanische Sonne brannte auf unserer (weißen) Haut. Die Straße nahm kein Ende, der Heimweg schien unendlich. Da auf der Straße kaum Autos fuhren, konnten wir niemanden um eine Mitfahrgelegenheit bitten. Wirklich anstrengend. ENDLICH, nach ca. 45 Minuten Gehweg war das Haus der Schwestern zu sehen und wir konnten kaum glauben, dass wir es bald geschafft hatten!

Zuhause angekommen mussten wir das soeben Erlebte erst einmal verarbeiten. Die vielen neuen, sehr drastischen Eindrücke und der anstrengende Weg machten uns sehr zu schaffen. Zudem ging es uns körperlich an diesem Tag nicht gut. Alle Anzeichen deuteten auf einen Sonnenstich hin.

 

Das Treffen mit den Frauen und Kindern fiel am Montag eher sporadisch aus. Noch immer spürten wir die körperlichen Beeinträchtigungen des Vortages. Die Mütter kochten ein vollwertiges Essen aus Nshima, Grünkohl und Fisch. Die Kinder ließen es sich schmecken.

Leider fühlte sich die HIV-infizierte Mutter, der wir am Samstag Maismehl geschenkt hatten, an diesem Tag nicht gut. Dennoch hatte sie sich mit ihrem Kind Martha auf den Weg zu den Schwestern gemacht, um ihrem Kind eine Mahlzeit zu ermöglichen.

Viele Frauen nehmen extrem viel auf sich, das war uns schon bei unserem letzten Aufenthalt in Sambia aufgefallen. In Situationen, die anderen Menschen verzweifeln lassen, sind diese Frauen stark und geben nicht auf. Sie kämpfen für sich und ihre Kinder und gehen damit an ihre persönlichen Grenzen. Das gleiche zeigte sich am Sonntagmorgen auch bei Ireen, die in ihrer miserablen Lage nicht weinte und uns noch nicht einmal um Hilfe bat, sondern alles tapfer ertrug.

 

Zum Abschied schenkten wir am Montagmittag jedem Baby eine Windel (Handtuch und Panty als Hülle sind üblich). Die Mütter zeigten sich überglücklich über dieses Geschenke und bedankten sich bei allen Spendern, die uns die Möglichkeit zu dieser Investition gegeben hatten! 

 

Neben unserer direkten Arbeit mit den Frauen und Kindern, machen wir uns nach wie vor täglich Gedanken darüber, welche profitschaffende Investition für die Frauen sinnvoll wäre, um einerseits den Frauen, andererseits dem Projekt langfristig zu Gute zu kommen.   

Deswegen machten wir uns nachmittags auf den Weg zu unseren Nachbarn, zwei Patern aus Polen, mit denen wir über den Kauf einer Pressmaschine für Kerne aller Art (Palmenfrüchte, Sonnenblumen, Melonen, Kokosnüsse etc.) sprachen, da sie bereits Erfahrungen mit einer solchen Maschine gemacht hatten. Durch das Pressen kann aus den Kernen wertvolles Öl gewonnen werden. Leider mussten wir einsehen, dass eine solche Investition zum einen zu teuer ist (die beste Qualität haben Maschinen aus Deutschland, die importiert werden müssten) und zum anderen eine zusätzliche Arbeitskraft eingesetzt werden müsste, die die Arbeit an der Maschine leitet. Nichtsdestotrotz wäre dies eine sehr sinnvolle Investition, da hierdurch die Kerne als natürliche Ressourcen des Landes genutzt werden könnten (in Kazembe gibt es Palmenkerne im Überfluss) und ein nährstoffreiches Gut, das Öl, gewonnen werden könnte.   

 

Am Dienstag kamen die Frauen einzeln mit ihren Kindern zu uns und wir verteilten Milch mit Glukose. Selbst die Kinder, die zuerst Angst vor der fremden, weißen Flüssigkeit hatten, tranken den Becher gierig aus, nachdem sie erst auf den Geschmack gekommen waren.

Außerdem maßen wir jedes Kind, um die mitgebrachte Kleidung, die wir am letzten Tag unseres Einsatzes verteilen werden, bereits vorher zuteilen zu können.

Nachdem die Kinder gegessen hatten folgte ein wichtiges Gespräch mit Sr. Regina, Sr. Delphine, den Frauen und uns, in dem wir ihnen von unserem Vorhaben berichteten, ihnen ein Startkapital zu geben, um ihnen den Schritt in die Unabhängigkeit ermöglichen zu können. Bereits bei unserem ersten Treffen hatten wir die Frauen nach ihren Zukunftswünschen gefragt und durchweg die Antwort erhalten, dass sie gerne ein kleines „Geschäft“ machen würden, indem sie beispielsweise Reis, Gemüse oder Fisch verkaufen. Dadurch könnten sie Geld verdienen, um ihre Kinder selber zu ernähren und damit auch den Weg aus der Armut finden könnten. Auch bei unserem jetzigen Gespräch hatten die Frauen gute Ideen und bereits Vorstellungen, wie sie hinsichtlich der Art und des Umfangs des Geschäfts vorgehen könnten.

Wir werden in den kommenden Tagen mehr hierüber berichten.

 

Heute ist bereits unser vierter Tag in Kazembe, wo wir nun unser zweites Projekt bei den Sisters of Mercy verfolgen. Im Konvent haben wir uns schon richtig gut eingelebt und fühlen uns sehr wohl. Vor allem die Umgebung des Hauses mit einem sehr großen Gelände um den Konvent, auf dem Hühner frei herumlaufen und Zitronenbäume und Palmen Schatten geben, genießen wir in der freien Zeit.

Gestern lernten wir zum ersten Mal die Frauen und Kinder kennen, die im Rahmen des „Nutrition Projects“ zum Haus der Schwestern kommen.

Schwester Regina betreut in diesem zusammen mit Schwester Delphin 11 Frauen und ihre Kinder, die aus den umliegenden Dörfern zwei Mal wöchentlich zu ihr kommen. Die meisten der Frauen sind zwischen 25 und 35 Jahren alt. Nachdem die Kinder uns neugierig beäugt hatten und Schwester Regina uns den Frauen vorgestellt hatte (wobei sie ihnen auch freudestrahlend von ihrem Besuch bei uns in Deutschland 2008 berichtet hat), baten wir jede Frau einzeln zu uns, um Namen und Alter der Kinder, sowie die familiäre Situation zu erfragen. Wie uns bereits in Kasama aufgefallen war, lebten auch diese Frauen entweder getrennt von ihrem Mann oder sie lebten gemeinsam in einem Haus, erfuhren aber keine Unterstützung vom Vater und kümmerten sich alleine um ihre Kinder. Auf die Frage, was ihr größtes Problem ist und was sie sich wünschen, antworteten alle gleich: Sie möchten gerne ein kleines „Business“ machen, wie beispielsweise Fisch, Reis oder Gemüse verkaufen. Eine Frau sagte sogar: „Ich träume davon eines Tages etwas zu verkaufen, um eigenes Geld zu verdienen und meinen Kindern Essen und Kleidung kaufen zu können.“

 

Die Mütter kochten an diesem Tag Reis und Grünkohl. Den Grünkohl brachten sie selber mit, wodurch sie zeigen sollen, dass sie sich für das Projekt verantwortlich fühlen und ihren Teil dazu beitragen. Dieses von Schwester Regina eingeführte Ritual ist wirklich sinnvoll.

Die Kinder waren uns gegenüber anfangs sehr skeptisch, trauten sich später zum Teil jedoch sogar uns die Hand zu geben. In den nächsten Tagen würden wir ihnen sicherlich Stück für Stück näher kommen können.

Besonders besorgt waren wir um 4 Wochen alte Zwillinge, Mary und Jack. Ihre Mutter hat eine Behinderung und kann sich nur mit Krücken fortbewegen, bzw. fährt für längere Strecken in einem Rollstuhl. Ihre Nichte hilft ihr mit den Babys zum Haus der Schwestern zu kommen. Beide Babys sind stark unterernährt. Wenn man ihr leichtes Atmen nicht wahrnehmen würde, würde man vermuten, sie seien tot. Auch diese Frau wird von ihrem Mann nicht unterstützt. Wörtlich sagte sie: „Müssten meine Babys Plastiktüten aus dem Supermarkt als Windeln tragen, wenn mein Mann mich unterstützen würde?“

Wir hoffen, diese Babys in den nächsten Tagen aufpäppeln zu können.

 

 

Nachmittags setzten wir uns sofort mit Schwester Regina und  Schwester Delphine zusammen, um unsere Ideen für das Projekt auszutauschen. In den kommenden Tagen werden wir uns noch ein Mal absprechen und genaueres planen.

 

Gerade kommen wir von unserem ersten Besuch zweier Frauen direkt im Dorf. Im Vergleich zu Kasama und Musenga Village stellt sich die Wohnsituation hier etwas anders dar: Kazembe, mit ca. 20.000 Einwohnern, wird als zweitgrößtes Dorf Sambias angesehen. Auch das Haus der Sisters of Mercy befindet sich inmitten dieses Dorfes. Ein Stadtzentrum gibt es folglich nicht, aber es gibt etwa 200m vom Haus entfernt einen Markt, von dem wir bereits im letzten Bericht geschrieben haben.

Heute Morgen holte uns die 24-jährige Pressures an unserem Haus ab, um uns ihr zuhause im Dorf zu zeigen. Wie wir gestern im Gespräch mit ihr erfahren haben, hat sie mit 24 Jahren zwei Kinder: Martha, die zwei Jahre alt ist und Mwansa, ein Sohn, der 11 Jahre alt ist. Sie selbst ist HIV positiv und muss täglich Tabletten nehmen. Diese bekommt sie kostenlos in der kleinen Klinik hier in Kazembe, allerdings ist sie vor der Einnahme (selbstverständlich) dazu angehalten, etwas zu essen, was für sie oftmals nicht möglich ist. Zu ihrer Erscheinung ist zu sagen, dass sie sehr dünn ist und ihr kleines Mädchen kaum auf dem Rücken tragen kann. Der Vater der Kinder lebt nicht mit der Familie zusammen, sodass Pressures auf die Hilfe ihrer Mutter angewiesen ist.

Nachdem wir das Haus erreicht hatten, lernten wir die Hausgemeinschaft kennen: Es ist ein 3-Generationenhaus, in welchem Pressures mit ihren Kindern und ihrer Mutter, die drei Waisenkinder von Pressures verstorbener Schwester großzieht, zusammenlebt. Das Haus bewohnen die Frauen und Kinder nur zur Miete, welche pro Monat etwa 6 Euro beträgt. Wie wir im Gespräch mit ihnen und Schwester Regina erfahren haben, war die Großmutter in den letzten zwei Monaten nicht in der Lage, die Miete zu bezahlen, weswegen der Vermieter bereits angedroht hat, die Familie rauszuschmeißen. Wie es schien, ist dies nur noch eine Frage der Zeit, denn sie haben keine Idee, wo sie das Geld hernehmen sollen. Auch die Lebensmittel waren mittlerweile ausgegangen: Die Großmutter zeigte uns den fast leeren Eimer mit Maismehl und auch Salz war nicht mehr vorhanden. Es gab kaum noch etwas Essbares.

Zwei der drei Waisenkinder waren in der Vergangenheit zur Schule gegangen und einer von ihnen hatte sogar nur Einsen und Zweien mit nach Hause gebracht. Für das kommende Tertial, was nächsten Montag beginnt, können sie das Schulgeld bis jetzt jedoch nicht aufbringen. Auf die Frage, was die Familie machen kann, um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien, antworteten die Frauen: „Unser Traum ist es, ein Kapital zu haben, um etwas zu verkaufen und auf diese Weise für die Familie sorgen zu können.“ Nach dem Gespräch durften wir uns die vier Räume des Hauses ansehen: Eine Art Küche, in der einige Töpfe und Schüsseln standen, eine Art Schlafzimmer, in dem wir ein Bett vorfanden, welches mit einer dünnen, kaputten Strohmatte als Matratze ausgestattet war. Darüber hinaus gab es noch einen Schlafraum für Pressures und ihre Tochter Martha, in welchem sich lediglich eine total kaputte Strohmatte und eine dünne Schaumstoffmatratze befanden.

 

Wir saßen im „Wohnzimmer“, in welchem zwei kleine Hocker für uns aufgestellt worden waren.

Während wir im Gespräch die Hintergründe des täglichen (Über)Lebens der Familie kennengelernt hatten und die bedrückte Stimmung der Familie wahrnahmen, war uns klar, dass wir an dieser Stelle den Ärmsten der Armen helfen müssen. Um der Familie das Überleben für die nächsten Tage zu sichern, kauften wir ihnen für fünf Euro Maismehl, von welchem sie sicher für einige Tage satt werden können. Sie dankten uns vielmals und wir konnten erst mal mit einem beruhigten Gefühl zur nächsten Familie gehen.

 

 

Dort besuchten wir Eliyah (31 Jahre), die 5 Kinder hat und in einem sehr kleinen Haus neben dem ihrer Eltern wohnt. Ihr Mann wohnt mit ihr zusammen und hat in der Vergangenheit mit dem Bau von traditionellen Chuckles (Stöpfchen, die mit Kohle zum Kochen verwendet werden) ein bisschen Geld verdient. Nun ist auch er von HIV betroffen, sodass er keine Kraft mehr hat, dieser Tätigkeit nachzugehen. Außerdem fehlen ihm die Arbeitsmaterialien: Das Fahrrad, welches der Mann für seine Arbeit braucht, stand mit einem platten Reifen im Haus.

Auch in dieser Familie gingen drei der fünf Kinder zur Schule, was für sie ab dem kommenden Montag  – so wie es bis jetzt aussieht – aufgrund des fehlenden Schulgelds nicht möglich sein wird.

Trotz der vergleichbar aussichtslosen Situation dieser Familie, lächelte die Mutter während unseres Gespräches die meiste Zeit und ihr kleiner Sohn (1 Jahr), namens Future (engl. Zukunft), streckte uns seine kleine Hand entgegen, was die Hoffnung, die diese Menschen in unsere Arbeit setzen, symbolisch noch unterstrich.

Unser letzter Tag in Kasama (Dienstag) war voller Erledigungen und einiger erfolgreicher Planungen für unser Projekt „Kindern Hoffnung schenken“. Das wichtigste: Durch die Hilfe eines Bekannten, den wir seit 2007 kennen, konnten wir einen Nähkurs für 5-6 Frauen einrichten. In diesem würden die Frauen das Nähen erlernen, um schließlich ihre selbst kreierten Sachen verkaufen zu können und so ein bisschen Geld zu verdienen, um für ihre Familie bzw. Kinder sorgen zu können. Da Schwester Florence uns nach Kazembe begleiten wird, kann sie die Frauen für den Nähkurs erst in der kommenden Woche auswählen, sodass der Kurs danach beginnen wird.

Außerdem besuchten wir am Dienstag zum letzten Mal Musenga Village. Dort wollten wir zum einen nochmal die gelähmte Juliet sehen, der wir die zwei Krankenhausbesuche ermöglicht hatten, zum anderen wollten wir zwei Frauengruppen einige Gemüsesamen übergeben, mit welchen sie ihr kleines eigenes „Business“ starten könnten. Juliet ging es zu unserer Freude besser und wir sahen an ihrer heilenden Wunde, dass die Medizin ihre Wirkung zeigte. Für die zwei kleinen Landwirtschaftsgruppen fanden wir je zwei befreundete Frauen, die hinter ihrem Haus in Musenga Village mindestens ein bisschen Fläche zur Verfügung hatten. Eine der vier Frauen besaß sogar ein bisschen mehr Land etwas außerhalb von Musenga. Wir übergaben ihnen Tomaten, Weißkohl und Möhrensamen, die sie nun anpflanzen konnten und von denen sie neben der Eigenverwendung für die Familie auch etwas verkaufen konnten, um wiederum für ihre Familie sorgen zu können. Wir erklärten ihnen, was es bei der Anpflanzung wichtiges zu beachten gab und waren schon gespannt, welche Berichte wir von Schwester Florence über diese Möglichkeit, den Frauen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, erhalten würden.

Am Mittwochmorgen starteten wir um 9 Uhr los nach Kazembe. Nachdem wir uns von Kasama und von den Schwestern verabschiedet hatten, lagen etwa 380 km Wegstrecke vor uns, da wir eine Art Abkürzung nahmen… Was diese Abkürzung bedeutete, wurde uns erst bewusst, nachdem wir nach ca. 1 ½ Stunden die Teerstraße verließen: Die Straße wurde schmaler, der Belag schlecht bis sehr schlecht. Steine, Sand, und Schlaglöcher erschwerten uns den Weg und wir spürten vor allem das Passieren der Schlaglöcher in der Magengegend… Nach ca. 3 ½ Stunden (!) hatten wir es geschafft: Eine Teerstraße war zu sehen und wir machten drei Kreuze!

Gegen 15 Uhr erreichten wir dann den Konvent von Kazembe, in welchem uns schon Schwester Regina und Schwester Delfin erwarteten. Mit Schwester Regina hatten wir 2007 unser dreimonatiges Praktikum in Kasama absolviert und viel Spaß bei der Arbeit gehabt. Vor diesem Hintergrund war das Wiedersehen wirklich toll und wir lernten im Anschluss erst mal den großen Konvent kennen. Dort wurden wir dann nach einem kleinen Mittagessen in unser Zimmer geführt, wo wir uns etwas von der Reise erholen konnten.

Am nächsten Morgen sollten wir schon zwei der Frauen des Projekts kennen lernen, da diese Palmenöl herstellen würden. Wir waren gespannt und freuten uns, die Herstellung zu verfolgen. Bereits um 7 Uhr war eine der beiden Frauen am Haus der Schwestern und startete mit dem langwierigen Prozess der Ölgewinnung: Sie entfernte die Früchte der Palme von den Stielen. Bei diesem Schritt halfen wir ihr auch noch 2 Stunden später in bisschen. Anschließen beobachteten wir, wie die Frauen, die gekochten Früchte, die das Öl enthielten, stampften, sodass sie an das faserige Innere der Früchte kamen. Dieses Innere pressten sie dann mit der Hand aus, sodass eine dickflüssige, gelbe Masse entstand, die dann im letzten Schritt wiederum in kochendes Wasser gefüllt wurde. Aus dieser Masse konnte man nach etwa zweistündigem Kochen schließlich mit einem Löffel das Öl entnehmen, welches sich oben abgesetzt hatte. Aus etwa einer Schubkarre voll Früchte bekam man durch diesen mehrstündigen Prozess etwa 2,5 l Palmenöl, welches die Frauen nun in den folgenden Wochen zum Kochen für die Kinder gewinnen konnten.

Am Donnerstag lernten wir außerdem schon den Ortskern von Kazembe kennen, der ca. 200 m vom Haus der Schwestern entfernt ist: Hier gibt es eine kleines Post, eine Klinik mit etwa zehn Notfallbetten, eine Polizei und einen kleinen Markt, auf dem man alles findet, was man so zum täglichen Leben braucht. Im Gegensatz zu Kasama, war zu erkennen, dass wir nun im Dorf waren, aber uns waren die ruhige Atmosphäre und die Überschaubarkeit sehr sympathisch.

Nun freuen wir uns schon auf Freitag, da dort die Kinder und Frauen aus den umliegenden Häusern in Kazembe zum Haus der Schwestern kommen werden und wir die Gruppe und das zweite Projekt detaillierter kennen lernen werden.

 

Das letzte übliche Treffen mit den Frauen und Kindern vor dem Haus der Schwestern fand am Freitag statt. Ein Großteil der Frauen hatte das erforderliche Geld für den Ausflug zu den Chishimba Falls dabei und sie freuten sich bereits die Wasserfälle zu besuchen. Während einige der Frauen auf der Kochstelle Nshima mit Soya für die Kinder kochten, sprachen wir mit den Müttern der zukünftigen Vorschulkinder über den Patenschaftsvertrag. Schwester Florence übersetzte ihn und jede Mutter bekam ein Exemplar mit nach Hause, um es in den nächsten Tagen unterschrieben an uns zurückzugeben. Wie bei den letzten Treffen auch, verteilten wir Milch mit Traubenzucker an die Kinder. Die Becher waren schnell geleert und die vor Hunger weinenden Kinder verstummten, während sie das Nshima genossen. Leider hatte Schwester Florence an diesem Tag keine Zeit, um uns in unserer Arbeit mit den Kindern und Frauen zu unterstützen, sodass wir den Rest des Vormittags alleine mit ihnen verbrachten. Da nur eine der Frauen gebrochenes Englisch sprechen konnte, stellte dies eine Herausforderung für uns da, die wir jedoch dank ihrer Hilfe meistern konnten. Nach dem Essen verteilten wir die mitgebrachte Kinderkleidung und diverse andere Sachspenden. So erhielt jedes Kind entweder ein T-Shirt, eine Hose oder Unterwäsche. Für die Babys gab es Strampler, Shirts oder Windeln. Die Frauen bekamen T-Shirts. Aufgrund der verschiedenen Sachspenden waren wir letztlich froh, den Frauen und Kindern eine Freude gemacht zu haben, obwohl einige von ihnen verständlicherweise versuchten möglichst viel zu ergattern. Positiv aufgefallen war uns eine Großmutter, die 2 Stunden lang mit ihrem Enkelsohn zum Hause der Schwestern gelaufen kam. Sie kümmerte sich seit Jahren um den Jungen, da die Mutter bereits eine Woche nach seiner Geburt gestorben war. Ihre Dankbarkeit hat uns manches Mal gerührt. Sie schüttelte uns zu Beginn eines jeden Treffens freudestrahlend die Hand und begrüßte uns auf Bemba. Bevor sie ging bedankte sie sich bei uns. Ihre Ausstrahlung und ihre Herzlichkeit sind unbeschreiblich.

Nachdem wir die Kleidung verteilt hatten versammelten wir uns zu einem Gruppenfoto und alle Frauen und Kinder zeigten stolz ihre neuen Errungenschaften.

Der geplante Besuch im Armenviertel Musenga Village am Nachmittag musste aufgrund der Beerdigung eines Priesters ausfallen. Wir beschlossen ihn auf Dienstag zu verschieben.

 

Das Wochenende verbrachten wir mit der Planung des Ausflugs zu den Chishimba Wasserfällen und der Ausarbeitung verschiedenster Verträge. Am Sonntagnachmittag fanden sich zwei Frauen am Haus der Schwestern ein, um das Essen für den am folgenden Tag anstehenden Ausflug vorzubereiten. Wir halfen ihnen bei ihrer Arbeit (Reis und Bohnen sortieren) und fanden es sehr interessant das traditionelle Kochen auf einer Feuerstelle mit Kohle zu beobachten.

 

Am Montag, pünktlich um 8 Uhr, parkte ein großer Bus vor dem Haus der Schwestern. Die Frauen und Kinder waren bereits alle da und die Aufregung und Freude der Kinder auf den bevorstehenden Ausflug war spürbar. Viele der Frauen hatten sich für diesen besonderen Tag für ihre Verhältnisse chic gekleidet und  die Kinder trugen ihre neue Kleidung. Nachdem alle 60 Personen (30 Frauen, 20 Kinder, 10 Babys) im Bus einen Platz gefunden hatten, starteten wir. Schwester Florence und Schwester Elisabeth, die uns als Unterstützung begleitete, gaben eine kleine Einführung und wiesen auf die Gefahren bei den Wasserfällen hin. Nach ihrer Rede stand eine Mutter auf und rief durch den Bus „Ich war noch nie bei den Chishimba Falls, deswegen freue ich mich dorthin zu fahren. Ich bin glücklich!“ Die Stimmung war ausgelassen. Die Frauen sangen und bereits die Fahrt in einem solch großen Bus war für sie und insbesondere die Kinder ein richtiges Highlight. Bei den Fällen angekommen führte uns ein Guide herum. Auf dem Fußweg zu einem der drei Wasserfälle hörte man die Wassermassen schon lange bevor sie zu sehen waren. Unter den Besuchern machte sich gespanntes Schweigen breit. Als die Fälle in Sicht waren blieben viele Frauen mit offenem Mund stehen und  genossen die Aussicht. Es schien, als könnten sie nicht begreifen, was sie dort sehen. Auch die Kinder waren sprachlos. Nach einer kurzen Pause, während der wir Äpfel für die Kinder spendierten, machten wir uns auf den Weg zu den zwei weiteren Fällen.

Anschließend wurde gemeinsam auf einer Feuerstelle am Bachlauf gekocht. Als besonderes Essen gab es Nshima, Reis, Bohnen, Kohl und Hühnchen. Um die Zeit des Kochens für die Kinder zu verkürzen (viele weinten bereits vor Hunger) spielten wir mit Seifenblasen. Wie auch bei den letzten Treffen vergaßen sie dadurch ihr Hungergefühl und waren abgelenkt.

Nach dem Essen verabschiedeten wir uns mit Keksen und Luftballons bei den Kindern und Müttern. Sie klatschten begeistert. Wir sprachen ihnen noch ein Mal Mut zu, sich weiterhin so gut um ihre Kinder  zu kümmern, ebenso wie sie es bereits tun. Am liebsten wären alle Frauen direkt mit uns nach Deutschland gereist.

 

Abschließend kann festgehalten werden, dass die Frauen und Kinder diesen Ausflug sehr genossen haben. Dadurch war es ihnen möglich aus ihrem eintönigen Alltag zu entfliehen und die Kostbarkeit ihrer näheren Umgebung und ihre Kultur kennenzulernen. Das schönste Geschenk für uns an diesem Tag waren die ausgelassene Stimmung und die netten Dankesworte der Frauen und der Schwestern. Auch wir sind sehr dankbar diesen tollen Tag mit den Kindern und Frauen verbracht haben zu dürfen. Ohne eure Spenden wären diese unvergesslichen Erlebnisse nicht möglich gewesen. Keine der Frauen hätte sich diesen Ausflug finanziell leisten können. Gleichzeitig waren wir sehr dankbar, dass uns das Busunternehmen und der verantwortliche Mitarbeiter der Chishimba Falls – nach einigen Verhandlungen – preislich sehr entgegengekommen sind.  

 

Nun ist schon Donnerstag und uns bleiben nur noch ein paar Tage in Kasama bevor wir nächsten Mittwoch nach Kazembe fahren, um uns dem dortigen Projekt zu widmen.

Die letzten Tage waren wieder sehr ereignisreich und aufregend und in diesem Bericht möchten wir euch von einigen Dingen erzählen.

 

Am Montagmorgen ermöglichten wir der querschnittsgelähmten Frau, Juliet, eine weitere Taxifahrt zum Krankenhaus. Ihre Mutter und ihr Bruder begleiteten sie wieder, was uns nicht möglich war, da wir die Frauen und Kinder erwarteten und mit diesen auch einiges vor hatten. Gegen Mittag kam die kranke Frau, die vor allem an den sehr tiefen Wunden an ihren Beinen litt, nach dem Krankenhausbesuch dann am Haus der Schwestern vorbei. Wir erfuhren, dass sie vom Arzt zwar ganzheitlich untersuch wurde, jedoch lediglich ein paar Schmerztabletten von ihm bekam und zusätzlich Antibiotika nehmen sollte, die im Krankenhaus aber nicht vorrätig waren. Diese besorgten wir ihr dann am Nachmittag in der Apotheke. Allerdings waren wir mit der Behandlung insofern nicht ganz überzeugt, da die Wunden nicht direkt behandelt wurden. Deshalb kauften wir ihr darüber hinaus noch eine Wundsalbe, die auch für tiefe Wunden geeignet war und gaben diese der Mutter zusammen mit Einweghandschuhen mit ins Dorf. Am Freitag wollten wir dann wieder ins Dorf, um Juliet zu besuchen und die Wundheilung zu verfolgen. Schwester Florence besuchte sie bereits am Dienstag und erzählte uns, dass ihr Allgemeinzustand wohl etwas besser war.

 

Neben der Koordination des Krankenhausbesuchs gab es an diesem Morgen aber auch noch einiges anderes zu organisieren. Bevor überhaupt alle Frauen und Kinder aus Musenga Village am Haus der Schwestern der Güte angekommen waren, gaben wir einigen Kindern unsere mitgebrachten Bälle, die uns mit offenen Armen entgegengelaufen kamen. Auch die Luftballons wurden mit erwartenden und abwartenden Blicken freudestrahlend entgegengenommen. Zuerst gaben wir heute jedem Kind Milch mit mitgebrachtem Traubenzucker, der viele Vitamine enthielt. Wir hatten die Frauen am Freitag gebeten, für diese zusätzliche Stärkung mindestens für jede Familie einen Becher mitzubringen. Unserer Einschätzung nach, hatte jedes Kind einen Becher.

Nachdem alle Becher geleert waren, gingen wir mit einigen Frauen zum Nachbarhaus. Dort hatten wir nämlich einige Tage zuvor die deutschen Nachbarn kennengelernt und herausgefunden, dass diese jede Menge getrocknetes Gras loswerden wollten. Dieses Angebot kam uns mehr als gelegen, da die Frauen sich zum einen bei unseren Dorfbesuchen vermehrt über ihre beschädigten und löcherigen Hausdächer beschwert hatten und sie das Gras zur Ausbesserung dieser verwenden konnten. Zum anderen hatten wir bereits einige Tage zuvor die Idee, dass die Frauen das weiche, feinere getrocknete Gras als Schlafunterlage verwenden könnten. Aus diesem Grund trugen wir jede Menge Gras hinüber, von dem sich die Frauen dann später so viel wie vorhanden war, als Bündel mitnehmen konnten. Wir freuten uns sehr über diese einfache Möglichkeit, den Frauen auf diese Weise helfen zu können.

Am Samstag waren wir mit Schwester Florence auf einem großen Markt der Stadt, auf dem wir für die zusätzlichen Tage, die die Frauen auf unseren Wunsch kamen, Reis, Maismehl für Nshima, Erdnüsse, Kohl, Tomaten und Fisch kauften. Aus diesen Vorräten wurde heute Nshima mit Grünkohl und Fisch zubereitet.

Nachdem die Gruppe gegessen hatte und das Geschirr sauber eingepackt war, bekam jedes Kind heute von eurem Spendengeld eine Creme für den Körper. Da zurzeit Trockenzeit und Winter ist, wird die Haut der Kinder stark beansprucht. Die Freude über die Cremes war den Familien daher deutlich anzusehen. 

Dankbar gingen die Frauen an diesem Tag nach Hause und wir, die nun ein wenig geschafft waren, freuten uns auf ein Wiedersehen am Mittwoch.

 

Am Dienstag machten Natalie und ich einen Tagesausflug nach Chilubula, wo der ehemalige Erzbischof, nun im Ruhestand, James Spaita nun wohnte. Wir genossen das Wiedersehen mit ihm, der uns 2007 erst den Aufenthalt in Kasama ermöglicht hatte. Nach einer Tasse Tee begleitete er uns noch zum Krankenhaus in Chilubula, welches wir uns im Anschluss an den Besuch bei ihm mit einer der leitenden Schwestern anschauten. Resümierend stellten wir fest, dass dieses Krankenhaus im Vergleich zu dem in Kasama besser ausgestattet und organisierter wirkte.

 

Gegen Mittag machten wir uns vom Krankenhaus auf den Weg zu den Chishimba Falls, die ca. 10 Kilometer vom Krankenhaus entfernt waren. Diese Wasserfälle teilen sich in drei einzelne auf, die uns unser Fahrer nacheinander zeigte. Wir waren zwar auch 2007 hier gewesen, waren allerdings von der Schönheit dieser einmaligen Naturschau auf neue begeistert. Als wir die Fälle kennengelernt hatten, genossen wir es richtig, ein paar Stunden Zeit zum Entspannen zu haben.

 

Am Mittwoch begannen wir den Vormittag mit den Frauen und Kindern erneut mit einem Becher Milch und Traubenzucker. Dann setzten wir uns nochmal mit allen zusammen und schrieben erneut alle Namen der Mütter und ihrer Kinder auf, die an diesem Tag am Haus der Schwestern waren. Als alle aufgeschrieben waren, ließen wir Schwester Florence die gute Nachricht übersetzen, die wir heute für die Frauen und Kinder hatten:  Am kommenden Montag, unserem letzten Zusammentreffen mit ihnen, möchten wir ihnen ermöglichen, mit uns die Chishimba Wasserfälle zu besuchen. Diese Überlegung hatten wir nun schon seit unserem Aufenthalt in 2007 und wir waren uns mittlerweile sicher, dass dieser Ausflug für einige der Frauen etwas ganz besonderes werden würde. Es war fast unvorstellbar für uns, dass die Menschen noch keine Idee davon hatten, was für eine wunderschöne Natur 30 km entfernt von ihrem Dorf zu finden war. Wir waren wirklich sehr gespannt und freuten uns fast so sehr wie die Frauen auf diesen besonderen Tag. Um den Frauen zu verdeutlichen, dass auch sie ihren Teil für diesen Ausflug beitragen können, forderten wir sie auf, am Freitag jeder 1000 Kwacha (das sind umgerechnet ca. 20 Cent) mitzubringen. Wir waren uns fast sicher, dass dies niemand vergessen würde.

 

Nach dieser freudigen Nachricht verging die Zeit des Kochens umso schneller. Bevor das Essen, heute Reis, Erdnüsse und selbst zubereitete Sojamilch, begonnen wurde, wuschen wir heute nochmal mit allen gemeinsam die Hände. Dieses machten einige Mütter mit ihren Kindern zwar auch selbstständig, aber wir wollten die Wichtigkeit dieses nochmal in den Vordergrund rücken.

 

Nach dem Essen gab es heute eine weitere Sache, mit der wir dank eurer Spenden den Frauen und Kindern ihr tägliches Leben erleichtern konnten: Jede Familie erhielt eine Decke und jedes Kind eine Zahnbürste zusammen mit Zahnpasta. Die Freude war wirklich groß und wir leiten die Dankbarkeit der Frauen für diese Investition an euch weiter!!!

 

Morgen werden wir den letzten Vormittag mit den Frauen und Kindern vor dem Haus verbringen. Unglaublich, wie die Zeit vergeht, was jedoch vor allem daran liegt, dass wir wirklich viel zu tun haben. Als kleines i-Tüpfelchen werden wir den Frauen und Kindern morgen unsere mitgebrachte Kleidung übergeben. Für jede Frau haben wir aus Deutschland neue T-Shirts aus einem Drogeriemarkt geschenkt bekommen. Für die Kinder bekamen wir tolle Kleidungsstücke (ein riesen Dankeschön an Silke und Familie), die hier dringend benötigt wird.

   Durch Vorschulbesuche Kindern Bildung ermöglichen

                                                                und Hoffnung schenken

 

Neben den beschriebenen Investitionen und Überlegungen, verwirklichen wir zurzeit außerdem folgende Idee:

Seit etwa zwei Jahren besteht in Musenga Village im Gebäude der Kirche ein Klassenraum, der als Vorschule genutzt wird. Schwester Antoinette, eine Schwester des Ordens der Sisters of Mercy, die ebenfalls im Konvent lebt, leitet diese Vorschule und ist gleichzeitig als Lehrerin tätig. In der Vorschule bestehen zwei Klassen, zum einen die Baby Class, die Kinder im Alter ab 2 Jahren vormittags besuchen. Zum anderen gibt es eine Middle Class, die Kinder ab ca. 3 bis 7 Jahren am Nachmittag besuchen. Die Vorschule hat zum Ziel, diesen verarmten Kindern eine Möglichkeit zu bieten, einen Weg zu Bildung und damit unter anderem zum Lesen, Schreiben und Rechnen zu ermöglichen. Schwester Antoinette zeigte uns den Klassenraum der Vorschule und erzählte uns, dass zurzeit etwa 10 Kinder die Baby Class und die Middel Class ca. 39 Kinder besuchen.

Wie wir zu Beginn unseres Aufenthaltes berichteten, sind einige der Kinder, die zum Haus der Schwestern gekommen sind, bereits genesen und können mithilfe der Familie auf sich allein gestellt leben (siehe 20.08.11). Ihr dringlicher Wunsch ist nun, auch in die Vorschule von Musenga Village gehen zu können. Nachdem wir diesen Wunsch mehrmals gehört hatten, entwickelten wir die Idee von Patenschaften für diese Kinder. Bevor wir diese Idee jedoch an die Mütter und Kinder weitertrugen, forderten wir alle dieser möglichen „Kandidaten“ letzte Woche auf, bis Montag eine Art Motivationsschreiben zu formulieren, um uns zum einen Initiative zu zeigen und zum anderen zu zeigen, dass dieser Wunsch wirklich ernst gemeint ist.

Zu unserer großen Überraschung, kamen alle sieben Mütter am Montag mit einem Brief zu uns. Unsere Skepsis hatte sich nämlich darauf begründet, dass kaum eine der Frauen englisch sprechen konnte und viele keinerlei Bildung erfahren hatten, sodass wir vermutet hatten, dass allein das Schreiben und Lesen ein zu großes Hindernis sein würde. Aber die Briefe, die wir bekamen waren wirklich überzeugend und enthielten wirklich sinnvolle Gründe für den Schulbesuch ihrer Kinder.

Wir nahmen die Briefe vorerst entgegen und lasen sie nochmals in Ruhe durch. Am gestrigen Mittwoch gaben wir dann einer der sieben Mütter den Brief zurück, da er uns im Vergleich zu den anderen Briefen noch nicht ganz überzeugt hatte. Bereits am heutigen Tag bekamen wir eine verbesserte und überzeugende Version zurück. Man sieht, was doch alles möglich ist. Die Mütter haben nun erst mal ein Anmeldeformular von der Schule mitbekommen, aus dem sie außerdem die  Regeln der Schule kennenlernen. Dieses sollen sie uns am Freitag unterschrieben wieder mitbringen. 

Neben diesen Briefen haben wir bereits einen Vertrag ausgearbeitet, in welchem die Mütter mit ihrer Unterschrift erklären, dass sie über die Patenschaft aufgeklärt sind und welche Pflichten beide Seiten (Pate in Deutschland, Eltern des Vorschulkindes in Sambia) zu erfüllen haben.

Für die kommenden drei Monate, die nächsten Dienstag beginnen, haben wir entschieden, den sieben Kindern von eurem Spendengeld den Schulbesuch zu ermöglichen. Bis zum Ende des Jahres möchten wir für diese sieben Kinder Paten finden, die sie möglichst bis zum Ende der Vorschulzeit unterstützen. Eine genauere Beschreibung dieser Patenschaften findet ihr in den nächsten Tagen hier.

   

Am Donnerstag erschienen die ersten Frauen bereits um 8 Uhr morgens mit ihren Kindern. Wie auch am Dienstag begannen wir mit einem Willkommenskreis. Zu Beginn stellten sich uns noch drei weitere Frauen mit ihren Kindern vor, deren Probleme und Schicksale denen der anderen Teilnehmer glichen. Zum ersten Mal sahen wir Nasti, ein Mädchen (7 Jahre alt), deren Eltern an AIDS gestorben sind und die nun mit ihrer Großmutter zum Haus der Schwestern kam, um Essen zu erhalten. Ihr dringlichster Wunsch ist es, die Schule zu besuchen. Auch Shadrick, 4 Jahre alt, kam heute zum ersten Mal. Sein Vater hat seine Mutter vor einiger Zeit verlassen, sie ist nun alleinerziehend. Auch Shadrick wünscht sich die Vorschule von Musenga Village besuchen zu können. Im Anschluss an die Gespräche verteilten wir die mitgebrachten Spielsachen (Bälle, Luftballons, Kuscheltiere, Springseil, Frisbees, Rasseln) an die Kinder. Sie freuten sich sehr. Es war schön zu beobachten, wie sie mit Hilfe der Spielsachen miteinander kommunizierten, sich unterhielten und gemeinsam spielten. Da die Kinder uns gegenüber immer noch etwas scheu waren, versuchten wir ihr Vertrauen mit Seifenblasen zu gewinnen. Wir waren sehr gespannt, wie sie reagieren würden. 2007 hatten wir hiermit bereits großen Erfolg. Und der blieb – wie erwartet – auch dieses Mal nicht aus. Zuerst näherte sich nur ein Junge und begann den schimmernden Kugeln hinterherzujagen und sie zu zerschlagen. Wenige Minuten später hatten wir auch das Interesse der anderen Kinder geweckt und bald sprangen 20 lachende und quietschende Kinder den bunten Blasen hinterher. Das Eis war endgültig gebrochen! Sogar einen Jungen, der vor Hunger nicht aufhörte zu weinen, konnten wir durch das Spielen ablenken und damit die Zeit bis zum gemeinsamen Essen verkürzen. Später kamen sogar einige Kinder auf uns zu und nahmen uns an die Hand. Ein toller Erfolg für uns, denn 2007 hatte die Kontaktaufnahme mehr als drei Wochen gedauert. Nachdem die Frauen gekocht und die Kinder gegessen hatten, verteilten wir an jede Familie ein Stück Seife und jede Mutter bekam eine Zahnbürste und Zahnpasta (danke an Sven  ). Die Frauen bedanken sich unzählige Male und stimmten schließlich ein Dankeslied an, wozu sie tanzten. Am Nachmittag führten wir gemeinsam mit Schwester Florence, die das Nutrition Projekt betreut und Schwester Judith, die ebenfalls verantwortlich ist, ein Gespräch über den Verlauf des Projektes und formulierten gemeinsame Ziele für die Zusammenarbeit. Außerdem sammelten wir Ideen, wie das Projekt ausgebaut werden könnte, sodass der Aspekt „Hilfe zur Selbsthilfe“ vermehrt in den Vordergrund rücken kann. Beispielsweise könnten einige der Mütter einen einjährigen Nähkurs besuchen, um das professionelle Nähen zu erlernen und Kleidung sowohl für ihre Kinder, als auch zum Verkauf anzufertigen. Die Idee eines eigenen Shops in der Stadt, in dem die Frauen Second-Hand-Kleidung verkaufen könnten verwarfen wir direkt, da es hiervon bereits zu viele gibt und sich ein Geschäft nicht rentieren würde. Unsere Idee, ein Stück Land zu kaufen, auf dem die Mütter Gemüse anbauen könnten um sich hiervon langfristig zu ernähren, erübrigte sich. Die Schwestern erklärten uns, dass in Kasama in naher Zukunft ein zusätzliches Konvent gebaut werden würde, auf dem Land für diesen Zweck zur Verfügung stehen würde. Vorerst beschlossen wir den Frauen, die einen kleinen Garten haben, mitgebrachte Samen für den Anbau von Möhren, weißem Kohl und Tomaten zu geben. Als besonders gute Idee stellte sich der Bau einer Maismühle heraus. Da das Hauptnahrungsmittel in diesem Land Nshima (Maisbrei) ist, der von den Bewohnern meistens zu jeder Mahlzeit gegessen wird, und den 8000 Einwohnern in Musenga Village lediglich eine Mühle zur Verfügung steht, wäre die Anschaffung einer weiteren Mühle sicherlich eine sinnvolle Investition. Vorerst beschlossen wir jedoch uns die vorhandene Mühle anzuschauen und danach weiter zu überlegen. Am Abend wurden wir von allen fünf Schwestern des Ordens „Sisters of Mercy“, mit denen wir zusammen wohnen, offiziell willkommen geheißen. Die Schwestern hatten ein ausgiebiges Abendessen vorbereitet. Es ist eine afrikanische Tradition, dass die Gäste zu Beginn des Essens ein gebratenes Hähnchen mit den Fingern teilen. Für uns zwei Vegetarierinnen keine besonders leichte Aufgabe, die uns viel Überwindung kostete…  Am Freitag empfingen wir die Frauen und Kinder zum letzten Mal für diese Woche. Die Kinder warteten bereits sehnsüchtig darauf, dass wir die Spielsachen verteilen. Ein Junge hatte sogar noch seinen kaputten Luftballon vom Vortag in der Hand, den er vermutlich wie einen Schatz behütet hatte. Es war unglaublich schön und gleichzeitig sehr erschreckend zu sehen, wie sehr sich die Kinder darüber freuten auch heute wieder einen Luftballon zum Spielen zu bekommen. Dass die Kinder bereits Vertrauen in uns gefasst hatten, zeigte sich auch darin, dass sie uns aufforderten mit ihnen zu spielen. Am liebsten hätten sie gar nicht wieder aufgehört. Auch an diesem Tag kamen wieder einige Neulinge, die sich uns vorstellten. Uns fiel es schwer den Frauen zu erklären, dass wir ihnen keine direkte Lösung für ihre Probleme liefern könnten, sondern uns zuerst lediglich anhören könnten, was sie bedrückt. Gleichzeitig fragten wir uns erneut, wie es sein kann, dass sie von ihren Männern in dieser misslichen Lage alleine gelassen werden und sich zum Teil um 5 Kinder kümmern müssen. Das Schicksal einer Frau und ihrem 9 Monate alten Baby traf uns besonders: Die Mutter hat AIDS und ist sehr schwach. Einer Arbeit kann sie nicht nachgehen, da sie hierfür keine Kraft hat. Dadurch hat sie kein Geld um ihr Kind zu ernähren. Auch ihr Mann hat AIDS und fühlt sich gesundheitlich nicht gut. Dennoch ist die Mutter unzählige Stunden mit ihrem Baby nach Kasama gelaufen gekommen, weil sie wusste, dass sie hier eine Mahlzeit und ein wenig Hilfe bekommen würde. Die Frauen kochten an diesem Tag Nshima (Maisbrei) und Grünkohl. Als besondere Spezialität gab es Hähnchen. Wie jedes Mal, wenn das Essen fertig war, wurden die Kinder ruhig und aßen zufrieden. Wir fragten uns, ob die Kinder über das Wochenende auch Essen bekommen würden, denn das nächste Wiedersehen mit ihnen würde erst am Montag sein. Im Anschluss an das Essen versammelten wir uns mit den Kindern, die die örtliche Vorschule besuchen könnten. Wir wollten unsere Idee einer Patenschaft konkretisieren und erklärten den Müttern und Großmüttern wie eine Patenschaft ablaufen könnte. Außerdem forderten wir alle Mütter auf für Montag einen eigenen Becher für ihre Kinder mitzubringen, weil uns bereits bei dem ersten Treffen aufgefallen war, dass viele Kinder aus einem Becher tranken. Da der Großteil von ihnen aufgrund der kalten Jahreszeit (nachts ca. 10 °C) starken Husten und Schnupfen hatte, würde sich so die Übertragung von Krankheiten ein wenig eindämmen lassen. Nachmittags kauften wir gemeinsam mit Sister Florence eine Matratze und eine Decke für das 25-jährige Mädchen aus Musenga Village, die an einer Lähmung leidet und seit Jahren nur in ihrer Hütte liegt (s. Bericht vom 17.08.2011). Wir hielten es für dringend notwendig ihr diese zu kaufen, da wir erfahren hatten, dass sie sich bereits wundgelegen hatten. Wir machten uns auf den Weg ins Dorf, um sie ihr zu überreichen. Vorsichtshalber nahmen wir auch Salbe mit, um ihre Wunden zumindest vorerst versorgen zu können. Das Mädchen freute sich sehr über die Matratze und die Decke und wir halfen der Mutter sie darauf zu legen. Auf die Frage hin, ob wir ihre Wunden versorgen könnten, zeigte sie uns ihr Gesäß. Was wir nun sahen hatten wir nicht erwartet: Sie hatte drei zum Teil mehrere Zentimeter tiefe Wunden. Das rohe Fleisch war sichtbar und eine Wunde war so tief, dass der darunterliegende Knochen bereits zu sehen war. Wir waren sehr geschockt und es kostete unbeschreiblich viel Überwindung diese Wunden zu versorgen. Da sie so tief waren beschlossen wir lediglich um die Wunde herum Salbe zu verteilen. Uns war klar, dass sie medizinisch versorgt werden mussten und das Mädchen einem Arzt vorgestellt werden muss. Auf die Frage warum die Mutter mit ihr nicht schon längst ins Krankenhaus gegangen ist antwortet sie, dass sie hierfür kein Geld habe. Wir konnten uns nicht ausmalen, wie starke Schmerzen dieses junge Mädchen in ihrem Leben schon erleiden musste. Für Freitagmorgen organisierten wir ein Auto, das uns zu ihrer Hütte fuhr. Wir trugen sie ins Auto und machten uns auf den Weg ins Krankenhaus. Während der Fahrt und im Krankenhaus, wo wir sie in einem „Rollstuhl“ (ein weißer Plastik-Campingstuhl mit angeschraubten platten Fahrradreifen) fahren konnten, musste sie unglaubliche Schmerzen ertragen, da sie aufgrund der Wunden lediglich liegen kann. Im Krankenhaus war jedoch keine Trage frei. Diese Schmerzen ließ sie sich nicht anmerken, sondern presste die Lippen aufeinander und ertrug alles. Enttäuscht waren wir davon, dass der Krankenpfleger sagte ihr könne heute, an einem Samstag, nicht geholfen werden, da kein Arzt erreichbar sei. Dies ärgerte uns sehr und zeigte gleichzeitig den Unterschied insbesondere zu deutschen Krankenhäusern, in denen sicherlich niemand mit solch großen Wunden ohne Behandlung nach Hause geschickt werden würde. Doch uns blieb nichts anderes übrig, als dem Pfleger zuzustimmen und sie nächste Woche erneut ins Krankenhaus zu fahren. Für das Wochenende bekam sie Schmerzmittel und wir wurden aufgefordert ihr Alkohol zu kaufen, damit die Wunde versorgt werden kann. Das machten wir nicht, da wir uns nicht sicher waren, ob dies wirklich der richtige Weg ist. Lieber wollen wir die Meinung des Arztes am Montag abwarten.

                                       Aufgrund einiger afrikanisch begründeter Zwischenfälle, erreichten wir erst am Montagabend unseren ersten Zielort im Norden Sambias, Kasama. Wir starteten um 6.30 Uhr mit dem Bus von Lusaka, der uns bis nach Kapiri fuhr, welches im sogenannten Copperbelt liegt. Von dort wurden wir ca. zwei Stunden später von einem Auto zur Weiterfahrt nach Kasama abgeholt. Schwester Antoinette, die uns am Flughafen erwartet und die vergangenen Tage begleitet hatte, fuhr mit uns. Gegen halb eins starteten wir dann, um die noch ca. 600 km bis nach Kasama in Angriff zu nehmen. Die geteerte Straße, die vom Süden bis in den Norden des Landes verläuft, erwies sich für den Großteil der Strecke als richtig europäisch. Auffallende Unterschiede gab es lediglich darin, dass es keinerlei Schilder oder Geschwindigkeitsbegrenzungen gab, dass sich die Mitfahrer hinten nicht alle anschnallen konnten und dass es auch keinerlei Leitplanken gab. Trotzdem erreichten wir Geschwindigkeiten von etwa 150 Stundenkilometer – uns war bewusst, dass die Schutzengel über dem Auto ganz schön zu tun hatten. Ein wenig anstrengend wurde es jedoch erst, als wir gegen 18 Uhr noch ca. 100 km vor uns hatten und die Dunkelheit bereits einbrach. Da im Moment die Jahreszeit Winter in Sambia vorherrscht, geht die Sonne um ca. 7 Uhr auf und bereits gegen 18 Uhr unter. Die Temperaturen erreichen nachts bis zu 5 Grad und tagsüber bis zu ca. 35. Wir hatten das große Glück, dass die beiden Fahrer so vertraut mit der Strecke waren, dass sie jedes Schlagloch kannten und wir dieser Gefahr schonmal sicher ausweichen konnten. Dass allerdings auch Tiere unseren Weg kreuzten, konnten die Fahrer nicht wissen, so gab es leider eine Konfrontation mit einem Schwein, was jedoch zum Glück noch grunzend im hohen Gras des Straßenrandes verschwand. Gegen 19 Uhr waren wir schließlich sicher in Kasama angekommen und genossen es richtig, durch die Stadt auf das Haus der Schwestern zuzufahren. Dort wurden wir bereits von den Schwestern mit dem Abendessen erwartet und es war besonders schön, Schwester Judith vom letzten Aufenthalt wiederzusehen.Am Dienstag ging es endlich los: Schwester Florence, Schwester Reginas Nachfolgerin, welche nun für die Frauen und Kinder aus Musenga Village verantwortlich ist, erwartete mit uns ab 8 Uhr etwa 17 Frauen mit ihren unterernährten oder/und kranken Kindern. Sofort erkannten wir eine der Frauen noch von 2007 wieder und auch sie erinnerte sich an uns: „Mwashebukeni Mukwai“ Muli Shani?“ (Guten Morgen! Wie geht’s dir?) Ansonsten waren es schon einige neue Gesichter, die uns neugierig – vor allem die der Kinder – beäugten. Obwohl wir uns den Ablauf heute eigentlich erst mal nur aus nächster Nähe anschauen wollten, ergab es sich, dass wir mit allen in einem Kreis saßen und wir jede Frau mit ihrem Kind oder ihren Kindern kennenlernen durften und uns anschließend vorstellen konnten. An dieses Kennenlernen in großer Runde schloss sich dann ein weiteres, persönliches Gespräch mit jeder einzelnen der Frauen an. Es war interessant und wichtig zu hören, welche Probleme jede einzelne täglich beschäftigte: Neben einigen, die selbst an Aids erkrankt waren und an einigen Tagen keine Kraft hatten, sich um Nahrung für die Familie zu kümmern, gab es andere, die nicht nur selbst, sondern deren Kind auch an der Krankheit Aids litten. Ein besonders schlimmes Schicksal erfuhren wir von einer Mutter, die ihr fünf Monate altes Baby auf dem Arm trug. Dieses hatte eingegipste Arme und schien sehr schwach zu sein. Sie erzählte uns, dass ihr Neugeborenes nach der Geburt Lähmungen in den Armen und Beinen zeigte und dass die Ärzte der Krankenhäuser in Kasama und Lusaka (Hauptstadt Sambias) außer dem regelmäßigen Gipsen der Arme und einer regelmäßigen Bewegungstherapie (alle zwei Wochen!) nichts weiter machen konnten. Die Mutter vermutete darüber hinaus, dass sie etwa drei Tage nach der Geburt selbst einen Schlaganfall erlitten haben musste, da auch sie in der linken Körperhälfte eine eingeschränkte Beweglichkeit und Kraft feststellte. Medizin erhalten hatte, war dort auch noch eine junge Mutter, die Zwillinge im Alter von drei Monaten besaß und nicht in der Lage war, beide zu stillen und uns um zusätzliche Milch bat. Neben weiteren Problemen, die sich selten als einfach zu lösen zeigten, gab es jedoch auch viele positive Gespräche und Worte der Mütter: Sie bedankten sich herzlich für die Hilfe, die wir leisten und leisteten und viele von ihnen sprachen den Wunsch aus, eigene kleine Geschäfte machen zu wollen, um sich und ihrem Kind neue Möglichkeiten zu eröffnen. Dies erfreute uns sehr, da wir in diesem Moment von den Frauen genau das hörten, was wir als Ziel und Idee für unsere weitere Entwicklung im Projekt realisieren möchten: Hilfe zur Selbsthilfe.Darüber hinaus baten uns einige der Frauen um Schulgeld, damit sie ihren Kindern einen Besuch in der Vorschule der Sisters of Mercy (im Dorf Musenga) oder in einer der anderen Regelschulen ermöglichen konnten.Sehr traurig war, dass einem sehr geringen Anteil der Frauen Männer zur Seite standen. Lediglich von zwei Frauen erfuhren wir, dass die Väter der Kinder wohl in der Nähe waren, jedoch keine Arbeit hatten und sie daher nicht unterstützen. Der größere Teil der Frauen antwortete auf unsere Frage mit einem unsicheren Lächeln folgendermaßen: „Der Vater? Er ist verschwunden. Ich weiß nicht wohin.“ Oftmals war diese Flucht nach der Bekanntmachung der Schwangerschaft passiert. Sehr zu unserer Freude wurde die Schaukel, die 2007 nach unserer Abreise von euren Spendengeldern für die Kinder erbaut wurde, fleißig genutzt (siehe Foto).Auch das Ritual des Händewaschens schien nicht in Vergessenheit geraten zu sein, da sich einige der Frauen und Kinder vor dem Essen die Hände über einem Wassereimer wuschen.Die Mahlzeit bestand an diesem Tag aus Nshima, dem typischen Maisbrei des Volkes der Bemba, roten Bohnen und Grünkohl. Alles wurde auf die mitgebrachten Teller aufgeteilt und dann gemeinschaftlich gegessen. Wie auch schon vor vier Jahren tat es richtig gut, die Kinder essen zu sehen.  Zu unserer Freude machten wir uns am Nachmittag schon auf den Weg in das Dorf Musenga Village, welches etwa 1,5 km vom Haus der Schwestern entfernt ist und für ca. 8000 Menschen eine vermeintlich „normale“ Lebensmöglichkeit bietet. Die erste Begegnung, die wir hier machten, war mit einer sehr liebevollen Frau, die wir ebenfalls aus 2007 kannten. Vor vier Jahren war ihre Tochter ein Jahr alt geworden und überlebte die ersten Lebensmonate nur knapp, da sie sehr klein und schwach war. Heute stand sie mit ihren stolzen fünf Jahren neben ihrer Mutter und wusste gar nicht, wer wir waren, als diese uns Fotos von 2007 zeigte, die wir ihr nach unserem Aufenthalt geschickt hatten.Zusammen mit ihr besuchten wir eine Familie, die uns eine weitere traurige Geschichte eröffnete: In der kleinen Hütte, die wie alle anderen spärlich mit Stroh und Plastik bedeckt war, lag eine junge Frau. Ihre Mutter, die wir am Morgen mit ihrem zweieinhalb jährigen Enkelsohn kennengelernt hatten, erklärte uns die traurige Situation: Ihrer Tochter, die etwa 25 Jahre alt war, fiel vor einiger Zeit ein schwerer Ast auf den Rücken, sodass sie seit diesem Zeitpunkt querschnittsgelähmt war und sich nicht aus dem Haus bewegen konnte. Für die alltäglichen Bedürfnisse musste sie aus dem Haus getragen werden. Sie hatte sich vom ständigen Liegen auf der harten Strohmatte bereits wundgelegen und äußerte darüber hinaus Schmerzen im Rücken. Dinge, die ihr Leben etwas lebenswerter machen könnten, waren zum einen eine Matratze und eine Decke, damit das Liegen und das Schlafen erträglicher wurden und zum anderen wäre ein Rollstuhl eine wahre Erleichterung, um außerhalb des Hauses mobiler zu werden. Uns war klar, dass wir mindestens eine dieser Möglichkeiten realisieren wollten.Nach diesem Schicksal erfuhren wir ein weiteres: Das Haus einer Frau, war bis zur Hälfte abgebrannt und sie hatte alles verloren, was sie bis dahin an wenig Hab und Gut besessen hatte. Das Dach war zur Hälfte abgebrannt und es war unvorstellbar, wie sie dort die vergangenen Nächte verbracht hatte. Neben diesen Lebensgeschichten, die wir kennenlernten, machten wir erneut die Erfahrung des „Fremdsein“ im schwarzafrikanischen Sambia. Schon seit der Ankunft im Dorf waren uns mehr und mehr Kinder gefolgt, die uns ununterbrochen beäugten und uns kurze, unsichere Blicke zuwarfen. Schenkten wir ihnen ein Lächeln, lächelten sie zurück und wir konnten in ihren Augen sehen, dass sie die vertrauten Züge auf beiden Seiten erleichterten. Als wir bereits auf dem Rückweg waren, trafen wir noch eine weitere Freundin, die wir bei unserem letzten Besuch sehr ins Herz geschlossen hatten: Taisha, die 2007 mit siebzehn Jahren ein Baby vor dem Überleben schützte, welches sie nach einer Vergewaltigung geboren hatte. Dieses Mädchen hatte sie nach unserer Abreise zu unserer Erschütterung verloren. Beim jetzigen Treffen zeigte sie uns jedoch ihr zweitgeborenes Kind, welches im Alter von zwei Jahren war. Wir schossen ein Foto zur Erinnerung und wussten, dass dies nicht der letzte Besuch in Musenga Village für die kommenden zwei Wochen gewesen war. Voll von diesen Eindrücken, werden wir uns in den nächsten Tagen der direkten Umsetzung möglicher Hilfe widmen, die – wie ihr sehen könnt – nach wie vor mehr als notwendig ist. Zu unserer Freude konnten wir es ermöglichen, dass die Frauen und Kinder während der Zeit unseres Besuches in Kasama, anstatt zweimal, dreimal wöchentlich zu den Schwestern kommen, sodass wir sie öfter sehen können. Auf das nächste Zusammentreffen sind wir bereits besonders gespannt, da wir unsere mitgebrachten Spielsachen endlich auspacken möchten!