Gut, der Titel ist schon ein Paradoxon, denn Lesotho liegt nicht mehr an der Wildcoast. Das kleine Königreich liegt im Inneren des Landes und wird aufgrund seiner Höhenlage auch als Dach Südafrikas bezeichnet. Trotzdem war der Besuch hier Teil unserer Wildcoast-Reise.

Früh morgens ging es los von Durban Richtung Lesotho. Um 10:30 in der Früh mussten wir schon an der Grenze sein, denn dort wurden wir von einem Auto mit Allradantrieb abgeholt. Dies hatte unser Hotel uns angeboten, da viele Touristen, so wie wir, mit Kleinwagen durch die Gegend reisen und diese steilen Berge niemals hochkommen würden. Wir fühlten uns auf der sicheren Seite und fuhren zunächst stundenlang durchs Nichts. Man glaubt gar nicht, wie grün Südafrika ist. Gerade in dieser Region sitzen viele Milch- und Zuckerrohr/-rübenbauen. Was uns dabei auffiel: Es brannte ständig um uns herum. Irgendwann fuhren wir mal näher heran und erkannten, dass hier noch sehr viele Felder und gerodete Wälder abgebrannt werden. So entstanden schwarze Landstriche und ein rauchiger Geruch lag über mehrere Kilometer in der Luft.

Auf dem Weg nach Lesotho sahen wir auch zum ersten Mal bunte Rundhütten neben den grünen Feldern, Townships jedoch gar nicht. So groß wie der Unterschied zwischen weiß und schwarz, zwischen arm und reich im Western Cape ist, so gleichmäßig sind im Eastern Cape die Hautfarbe und die Einkommensverteilung. So zumindest unser Eindruck. Neben den Feldern und auf den Straßen sahen wir außerdem eine Menge dürrer Kühe und Ziegen und waren so gezwungen, mehrere Vollbremsungen hinzulegen.

Kurz vor der Grenze verwandelte sich die schöne Teerstraße abrupt in eine Schotter- und Sandstraße. Unser Micra hatte uns schon tapfer über Berge und durch Täler gebracht, bergauf teilweise im zweiten Gang, und auch hier durfte er nicht scheuen. Die ersten Meter schafften wir auch ohne Probleme. Dann kreuzte der erste Fluss unseren Weg, oder wir seinen, wie man’s nimmt. Doch dies war noch nicht Hindernis genug für den Micra. Weiter ging es über Stock und Stein. Und dabei sind Steine hier wirklich mehr Steine und weniger Schotter. Doch langsam und stetig fuhren wir weiter, bis die nächste Steigung anstand. Wir nahmen etwas Anlauf, jedoch nicht zu viel, um unsere Reifen und den Unterboden zu schonen, fuhren im vierten hoch, schalteten herunter in den dritten, dann in den zweiten Gang, doch das Auto wurde bei voll duchgetretenem Gaspedal noch immer langsamer. Also runter in den ersten, mit Vollgas. Auto aus. Der Micra gab auf. Verdammt. Nun standen wir in der Mitte eines steilen Hügels und saßen fest. Zwei Versuche, nochmal anzufahren, egal ob mit Handbremse oder sonst wie, scheiterten. Bevor wir uns den Hang wieder herunterrollen lassen wollten, um noch mehr Anlauf zu nehmen, versuchten wir es noch ein Mal, mit drei Personen weniger im Auto. Geschi**sen auf Unterboden und Kratzer im Lack- Vollgas, Reifen durchdrehen lassen, eine Menge Staub aufwirbeln, 1 Meter nach hinten rollen, fast 2 Meter nach hinten rollen, Halt kriegen und ab geht’s nach vorn und über die Kuppe. Geschafft! Es blieben nur noch ein paar hundert Meter, die wir im ersten und zweiten Gang hinter uns brachten, bis uns / den Micra Erlösung in Form eines Allradjeep erwartete. (Eines meiner Fotos zeigt meinen Finger auf einer Höhenkarte, der anzeigt, wie hoch unser Auto uns gebracht hatte und wie steil es noch weitergehen würde)

Der Jeep und sein Fahrer, der leider kaum Englisch sondern nur Sesotho sprach, brachten und langsam aber stetig hinauf zum Sani-Pass auf 2800m Höhe. Die Aussicht wurde besser und besser und schließlich kamen wir am höchsten Pub Afrikas (!) vorbei in unser Hostel. Unser Gastgeber begrüßte uns und erklärte uns belustigt, dass wir einen sehr schönen, sonnigen Tag erwischt hatten, denn es waren ca. 20 Grad. Angesichts unserer sehr spärlichen Bekleidung passten wir wohl nicht zum Lesothoer Wetter, jedoch kamen wir gerade aus dem 27 Grad warmen Durban. So zogen wir uns erstmal wärmere Sachen an und machten anschließend eine Kultur-Tour zu einem der hier lebenden Völker.

An der Rundhütte angekommen, mussten wir erst ein wenig Sesotho lernen, um die Hausherrin gebührend begrüßen zu können. In der Hütte wurden uns selbstgemachtes, süßlich schmeckendes Brot sowie selbst gebrautes Bier ohne Alkohol (das in dem blauen Fass) angeboten. Beides wurde zu großen Teilen aus Wasser uns Maismehl hergestellt, aber das Brot gewann den Geschmackstest ganz klar. Das weiße, dickflüssige, bröckige Bier mit schwarzen Stückchen würgten wir aus Höflichkeit herunter. In der Hütte war mehr Platz als gedacht, doch brauchte man gar nicht so viel. Mann und Frau des Hauses schliefen in einem Bett, dass keine 90cm breit war, die Kinder auf einer Decke auf dem Steinboden. Gegen Ende unserer Tour wurde erwartet, ein paar handgemachte Schüsseln, Puppen oder Schmuck zu kaufen, was das ganze mit einem Mal viel touristischer und kommerzieller wirken ließ.

Voll gepackt mit tollen Sachen fuhren wir wieder zurück zum höchsten Pub Afrikas und genossen das höchste Abendessen und den höchsten Wein Afrikas. Außerdem sahen wir nachts den besten, dunkelsten, reichsten Sternenhimmel, da es keine Wolken und kaum äußere Lichteinflüsse gab.

Am nächsten Morgen wurden wir bereits um 10Uhr abgeholt und wieder herunter gefahren. Die restlichen Meter ohne Steigung Richtung geteerter Straße schaffte der Micra dann auch wieder ganz gut allein.


Über die Autorin/den Autor:  Während meines Studiums an der FH Münster mache ich ein Auslandssemester von Juli bis Dezember in Stellenbosch, im schönen Westkap in Südafrika. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: