Nach den ersten beiden Turnieren der European League (EL) in Belgien und Serbien stand am vergangenen Wochenende das „Heim-Turnier“ in Hamburg an. Die Vorfreude war groß: Nach 2008 war es das erste Turnier dieser Art, das wieder in Deutschland ausgetragen wurde. Auch aus organisatorischer Sicht war die Erwartungshaltung groß. Endlich einmal eine Woche am Stück im selben Hotel wohnen, geregelte Abläufe, Planungssicherheit – da freut sich der Teammanager! Da wir aus Serbien direkt nach Hamburg geflogen sind, konnten wir vor Ort vor dem Turnier ein Trainingslager durchführen. Dazu hatten die Organisatoren ein Hotel nur fünf Minuten zu Fuß von der Halle bereitgestellt. Über der Halle lag ein modernes Fitnessstudio, das – wie die Halle auch – jederzeit zur Verfügung stand. Zusammengefasst: sehr gute Bedingungen vor Ort. Es hätte somit aus organisatorischer Sicht ein stressfreies Turnier werden können. Aber wie heißt es so schön: Das Leben findet nicht im Konjunktiv statt!

Bis Donnerstag, dem Anreisetag der anderen Teams, war meine organisatorische Welt noch in Ordnung. Im Laufe des Tages erreichten mich dann aber Nachrichten, dass es schon mit der Abholung der Teams am Flughafen Probleme gegeben hatte. So musste das serbische Team 90 Minuten warten, weil der Bus defekt war. Dazu waren die anderen Teams in einem Hotel untergebracht, das deutlich weiter von der Wettkampfhalle entfernt liegt. An sich ein schönes, modernes Haus – allerdings versehen mit dem „Kienbaum-Faktor“. Eine Oase der Ruhe mitten im Wald. Der Transfer dorthin lief ebenfalls nicht reibungslos. Der erste Bus defekt, der nächste stand mit einem Team auf der Autobahn im Stau. Der letzte Bus war zwar einsatzbereit, aber es gab ein Problem mit der Einteilung der Fahrer, so dass es auch hier zu massiven Verspätungen kam.
Auch wenn wir für die Organisation der anderen Teams nicht verantwortlich sind, waren (berechtigte) Proteste vorprogrammiert. Ein näher gelegenes Quartier wurde gefordert, um ähnliche Bedingungen zu schaffen.

Die Organisatoren versuchten alles, aber kurzfristig für drei Teams ein Hotel nahe der Halle zu bekommen, war nicht möglich. So setzten sich der Bundestrainer und ich uns zusammen und nach einem kurzen Austausch war klar: Wenn die anderen Team nicht zu uns kommen können, um gleiche Bedingungen zu schaffen, dann müssen wir zu den anderen Teams ins Hotel ziehen. Statt des üblichen Rhythmus inklusive Ruhezeiten für die Spielerinnen sah unser erster Spieltag dann so aus: Packen, Training, anschließend Transfer ins neue Hotel, einchecken, Videovorbereitung auf den Gegner, wieder in den Bus zum Spiel, Match und danach zurück ins „neue“ Hotel, wo wir gegen 23 Uhr ankamen. Ein absolut chaotischer Tag, den wir aber in Kauf nahmen für dieses „Fairplay der anderen Art“.

Im Blick zurück war das Turnier in Hamburg also alles andere als organisatorisch stressfrei, und dennoch haben wir alles richtig gemacht – auch sportlich gesehen. Alle drei Matches endeten siegreich: 3:1 gegen Israel, 3:2 gegen Belgien und 3:1 gegen Serbien. Damit haben wir sehr gute Chancen, das EL-Finale zu erreichen. Am kommenden Wochenende in Israel müssen wir somit „nur“ noch ein Spiel gewinnen, um in zwei Wochen beim Finale dabei zu sein. Und wenn es uns wieder zu einer sehr guten Match-Bilanz verhilft, wechseln wir auch in Israel selbst am Spieltag noch das Hotel.


Über die Autorin/den Autor:  Der Halveraner Matthias Willnat betreut die Deutsche Volleyball-Frauen-Nationalmannschaft als Teammanager auf dem Weg zur Europameisterschaft, die im September im eigenen Land stattfindet. Für come-on.de führt Willnat ein Tagebuch der Ereignisse. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: