Mi 26 Jun 2013
Hitze und Hilfe
von Matthias Willnat in Blogs
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Am letzten Wochenende stand das zweite Turnier der European League (EL) in Subotica/Serbien an. Das wir bei den Reisen auf bekannte Politiker treffen scheint hierbei fast zu Regel zu werden. In der letzten Woche war es ja noch Günther Oettinger der mit nach Brüssel flog, diesmal war Peter Ramsauer (Bundesminister für Verkehr) an Bord des Fliegers von Berlin nach München. Während der Verkehrsminister aber in Bayern blieb, ging unser nächster Flieger nach Belgrad, von da aus noch zwei Stunden mit dem Bus und einer Polizeieskorte nach Subotica.
Das Turnier dort verlief etwas besser als noch die erste EL-Runde in Belgien. Gegen Israel stand gab es ein klares 3:0, gegen Belgien folgte – leider erneut – eine Niederlage (0:3). Am Sonntag zeigte das Team aber dann gegen Gastgeber Serbien seine bisher beste Leistung im Wettbewerb und gewann klar 3:0. Derzeit steht das Team somit auf dem zweiten Tabellenplatz der Gruppe B, was nach aktuellem Stand (2 von 4 Vorrundenturnieren) die Qualifikation für das EL-Finalturnier bedeuten würde. Ab morgen steht dann das ‚Heim-Turnier’ in Hamburg an. Mit drei Siegen vor heimischem Publikum wäre die angestrebte Quali bereits machbar.
Mehr als die Ergebnisse und Spiele in Subotica, werden mir aber zwei andere Erlebnisse in Erinnerung bleiben. Mit unserer Ankunft begrüßten uns ein wolkenloser Himmel, Sonne pur und Temperaturen von Ende dreißig Grad – als Hitze pur – in Serbien! Eigentlich kein Problem für eine Hallensport…eigentlich! Denn in der schon älteren Wettkampfhalle, ohne Klimaanlage, stockte die Hitze und bescherte zu den Spielen eine Innentemperatur von 36 Grad. Dies bescheinigte die Anzeigentafel in der Halle noch am ersten Tag. Am zweiten Tag, wo es noch wärmer wurde, war dann keine Temperaturmessung mehr möglich, denn die Anzeigetafel war der Hitze mit einem Kurzschluss zum Opfer gefallen. Hohen Respekt somit vor allen Spielerinnen, die über drei Tage bei ‚Volleyball in der Sauna’ noch Höchstleistungen ablieferten, unter unakzeptabeln Umständen!
Weniger spektakulär und dennoch mindestens so eindrücklich war ein Termin außerhalb der Wettkampfhalle. Volleyball hat in Serbien, neben Basketball, einen sehr hohen Stellenwert und (nationale) Volleyballspieler sind dort bekannte Persönlichkeiten und für viele Kinder und Jugendliche Vorbilder. Zusammen mit dem serbischen Team wurde eine kleine Delegation von uns somit gebeten an einem Nachmittag ein Heim für Waisen und Kinder mit geistigen und körperlichen Behinderungen zu besuchen und damit etwas Freude und Hilfe zu bringen. Dieser Bitte kamen wir sehr gerne nach und erleben so einige sehr eindrückliche Momente. Obwohl wir uns aufgrund der Sprachdifferenzen nicht mit den Kindern unterhalten konnten, war es toll zu erleben, wie sich die Kinder über unseren Besuch freuten. Einen Ball oder ein Trikot von einer Nationalspielerin persönlich überreicht zu bekommen, löste bei den Kindern große Glücksgefühle aus. Uns wurde bei diesem Besuch noch mal ganz klar, dass auch wenn Volleyball in Deutschland längst nicht so im Fokus steht wie andere Sportarten, so haben auch wir eine Aufgabe und Verantwortung – auch außerhalb unsers Sports. Ob man dem nun in Deutschland oder in anderen Ländern (wo Volleyball vielleicht noch einen viel höheren Stellenwert genießt) nachkommt, ist dabei nicht wichtig. Entscheidend ist viel mehr zu realisieren, dass es viele Menschen gibt, denen es längst nicht so gut geht wie uns. Und man kann – auch mit wenig Aufwand – hier ‚helfen’. Wenn ich jetzt an die strahlenden Kindergesichter in Subotica denke, ‚nur’ weil sich einige bekannte Volleyballspielerinnen etwas Zeit genommen haben sie zu besuchen, relativiert sich – nicht nur für unsere Sportart – sehr viel.
