Sa 27 Okt 2012
Freiwilliges Soziales Jahr in den Vereinigten Staaten
von Juri Kollhoff in Blogs
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Seit meinem ersten Arbeitstag ist nun schon einige Zeit vergangen und jetzt ist es soweit mal etwas von mir hören zu lassen. Ich möchte in den nächsten Tagen noch zwei weitere Berichte hochladen, damit es nicht ein Riesiger wird, der dann sowieso nicht gelesen wird.
Mittlerweile bin ich ja schon seit zweieinhalb Monaten im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ und es ist verrückt wie schnell die Zeit verfliegt. In der Lukas Community, wo ich mein Freiwilliges Soziales Jahr absolviere, arbeite ich mit Erwachsenen Behinderten zusammen. Die Einrichtung ist in Temple, New Hampshire, im Nordosten der Vereinigten Staaten beheimatet.

Klettern auf einem ortsnahen Berg – im Hintergrund ist bereits die Farbenvielfalt des Indian Summers zu erkennen
Es hat sich wirklich gelohnt diesen Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Immerhin war die Arbeit mit Behinderten ja komplett neu für mich. Da in der langen schulfreien Zeit nach dem Abitur bis zum Start meines FSJs eher anderes als Arbeiten im Vordergrund stand, war auch die Umstellung zu einem wahren Fulltimejob neu. Nicht selten sind wir von 7 bis 21 Uhr eingespannt, man gewöhnt sich allerdings ziemlich schnell daran wenig zu schlafen. Auch die Anfangsskepsis wurde mir schnell genommen als wir hier sehr herzlich und familiär aufgenommen wurden. Insgesamt sind wir neun Freiwillige aus ganz Deutschland und sieben Coworker, mit denen wir uns um 17 Behinderte in vier Häusern kümmern. Die Einen sind ziemlich selbstständig, den Anderen muss man zum Beispiel beim Duschen, Zähne putzen und Anziehen helfen. Es gibt hier einen geregelten Stundenplan, sodass jede Arbeitswoche in etwa gleich aussieht. Da aber jeder einzelne Tag immer anders ist und auch die Behinderten immer wieder für Abwechslung sorgen, wird mir eigentlich nie langweilig. Die Arbeit reicht von verschiedensten Workshops bis zum abendlichen Beisammensitzen. Zu den Workshops zählen zum Beispiel Gartenarbeit, das gemeinsame Kochen, Wandern, Holz hacken oder auch Weben.
Am besten gefällt mir das wöchentliche Basketballspiel am Dienstag. Hier entfaltet so manch einer ungeahnte Talente. Darüber hinaus werden hin und wieder interessante kulturelle Veranstaltungen für die Behinderten organisiert. So gab es zum Beispiel am Labour Day ein großes Barbecue mit der gesamten Community. Auch Events wie Pumpkinfeste (Kürbisfeste) stehen hin und wieder am Wochenende auf dem Programm. Das Festival in Keene, einer Stadt rund 40 Meilen von Temple entfernt, will es sogar für die meisten angezündeten Kürbisse ins Guinness Buch der Rekorde schaffen.
Bald steht auch schon Halloween an, was hierzulande ja bekanntlich ein Riesenhighlight ist. Aus diesem Grund wurden sogar extra die benachbarten Communities eingeladen. Mit insgesamt rund 100 Leuten wird hier also einiges los sein. Besonders freue ich mich schon auf die Verwüstung des Geländes und darauf meiner Kreativität beim Verkleiden der Residents freien Lauf zu lassen. Für Rascal, einen Bewohner meines Hauses, habe ich da auch schon die ein oder andere Idee. Gerade ihn finde ich besonders interessant, da er immer wieder mit neuen Aktionen für Unterhaltung sorgt. Rascal geht zum Beispiel gerne mal nach Mitternacht auf die Pirsch und öffnet dabei alle Fenster, die ihm auf seinem Weg entgegenkommen. Das kann in den extrem kalten Wintermonaten noch ganz schön spannend werden. Meistens sagt er auf seiner Tour aber noch einmal irgendwann kurz „Hallo“ und kommt ins Zimmer, um den Ventilator anzustellen. Wenn man davon wach wird, kann man den Schaden meistens noch rechtzeitig beheben, bevor am nächsten Tag das Haus zugeeist ist. Es kam sogar bereits vor, dass er eine nächtliche Session auf seiner Gitarre eingelegt hat. Auch Rimadonna, die einen immer besonders lieb hat, wenn es etwas zu essen gibt, prägt den Alltag. Da wird ein „I love you“ manchmal sogar noch durch ein „I love you very much“ gesteigert. Ich habe also nicht nur in meinen freien Tagen, über die ich in meinem nächsten Bericht schreiben möchte, viel Spaß.
Die besten Grüße gehen raus nach Werne und Umgebung, viel Spaß auf SimJü auch ohne den Kobold Nr.1
Juri Kollhoff
