Mo 6 Aug 2012
Ich habe mich auf die Suche gemacht!
von Hendrik_Hein in Blogs
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Wonach? Vorher hatte ich keine Ahnung was mich alles erwartet! Gefunden habe ich dann aber jede Menge: Jede Menge Geschichten, tolle Leute, viel schlechte Erfahrungen und zu guter letzt auch den Sinn meiner Reise.
Was habe ich erlebt?
Ganz kurz:
Eine Frage die mir bestimmt einige Leute stellen werden, wenn ich wieder in Deutschland bin. Darauf kann ich nur die Gegenfrage stellen was hab ihr in 9 Monaten erlebt? Man kann es nicht in 10 Sätze zusammenfassen, kaum auf Bildern festhalten, es sind auch nicht nur die vielen Geschichten die ich zu erzählen habe, aber es gibt ein Wort, welches es ziemlich genau beschreibt und ich habe dieses Wort schon viel zu oft benutzt: Freiheit! In einem fremden Land das zu tun was man will und dort hin zu gehen wo man will war sowohl die Motivation also auch das Highlight meiner Reise.
Dazu habe ich die wohl verrückteste und gegensätzlichste Kultur kennengelernt die es wohl gibt. Es geht los mit „Howsitgoingmate!“ worauf ein Teil von mir immer noch antworten will, was die Aussies oftmals verwirrt. Dazu kommt die Wortfaulheit und das generell alles abgekürzt wird. Aus „Australian“ wird erst „Aussie“ und nun schreibt man nur noch „Oz“. Auch hat man Angst vor Krokodilen und Haien und geht trotzdem Nachts schwimmen oder fährt mit seinem Jeep durch Flüsse. Reisen tun sie auch gerne, nur nicht in ihrem eigenem Land sondern nimmt man lieber den Flug nach Bali. Von Kultur reden sie viel aber sagen auch immer wieder „wir haben keine Kultur und das einzige Essen, was wir haben sind Meatpies“ nicht mal Känguru essen sie hier. Dazu rechnen sie Strecken in „Cans“ (womit Energie- oder Bierdosen gemeint sind) und hängen an einen Laster 20 Anhäger und denken nicht mal daran einem Känguru auszuweichen, wenn es über die Straße hüpft.
Trotzdem lieben sie Tiere und schauen sich die Kängurus lieber im Zoo an. An der Kasse im Supermarkt wird man zu Leuten zum Abendessen eingeladen und trotzdem sind sie oftmals angenervt von uns Backpackern. Ich glaube ich könnte ewig so weiter machen und natürlich ist das alles ziemlich verallgemeinernd aber die Australier sagen das von sich selbst auch! (hier ein Zeitungsartikel der das alles sehr witzig beschreibt!)
Wie verlief meine Reise? Bevor ich losfuhr ging es ums planen, organisieren, darum irgendwie Informationen darüber zu bekommen wie das Backpackern abläuft. Auch meine Eltern trieben mich beinahe in den Wahnsinn. „Hier ist eine Reportage im Fernseher“ , „Willst du nicht noch mit einigen Leuten sprechen?“ und so weiter und so fort. In den ersten 2 Wochen in Sydney schmiss ich alle meine Vorstellungen und Pläne über den Haufen und entschied mich dazu möglichst wenig zu planen und das zu machen was ich will.
Hier die Fotos von Sydney, Weihnachten und Sylvester:
Diese Einstellung behielt ich auch einige Zeit lang, nur in der zwischenzeit veränderte sich einiges. Es hatte mich nach Melbourne verschlagen, nun hatte ich ein Auto, wenig Geld und keinen Job, da kann man dann nicht mehr machen was man will… Arbeiten war angesagt, nur gab es keine gut bezahlte Arbeit, darum hieß es umplanen. Planen war bis dahin immer der Feind gewesen. „Warum soll ich planen, ich kann doch machen was ich will!“ Hab ich mir immer gesagt. Das war die erste Lektion die ich hier gelernt habe. Manchmal sollte man planen um dann den Rest besser genießen zu können.
Die Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil von „Work“ and Travel. Es war ein super Erfahrung mal an unterste Stelle zu arbeiten und wirklich die letzte Arbeit zu machen, dabei aber mit etwas Glück gutes Geld zu machen. Erst der Job in Sydney als Spendensammler, dann auf der Honig Farm, danach die vielen kleinen Jobs in Shepparton und zum Schluss als Paprikapflücker in Bowen haben mir gezeigt, dass es im Leben härte Sachen gibt als die Gartenarbeit bei meiner Mutter und das man wenn man etwas im Supermarkt kauft auf mal darüber nachdenken sollte wo es herkommt und welche Sau das Zeug überhaupt pflückt.
Hier ein par schwache Eindrücke von der Arbeit als Fruitpicker:
Wie lebte ich in diesen 8 Monaten?
Das Leben als Backpacker ist total interesant. Man beschränkt sich darauf nur Nudeln mit ein bisschen Soße zu essen, nur alle 2 Tage duschen zu gehen (wenn man eine Dusche findet, sonst werden es auch mal 4 Tage), man weiß nie wo man abends schläft und wo man am nächsten Tag ist. Aber das Interessanteste ist das all diese Sachen und das beschränken nur auf das nötigste einem Zeigt was wichtig ist. Trotzdem: An das Leben hier gewöhnt habe ich mich nie so richtig, was aber auch gut so ist. Schön ist es das Privileg zu haben in den Tag reinzuleben, sich jeden Tag seine Aufgaben zu „suchen“, jede Menge Leute zu treffen, mit denen man in Deutschland wohl nie geredet hätte und dabei und immer wieder Zeit für sich zu finden und ganz neben bei an vielen schönen Orten zu sein.
Aber es bleibt für mich ein Privileg, denn ab Oktober geht es zur Universität, was sicherlich ziemlich anders, aber nicht schlechter, wird. Nur an einem Ort zu leben, jeden Tag zu wissen wo man schläft und nicht befürchten muss von irgendeinem Town Council Officer eine Strafe für verbotenes Camping zu bekommen, dazu doch wieder eine gewisse Routine zu haben und von denselben Leute umgeben zu sein, wird bestimmt anfangs schwierig. Was auch seine Vorteile hat.
Und was man sonst noch so macht…
Doch was bleibt mir nun? Was habe ich gelernt?
Wie man Tomatenpflückt? Wie man Weißkohl sät? Wieso man sich besser nicht beschwert, wenn die Arbeit zu hart ist?
Nein, zu allererst habe ich vieles pragmatisches gelernt. Kochen, Auto reparieren, einkaufen, Rechnungen bezahlen, im großen und ganzen sich um sich selbst zu kümmern. Darüber hinaus habe viel über mich selbst gelernt und bin mir, was paradox ist, sicherer geworden, dass ich Grundschullehrer werden will. Außer mit meiner kleinen Cousine in Newport hatte ich keine kleinen Kinder um mich rum und trotzdem weiß ich, dass es mir Spaß machen wird mit ihnen zu arbeiten. Aber es geht mir nicht nur ums lernen, eine viel, viel wertvollere Sache hier sind die Erfahrungen die man macht, die vielen verrückten Geschichten, zum Beispiel wie ich im Sumpfen stecken geblieben bin, wie mir mein Auto im Outback abgeschmiert ist, wie ich surfen gelernt habe und wieso ich mir die Haare abrasiert habe. Ich glaube diese drei Sachen machen diese Reise so besonders; Die Freiheit etwas zu Erleben, etwas über sich selbst zu Lernen und etwas von der Welt zu sehen. In genau dieser Reihenfolge. Nun will euch auch ermutigen zu Reisen, raus zu gehen aus der Routine auch wenn das heißt Fehler oder schlechte Erfahrungen zu machen.
Morgen früh geht dann mein Flug nach Neuseeland, wo ich nochmal 2 Wochen bleiben und mich ausgiebig mit der Südinsel beschäftigen werde. Danach geht es dann nach Los Angeles für 2 Tage und als krönender Abschluss geht es 10 Tage nach New York. Im schönen Soest werde ich dann am 1. September sein.
Wenn ihr noch mehr Sachen wissen wollt, sprecht mich einfach drauf an 😉
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