Soviel steht mal fest: Die Teilnahme am 5 Kilometer Lauf durch Toronto Downtown verdanke ich einer Neubürgerin Torontos. Ohne sie hätte ich bereits vor dem Start aufgegeben! Denn die „Anfahrt“ war die Hölle! Alles fing damit an, dass ich um 8 Uhr an der Subway Station vor verschlossenen Türen stand. Kaum zu glauben, aber die Subway fährt in Toronto sonntags erst ab 9 Uhr! Hab in dem Moment noch überlegt, ob ich mein Rad holen soll, aber hab mich dann leider für den Bus entschieden! Ich dachte, das wäre schneller und ich wollte mich ja nicht schon vorher verausgaben – was für ein Hohn! Denn an der Bushaltestelle habe ich erstmal gewartet! Dann kam endlich ein überfüllter Bus und ich habe mich einfach mal ganz unkanadisch noch mit reingedrängelt, da ich einfach keine Zeitf den nächsten zu warten. Während ich also so gepresst zwischen den fremden Menschen stand, bemerkte ich die bereits erwähnte Neubürgerin in Laufkleidung. Sie sprach mich an, da sie nicht genau wusste, wo der Treffpunkt für den Lauf war. Aber sie hatte sich beim Busfahrer erkundigt, wann sie umsteigen sollte. Ich wusste wo der Treffpunkt war, hatte aber keinen Schimmer, wie und wo die Busse in Toronto fuhren. Keine schlechte Konstellation für ein Team und wir blieben zusammen. Warum der Busfahrer ihr empfohlen hatte, an der Bay Street auszusteigen – ich weiß es nicht. Wir sind wirklich laaange an der Bay Street entlang gelaufen, haben aber nicht einen Bus gesehen!  Also liefen wir immer weiter und weiter zu Fuß Richtung Süden. Ich war so genervt: von der TTC (dem öffentlichen Nahverkehr), von der Wärme und die Zeit rannte uns davon. Und dann war da neben mir diese englischsprachige Frau mit ihrem unerschütterlichen Optimismus: dass wir das schon schaffen würden und es so schlecht gar nicht ausschaue… Na klar, sie hatte ja auch keinen Schimmer, wie weit es noch war! Doch irgendwann hatten wir tatsächlich den Treffpunkt erreicht! Für alle Toronto-Kenner: wir sind von der Bay Subway Station bis zur Metro Hall – John Street südlich King Street – gelaufen!!! Ohne übertreiben zu wollen, aber das waren bestimmt 3 Kilometer und damit mehr als eine kleine Aufwärmübung vor dem Lauf! Das Letzte wonach mir in diesem Moment war, war der 5 K Run! Außerdem waren wir zu spät für die Startunterlagen. Mein Plan war, mich kurz auf der Damentoilette frisch zu machen, mir den Start anzuschauen und dann die Subway nach Hause zu nehmen – denn inzwischen war es ja nach neun! Da hatte ich die Rechnung allerdings ohne die Frau gemacht. Sie schleppte mich zur Anmeldung, trieb noch irgendwelche Organisatoren auf, erklärte unsere Geschichte, alle schimpften auf die TTC und organisierten dann gemeinsam die Startnummer für das „German Girl“. Und erst als dann tatsächlich die Startnummer an meinem Laufshirt geheftet war, war sie zufrieden und verschwand, um ihre Laufgruppe zu suchen. Und ich fügte mich meinem Schicksal und ließ mich von der fröhlichen Stimmung vor dem Lauf einfangen. Der Lauf selbst war dann schon anspruchsvoll – auf der ersten Hälfte kämpfte ich mit der bereits erwähnten Süd-Nord-Steigung – und die Wärme machte mir ganz schön zu schaffen. Zuschauer gab es leider kaum am Straßenrand, nur einige Volunteers, die uns anfeuerten. Es war ein schöner Familienlauf, aber ich war auch froh, als ich im Ziel war. Übrigens mit grandiosen 32:56 Minuten!

Die Organisation und Versorgung war – wie ich sie auch aus Deutschland kenne – bestens. Zwei Wasserstationen während des Laufes und im Ziel zusätzlich isotonische Getränke, Obst, Müsliriegel, Fruchtsäfte und… das war echt der Knaller: PIZZA! Ja, da standen die Läufer verschwitzt in ihren Joggingsachen und gönnten sich erstmal ein Stück Pizza! Und ich hatte mich noch vorher über den Sponsor „Pizza, Pizza“ gewundert! Musste natürlich auch ein Stück Pizza probieren, aber mein Körper war davon wenig begeistert. Beim nächsten Mal bleibe ich wieder bei isotonischen Getränken und Banane!


Über die Autorin/den Autor:  Saskia Wolf (33) lässt sich beurlauben, um Kanada zu erleben. Sie möchte das Land nicht nur als Touristin für wenige Tage besuchen, sondern nimmt sich fast vier Monate Zeit, um das Land, die Menschen und ihren Alltag kennenzulernen - und mehr als nur einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Darum hat sie sich entschieden, privat bei einer Gastfamilie zu wohnen. Die überwiegende Zeit wird sie in Toronto leben, wo sie unter anderem ein Praktikum für eine deutsche Zeitung absolvieren wird. Zum Abschluss fliegt sie nach Vancouver. Über Eindrücke und Erlebnisse in Toronto wird sie im Blog berichten, denn schließlich ist der Aufenthalt dort immer noch ein kleines persönliches Abenteuer. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: