Mo 4 Jun 2012
Ein Hollandrad in Kanada
von Saskia Wolf in Blogs
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Ich habe das Gefühl, seit letzter Woche hat jemand einen Zeitbeschleuniger aktiviert! Die Stunden und Tage vergehen nun richtig schnell! Und noch immer erlebe ich soviel Neues… Ich habe ja auch – zugegebenermaßen eher unfreiwillig – in der letzten Woche viel Zeit für die Stadt gehabt, da ich keine Termine für die Zeitung wahrgenommen habe (es gab nur einen einzigen Termin am Freitagabend und der kam so kurzfristig, da war ich schon anderweitig verplant).
Kurz erwähnen will ich noch den Abschiedsabend am Donnerstag: Ein letzter Abend mit den Brasilianern im Madison Pub! Und auch hier haben mir (mal wieder) die Worte gefehlt! Doch da wir nach diesen gemeinsamen vier Wochen alle ähnlich gefühlt haben, brauchte es nicht viele Worte. Es war nur eine kurze, dafür aber sehr intensive Zeit. Ich vermute, jeder hat diese Art von Abschied schon mal erlebt. Ich fühlte mich zum Beispiel an meine Events als Volunteer erinnert. Auch da erlebt man gemeinsam eine kurze, intensive Zeit und plötzlich ist dann das Event, die Weltmeisterschaft oder das Kulturhauptstadtjahr, zu Ende. Der Abschied geht einem dann wirklich nah. Aber so wie ich zu einigen Volunteers noch immer Kontakt halte, habe ich die – vielleicht naive – Hoffnung, dass ich einige Brasilianer irgendwann noch einmal wiedersehen werde.
Ansonsten war meine letzte Woche vor allem von meinem Lieblingsfortbewegungsmittel geprägt: dem Fahrrad!
Einen Tag bin ich entlang des „Lake Ontario“ zu den „Beaches“ geradelt. Der Martin-Goodman-Trail ist ein „echter Radweg“ abseits der Straße und es war angenehm, einfach mal entspannt und sicher Radfahren zu können. Wenn man sich etwas auskennt und die spezielle Radfahrkarte für Toronto nutzt (kostenlos in den Bike Läden erhältlich), kann man tatsächlich einige schöne Radfahrstrecken entdecken. Mein Highlight an diesem Tag war übrigens, vorher gekauftes Sushi am Strand zu essen. Hier gibt es Sushi an jeder Ecke und so günstig, dass ich am Anfang tatsächlich an diesen Läden vorbeigegangen bin, weil ich dachte, dass die Qualität nicht gut sein könnte. Ich habe mich schnell eines besseren belehren lassen und genieße nun Sushi einfach mal zwischendurch zum Lunch. Ein gutes „mit Stäbchen essen – Training“. Anders als ich es bisher kannte, ist es hier selbstverständlich, asiatische Speisen mit Stäbchen zu essen und man bekommt erst auf Nachfrage Messer und Gabel gebracht. Das auch freundlich und ohne schief angeschaut zu werden, aber wenn alle anderen selbstverständlich zu den „chopsticks“ greifen, ist meine Motivation schon groß, das auch endlich mal zu lernen.
Am Montagmorgen habe ich dann noch an dem „Bike to Work“ Day teilgenommen. Eine jährliche Veranstaltung im Frühjahr, die unter anderem auf Radfahrer und ihre Interessen, wie fehlende Radwege, aufmerksam machen will. Und ich hoffe, dass sich so Autofahrer endlich daran gewöhnen, dass Radfahrer zum gewohnten Straßenverkehr gehören!! Irgendwann hänge ich tatsächlich in einer Autotür, die sich plötzlich vor einem öffnet, weil die Autofahrer einfach nicht in den Spiegel schauen!! Diese Unfälle sind die häufigsten Radfahrunfälle und soo unnötig!! Auch wenn ich nur eine kurze Zeit hier bin, war es mir tatsächlich ein Anliegen, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Wir fuhren aus drei verschiedenen Himmelsrichtungen nach Downtown und auf der „Yonge Street“ ging es dann gemeinsam zur „City Hall“. Ich hätte nicht gedacht, dass für diese Veranstaltung extra eine der wichtigsten Straßen in Downtown montags morgens um 8 Uhr gesperrt werden würde! Aber das empfand anscheinend auch nur ich als ungewöhnlich. Hier gibt es ständig Veranstaltungen und Aktionen und so fahren heute „eben mal“ mehrere hundert Radfahrer während des Berufsverkehrs die Yonge Street runter. „Dauert doch nicht lange“ – war eine Antwort, die ich zu hören bekam. Die vielen Querstraßen wurden fließend von Fahrradpolizisten kurz vor unserem Eintreffen gesperrt und direkt nach uns wieder freigegeben – eine sportliche Leistung von den Polizisten, uns immer wieder zu überholen und nach vorne zu strampeln, um die nächsten Straßen zu sperren. Hat scheinbar gut funktioniert und ich habe es genossen, einmal ganz entspannt durch Downtown zu fahren und nicht auf den Verkehr achten zu müssen. Während der Tour und auch anschließend am Rathaus, beim gemeinsamen Pancake-Frühstück, bin ich immer wieder mit Leuten ins Gespräch gekommen. Das funktioniert hier wirklich gut! Elaine habe ich zum Beispiel angesprochen, weil sie ein Hollandrad fährt. Sie hat mir erzählt, dass sie mehrere Wochen auf ihr Rad warten musste, da es extra bestellt und per Containerschiff geliefert wurde. Übrigens das erste Hollandrad, dass ich mit einem „Cupholder“ gesehen habe – ein Halter am Lenker für ihren morgendlichen Starbucks-Kaffee! Grandios!
