Di 15 Mai 2012
Mit dem Rad Downtown
von Saskia Wolf in Blogs
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Seit gestern habe ich hier in Toronto ein Fahrrad, das ich die nächsten Wochen nutzen darf. Sara hat das Rad für mich von einem italienischen Architekten aus der Nachbarschaft organisiert. Er ist für ein paar Wochen hier und da seine Frau in Italien ist, leiht er mir ihr Rad – einfach so! Ich hab mich sehr darüber gefreut!
Habe dann direkt einen ersten vorsichtigen Ausflug zum „High Park“ unternommen. Ich denke es ist der größte Park hier in Toronto und bei diesem schönen, sonnigen Wetter, das wir seit einigen Tagen haben, herrschte dort reges Treiben. Der Park ist nicht weit von meiner Unterkunft entfernt, aber ich musste mich auch erstmal an das Radfahren hier gewöhnen. Wenn man Glück hat, erwischt man eine Straße mit einer extra „Bike Lane“. Wenn kein Radfahrer darauf fährt, wird sie als zweite Autospur genutzt – selbst diese „extra Radwege“ sind also baulich zum Straßenverkehr nicht besonders abgegrenzt. „Bike Lanes“ sind allerdings selten. Es gibt extra Radfahrkarten, wo diese wenigen Straßen eingezeichnet sind. Ansonsten muss man sich darauf verlassen, dass man nicht zwischen parkenden Autos und dem fließenden Verkehr zerquetscht wird – gefühlt reicht der Abstand gerade mal zum Atmen! Die größte Gefahr geht aber wohl von Autotüren aus! Urplötzlich werden sie direkt vor einem geöffnet, da die Fahrer einfach nicht in den Außenspiegel schauen! Ich denke, viele Autofahrer haben sich einfach noch nicht an die Radfahrer gewöhnt und wie ich von mehreren Seiten gehört habe, ist auch der aktuelle Bürgermeister eine bekennender Autofahrer und unterstützt nicht die Belange der Radfahrer. Dennoch gibt es recht viele Radfahrer in Toronto. An mehreren Stellen in der City kann man sich Fahrräder für 5 CAD am Tag leihen und viele Leute nutzen ihr Fahrrad für den Weg zur Arbeit – wie ich heute Morgen festgestellt habe.
Es war nicht geplant, dass ich mit dem Rad zur Sprachschule fahren würde. Denn die Sprachschule liegt mitten in Downtown und ich wollte mich an meinem zweiten Radfahrtag nicht direkt in den Berufsverkehr stürzen. Aber in der Subway hat es heute Morgen gebrannt und anstatt mich in die überfüllten Busse zu quetschen, habe ich mich dann doch für das Rad entschieden. Sehr zum Leidwesen meiner Gastmutter, denn ich hab doch noch keinen Fahrradhelm! Es besteht zwar keine gesetzliche Pflicht, aber dennoch ist es hier in Toronto die Ausnahme ohne Helm zu fahren! Und ich werde morgen wohl auch mal nach einem Helm schauen.
So habe ich mich dann heute Morgen in den Straßenverkehr gewagt und mich durch die Straßen von Toronto Richtung Downtown spülen lassen. Und es war ein ziemlich cooles Gefühl, vom Rad aus die Skyline von Toronto zu sehen – erst aus einiger Entfernung, dann immer näherkommend und schließlich von den Häuserschluchten geschluckt zu werden.
Was mir schon vorher als Fußgänger aufgefallen ist, empfinde ich jetzt insbesondere als Radfahrer sehr entspannend: Bevor die Ampel auf rot umspringt, werden die letzten Sekunden der Grünphase runtergezählt. Das ermöglicht einem ein planvolles Radfahren und kein Sinnloses in-die-Pedale-treten, nur um dann außer Atem an der gerade rot gewordenen Ampel zu stehen.
