Meine zweite Woche in Toronto ist wie im Fluge vergangen und es hat sich in einigen Bereichen so etwas wie eine angenehme Routine entwickelt. Es ist nicht mehr alles neu und ich (und vor allem mein Kopf) kann zwischendurch auch mal entspannen: So wie morgens, wenn ich mich für die Sprachschule fertigmache. Inzwischen hat sich die Badezimmernutzung eingespielt und ich weiß, wo ich welche Sachen habe und bin nicht mehr ständig am Hin- und Herflitzen immer auf der Suche nach irgendetwas. Auch in der fremden Küche kenne ich mich nun aus und den Weg zur Sprachschule inklusive U-Bahn und Umsteigen meistere ich inzwischen ohne nachzudenken.

Und noch eine Gewohnheit habe ich hier in Toronto entwickelt: Mein Tag beginnt stets mit einem Blick in mein Email-Postfach. Denn wenn ich gegen 6.30 Uhr aufwache, ist es in Deutschland schon 12.30 Uhr und fast immer wartet auf mich die ein oder andere Mail über die ich mich immer sehr freue. Deswegen einfach mal ein großes „IHR SEID KLASSE“ nach Deutschland!  Und hört endlich auf zu schreiben, bei euch passiert nicht viel! Das stimmt nicht! Bis jetzt fand ich noch keine einzige Zeile von euch langweilig 🙂

Ich denke, dass ich mich ohne diese Mails hier einsamer fühlen würde – so lieb und so freundlich hier auch alle sind. Und über zu wenig Kontakt kann ich mich wirklich nicht beschweren. Regelmäßig plausche ich ein paar Sätze mit den Nachbarn in meiner Straße. Dann unternehme ich weiterhin viel mit den brasilianischen und asiatischen Studienkollegen oder schließe mich nachmittags einer der vielen Schulaktivitäten an: Zum Beispiel Spaziergänge durch Stadtteile wie „Greek Town“, „China Town“ oder dem „Distillery District“ – eine ehemalige Brennerei, wo nun Geschäfte und Cafés eingezogen sind.

Meine letzte Woche war aber vor allem „deutsch“ geprägt! Am Mittwoch bin ich einem guten Rat gefolgt und zum „German Meet Up“ gegangen. Das ist ein offener Treff von Deutschen in Toronto und es waren bestimmt 40 Personen dort. Alle waren, wie ich es bis jetzt aus Toronto kenne, sehr offen und ich habe viele interessante Gespräche geführt: Spannende Lebensgeschichten gehört und viele Tipps für meine Zeit in Toronto bekommen – weitere Bausteine für meine nächsten Wochen!

Außerdem habe ich mich an zwei Tagen mit Leuten vom „Kanadatreff“ getroffen, der eigentlich in Düsseldorf stattfindet. Das hat sich alles sehr spontan und eher zufällig ergeben. Martin macht gerade in Kanada Urlaub und war für drei Tage hier in Toronto und Julia kommt ursprünglich aus Toronto und besucht hier zurzeit ihre Familie. Übrigens: Wer in irgendeiner Weise Kanada verbunden oder Kanada verrückt ist und Interesse an dem Treff hat: Einfach mal auf Facebook, Xing oder Twitter schauen!

Damit allerdings nicht genug: Meine Woche blieb deutsch, denn am Freitag bin ich zu einem deutsch-österreichischen Geschäft gefahren: „Vienna Fine Food“. War schon ziemlich skurril, gerade noch in Toronto gewesen zu sein und in dem Moment, wo ich den Laden betrete, mich in der Heimat zu befinden! Vor mir stehen die typischen Bäckerbrötchen, Laugenbrezel und Berliner; rechts eine Metzgertheke, wie ich sie aus Deutschland kenne und in den Regalen sehe ich viele vertraute Verpackungen und Markenprodukte. Und am anderen Ende des Raumes höre ich Deutsche wie Kanadier „Rinderrouladen mit Rotkohl und Klößen“ bestellen.  Manche Worte bedürfen eben keiner Übersetzung. Irgendwie gehört das alles für mich hier nicht hin und trotzdem nehme ich im gleichen Moment ein Gefühl von Heimat und Vertrautheit war – dabei ist es nur ein Laden! Nach einem kurzen Plausch mit Ken, der zur Besitzerfamilie gehört und den ich beim „German Meet Up“ getroffen habe, endet „mein Besuch in Deutschland“ mit einer Mohnschnecke und der „Deutschen Presse“ – einer wöchentlichen deutschen Zeitung, die in Toronto erscheint, und wo mein Praktikum geplant ist.


Über die Autorin/den Autor:  Saskia Wolf (33) lässt sich beurlauben, um Kanada zu erleben. Sie möchte das Land nicht nur als Touristin für wenige Tage besuchen, sondern nimmt sich fast vier Monate Zeit, um das Land, die Menschen und ihren Alltag kennenzulernen - und mehr als nur einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Darum hat sie sich entschieden, privat bei einer Gastfamilie zu wohnen. Die überwiegende Zeit wird sie in Toronto leben, wo sie unter anderem ein Praktikum für eine deutsche Zeitung absolvieren wird. Zum Abschluss fliegt sie nach Vancouver. Über Eindrücke und Erlebnisse in Toronto wird sie im Blog berichten, denn schließlich ist der Aufenthalt dort immer noch ein kleines persönliches Abenteuer. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: