Einiger Zeit ist seit meinem letztem Blogeintrag vergangen. Ehrlich gesagt habe ich in der Zeit auch nicht viel gemacht. Weger der zweiten Erkältung in Folge lag ich einige Tage flach und beruflich hat sich auch nichts getan. Diese eine Marketingfirma, die mich zwei Mal wegen des telefonischen Vorstellungsgesprächs versetzt hat, hat sich Anfang dieser Woche zum dritten Mal gemeldet, zum dritten Mal einen Termin mit mir vereinbart und sich zum dritten Mal nicht gemeldet. Kaffeeverein!

Dieser deutsche Discounter mit den blauen Tüten hat sich ebenfalls nicht gemeldet. Eigentlich sollte ich Anfang April anfangen können, bis dahin hätte ich aber noch im dritten Vorstellungsgespräch den Arbeitsvertrag unterzeichnen müssen, und dann hätte es noch den so genannten Background-Check gegeben. Da wird die Drogenhistorie ebenso wie die Verbrechens- und Verkehrssünderdater gecheckt. In Deutschland undenkbar, hier aber üblich. Sorry, aber jedes Mal haben die sich mit deutlicher Verspätung erst gemeldet. Dafür, dass man mir im Vorstellungsgespräch damals gesagt hatte, sie erwarten von den Bewerbern absolute Ehrlichkeit, sollten die sich mal an ihre eigene Nase fassen. Ich warte jedenfalls nicht mehr. Wenn es mein Traumjob gewesen wäre, würde ich es tun. Aber dafür, dass ich Kisten in die Regale einräumen soll, lasse ich mich so auch nicht behandeln. Nicht, wenn die mich schon mehrfach haben warten lassen.

Aber manch ein Traum geht dennoch gerade in Erfüllung. Ich habe mir nämlich am Freitag mein Geburtstagsgeschenk schon selbst gemacht. Am ersten Mai werd ich 28 und da gerade die Wrestlingliga WWE in der Stadt ist (heute ist mit Wrestlemania das Wrestlingevent schlechthin hier), habe ich mir für eine der wöchentlichen Shows für Montag eine Karte geholt 🙂 Die 33 Dollar sind gut investiert, schließlich war das noch so ein Kindheitstraum. Erinnert ihr euch? Ich hatte ja in meinem allerersten Blogeintrag geschrieben, dass mein Berufswunsch Wrestlerin immer der Grund war, warum ich ursprünglich die Greencard haben wollte. Na ja, am Montag werd ich zwar nicht selbst in den Ring steigen, aber ich freue mich trotzdem schon total. Lustigerweise sind sogar noch einige Wrestler aus meinen Kindertagen aktiv, der Undertaker zum Beispiel. Der müsste inzwischen knapp 50 Jahre als sein. Wenn sich alle tätowierten Menschen sportlich so gut halten wie er, dann habe ich ja Hoffnung – ich bin ja auch recht bunt am Körper.

Montagabend werd ich also in die American Airlines Arena, über 20.000 Wrestlingsfans passen da rein. Dort war ja Ende Januar beim Marathon ja auch der Startbereich, nun darf ich die Halle endlich mal von Innen sehen. Gut, für die 33 Dollar-Karte sitze ich zwar quasi unter dem Hallendach, aber hauptsache ich bin dabei. Die meisten der Wrestler sind ja eh gut 2 Meter groß, da sollte man die Kerle aber auch von oben sehen können. Wird bestimmt super, zumal The Rock dabei sein wird. Der ist in Deutschland auch nicht unbekannt, hat ja schon zahlreiche Filme gemacht. Da er in Fort Lauderdale wohnt und hier in Miami zur Uni ging, werden die 20.000 Zuschauer sicher total durchdrehen, wenn ihr lokaler Hero kommt. Ich lasse mich einfach mal überraschen 🙂 Schade zwar, dass ich alleine hingehen muss, aber vielleicht trifft man dort auch nette Leute. Prima wäre es natürlich auch, wenn mich einer der Wrestler in den Ring ziehen würde. Da könnte ich mal zeigen, was ein richtiger Moonsault ist 🙂 Träumen darf man ja mal…

Ach ja, ein anderes Ticket habe ich auch bereits gekauft. Das freut mich allerdings weniger, ehhrlich gesagt gar nicht. Es ist das Rückflugticket in gut einer Woche Richtung Düsseldorf. Ich muss inzwischen einsehen, dass es hier beruflich nicht klappt. Klar, teilweise bin ich auch selbst schuld daran. Ich bin nämlich inzwischen nicht mehr bereit, um jeden Preis hier zu bleiben. Auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt ist die Konkurrenz durch die vielen Illegalen sehr groß. Man sagte mir neulich, dass es eine Schätzung gibt, nach der rund 80 Prozent der Arbeiter hier unten illegal seien. Und: Das eben nicht nur im Niedriglohnsektor. Die Pächterin des Hauses, in dem ich im Moment bin, ist seit einigen Jahren hier, sie kommt auch aus Europa. Sie sagte mir, dass ihre Erfahrung sei, dass die Leute ohnehin nur Highschool-Absolventen und am besten ohne Berufserfahrung wollte. Klar, es geht um die Bezahlung, aber auch darum, dass man dann noch ‚formbar‘ sei.

Im Endeffekt kann ich aber beruflich nicht das machen, was ich hier gerne möchte. Im Medienbereich habe ich als Nicht-Muttersprachler keine Chancen, im organisatorischen Sportbereich sind die Möglichkeiten hier aufgrund komplett anderer Strukturen sehr schwierig, und der Marketingbereich hat sich hier als Reinfall entpuppt. Von all den Firmen, die mit Positionen im Sportmarketing werben, hat gerade mal eine einzige auch tatsächlich Sportmarketing gemacht. Und die Firma ist wiederum sehr dubios. Sei es drum!

Ich werde erst einmal nach Deutschland zurückgehe. Zumal ich eh dringend mal zum Zahnartz müsste, mein Zahnfleisch macht Probleme. Ich möchte vor allem aber erst einmal wieder Durchatmen. Hier von so vielen Firmen im Regen stehen gelassen zu werden und nicht ein einziges Mal ein klares ‚ja‘ oder ’nein‘ einer Firma zu hören, raubt einem echt die Energie. Und außerdem habe ich nun kein Geld mehr, aber auch kein Dach mehr über dem Kopf.

Ich sehe es als Pause, die ich meinem Auswandern gebe. Ich brauche natürlich jetzt erst einmal Arbeit in Deutschland, ich habe schließlich keine Wohnung, kein Geld, kein Auto und derzeit keine Grundlage dort. Aber, ich denke, das sind lösbare Probleme. Ich werde mich wieder in Deutschland bewerben und sehen wie es weitergeht. Ich würde derzeit nicht ausschließen, dass ich bald wieder in die USA zurückgehe und es woanders als in Florida probiere. Man wird sehen, ob ich in Deutschland mein Glück finde, ansonsten gehe ich eben wieder. Nur eines ist auch klar: Wenn ich in Deutschland erst einmal eine gute Arbeit hätte, würde ich dort anfangen mir etwas aufzubauen. Bis es soweit ist, lege ich mich aber nicht fest.

Wie sagte Forrest Gump immer so schön: Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Über die Autorin/den Autor:  Rabea Wortmann beginnt in Florida (USA) ein neues Leben. Ueber die Fortschritte, am anderen Ende des Atlantiks Fuss zu fassen, berichtet die 27-jaehrige Auswanderin und langjaehrige WA-Mitarbeiterin in ihrem Blog. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: