Di 10 Apr 2012
Der Weg ist das Ziel!
von Hendrik_Hein in Blogs
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Endlich raus aus Ardmona und Shepparton, aus der ganzen Misere an einem Ort zu sein, welcher eigentlich nur gut ist um etwas Geld zu verdienen und dann wieder abzuhauen aber trotzdem keinen Job zu haben. Genau das war Jonatans, Carsten und mein Plan. Unser Ziel war New South Wales und ich denke wir haben das Motto „Das Ziel ist der Weg.“ ganz gut umgesetzt.
Tag 1: On the Highway to Hell
Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück packen wir schnell alle Sachen in meinen Van, welcher nun ziemlich überladen und damit noch langsamer ist. Bevor es auf den nächsten Highway ging holten wir noch schnell das restliche Geld von unserem letzten Contractor ab. Die 200 Dollar taten der Spritgeldkasse nochmal sehr gut. Da wir keine genaue Route rausgesucht hatten und uns es auch eigentlich egal war wo wir herfahren schlugen fuhren wir einfach Richtung Osten. Also fuhren wir 600 km quer durch ein Mischung aus kleinen Dörfern und weiten Landschaften. Die Dörfer waren öfter sehr charmant und würden sich perfekt dazu eigenen einen Westernfilm zu drehen. Die Holzfassaden waren teilweise runtergekommen und von dem Staub der Umgebung bedeckt.
Mit den Liedern „Highway to Hell“ und „Born tob e wild“ bis zum Anschlag aufgedreht um das Motorgeräusch zu überdecken fuhren wir also die langen Straßen gerde aus und mit einem Sonnenuntergang im Nacken. Bis auf einen kleinen Halt irgendwo im Zentrum von New South Wales fuhren wir den ganzen Tag durch. Da es in Zentrum eher keine Backpacker gibt und somit auch keine Hostels mussten wir uns einen geeigneten Platz zum schlafen suchen. Deshalb fuhren wir in den nächsten Feldweg hinein, welcher eher für einen Geländewagen als für einen viel zu schweren Van gedacht war. Nach 20 Minuten konnten wir endlich den Motor abstellen und schlafen gehen. Irgendwo weit weg von den lauten Partys auf dem Campingplatz.
Tag 2: Viel zu viele Touristen
Da wir schon mal in der Nähe waren, dachten wir uns, dass wir mal die Blue Mountains besichtigen könnten. Dort erhofften wir uns in Ruhe die Three Sisters anzugucken. Ein totaler Fehlschlag! Ich bin nun schon 4 Monate hier in Australien und neben den vielen Sachen die ich gelernt habe, habe ich eines Verlernt. Zeiteinschätzung. Es ist nicht nur so, dass die Zeit hier schneller zu vergehen erscheint und ein Tag gefühlte 3 Stunden hat, man vergisst viel eher auch die Wochentage, das Datum und welcher Monat es eigentlich ist. Trotz der vielen Schokohasen in allen Geschäften vergaßen wir also völlig, dass Ostern ist.
Am Echo Point 5, welcher der beste Aussichtspunkt auf die berühmten 3 Steinsäulen ist, angekommen konnte man zwischen den Massen der Japaner und Inder die Three Sisters kaum noch sehen. Trotzdem guckten wir uns alles an und machten uns dann wieder auf die Suche nach einen Schlafplatz. Da der Campingplatz 45 Dollar für 2 Personen kosten sollte, entschieden wir uns wieder wild zu Campen. Diesmal an einer stark befahrenen Straße.
Tag 3: An dem schönsten Platz der Welt und 30 km alleine durch den Wald
8 Uhr: Trotz Müdigkeit quäle ich mich aus dem Bett. Unser Frühstück besteht ganz spartanisch aus Nutella, Toast, einem Apfel und jede Menge Kaffee ohne Milch.
10 Uhr: Wir machen uns auf den Weg die Katoomba Falls anzugucken. Die Landschaft dort war einfach atemberaubend schön. Besonders als wir einen Wasserfall hinauf und danach einen Fluss hinunter gewandert sind. Zwar war das nicht ganz legal aber 2 m vor einem 200 m hohen Wasserfall zu stehen und runter zu gucken und dabei hundert Kilometer weit einfach nur Wald zu sehen, war es echt wert.
12 Uhr: Wir kehren zum Auto zurück und machen uns ein ordentliches Mittagessen.
13 Uhr: Nun wollten wir an den Three Sister die Giant Stairways hinunter gehen und ein wenig wandern gehen. Ich bleibe immer wieder stehen um Fotos zu machen, die anderen gehen weiter. Irgendwann verlieren wir uns aus den Augen finden uns wieder und verabreden uns an der nächsten Weggabelung zu warten.
13.30 Uhr: Ich erreiche die nächste Weggabelung und niemand außer einigen Touristen ist dort. Also schlage ich den Weg nach rechts ein.
14.00 Uhr: Alle anderen Wanderer haben die beiden nicht vorbeigehen gesehen also entscheide ich mich nach 1,5 km umzudrehen und den anderen Weg zu nehmen.
16 Uhr: Nach dem ich nun 2 Stunden alleine durch den Urwald gewandert bin ohne jemanden zu begegnen fange ich an mich zu fragen wo die beiden wohl sind. Neben bei ist die Natur dort ziemlich schön und es macht Spaß alleine durch die freie Natur zu wandern. Es ist eine wunderschöne Kulisse 18aus großen Laubbäumen, Palmen und Fahnen. Hinzu kommen hunderte von Tierlauten, wobei manche Vögel die sogenannten Kuckabooras echt witzig sind.
17 Uhr: Ich komme an einen größeren Rastplatz an. Hier gib es 3 Gabelungen, also entschied ich mich dazu auf einen Stein hochzuklettern vielleicht jemanden zu sehen. Fehlschlag: Durch die vielen Bäume sieht man einfach nichts. Mittlerweile habe ich auch Durst, doch das Wasser ist bei Carsten im Rucksack. Schweißnass und schon relativ erschöpft mache ich mich auf den Weg. Irgendwo hatte ich einen Wasserfall gehört.
17.15 Uhr: Den Wasserfall habe ich gefunden und er ist sogar erreichbar. Trotz der vielen Hinweisschilder, dass Wasser nicht zu trinken muss ich dort meinen Durst löschen. Auf dem Weg zum Wasserfall selber rutsche ich einige Male aus und verstauche mir meinen Zeh. Zwar nicht schlimm aber es stört ein wenig. Auf den Schildern steht, dass der folgende Weg 2 km lang ist. Also dreh ich wieder um.
17.45 Uhr: Es beginnt langsam aber doch merklich dunkel zu werden, ich werde immer schwächer, die Kamera, mit Stativ, der Rucksack und der steinige Weg lassen mich nur langsam vorankommen. Irgendwo im Rucksack finde ich noch ein par Müsliriegel aber keine Taschenlampe. Mein Handy und mein Ersatzhandy ist leer. Empfang hätte ich sowieso nicht gehabt.
18.30 Uhr: Nun wandere ich schon einige Zeit durch den dunkeln Urwald. Nun habe ich die erste Weggabelung erreicht, entscheide mich aber dagegen 30 minuten lang die Giant Stairways hochzulaufen. Ich wandere also den ersten Weg weiter.
19.00 Uhr: Ich kann kaum noch die Hand vor Augen sehen und setzte Mühsam einen Fuß vor den anderen. Mein T-Shirt ist völlig durchgeschwitzt und mit der Dunkelheit kommt auch die Kälte und viele andere Tiergeräusche. Immer mal wieder hört man einen Helikopter irgendwo herfliegen. Nun habe ich ein Schild gefunden auf dem steht wo ich bin und wie lange es bis zum nächsten Ausstieg ist. 45 Minuten. Ich rechnete mir im Kopf also aus, dass ich bei meinem derzeitigen Zustand und bei allen anderen Umständen mindestens eine Stunde brauchen würde. Nun habe ich auch wieder Durst. Meine Beine sind schwer, ich kann kaum noch meine Wanderschuhe hochheben um die nächste Treppenstufe zu nehmen.
19.30 Uhr: Ich halte mich mit 2 Händen am Geländer fest und ziehe mich Stufe für Stufe hoch. Mein Puls ist auf hundert-achtzig. Zum Glück finde ich irgendwo eine kleine Quelle an der ich etwas trinken kann. Doch beim runterbücken bekomme ich plötzlich einen Krampf.
19.45 Uhr: Nach der kurzen Pause, einem Müsliriegel mache ich mich wieder auf den Weg. Zum Glück konnte ich das Display von meiner Kamera als Taschenlampe benutzen. Ich höre auch schon die ersten Autos und sehe Licht.
20.00 Uhr: Völlig am Ende krieche ich die letzten Treppenstufen hinauf, gehe nochmal einen Kilometer bis zum Parkplatz. Doch am Auto waren Jonathan und Carsten nicht. Also fuhr ich vom unserem letzten Schlafplatz und dem Parkplatz hin und her. Irgendwann traf ich dann die beiden an. Sie waren nur kurz im Einkaufsladen um etwas zu essen zu holen als ich am Auto ankam.
Nun das war mal eine Erfahrung. Heute am Ostersonntag sitzen wir draußen, Frühstücken und versuchen nicht all zu sehr zu frieren. Es hatte nämlich noch angefangen zu regnen. Ostereier oder Süßigkeiten suchen bleibt aus. Heute wollen wir uns irgendwo eine Dusche suchen, vielleicht sollte ich mich auch mal wieder rasieren. In meinem Halbbart verfangen sich schon Essensreste und ich stinke bestimmt schon ziemlich derbe. Außerdem schlafen wir vielleicht mal wieder in einem Hostel. Ein warmes Bett, mit einer Bettdecke, eine Dusche und ein gemütliches Sofa wäre schon echt toll!
- „I’m on the HIGHWAY TO HELL!“
- eine kleine Stadt irgendwo im Zentrum von New South Wales
- das ist der Feldweg in dem wir dann irgendwo in der Nähe von Orange, NSW gepennt haben
- nun einmal die Ansicht von hinten
- der schönste Platz überhaupt!
