Hallo zusammen,

 

so, gestern habe ich den Schlussstrich unter die Firma gezogen, bei der ich seit einem Monat angestellt war, fuer die ich jedoch keinen Tag gearbeitet habe. Zu viel ging dort schief. Erst haben sie von mir Dokumente eingefordert, die sie rechtlich nicht fordern durften, dann habe ich jedes Mal gewartet, wenn es sagten, sie melden sich und arbeiten konnte ich bis zuletzt immernoch nicht. Ich haette es mir jetzt auch nicht mehr leisten koennen, haette ich doch zunaechst ein Auto gebraucht und ich haette nur auf Provision gearbeitet. Aber zuvor haette ich in das Training Program, wo einem alle notwendigen Faehigkeiten vermittelt werden sollen, einsteigen muessen. Bis Gehalt gekommen waere, haette es gedauert, und ich fuehle mich von denen nur ueber den Tisch gezogen. Ich bin gestern morgen dort hingefahren, nachdem sie zum x-ten Male innerhalb weniger Wochen umgezogen waren, aber dank des starken Regens in der Nacht zuvor ging die ganze Reise dort hin schief. Also habe ich auf die Ratschlaege aller anderen gehoert und es sein gelassen. Ich bin zurueckgefahren. Es ist nicht meine Art, aber ich muss mich auch nicht hinhalten lassen.

 

Die vergangene Woche hat aber an mir genagt. Seit heut kann ich endlich wieder normal gehen, die Wunde am Fuss heilt, ist aber noch nicht 100 Prozent in Ordnung. Mit dem Laufen warte ich noch ein, zwei Tage. Aber es fehlt mir, sehr sogar. Das Laufen gibt mir immer viel, dabei kann ich abschalten. Sportler werden das Gefuehl kennen. Wenn einem, so wie mir vergangene Woche, die Decke auf den Kopf faellt, ist Sport echt hilfreich. Na ja, vergangene Woche ist vergessen und ich starte neu. Mit dem Laufen, aber auch beruflich.

 

Ich habe heute einige Bewerbungen abgeschickt, im Management- und im Marketingbereich. Dem Bereich, fuer den ich ausgebildet bin. Heut war ich auch nochmal am Airport, wollte sehen, ob es doch noch etwas fuer mich dort zu tun gaebe. Aber Fehlanzeige. Ich habe ueber einen Bekannten in der Familie versucht, einen Kontakt zu Air Berlin zu schaffen, die sind hier auch ganz gross. Morgen sehe ich, was sich daraus ergibt. Und morgen, wenn bis dahin keine Einladungen zu Vorstellungsgespraechen gekommen sind, werde ich hier die Laeden vor Ort in Miami Beach abklappern. Ich habe gesehen, wo sie Leute einstellen, egal ob Pizza-Laden oder Souvenir-Shop. Ich habe kaum noch Geld, muss jetzt annehmen, was kommt. Nach Deutschland zurueckgehen will ich noch nicht, ich habe hier naemlich noch nichts erreicht. Wer meinen Blog verfolgt hat, wird ueberrascht ueber diese Aussage sein. Aber ehrlich, mir ist vergangene Woche so die Decke auf den Kopf gefallen, da kommt man eben ins Gruebeln und man wird sentimental. Sehr sogar, wie ich gemerkt habe. Aber: Auf gehts!

Morgen sehe ich weiter. Gut, ich habe fuenfeinhalb Jahre studiert und ich habe einen sehr guten Uni-Abschluss, im Pizza-Laden zu arbeiten ist nicht mein Traum. Aber es war auch nicht mein Traum, auf der Strasse zu sitzen. Also muss ich arbeiten, egal wo. Ich glaube an meine Chancen, die werden kommen. Bis dahin muss ich aber Geld verdienen, sonst war es das mit dem Auswandern. Und das waere doch zu dumm. Dass mich diese eine Firma so komisch behandelt hat, ist dumm gelaufen und es war reine Zeitverschwendung. Aber ich sagte schon einmal: Als Auswanderer zahlt man nun einmal Lehrgeld. Damit ist nun Schluss! Jeder kann mal hinfallen, aber aufstehen schafft nicht jeder. Daran glaube ich, und ich glaube daran, dass ich aufstehe. Und es packe. Wer einen Marathon schafft, packt auch das! Manchmal muss man erst durch ein Tal, bevor man einen Berg besteigt! Ich muss das nur in die Tat umsetzen, ich bin aber motiviert.

 

Morgen sehe ich weiter. Mal sehen, was an Emails gekommen ist, ansonsten gehts zum Pizzaladen und zum Souvenirshop. In letzterem werde ich erzaehlen, dass ich bereits im Marketing gearbeitet habe (habe ich auch) und ich Deutsch spreche, entsprechend koennte ich vor allem europaeische Kunden anlocken. Wir werden sehen, wie es klappt. Ich moechte nicht fuer eine dieser USA-Marketingfirmen arbeiten, die (sorry diesen Ausdruck) Mist als etwas ganz tolles anpreisen (es gibt hier eben keine EU-Regularien, die derartiges Verhalten verbieten), aber im Tourismusbereich zu arbeiten, koennte ich mir gut vorstellen. Hier sind viele deutsche Touristen, warum also nicht? Ich moechte zwar immernoch am liebsten im Sportbereich arbeiten, aber vielleicht dauert es bis dahin einfach eine Weile. Man kann eben nicht immer warten, bis das perfekte Angebot vor der Tuer steht, man muss sich auch manchmal erst dort hin arbeiten. Das versuche ich nun! Aber warten werde ich nie wieder so lange wie bei der letzten Firma. Das hat gepraegt! Die suchen uebrigens fuer meine Stelle nach wie vor, sodass ich keine Luecke hinterlassen werde. Wie auch, wenn man anscheinend nicht korrekt behandelt wird…

Nach der vergangenen Woche und all dem emotionalen Drama, schoepfe ich wieder Hoffnung. Und ich bin wieder taetig. Motivation alleine nuetzt nichts, wenn man nicht handelt. Ich bin dabei, drueckt dennoch bitte die Daumen, dass ich schnell ans Arbeiten komme 🙂

 

Ich freue mich auch schon sehr darauf, wenn ich wieder Laufen kann. Eventuell schon morgen, dann mache ich auch mal ein paar Bilder und werde sie zusammen mit den Bildern vom Marathon hier veroeffentlichen.

In einigen Tagen beginnt hier uebrigens wieder die internationale Miami Boot Show, da gibts ueberall die riesigen Yachten zu sehen. Dann denke ich immer an meinen Onkel mit seinem Boetchen. Im Vergleich zu diesen Yachten eher klein, aber es ist seine grosse Liebe. Fuer ihn waere Miami sicherlich paradiesisch, schliesslich gibts hier Wasser und Kanaele ohne Ende, und unter den Bootsinhabern scheint es auch egal, wie gross das Boot ist. Jeder hat hier sein Boot, egal ob Boetchen oder Yacht. Ich persoenlich brauche kein Boot, ich bin ja Laeufer, ich laufe einfach an den Yachthaefen vorbei 🙂 Ich genauso schoen 🙂 Hoffentlich schon morgen, darauf freue ich mich schon sehr. Manchmal finde ich es imposant zu sehen, dass hier Leute ihre dicke Yacht neben einem kleinen Ein-Mann-Boot abstellen. Aber wie gesagt, hier ist es egal, schliesslich teilt man die Leidenschaft fuer das Wasser. Toll finde ich aber immer, wenn diese kleinen Boote in der Naehe der riesigen Kreuzfahrtschiffe vorbei fahren. Das hat echt was! 🙂 Vielleicht sollte mein Onkel das mal probieren: Hier hat er, angesichts der normalen Temperaturen von ueber 25 Grad, den Vorteil, dass er dieser Tage keinen Eisbrecher vorwegschicken muss ueber die Lippe oder den Kanal 🙂 Hier kann er sich zum Sonnen aufs Deck legen. Eine Ueberlegung waere es wert 🙂 Aber ich sage gerne nochmal: So viele sonnige Seiten es hier auch gibt, es gibt auch viele schattige. Einige davon habe ich bereits kennengelernt, damit ist hoffentlich nun Schluss 🙂

 

Morgen geht es weiter! Heute habe ich einiges getan, ich warte nun darauf, die Fruechte dessen ernten zu koennen. Aber ich fackel nicht lange. Spaetens morgen Nachmittag gehts zum Pizzaladen. Als Vegetarierer koennte ich mir besseres vorstellen, als vor Salami und Co. zu stehen, aber auf der Strasse sitzen will ich nun mal auch nicht. UND DAS WERDE ICH AUCH NICHT!

Ich halte euch auf dem Laufenden, aber drueckt ihr mir bitte die Daumen solange 🙂

 

Liebe Gruesse aus der (mich manchmal nervenden anhaltenden Waerme) nach Hamm 🙂

 

LG, Rabea


Über die Autorin/den Autor:  Rabea Wortmann beginnt in Florida (USA) ein neues Leben. Ueber die Fortschritte, am anderen Ende des Atlantiks Fuss zu fassen, berichtet die 27-jaehrige Auswanderin und langjaehrige WA-Mitarbeiterin in ihrem Blog. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: