Di 24 Jan 2012
Die ersten Schritte in ein neues Leben?!
von Rabea_Wortmann in Blogs
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Warum bekomme ich dieser Tage immer zu hoeren, dass man mich beneidet? Seit dem vierten Januar lebe ich nun in Florida (USA), dem Sunshine State mit Sommer, Sonne und Strand – und das fast 365 Tage im Jahr. Aber nein, das ist nicht mein Leben, das bin nicht ich, und das ist nicht der Grund, warum ich hier bin. Ich versuche auszuwandern aus Deutschland und ein neues Leben anzufangen auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans. Ein Gedanke, der mir in den ersten Tagen meiner, ich nenne es mal Reise, gar nicht liegt. Nicht nur, dass ich zunaechst ohne Job, ohne Wohnung, ohne Kontaktpersonen und ohne Krankenversicherung in den USA bin. Zu fremd ist mit diesem Schritt ploetzlich vor allem die Vorstellung Freunde und Bekannte zu verlassen. Fuer immer? Umso mehr muss ich mich von mir selbst ueberraschen lassen und mich auf mein Abenteuer einlassen. Mein Ziel kann daher am Anfang meiner Reise nur lauten: Einfach alles ausprobieren und versuchen, Fuss zu fassen in den USA. Nicht, dass es mir schlecht ging in Deutschland. Aber diese Moeglichkeit bekomme ich nur einmal im Leben. Also will ich es anpacken, schliesslich moechte ich mir niemals vorwerfen, ich haette es nicht wenigstens probiert. Dieser Gedanke stimmt mich dann auch wieder entschlossen, den richtigen Schritt zu gehen.
Da ich nun seit ueber zwei Wochen mein quasi neues Leben lebe, fasse ich mal zusammen, was bisher geschehen ist. Und wer ich ueberhaupt bin.
Ich bin 27 Jahre alt, komme gebuertig aus Hamm, habe in Deutschland studiert, war lange Jahre freie Mitarbeiterin des WA und bin bereits seit 2005 ein US Resident, also ein Einwohner der USA.
Als ich damals die Greencard, die unbefristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis fuer die USA, gewonnen habe, habe ich gerade mit dem Studium in Bochum angefangen. Sozialwissenschaften und Germanistik waren meine Faecher. Damals habe ich mich mit dem Gedanken auszuwandern nicht viel befasst, sondern es mehr als eine Moeglichkeit gesehen, irgendwann mal etwas Besonderes zu probieren. Der urspruengliche Grund? Seit ich zehn Jahre alt war, wollte ich Profi-Wrestler werden. Na, wie der Undertaker, Hulk Hogan, Bret Hart und mein Liebling Owen Hart seinerzeit. Kein Witz! Ich habe frueh mit Ringertricks angefangen, und dachte, ich muesste dazu aber in die USA, um den Berufswunsch zu erfuellen. Mit 17 Jahren habe ich mich erstmals fuer die Greendcard beworben, den Wrestlingring in den USA vor Augen.
Komischerweise hat es mit der Greendcard erst geklappt, als ich aelter (und reifer) war, und Wrestling wahrlich kein Berufswunsch mehr war. Nun denn. Als Stammkunde einer Agentur fuer die Greencardverlosung – zur Erklarung: Die USA verlosen jedes Jahr 55.000 dieser unbefristeten Aufenthalts- und Arbeitsgenehimgungen, den so genannten Greencards – habe ich trotzdem erneut mitgemacht und bin 2004 als Gewinner gezogen worden. Nach langem Hin und Her mit den amerikanischen Behoerden, wurde ich offiziell Buerger der USA, nachdem ich 2005 erstmals in die Staaten nach New York City eingereist bin. Seither bin ich, dank einer Art Hass-Liebe zu Miami – in Sued Florida kleben geblieben. Warum, erklaere ich ein anderes Mal.
Hier beginnt auch gerade mein neues Leben.
Doch stand am vierten Januar der Anfang des vermeintlich neuen Lebens unter keinem guten Stern. Nach einer erschwerlichen Autofahrt zum Flughafen nach Duesseldorf bin ich nach gut zehn Stunden in Miami angekommen. Wenig Geld in der Tasche, aber den Willen, es zumindest zu probieren mit dem Auswandern. Kaum am Flughafen in Miami gelandet, bin ich von der Einwanderungsbehoerde abgefangen worden, die meine Greendcard ungueltig machen wollte. Ueber drei Stunden hing ich am Flughafen in Miami, ehe man mir die Einreise als USA-Buerger nach langem Hin und Her und vielen Erklaerungen doch noch genehmigt hat. Der Hintergrund: Bisher habe ich die Greencard nie genutzt, also weder in den USA gelebt, noch dort gearbeitet. Also wollten die USA sie lieber jemand anderes geben. Also: Glueck gehabt!
Tief durchatmen und weiter gehts! Mehr konnte ich am Anfang nicht denken. In Miami angekommen, begann die Reise gleich mit einem, zumindest scheinbaren Erfolgserlebnis. Ich habe nach einem Vorstellungsgespraech den Job in einer Marketingfirma im Managementbereich erhalten. Na das ging aber schnell, dachte ich. In Deutschland hat das bei mir bisher nie so flott geklappt. Da ahnte ich aber noch nicht, dass ich auch heute, ueber zwei Wochen spaeter, dank buerokartischer Probleme immer noch nicht arbeiten darf. Eingestellt bin ich aber.
Ob ich es also schaffe, Fuss zu fassen in den USA, schildere ich in Zukunft in meinem Blog. Ich freue mich darauf, meine Erlebnisse zu teilen. Wo meine Reise enden wird, weiss ich heute noch nicht. Ob ich hier bleibe und es wirklich packe oder ob ich zurueck nach Deutschland gehe, darueber werde ich in meinem Blog schreiben.
Ich freue mich darauf aus Florida zu berichten und vor allem eine andere, wenig touristisch gepraegte Seite von Florida prasentieren zu duerfen. Ich kenne eben auch das „wirkliche“ Miami, fernab von Strand, mit umso groesseren Problemen wie Armut, Arbeitslosigkeit und Ueberlebenskampf. Meine Reise spielt sich eben im wirklichen Leben ab. Mit dennoch hoffentlich vielen sonnigen statt schattigen Seiten… Umso mehr lasse ich mich nun von mir selbst ueberraschen, was ich auf die Beine stellen kann. Oder eben auch nicht…
Ich versuche jedoch das Motto „Walk Unafraid“, das eine meiner Lieblingsbands R.E.M. in ihrem gleichnamigen Song so schoen besungen haben, zu beherzigen. Schliesslich steht es auf meinem Fuss taetowiert geschrieben und soll mich jeden Tag aufs Neue daran erinnern, dass man auch Neuem gegenueber immer offen und ohne Angst gegenueber stehen sollte. Wir werden sehen, wie das klappt 🙂
Sonnige Gruesse, Rabea
