Hallo zusammen,

die Feststellung „nichts ist älter, als die Zeitung von gestern“, ist heute noch einmal getoppt worden.  
Habe ich doch noch am Morgen über die mögliche Vertragsverlängerung von Raul Gonzales Blanco, und welche Rolle dabei auch Ralf Rangnik spielt, geschrieben, greife ich nur wenige Stunden später wieder zu den Tasten, denn Ralf Rangnik ist aus dem Spiel.
Völlig überraschend trat der Cheftrainer des FC Schalke 04 heute Morgen von seinem Posten zurück.
Die Akkus sind leer, er sei müde.
Fachlich nennt sich das „vegetatives Erschöpfungssyndrom“.  
Er wollte ja nach seinem Engangment in Hoffenheim, erst im Juli d.J. seine Arbeit beim deutschen Pokalsieger aufnehmen, um vorher noch ein wenig Luft zu holen. Auf Drängen der Verantwortlichen des S04, begann Rangnik seinen Job aber bereits im März. 
Wohl zu früh, wie er und sein Berater meinen. Die Pause fehlte.
Was wäre denn gewesen, wenn Rangnik seinen Vertrag bis zum 30.6. d.J. erfüllt hätte?  
Da hätte er auch nur drei oder vier Wochen Urlaub gehabt.
Das Trainergeschäft ist ohne Zweifel ein hartes, aber auch gut bezahltes.        
Permanenter Druck aus allen Richtungen gehört, wie das Baden im Erfolg, oder der Rausschmiss „im beiderseitigen Einvernehmen“ einfach dazu. Und das über Jahre, im günstigsten Fall, länger als die Spieler.
Wenn ich mir da so Otto Rehagel und Jupp Heynckes ansehe, 72 und 66 Jahre alt, auf allerhöchster europäischer Ebene jahrelang im Vereins- und Nationalmannschaftsfußball erfolgreich tätig, die beiden, verstehen Sie mich richtig, wissen wahrscheinlich garnicht, wie „Börnaut-Sündrohm“ geschrieben wird.  
Oder Alex Ferguson, gefühlte drei Lichtjahre Coach bei Manchester United. Der kaut sein Bubblegum immer noch fleißig ohne Ausfallzeiten.   
Es gibt noch mehr Beispiele, vielleicht sind das ja auch nur die Ausnahmen in diesem Job, ich weiß es nicht.
Vielleicht ist auch hinter den königsblauen Kulissen mehr los, als sonst üblicherweise nach außen dringt.Ganz zufrieden mit der Entwicklung auf Schalke war Ralf Rangnik ja nicht unbedingt. Er hatte ja gehofft, das von Champions Leaguemillionen ihm für die Verpflichtung neuer Spieler, ein etwas größerer Batzen zur Verfühgung stünde, als es dann der Fall war. Raul ist mit seiner Rolle, die er spielen soll, auch nicht zufrieden.
Vielleicht ist Rangnik auch mit zu hohen Erwartungen in die neue Saison gegangen, fast alles umkrempeln zu wollen.
Das neue Spielsysthem scheint der ein oder andere auch noch nicht verinnerlicht zu haben. Da ist die Enttäuschung schon mal größer, wenn dann solche Spiele wie in Wolfsburg verloren werden, oder man gegen die Bayern nur Marinette ist.   
Da kommt viel zusammen in so einem Gehirnkasten, und irgendwann sagst du dir, Ende im Gelände, nichts geht mehr.
Zu neudeutsch Burnout-Syndrohm halt. 
Man hört es immer mehr.
Von Modekrankheit will ich nicht sprechen, dafür ist es viel zu ernst, aber wenn es zunimmt, ich spreche jetzt vom Profifußball, dann sollte man es sich reiflich überlegen, ob man den großen Schritt in das Rampenlicht wagt, um dann still und leise, oder wie heute geschehen mit einem Paukenschlag in der Dunkelheit zu verschwinden, auf unbestimmte Zeit?! 
Sebastian Deisler blieb im Dunkeln.

Tschüß, bis die Tage

R.A.


Über die Autorin/den Autor:  Rainer Aschmoneit schreibt unseren Schalke-Fan-Blog. Der leidenschaftliche Schalke-Fan aus Hamm kommentiert die großen und kleinen Geschichten rund um den S04 mit viel Witz und Selbstironie. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: