Kann Kampfkunst gesund sein? –  

–  Wer sich nicht beherrschen kann – hat verloren“.    –

Übertriebener oder falscher Ehrgeiz führt bei jedem Sport zwangsläufig zu Verletzungen.Es gibt Menschen, die sich beim autogenen Training die Arme brechen.  Hinter der Frage ob und wie gesund eine Kampfkunst ist, steckt der Anspruch an den Anwender, wie er mit seinem Wissen und Können umgeht.

Tatsache ist, dass sich Sportarten nach Verletzungsgefahr in Kategorien unterteilen lassen.  Dadurch lässt sich ermitteln, dass es sehr wohl Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko gibt. Unter den Kampfsport- und Kampfkunstarten sind naturgemäß Sportler besonders gefährdet, die an Wettkämpfen teilnehmen. Wettkämpfe mit Leistungsanreiz (Urkunden, Prämie, Abzeichen, Pokale) steigern das Verletzungsrisiko drastisch. Verglichen mit manchem Breitensport sind Kampfsport, Kampfkunst nicht gefährlicher, wie z.B. Fußball, Volleyball, Handball…

Wer heute in Ausbildung und Beruf steckt kann sich keine Sportverletzung erlauben.  Damit könnten Ausbildung oder der Arbeitsplatz gefährdet sein. Auch üben wir nicht Selbstverteidigung um uns im Training zu verletzen.  Das ist jedem Teilnehmer klar und doch gibt es Unterschiede.

Ich möchte mich auf das beschränken, was ich jeden Tag übe: „Wing Tshun Selbstverteidigung“. Ohne Frage habe ich mir beim Training über die Jahre etliche blaue Flecken zugezogen. Unterm Strich, blieb ich jedoch von ernsten Verletzungen verschont. Glück gehabt – oder richtig geübt?

Wer Wing Tshun Selbstverteidigung ernsthaft betreibt, das heißt; regelfrei mit Partner übt und sich dabei weiterentwickeln möchte, lernt schnell, dass man alle Techniken „verhältnismäßig“ anwenden muss. Wer möchte schon mit einem Partner üben, der „ups“ versehentlich den Ellenbogen in den Kiefer schlägt oder „ups“ mit einem „Handkantenschlag“ die Kehle malträtiert oder „ups“ mit einem Fingerstich die Augen zerquetscht. Eine Entschuldigung reicht nicht aus um den Schaden wieder gut zu machen.

Wer auf Kosten des Trainingspartners Kampfkunst lernen möchte, kommt nicht weit. Training bleibt Training, gleich wie sehr die Übenden emotional beteiligt sind. „Wer sich nicht beherrschen kann – hat verloren“. Bei Wing Tshun Kampfkunst wird den Schülern viel Disziplin abverlangt. Den Gedanken siegen zu wollen, einem imaginären Fernziel unterzuordnen, fällt schwer. Dabei schwerer umso jünger und emotionaler die Übenden sind.

Wir setzen gerne auf Kraft und auf Techniken, die den Kampf zu unserem Vorteil schnell beenden. Schnell beenden sollen wir den Kampf jedoch nicht bei Wing Tshun, sondern möglichst lange in Bewegung bleiben und dabei die verschiedenen Techniken ausprobieren. Klappt das, was ich im Übungskampf langsam eingeübt habe unter Stress und mit Geschwindigkeit?

Mehr als anderswo lernen die Wing Schüler sich zu kontrollieren, rücksichtsvoll miteinander umzugehen und außerhalb des Trainingsraumes Auseinandersetzungen zu vermeiden. Das hat nichts mit Feigheit zu tun.  „Zerstören kann man leicht – aufbauen hingegen …“

So ist es für uns Wing Tshun Kampfkünstler ein Zeichen von geistiger Reife, nachzugeben. Jedoch nicht nachzugeben um aufzugeben, sondern nachgeben, um das Ziel auf andere Weise zu erreichen. Und dieses Ziel definiert jeder für sich selbst. Für manchen Kampfkünstler ist es Körperbeherrschung, andere wollen gesund bleiben, andere wieder ihre Fremdwahrnehmung kultivieren und so fort. Die wahre Kunst ist, miteinander zu kämpfen und unverletzt zu bleiben, dass zeichnet gute Wing Tshun Schüler aus.


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