Fr 25 Mrz 2011
Japan 2
von Ines Wulfert in Blogs
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Jetzt ist es fast zwei Wochen her, dass ich meinen letzten Blogeintrag geschrieben habe – und immer noch geht mir die Lage in Fukushima tagtäglich nicht aus dem Kopf. Man wird richtig sauer, aber auch bedrückt und traurig, was da abgeht.
Es ist das eingetreten, was viele auf der Welt nicht zu glauben gewagt haben: Radioaktivität und Verstrahlung. Die Kernschmelze ist immer noch nicht gebannt, Brennstäbe liegen teilweise frei (oder auch nicht?), verseuchte Lebensmittel, aber noch unbedenklich (oder nicht?), verseuchtes Trinkwasser (aber nur für Babies und Kleinkinder bedenklich, sonst keine Gefahr), verseuchtes Meerwasser und immer wieder neue Rauchwolken (mit oder ohne Radioaktivität?). Man kann den Nachrichten, die aus Japan rüberkommen, ja auch kaum noch glauben: mal ist die Gefahr gebannt, dann wieder angeblich teilweise 10 000fache Strahlungserhöhung. Der Verdacht, dass schon jahrelang bei der Wartung geschlampt wurde, und angeblich sind die drei schwerstverstrahlten Arbeiter, die mit einfachsten Hilfsmitteln versuchten, zu retten was zu retten ging, selbst Schuld an ihrer nun misslichen Lage….. sagt mal, geht´s noch?
Die Zahl der Toten, mittlerweile an die 10.000; die Zahl der noch Vermissten, angegeben mit ca. 26.000 und die 350.000 Menschen in Notunterkünften… Zahlen, die am Bildschirm zur Kenntnisnahme als nun dritte oder vierte Tagesmeldung nur so vorbeihuschen – aber die ICH mir in der Grössenordnung gar nicht vorstellen kann. Vielleicht hilft ein Vergleich: es gibt ja hier so viele Dortmund-Fans, die auch das Fassungsvermögen des Stadions kennen. In den Signal Iduna Park passen rund 80.000 Menschen. Also hiesse das so rund 4,5 Dortmunder Stadien voll von Menschen, die alles verloren haben, schon 14 Tage bei teilweise Hunger und Kälte ausharren und nicht wissen was kommt, wohin sie mal gehen können, was aus ihnen wird. Und dazu noch: die panische Angst vor der Verseuchung. Aber keine Panik, der Wind dreht nicht nach Tokio….
Ihr merkt schon, ich werde etwas sarkastischer. Ich habe mich diese Woche innerlich fürchterlich aufgeregt, als mir jemand in einem Gespräch, als das Wort Japan fiel, sagte "Wie, das war doch schon letzte Woche, sind die da immer noch nicht fertig"?
Tja, für manche ist es hier wohl nur noch eine Tagesmeldung aus einem anderen Teil der Erde. Ist ja weit weg. Aber Leute, diese Ungewissheit, was in Japan wirklich passiert und was nicht, geht uns solange alle was an, bis die Gefahr wirklich gebannt ist. Und danach schaut es noch lange nicht aus.
Am Sonntag sind Wahlen in BaWü. Wir wissen, wir sind genauso ein hochtechnisiertes Land wie Japan. Aber seid sicher: unsere Atomkraftwerke sind sicher. So sicher wie damals Blüms Renten.
Und noch eins: Ich mag die Serie "Die Simpsons", die im Vorabendprogramm läuft. Homer als Atomkraftwerker etc., kennt sicherlich jeder. Das Städtchen Springfield hat auch einen See. Und seit einiger Zeit geht mir da ein Bild aus einer Folge nicht aus dem Kopf: wollen wir mal nicht hoffen, dass uns eines Tages auch ein dreiäugiger Fisch aus dem Pazifik anschaut…
Schönes Wochenende,
Ines
