Hallo zusammen,

Michael Kempter, Bankkaufmann, 26 Jahre alt, Hobbies: Sport und Musik, angemeldet beim Fußballklub VFR Sauldorf Kreisliga B Bodensee Staffel 5, Tabellendritter, punktgleich mit dem Zweiten, und zwei Punkte Rückstand auf den Klassenprimus. Was sich auf den ersten Blick wie die Beschreibung eines von vielen jungen, sportbegeisterten, fest im Leben stehenden Mitbürgern liest, sind nur ein paar Eckdaten einer neuen deutschen Nr. 10. Nein, nicht einer der den tödlichen Pass spielen kann, und unsere Nationalkicker im nächsten Jahr zum Titel führen soll, sondern einer, der auf der „anderen“ Seite steht. Er ist nämlich Schiedsrichter. Auch das ist zunächst nichts Weltbewegendes, aber er ist die Zehn. Zehnter deutscher Schiri, der für höhere Aufgaben bei der FIFA vorgesehen ist.             
Respekt, das mit 26 Jahren. Kempter ist schon seit 2001 DFB-Schiri, pfeift seit 2004 in der zweiten Liga, und seit 2006 in der Belle Etage des deutschen Fußballs. Immer natürlich als jüngster seiner Zunft.                           
Nun heißt es ja im Allgemeinen, Erfahrung macht den Meister, ob im Beruf oder im Sport. Als ich vor vielen Jahren mal interessenhalber einen Schiedsrichter fragte, wie hoch ich denn noch pfeifen könnte, wenn ich jetzt einen Schiri-Lehrgang mit Erfolg absolvieren würde, das war vor etwa fünfzehn Jahren. Zur Antwort bekam ich, Kreisliga B, und wenn du gut bist, maximal noch Kreisliga A, aber dann ist Schluss, obwohl du ja selbst gespielt hast, aber das Alter. Konnte ich nur halbwegs nachvollziehen, aber wenn es denn so ist, ok. Damit wir uns richtig verstehen, ich wollte nie Schiedsrichter werden, es war nur eine Anfrage.                     
Jetzt frage ich mich natürlich, wo und wann hat denn Herr Kempter seine praktischen Erfahrungen gesammelt, also selbst hinter der Kugel hergetreten? Seit 2001 DFB-Schiri, also mit 18 Jahren schon im Einsatz, und mit 21 in der zweiten Liga. Da sind doch etliche Lehrgänge zu absolvieren, Spiele unter Beobachtung müssen gepfiffen werden, die bewertet werden. Man kommt in einen Kader für die nächst höhere Spielklasse, steht erst einmal da an der Linie. Der junge Mann muss ein Einser Schüler mit Stern sein, wenn er in diesem atemberaubenden Tempo, ohne Aussetzer, den Aufstieg zum Schiri-Olymp FIFA-Referee jetzt schon geschafft hat, und die nebenher noch eine Ausbildung als Bankkaufmann erfolgreich abgeschlossen. Ein genialer Theoretiker, der das Ballgefühl auf dem Büroschreibtisch nachvollzieht, ober eines von den wenigen Jahrhundert-, in diesem Fall Jahrtausendtalenten? 
Nicht das da jetzt falsche Hoffnungen aufkeimen, Bundeskanzler/in ist vor fünfzig nicht drin, eher später, und als Trainer, sollte man neben der Theorie auch praktisch tätig gewesen sein, egal in welcher Sportart, und im Beruf muss ich erst einmal die Gesellenprüfung ablegen, bevor ich meinen Meister machen kann. Abpfiff.

Tschüß, bis die Tage

R.A.


Über die Autorin/den Autor:  Rainer Aschmoneit schreibt unseren Schalke-Fan-Blog. Der leidenschaftliche Schalke-Fan aus Hamm kommentiert die großen und kleinen Geschichten rund um den S04 mit viel Witz und Selbstironie. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: