Schon von der anderen Straßenseite aus bemerkten wir die aufzuckenden Blitzlichter der Scheinwerfer hoch oben, die sich auf der regennassen gelben Plane spiegelten. Jetzt, um kurz vor Mitternacht und nach dem schweren Gewitter wirkte das halbfertig aufgebaute Zirkuszelt seltsam auf dem riesigen Platz. Dutzende kleine Wohnwagen reihten sich rundherum, die meisten dunkel und still, aber durch manche Plastikfenster war ein verschwommenes Fernsehbild zu erkennen. Nein, kalt war es nicht und so tat dieser Spaziergang zwischen tropfenden Bäumen und leise russisch sprechenden Zirkusartisten nach dem langen Sitzen und Nachdenken richtig gut. Vorbeizischende lichtlose Fahrräder und Studenten, die die letzte Zigarette vorm Einschlafen genossen. Rechts die heute gegründete Wohnwagenstadt und links in der grünen Dunkelheit, die durch die Zeltscheinwerfer noch dunkler wirkte, eine Hand voll Kaninchen. Gespräche über vorhin geführte Gespräche, Metakommunikation, und Pläne schmieden für die nächsten Tage. Zurück allein im Zimmer, wo die Luft zu stickig ist, da die Nacht ohne Fliegengitter draußen bleiben muss. Jetzt ist es spät, fast 1, aber noch immer hellwach. Radiomusik und zu heißer Kräutertee. Warten auf Domian. Anderen Geschichten lauschen. Und dann „Gute Nacht“ denken.


Über die Autorin/den Autor:  Mariella Steinweg füllt im Lokalteil des Anzeigers die Kolumne "Auf ein Wort". Das Schreiben macht der Studentin für Germanistik und Geschichte in Münster großen Spaß. Mehr über sie im Blog. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: