Schützenbruder Christian Donner über Traditionen, Generationen und Emotionen auf dem Schützenfest in Echthausen …
Alte Traditionen wie Quadrille, Fröschelke und Polonaise sterben langsam aus, weil die junge – ach so moderne – Generation kein Interesse mehr daran hat. Sicher – in Echthausen gibt es noch die alten Tänze – aber das nicht mehr lange, denn die jungen Leute wollen moderne Tanzmusik hören.
Steht das traditionelle Schützenfest in Echthausen damit vor dem Aus? Mitnichten, die Aussagen stammen nicht aus dem Jahr 2011, sondern wahlweise aus den Jahren 1952 und dem Jahr 1969. Interessant, nicht?
Der Generationenkonflikt wurde schon immer ausgetragen. Bei diesem Konflikt geht es um Besitz- oder Moralstrukturen, die verteidigt bzw. angegriffen werden. Es gibt zum Beispiel die Generation „der Alten“, die sich von der „Jugend“ nicht respektiert fühlt oder zu diversen Themen eine andere Haltung hat und umgekehrt. Soviel zur Theorie.
“Bei uns kennt man noch die alten Tänze: Quadrille, Polonaise, Oh du lieber Augustin aber auch die beliebten Fröschelkes. Moderne Tanzmusik ist nicht erlaubt. (…) Es wird immer schwerer diese Traditionen beizubehalten (..) irgendwann werden dann auch diese Tänze aussterben (…)“
Brief des damaligen Vorsitzenden Franz Rasche aus dem Jahr1952 an die GEMA-Bezirksdirektion in Dortmund im Rahmen eines fehlerhaften Gebührenbescheides über Tanzmusik.auf dem Schützenfest .
Früher war alles besser. Wer von ihnen hat diesen Satz nicht schon gehört oder benutzt. Wann aber war eigentlich dieses „Früher“ von dem alle reden? Es gibt ja mehrere. Vorhin zum Beispiel war ja auch schon früher. Und das war nicht wirklich besser als jetzt. Es war eher genauso. Die Befürchtungen von vor über 50 Jahren zeigen eindeutig, dass die Angst um die Zukunft, die Angst darum, dass die Jugend die Leistungen und Traditionen der Älteren nicht akzeptiert kein Gegenwartsthema sind. Sie bestehen schon immer und es ist an der Zeit diesen Mythos zu begraben! Übrigens, schon Sokrates (469-399 v.Chr.) sagte: „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Fällt Ihnen was auf?
Schauen wir auf die Gegenwart und das Schützenfest in Echthausen. Die so genannte „Generation Facebook“ verabredet und organisert sich über iPhones und Internet, aber diese Generation tanzt auch mit Begeisterung die alten, traditionellen Tänze und zwar mit den Älteren. Es gibt wohl kein Dorf, in dem die Sauerländer Quadrille so gepflegt und geliebt wird.
Es gäbe mit Sicherheit große Proteste, wenn Fröschelkes, Polonaise oder Quadrille abgeschafft würden, und zwar von den Jüngeren.
Oder stellen Sie sich eine Abschaffung des Freibiers oder einen Wechsel der Biermarke vor. Oft leben die jüngeren Schützen die Schützenfesttraditionen konservativer aus, als die Älteren. Sie sind es, die diese mit Leben füllen, weitergeben, eben auch weil sie dies so vorgelebt bekommen haben. Zugeben würden sie dies natürlich nie. Das müssen sie auch nicht; ihr Erscheinen auf dem Fest und das aktive Mitgestalten, wozu auch das Verändern gehört, sind schon Zeichen genug.
Natürlich ist es manchmal schwierig für „Ältere“ das Verhalten der „Jüngeren“ zu verstehen. Natürlich kommt es mal zu Meinungsverschiedenheiten. Aber jeder individuelle Blick in seine Vergangeheit wird wiederum Verständins hervorrufen. Denn dort wartet schon der nächste Mhythos: „Wir waren früher nicht so!“
Zwei junge Schützenkönige in den letzten Jahren sprechen eine eindeutige Sprache. Und auch die Jungschützen sind eine starke, seit nun mehr 20 Jahren bestehende Gemeinschaft, deren Mitglieder sich klar zu ihrem Dorf bekennen und immer mit anpacken.
In Echthausen wird Schützenfest gelebt und zwar generationenübergreifend. Und ist das in der heutigen Zeit nicht eine tolle Sache? Lassen sie uns über früher unterhalten, aber lassen sie uns auch darüber schmunzeln. Denn jetzt ist eben gleich schon früher.
Christian Donner