„Guten Tag Frau Bundeskanzlerin!“

Die vergangenen Tage lassen sich unter einem Motto zusammenfassen: Langeweile sieht anders aus! Bereits bei der Planung der Saison wurde deutlich, dass die Programmpunkte wohl dicht aufeinander folgen würden, gerade in der Phase der European League (EL). Die Bestätigung erfolgte prompt: Vom EL-Turnier in Hamburg ging die Reise über Berlin nach Tel Aviv/Israel. Dort fand das letzte Vorrunden-Turnier statt, inklusive der Entscheidung, ob wir uns für das EL-Finale qualifizieren können. Bereits nach dem ersten Spiel (3:0-Sieg gegen Tabellenführer Belgien) hatten wir das Final-Ticket aber gelöst, so dass der Bundestrainer beiden Matches gegen Serbien (2:3) und Israel (3:1) nutzte, um allen Spielerinnen Matchpraxis zu geben und taktische Dinge auszuprobieren.

Der Abreisetag aus Tel Aviv gestaltete sich dann zu einer besonderen Herausforderung – körperlich und nervlich. Um 2 Uhr morgens klingelte der Wecker, 3.30 Uhr Transfer vom Hotel zum Flughafen, 4.30 Ankunft, fast zwei Stunden Check-In und Sicherheitskontrollen – die mit Abstand gründlichsten, die ich bisher erleben durfte –, dann zwei Stunden Verzögerung des Abfluges, gegen Mittag Ankunft in Berlin, Transfer ins Trainingszentrum nach Kienbaum und in die sofortige Vorbereitung eines „Sondertermins“ am nächsten Tag – dem Besuch bei der Bundeskanzlerin.

Angela Merkel, die als Schirmherrin der EM in Deutschland fungiert, hatte unser Team ins Bundeskanzleramt eingeladen. Nach den Sicherheitskontrollen, die im Vergleich zu Israel in rasender Geschwindigkeit abliefen, wurden wir in die siebte Etage des Bundeskanzleramtes geleitet, wo man in der „Skylobby“ einen tollen Blick über das Berliner Regierungsviertel hat. Dort trafen wir die Bundeskanzlerin, die in derselben Etage (für „normale“ Besucher nicht zugänglich) auch ihr Büro hat. Nach der Begrüßung („Guten Tag, Frau Bundeskanzlerin!“), einigen Gesprächen zur EM, Volleyball im Allgemeinen, Berlin und Politik, überreichte unsere Delegation, inklusive des Verbandspräsidenten Thomas Krohne, der Bundeskanzlerin ein Original-Trikot, bedruckt mit dem Spielernamen ‚Merkel’ sowie weitere Volleyball-Utensilien. So ausgestattet, verabschiedete uns die Kanzlerin mit den besten Wünschen und sprach direkt eine erneute Einladung aus – für den Fall, dass es fürs Team bei der EM „etwas zu feiern“ gäbe. Anschließend bekam unsere Delegation noch eine Sonderführung durchs Kanzleramt, inklusive vieler interessanter Informationen, Erklärungen und Einblicken. Insgesamt ein wirklich besonderer Tag und eine tolle Wertschätzung für unsere Sportart und das Team.

Die Tage danach bestanden nahezu ausschließlich aus der Vorbereitung für das EL-Finale in Varna/Bulgarien am 13. und 14. Juli: Flüge buchen, Sondergepäcktransport organisieren, mit den Organisatoren über Unterkunft und Trainingsmöglichkeiten sprechen. Als ob das für einen vollen Arbeitstag noch nicht ausreicht, stand zudem die Organisation des Aufenthalts der polnischen Nationalmannschaft (für Testspiele) Ende Juli in Kienbaum auf der To-Do-Liste.

Umso schöner, dass ab 17. Juli die erste Pause seit Saisonbeginn auf dem Programm steht, was für mich die kurze Rückkehr in die Heimat bedeutet. Endlich wieder Familie und Freunde sehen und fünf freie Tage nutzen, um die Akkus für die nächste Phase – den Grand Prix in Italien, Polen und Thailand – aufzuladen. Wobei ich schon jetzt das leise Gefühl habe, dass „freie Tage“ in dieser Phase wohl ein sehr dehnbarer Begriff werden können…

 


Über die Autorin/den Autor:  Der Halveraner Matthias Willnat betreut die Deutsche Volleyball-Frauen-Nationalmannschaft als Teammanager auf dem Weg zur Europameisterschaft, die im September im eigenen Land stattfindet. Für come-on.de führt Willnat ein Tagebuch der Ereignisse. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: