Fr 31 Mai 2013
Der Countdown läuft
von Matthias Willnat in Blogs
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Nur noch 99 Tage, dann treten wir (endlich) in Halle/Westfalen zum ersten Match ,unserer' EM an -- ab jetzt läuft der Countdown also ganz konkret. Nun gut, "nur noch" ist relativ und noch etwas entfernt, aber wir merken jetzt schon deutlich, wie die Vorfreude auf dieses Highlight bei uns steigt. Nach Monaten der Planungen und Vorbereitungen hat nun am Samstag die Vorbereitungsphase begonnen. Jetzt geht es Schritt für Schritt dem Ziel entgegen, im eigenen Land (hoffentlich) eine Medaille zu holen! Im Olympiastützpunkt in Heidelberg haben wir uns zum Saisonstart getroffen. Doch anders als sonst ist hierzu nur ein Teil des aktuellen 24er-Kaders angereist. Unser Bundestrainer, Giovanni Guidetti, will die ersten Wochen nutzen, um mit jungen Spielerinnen zu arbeiten und ihnen die Möglichkeit zu geben, auf hohem Niveau Spielpraxis zu sammeln. So sind wir am Montag mit dem gefühlt jüngsten Kader nach Montreux/Schweiz gereist, mit dem wir hier bei den "Volley Masters" je angetreten sind. Das Durchschnittsalter liegt gerade mal bei 23 Jahren, vier der zwöf Spielerinnen haben noch kein einziges Länderspiel für die A-Nationalmannschaft absolviert. Wenn man dann bedenkt, dass wir in der Vorrunde des Turniers auf Gegner wie den Olympia-Dritten Japan und den Weltranglisten-Vierten Italien treffen, ist das eine echte Herausforderung für unser junges Team. Ich bin gespannt, wie das Turnier für uns verlaufen wird. Wobei die Resultate hier für uns nicht oberste Priorität haben. Niemand erwartet vom jungen Team in Montreux, wo zum Beispiel noch Teams wie Olympiasieger Brasilien und Weltmeister Russland mitspielen, sensationelle Ergebnisse oder ein Platz auf dem Siegertreppchen. Wichtig ist allein zu sehen, wer von den jungen Spielerinnen den Sprung in den 14er-Kader für die EM schaffen und damit helfen kann, unser EM-Ziel -- Edelmetall -- zu erreichen. Für dieses Ziel hat der Deutsche Volleyball-Verband zusammen mit uns als Betreuerstab der Nationalmannschaft in den letzten Monaten alles Erdenkliche durchdacht, geplant und organisiert. Herausgekommen ist eine Saison, die wir so noch nie hatten. Angefangen mit dem Turnier in Montreux folgen die Teilnahme an der European League (im Juni + Juli) und am Grand Prix (im August), bevor wir dann am 6. September zum ersten EM-Spiel gegen Spanien antreten. Somit stehen für uns bis dahin neben unzähligen Trainingseinheiten noch mehr als 20 Spiele in mindestens sechs Ländern bevor. Für mich persönlich bedeutet das, seit letztem Samstag bis -- hoffentlich -- zum 14. September (denn dann wäre das EM-Finale in Berlin) mit dem Team nahezu jeden Tag unterwegs zu sein. Bei diesem umfangreichen Programm, bei dem wir innerhalb und außerhalb von Deutschland fast jeden vierten Tag das Quartier wechseln, habe ich mich jetzt schon auf die möglichen ,Nebenwirkungen' eingestellt. Diese habe ich bereits in der letzten Saison erlebt, in diesem Jahr dürfte die ,Dosis' aber noch stärker werden: Eines Morgens in einem Hotel aufzuwachen und im ersten Moment nicht zu wissen, wo man gerade ist!? Serbien? Israel? Polen? Thailand? Oder doch Berlin!? Wie gut, dass solche verwirrenden Momente nur von kurzer Dauer sind. Sollte ich dann eines Morgens realisieren, dass es Berlin ist, dann sind wir unserem großen Saisonziel schon sehr nahe. Bekommen wir am 14. September wirklich eine Medaille überreicht, wäre dieser Zustand für mich sicherlich auch etwas verwirrend, ich bräuchte Zeit, um das alles einzuordnen. Aber gegen diese etwas andere Art der ,Nebenwirkungen' dieser speziellen Saison, hätte ich dann sicherlich nichts einzuwenden...
