Mi 21 Nov 2012
„Tam Dao“ und „Bao“
von Ines Wulfert in Blogs
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Hallo zusammen,
es ist alles glatt gegangen! Zwei Nachzuchten von Pyxidea mouhotti kann ich seit gestern präsentieren.
Ab dem 90. Tag stellte sich bei mir natürlich wie jedes Jahr die Unruhe ein. Wann würden die ersten Risse in den Schalen erscheinen? Ihr könnt Euch vorstellen, dass die Spannung mit jedem Tag mehr, der ins Land ging, natürlich unerträglich wurde. Aber am 99. Tag (17. November 2012) dann endlich: um 14.45 Uhr hatte das grössere Ei (Nr. 6) vorne ein kreisrundes kleines Loch. Es sah fast so aus, als hätte es jemand mit einem Locher fein säuberlich ausgestanzt. Ein fitzeliges Stückchen Nase mit Eischwiele hatte sich den Weg ins Freie gepickt. Den ganzen Tag über fielen dann nur kleinere Stückchen, die Aktivität und der Drang, ganz herauszukommen, folgten erst in den frühen Morgenstunden des darauffolgenden Tages. Am 18. November um 18.55 Uhr hatte die Schröte es dann endlich ganz geschafft. Mit einem mächtigen Satz rannte sie fast aus ihrer Kalkschale.
Beim ersten In-Augenschein-Nehmen war ich doch etwas besorgt. Es war noch eine grössere Menge Dottersack vorhanden, der Bauch somit auch noch nicht geschlossen. Im Endeffekt hätte der Krümel sich noch gut eine Woche im Ei Zeit lassen können… Dass mal Reste vorhanden sind, kommt schon mal vor, aber diese Grösse hatte ich noch nicht. Also musste erst eine kleine desinfizierte Box her, spartanisch eingerichtet mit warmen feuchten Tüchern, um dem Dottersack keinen Dreck und damit einer Infektion auszusetzen. Das wäre ein Todesurteil. Der Schröte schien das aber überhaupt nichts auszumachen. Sie war sehr agil und rannte hochbeinig in der Box umher, als gäbe es kein Morgen… Erste Versuche, die steile Wand hochzuklettern, gab es natürlich auch. Irgendwie sind die Schröten da alle gleich – erstmal versuchen, auszubüxen!
Schon einen Tag später hatte sich der Dottersack halbiert und war abgetrocknet. Ich war beruhigt, alles ging gut. Heute ist nur noch ein Minimum vorhanden, ich schätze mal, dass bis zum Wochenende die Bauchdecke geschlossen sein dürfte und die Schröte in ein kleines Terrarium ziehen kann. Sie hat den Namen „Tam Dao“ bekommen, nach meinem Traum-/Lieblingsort in Vietnam. Sie wiegt 12,5 Gramm. Messen werde ich erst am Wochenende, wenn sich der Panzer komplett entfaltet hat und nicht mehr die Eirundungen aufweist.
Hier eine kleine Fotofolge:
Ganz in Ruhe konnte ich nun abwarten, wann wohl das zweite Ei aufgehen würde. Wenn diese Schröte auf dem selben Stand sein würde wie Tam Dao, wäre es von Vorteil, noch drei bis vier Tage in der schützenden Hülle zu verbleiben… Aber es ging ruckzuck weiter. Am Montag (19. November) lugte um 10.30 auch dort eine Nasenspitze aus dem Ei. Dieses Ei war das Kleinste aus dem grossen 7er-Gelege von Safran. Den ganzen Tag über tat sich aber nichts weiter, als ob die Schröte Kraft sammeln würde. Erst gestern mittag ging es dann richtig los. Über zwei Stunden lang brach Stück um Stück ab. Nachdem die Hälfte der Eischale dem Drängen zum Opfer gefallen war, schaffte die kleine Schildkröte es sogar, sich einmal komplett innen zu drehen! Das habe ich bei allen Nachzuchten vorher auch noch nie gesehen. So halb auf dem Rücken liegend schaute sie dann rundum, bevor es wieder weiterging, um sich endlich zu befreien. Um 16.11 Uhr war es dann auch nach 101 Tagen soweit. Sie verließ die Kalkschale.
Auch bei ihr war noch ein Rest Dottersack vorhanden, aber nur in geringem Ausmaße. Also wurde auch diese Schröte, die den Namen „Bao“ trägt, kurzerhand in eine weitere Box verfrachtet und auch wieder in den warmen Brüter gestellt. Auch da wird es voraussichtlich am Wochenende den Umzug ins Terra geben. Erstaunlich auch bei ihr, wie groß der Laufdrang war. Über vier Stunden dackelte sie in der Box rum, mit neugierigen Versuchen, ob man an den Ecken nicht nach oben kam… Bao bringt 10,5 Gramm auf die Waage. Von der Farbe her ist sie etwas heller als Tam Dao.
Hier die Fotos von Bao:
Ich bin mehr als zufrieden, dass beide befruchtete Eier etwas geworden sind. Die Startgewichte sind gut, ich nehme mal an, dass beide die Chance haben, sich prächtig zu entwickeln. Und wenn am Wochenende auch der zweite Brüter wieder bis zur nächsten Saison verstaut wird, kann ich glücklich in die Wintersaison gehen. Die meisten meiner Schröten sind schon in der Winterruhe, bis auf die Kleinen vom letzten und vorletzten Jahr natürlich. Obwohl die sich auch nur noch sporadisch blicken lassen. Es wird also ruhig hier werden…
Zum Abschluss noch ein Bild von beiden.
Bis die Tage,
Ines
