Im Verlauf der Woche hatten wir uns ein Konzept überlegt, wie wir mit den Frauen das Miniprojekt mit Mikrokrediten starten würden. (s. letzte Bericht) So hatten wir einen Vertrag verfasst, in welchem zum einen beschrieben ist, was das Ziel der Mikrokreditvergabe ist und zum anderen, welche Verpflichtungen die Mütter mit der Unterschrift des Vertrages eingehen. Jede der zehn Frauen bekam von uns eine Einmalzahlung, welche ihnen die Möglichkeit in die Selbstständigkeit erleichtern sollte. Von diesem Geld müssen sie im Monat einen Mindestbetrag zurückzahlen, bis sie einen bestimmten Gesamtbetrag erreicht haben. Diese Summe – welche geringer ist, als das Geld, was sie anfangs bekommen haben – soll sie noch mehr motivieren, ihr eigenes Geschäft selbstständig durchführen zu können. Im Vertrag mussten sie ihren Namen und ihre Adresse angeben sowie das „Business“, welches sie vorhatten auszuführen. Nach der Unterschrift von uns als Projektmitarbeiterinnen aus Deutschland, unterschrieben die Projektleiterinnen Schwester Regina und Schwester Delphine sowie die Frau, die das Geld von uns erhalten würde.

Bevor wir die Verträge jedoch im Einzelgespräch ausfüllten und das Geld übergaben, erklärten die beiden Schwestern den Frauen den genauen Inhalt in ihrer Muttersprache Bemba, damit auch jede Frau die Ernsthaftigkeit der Geldannahmen verstand. Hierfür nahmen sie sich viel Zeit und erklärten alles im Detail. Die anschließenden Fragen seitens der Frauen zeigten, dass sie sich bereits Gedanken zu den Mikrokrediten gemacht hatten und den Sinn dahinter verstanden. Eine der Frauen, die Sprecherin der Gruppe, bedankte sich ganz herzlich bei uns für diese einmalige Chance, der Armut zu entkommen. Gleichzeitig ermahnte sie die anderen Gruppenmitglieder diese Chance zu nutzen und sich zu engagieren.

 

Im Verlauf des Tages besuchte uns ein Architekt, mit dem wir über den Hausbau für Ireen (wir berichteten am Dienstag) sprachen. Nach dem ersten Kostenvoranschlag, den wir eingeholt hatten, wollten wir nun eine zweite Meinung hinzuziehen. Tatsächlich stellte sich das Angebot als günstiger heraus, wenngleich wir weitere Möglichkeiten suchten den Preis für diese Einzelfallhilfe noch stärker zu reduzieren. Ireen selbst hatte die Idee in ihrer Kirchengemeinde um Unterstützung zu bitten. Gemeinsam mit den Schwestern machten wir uns spontan auf den Weg zum Pastor und schilderten vorerst seiner Frau die derzeitige Situation. Sie versprach sich mit ihrem Mann und weiteren Gemeindemitgliedern zu beratschlagen und wir wurden für Montag zu einem weiteren Gespräch eingeladen.

Auf dem Rückweg zum Konvent trafen wir zwei Kinder, die gerade auf dem Nachhauseweg von der Schule waren. Ihnen haben wir den Schulbesuch für diesen Schulterm ermöglicht. Es gab uns ein unglaublich gutes Gefühl zu wissen, dass sie auch in den kommenden Monaten die Schule besuchen können.

 

Bevor wir die Frauen zum vorletzten Mal verabschiedeten, erhielt jede Familie zwei Stücke Seife (zur Körperpflege und  Handwäsche) und Vaseline. Zum Abschied winkten sie uns alle zu. „They are happy, when they go home today“ (Sie gehen heute glücklich nach Hause), sagte die Schwester als passendes Fazit des Tages.

 

Diese Woche haben wir außerdem den sogenannten Chief des Dorfes kennengelernt. Er heißt mit Nachnamen Kazembe, seine Familie hat dem Dorf also ihren Namen gegeben. Er ist das traditionelle Oberhaupt hier und darf über alles entscheiden, z.B. ob neue Schulen gebaut werden dürfen. Wir mussten eine Stunde warten, bis wir von ihm in seinem Besucherzimmer willkommen geheißen wurden. Zur Begrüßung darf man ihm nicht die Hand geben, sondern muss sich hinknien und 3x in die Hände klatschen. Dabei muss der Kopf gesenkt sein. Sogar seine Frau darf ihm nicht die Hand geben. Auch das Geschenk, was wir ihm mitgebracht haben, durften wir ihm nicht direkt geben, sondern es lediglich vor ihm auf den Boden stellen, uns hinknien und 3x in die Hände klatschen, wie es die Tradition des Volkes der Bemba vorschreibt. Obwohl die Situation für uns sehr angespannt war, war es sehr interessant, diese afrikanische Tradition kennenzulernen.

 

Außerdem waren wir Mitte der Woche in Mansa, einer ca. 250km entfernten Stadt, wo wir einige Pflichten bezüglich des Projektes zu erledigen hatten. Die 3,5 stündige Fahrt war ein wirkliches Highlight: Nach den ersten paar Kilometern in dem nicht sehr vertrauenerweckenden Bus erlosch der Motor ganz langsam. Glücklicherweise fuhr der Bus nach wenigen Minuten weiter. Der Rückweg stellte sich als noch anstrengender heraus: In dem für 60 Personen zugelassenen Bus fuhren geschätzte 80 Personen plus Unmengen von Gepäck mit. Während der Busfahrer auf gerader Strecke des Öfteren ordentlich auf das Gaspedal drückte, hatte der Bus in einigen Kurven extreme Schieflage und wir fragten uns, ab welchem Neigungswinkel ein Bus kippt… So kamen wir nach 13 Stunden wieder in Kazembe an und waren froh, diesen aufregenden Tag überstanden zu haben.

 

In den nächsten Tagen werden wir uns noch ein Krankenhaus in der Nähe von Kazembe ansehen, wo wir die 44 mitgebrachten Brillen abgeben möchten. Außerdem werden wir die Wasserfälle ganz in der Nähe besuchen und eventuell noch ein Kinderheim besichtigen, welches von einer europäischen Familie geführt wird. Am Dienstag findet dann das letzte Treffen mit den Frauen und Kindern statt, während welchem wir ihnen unsere mitgebrachte Kleidung übergeben möchten. Über Neuigkeiten bezüglich des Hausbaus werden euch informieren.


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