Australien ist ein sehr sportbegeistertes Land, das ist kein Geheimnis. Sport ist hier ein fester Bestandteil des Alltags, und das Interesse der Australier beschränkt sich nicht nur aufs Zuschauen am TV oder live vor Ort, sondern sie treiben selbst viel Sport. Morgens vor der Arbeit und am späten Nachmittag und Abend sind die Promenaden und Wege entlang des Brisbane River stark frequentiert mit Nordic Walkern, Läufern, Radfahrern, Skatern, etc. In der Stadt sieht man sehr viele Rennradfahrer, der Sport ist gerade hier im Sonnenloch Queensland sehr populär.

Generell war die vergangene Woche gefüllt mit Highlights, speziell für die Queenslander. Am Mittwoch gewann Queensland im Suncorp Stadium das entscheidende Rugby League Finale und die prestigetraechtige „State of Origin“-Serie gegen New South Wales. Und am Samstag gab es in der Stadt wieder einen Grund zum Feiern, als die Queensland Reds das Grand Final der Rugby Union Saison gewannen. Rugby League und Rugby Union ähneln prinzipiell dem American Football in den USA, allerdings darf das Lederei per Hand nur nach Hinten gepasst werden. Nach vorne darf es lediglich gekickt oder „getragen“ werden. Das macht die Aufgabe eines Touchdowns, bzw. eines „Try“ wie es beim Rugby League heisst, deutlich schwieriger. Hinzu kommt, dass die schweren Jungs keinerlei Schutzkleidung tragen, keine Schienbeinschoner, Schulter- oder Knieprotektoren und auch keine Helme. Wer da physisch nicht kräftig genug und bis in die letzte Faser austrainiert ist hat bei diesem Spiel weder Spaß, noch Erfolg. Männer wie Greg Inglis, Sam Thaiday oder Dave Taylor laufen die 100 Meter alle unter zwölf Sekunden. Das Besondere daran ist, dass sie selbst 120kg oder mehr auf die Waage bringen und zwei Kühlschränke unterm Arm tragen können ohne einen Schritt langsamer zu werden. Wenn diese Bullen im Vollsprint ineinander rennen, dann will man nicht dazwischen stehen. Ich kann mich mehr und mehr für Rugby League begeistern. Als Ortsansaessiger unterstuetze ich natürlich die Brisbane Broncos, die aktuell auf Play-Off-Kurs sind.

Abgerundet wurde die sportlich überaus erfolgreiche Woche am Sonntagabend durch den Weltmeistertitel der Netballerinnen, die in einem absoluten Herzschlagfinale in der Verlängerung gegen Neuseeland gewonnen haben. Netball ist eine Sportart, die vor allem (oder sogar ausschließlich?) in den Commonwealth-Ländern gespielt wird. Sie ähnelt in den Ansätzen dem Basketball, aber der Ball darf nicht gedribbelt, sondern nur gepasst werden. So ganz astrein habe ich die Regeln noch nicht gecheckt, aber Körperkontakt scheint nahezu komplett verboten zu sein. Und wenn es gegen Neuseeland geht, dann steht jeweils doppelt so viel auf dem Spiel. Die Rivalitaet ist zu vergleichen mit der zwischen Deutschland und Holland.

Der Juli ist hier in Queensland der kälteste Monat des Jahres, deshalb ist er nicht besonders beliebt. Mir als Europäer mutet das etwas seltsam an, denn ich kann mir nicht vorstellen wie das Wetter noch besser sein könnte. Seit Dienstag ist erneut keine Wolke am Himmel, bei regelmäßigen 21 Grad tagsüber. Das unerhört gute Wetter habe ich am Wochenende zu einem Kurztrip zum Surferspot Noosa an der Sunshine Coast genutzt.

Der kleine Ort hat traumhafte Straende und Buchten in fusslauefiger Entfernung, eine kleine und uebersichtliche Hauptstrasse mit kleinen, stylishen Laeden und Bars, die typisch australisch gestaltet sind – einladend und zu allen Seiten hin offen und mit vielen Sitzgelegenheiten in der Sonne. Noosa kann mit den schoensten und attrakivsten Urlaubszielen dieser Welt mithalten und kommt trotzdem zu keiner Zeit abgehoben oder gewollt cool rueber, sondern im Gegenteil sehr urspruenglich, authentisch und natuerlich. Noosa zieht im uebrigen – zumindest jetzt im Winter waehrend der „Off-Season“ – keine besonderen Altersgruppen an, sondern wohl eher Charaktere mit aehnlichen Vorlieben. Es mischen sich Locals mit Rucksack-Touristen, Mitt-Zwanziger mit Rentnern, Berufstaetige mit Studenten weil sie die entspannte und freundliche Atmosphaere, sowie Sonne, Strand und Natur geniessen und sich selbst nicht sonderlich wichtig nehmen.

Ich habe fuer mich das sichere Gefuehl, dass ich dort einen grossen Teil meiner Freizeit verbringen werde.

Unter der Woche wird jedoch zunaechst hart gearbeitet, denn ich will hier meine Aufgabe so gut wie moeglich erfuellen. In der uebernaechsten Woche steht mit dem Oceania Cup ein erster echter Test an. Klar formuliertes Ziel ist der Titel sowohl bei den Damen, als auch bei den Herren. Die jeweiligen Sieger qualifizieren sich fuer den Weltcup, der im November in Singapur, bzw. Paris stattfindet.

Als Verantwortlichem fuer die Nationalmannschaften ist der Wettbewerb fuer mich der erste Pruefstein. Denn letztlich sind Ergebnisse und vor allem Medaillen der einfachste Massstab, an dem ich gemessen werde. Und das ist am Ende in jedem Sport so, und in allen Laendern gleich.


Beste Gruesse aus Brisbane


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