Mo 27 Jun 2011
395 $ – Parken zum Spartarif
von Jens Lang in Blogs
Keine Kommentare
Zunaechst hoerte es sich verheissungsvoll an: “Ich kann ihnen ein besonderes Angebot unterbreiten,” versprach die Stimme am anderen Ende der Leitung. Ok, da bin ich gespannt, dachte ich mir. “395 A$, direkt in der Albert Street.” Zuerst wollte ich fragen, ob das die Gebuehr fuers ganze Jahr ist und die Miete fuer mein Appartment darin enthalten ist. Aber der freundliche Herr am Roehrchen loeste es gleich selbst auf, denn es war die monatliche Parkgebuehr fuer das Abstellen meines Autos in einem Parkhaus in der Naehe meines Appartments. Da konnte mich auch das Verkaufsargument, dass ich 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche Zufahrt haette nicht ueberzeugen, denn davon war ich ausgegangen. Waere ja noch doller, wenn ich 400 Steine im Monat fuer ‘nen Parkplatz ausgebe und dann nur Di., von 12h bis 14h und Fr., von 20h – 21.30h drankomme.
Bei den Lebenshaltungskosten in Australien erlebe ich den einen oder anderen aha-Effekt. Im Vergleich zu meinem ersten Besuch in 2003 ist Australien inzwischen sehr teuer geworden. Und das liegt nicht allein daran, dass ich in der Stadt wohne wo die Preise am hoechsten sind. Das gedankliche Umrechnen des australischen Dollars in Euro zaehlt fuer mich nicht mehr, da ich ja auch in australischen Dollar bezahlt werde.
Schritt fuer Schritt stelle ich hier meinen Alltag auf. Wasser kommt in meiner Bude mittlerweile auch aus dem roten Hahn, und in der vergangenen Woche ist mein restliches Gepaeck aus Deutschland angekommen. Allein der Gedanke die vier grossen Koffer und Taschen in der Frachtabfertigung des Flughafens abzuholen (wo ist die ueberhaupt?) und dann durch Zoll und Quarantaene zu bringen hat bei mir am Anfang Schweissausbrueche verursacht. Die paar Male die ich in Deutschland “auf” dem Zollamt war sind mir naemlich ins Gedaechtnis gebrannt. Das auszufuellende Formularwerk und die einzuhaltenden Vorschriften sind so komplex, dass man sie fruehestens nach dreijaehriger Ausbildung zum Aussenhandelskaufmann mit Zusatzqualifikation beherrschen kann. An jeder Ecke lauern Fehlerquellen wie Falltueren, und bei der kleinsten Missachtung der Regularien muss man zurueck auf Los, und alles faengt von vorne an. Die Mitarbeiter des Zollamts, das ich damals ab und an besuchen durfte hatten Gesichtszuege wie Schildkroeten und bewegten sich in Zeitlupe. Bei keinem meiner Besuche bin ich dort begruesst oder verabschiedet worden. Dementsprechend gross war meine Vorfreude also auf die Ankunft meiner Sachen und die daran anknuepfende Aufgabe.
Zu meiner Ueberraschung war dann alles halb so wild. Als mein Gepaeck in Brisbane ankam bekam ich einen freundlichen Anruf vom Abwicklungsbuero inklusive Wegbeschreibung. Vor Ort erhielt ich dann die Papiere, bei der Zollabwicklung wurde ich auf gewoehnt australisch-freundliche Art von einer Service-Mitarbeiterin empfangen, die Abfertigung erfolgte schnell, unkompliziert und wiederum sehr freundlich, und kurze Zeit spaeter konnte ich mein Gepaeck ins Auto laden.
Den ersten kurzen Besuch hatte ich inzwischen auch. Bundestrainer Joerg Rosskopf besucht mit dem Rest seiner Familie derzeit eine seiner Toechter, die in der Naehe von Brisbane ein Jahr lang zur Schule geht. Bei der Gelegenheit haben wir uns unter der Woche zu einem verlaengerten Mittagessen in der Stadt getroffen. Von Miley Cyrus hingegen hatte ich vorher bislang nur den Namen gehoert. Sie gab am gleichen Abend gab ein Konzert in der Stadt und ruehrte dafuer tagsueber die Werbetrommel. Wie es der Zufall wollte fuehrte sie ihr (inklusive Bodyguard, Management und ein paar Medienvertretern) Weg auch am Eagle Street Pier vorbei, wo Familie Rosskopf und ich gerade zu Mittag assen. Rossis Toechter sind 15 und 17 Jahre alt und gehoeren damit wohl zum absoluten Kern der Miley-Cyrus-Fan-Zielgruppe. Beide hatten das Glueck ein gemeinsames Foto mit “Hanna Montana” (soviel weiss ich jetzt ueber Miley Cyrus) zu bekommen, geschossen vom Papa hoechstpersoenlich.
Ich werde mich unterdessen in dieser Woche nach einem Auto umschauen. Mieten ist schliesslich auf Dauer zu teuer. Und sobald ich mein Visa in der Hand halte (hoffentlich in zwei Wochen) kann ich mir hier auch eine private Zusatz-Krankenversicherung zulegen. Auch in dieser Hinsicht ist das hier uebrigens eine interessante Erfahrung: Wenn man die international existierenden Gesundheitssysteme mit Hotelzimmern vergleicht, dann wohnen die Deutschen in der Praesidentensuite des Emirates Palace in Dubai. Wir Deutschen sind von unserem System so verwoehnt, dass wir uns beim Betrachten der Preise und Leistungen der Krankenversicherungen im Ausland (ziemlich egal in welchem) wahrscheinlich direkt “wegen Schwindelanfaellen” ins naechste Krankenhaus einliefern liessen.
Allerbeste Gruesse aus Brisbane
