Nachdem wir unseren League Champ Titel geholt hatten, ich abends, als ich nach Hause kam, total überzeugt war, ich könnte bestimmt nicht schlafen, weil ich so aufgedreht bin, und dann natürlich doch innerhalb von fünf Minuten geratzt habe, wurde am nächsten Morgen das wohl verdiente Wochenende begrüßt. Ich bin hier echt ständig wochenendreif. Sogar am Wochenende. Ich weiß auch nicht, ich bin hier so viel unterwegs, dass ich echt zu nichts mehr komme. Wenn ich wieder in Deutschland bin, brauche ich erstmal Urlaub vom Austauschjahr. 😉
Okay, zurück zum Wochenende. Nachdem ich nach langem Mal wieder richtig schön ausschlafen konnte, sind Jim und ich gegen Mittag nach San Diego aufgebrochen, um Shannon, Greg und Elsie zu besuchen. Barbara war in Seattle bei der Kommunion ihres Neffen. Da wäre ich ja auch gerne mitgeflogen, aaaber ich hatte ja Freitag League Finals. Das ging dann doch vor. 😉
Bei Shannon und Greg angekommen, habe ich erstmal eine Runde Baby gefüttert. Ich sag ja, ich bin da bald ein Pro drin. Man muss nur immer aufpassen, wenn man ihr Milch gibt, dass sie das Schlucken nicht vergisst. Das passiert Klein Elsie nämlich schon mal, wenn sie zu gierig ist, und dann verschluckt sie sich oder die ganze Milch läuft ihr aus dem Mund. Jaa. Beides nicht so toll.
Danach haben Shannon und ich das Baby den Männern übergeben und sind nach San Diego rein gefahren, um in Little Italy Lunch zu essen. Die haben da die leckersten Nudelgerichte ever. Yummy. Am späten Nachmittag sind Jim und ich auch wieder zurück gefahren, und ich hatte mich eigentlich auf einen schönen, ruhigen Abend gefreut… aber es kam alles anders. Wir waren noch keine fünf Minuten wieder zuhause, als ich eine SMS von Hannah kriege. Unsere Schulband spielt abends ab 7pm, ob ich mit ihr hingehen möchte. Dazu muss man sagen, dass unsere Schulband echt toll ist, die haben auch schon sehr oft Auftritte in San Diego und so gehabt, und spielt eigentlich öfter auswärts als bei uns in Fallbrook. Also wollte ich das natürlich nicht verpassen, habe mich dann in Rekordzeit fertig gemacht, und Hannah hat mich um kurz vor sieben abgeholt. Das Konzert war dann soo toll. 🙂
So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr, vor allen Dingen, weil hier ja sonst Party mäßig nicht wirklich was los ist. Nach dem Konzert hat Alyssa’s Cousin mich mitgenommen und bei Alyssa abgesetzt, da ich da übernachtet habe, weil wir am nächsten Tag shoppen gehen wollten. Jaa, komplizierte Geschichte, ich weiß. 😉 Also war ich sonntags schön shoppen und –zack- war mein Wochenende auch schon wieder vorbei. Da seht ihr mal, wie schnell das hier immer geht. Und ich habe vielleicht 5 Stunden dieses Wochenendes zuhause verbracht. Hachja. Diese armen, gestressten Austauschschüler immer. 😉
Obwohl diese Woche dann eigentlich gar nicht so schlimm war, da ziemlich viel passiert ist. Erstmal waren da ja noch die CIF Swimming Finals, und dann, natürlich, das Highlight des ganzen Schuljahres: Prom! 🙂 Dates wurden noch auf den letzten Drücker organisiert, Tickets gekauft, Partybusse und Limos gebucht, Tische fürs Dinner reserviert und, und, und… Ich konnte mich aus dem ganzen Stress aber gepflegt raushalten, da ich weder in einem Bus mitfahren, noch zum Dinner gehen würde. Ich hatte nämlich das Glück, am Promtag auch noch CIF Finals zu haben, und war deshalb froh, überhaupt gehen zu können. Ich habe also bis Samstagabend gar nichts mit Prom zu tun gehabt, wenn man mal davon absieht, dass ich mir das Gejammer der Anderen angehört habe und in Floral Design geholfen habe, die Gestecke fertig zu machen. Die sind echt schön geworden. Und sahen total professionell aus, dabei haben wir eigentlich nur ein paar Blümchen in eine Schale gesteckt… 😉
Am Donnerstag waren dann erstmal CIF Prelims. Eigentlich dachte ich ja, ich würde die 100 Brust schwimmen, aaaber die haben die Zeiten wohl irgendwie nachträglich nochmal angehoben und da hab ich es um drei oder vier Zehntel verpasst. Naja. Machste nichts. Ich hatte dann schon Angst gar nicht zu schwimmen. Echt, ich glaube, da wäre ich richtig fertig gewesen. Wofür hab ich mich denn vier Monate jeden Tag wie eine Bescheuerte abgerackert? Aber ich hatte Glück und bin in die Lagenstaffel rein gekommen. Yay! Staffeln sind sowieso besser als alles andere.
CIF ist dann aber doch noch eine Nummer größer als Leagues. In den Prelims gab es ungefähr 30 Teams; am Samstag in den Finals durften aber nur noch 15 schwimmen. Um weiterzukommen, musste jedes Team mindestens zwei Einzel – und einen Staffelstart unter den ersten 12 platzieren. Das fand ich ja ganz schön mies. Stell dir mal vor, da schwimmst du mega gut, wirst auch platziert, und dann ist aber keine Staffel gut genug, um weiterzukommen, und damit hast du auch Pech gehabt und darfst nicht mehr schwimmen. Aber naja. Regeln sind Regeln und Fallbrook hat es ja auch geschafft.  Meine Lagenstaffel wurde als Zehnter platziert. 🙂 Ich glaube, unser Trainer war schon sehr zufrieden mit uns.
Am Freitag hatten wir dann unsere letzte offizielle Swim  Practice. Und ich muss gestehen, dass ich da eigentlich ganz froh drüber bin. Jeden Tag 2 ½ Stunden schwimmen wurde mir jetzt langsam doch zu viel. Und die Leute sehe ich ja auch alle noch in meiner sechsten Stunde.
Und dann, dann war der heißersehnte Samstag wieder da. Nachdem ich morgens aufgestanden bin, habe ich mir als aller erstes eine Liste gemacht, mit den Sachen, die ich alle für Prom bzw. zum fertig machen, einpacken muss. Nach den CIF Finals bin ich nämlich direkt zu Shannon, um mich schnell zurecht zu machen, und dann zum Prom zu düsen. Und ich konnte schon praktisch vor mir sehen, wie ich meine Schuhe zuhause stehen lasse oder so. Also besser eine Liste.
Um kurz vor zwölf stand ich dann abfahrbereit mit zwei Taschen und einer Tüte vor der Tür und habe auf Aimee und ihre Mutter gewartet, die mich mitgenommen haben. Ich sah aus, als würde ich in den Urlaub fahren, so bepackt wie ich war. Und noch immer hatte ich nichts das kleinste Gefühl von Prom Day. Und dabei hatte ich mir das immer als DEN Tag vorgestellt… Das bisschen Traurigkeit war dann aber auch schon wieder verflogen, als wir am Pool ankamen. Immerhin konnte ich überhaupt gehen.
CIF Finals waren dann wirklich…wow. Allein schon die Aufmachung und alles. Ich kam mir vor, als würde ich auf Europameisterschaften oder so schwimmen. Am Anfang wurde natürlich erstmal wieder die Nationalhymne gesungen. Mit der im Wind wehenden Flagge. Hachja. Ich glaube, diesen Nationalstolz werde ich in Deutschland ein bisschen vermissen. Auch wenn es hier manchmal doch ein bisschen übertrieben wird. 😉 Danach mussten meine Mädels von der Lagenstaffel und ich in so ein Zelt zum Aufwärmen gehen, da wir als erstes dran waren. Das war richtig wie im Fernsehen. Da durfte dann auch keiner mehr rein, außer den Athleten, die im nächsten Lauf dran waren und die Trainer. Und wir haben gewartet, bis wir endlich aufgerufen wurden. Oh man. Ich war so nervös, ich dachte, ich sterbe vor Aufregung. Und dann war es auch schon so weit, „unser“ Eingangslied wurde gespielt und alle Teams gingen der Reihen nach aus dem Zelt raus, zu den Blöcken. Ich kann schon gar nicht mehr sagen, was für ein Lied gespielt wurde, das ist irgendwie alles nur wie durch einen Schleier an mir vorbei gezogen. Ich habe nur mitgekriegt, wie erst unsere Schule, und dann unsere Namen aufgerufen wurden, uns alle zugejubelt haben, und ich innerlich über die Aussprache meines Nachnamens gelacht habe. Bäennewärt. Dann war Chelsea auch schon auf dem Block, und bevor ich überhaupt meine Schwimmbrille richtig aufsetzten konnte, war sie auch schon wieder da (ich sag euch, die ist geflogen, oder so), und ich war dran. Als ich rein gesprungen bin, habe ich nur noch gesehen, dass die Person neben mir ein bisschen eher ins Wasser gesprungen ist, und ich wollte die unbedingt einholen. Jaa. Das hat auch geklappt. Ich weiß auch nicht, wie ich das geschafft habe. 😉
Am Ende sind wir dann Dritter geworden. Woho! Ich war so stolz auf uns. Besonders, da wir irgendwie als Zehnter rein gegangen sind, und dann an allen vorbei geschwommen sind. Jetzt habe ich eine Plakette mehr in meiner Medaillen- aus – Amerika Sammlung. 🙂
Danach habe ich nur darauf gewartet, dass die Aufstellung für die Freistilstaffel  bekanntgegeben wird. Bei der war ich nämlich Ersatz und unser Trainer wollte sich alle Optionen offen halten und hat deshalb erst eine halbe Stunde vorher gesagt, wer jetzt wirklich schwimmt. Ich nicht. Zum Glück. Da konnte ich dann Barbara anrufen, schon mal duschen gehen, und meine Fußnägel lackieren. 😉
Um sechs Uhr trudelten wir dann auch endlich mal bei Shannon ein, und wir beide haben uns sofort ins Bad verzogen, um meine Haare zu machen. Das war auch eine Prozedur. Erstmal ist dieser blöde Lockenstab nicht heiß geworden und wir saßen davor und warten…und warten… und warten… Bis wir dann irgendwann mal den Fön in der Steckdose ausprobiert haben, und der auch nicht anging. Da hätten wir also noch lange gewartet. Die andere Steckdose im Badezimmer ging aber zum Glück. Dann haben wir also angefangen, Locken zu machen. Erst unterster Haarschicht, eine Tonne Haarspray drauf, mittlere Haarschicht, eine Tonne Haarspray drauf, oberste Haarschicht, eine Tonne Haarspray drauf… oberste Haarschicht nochmal, zwei Tonnen Haarspray drauf. Meine doofen Haare aber auch. Die wollten einfach nicht lockig bleiben. Menno. Naja, wir haben es dann erstmal gut sein lassen und mein Make up gemacht. Danach wollten wir dann nochmal meinen Pony zurecht machen.
Und ich stand da also im Bad, Lockenstab in den Haaren, und auf einmal wird mir so schwindelig. Das ist mir echt noch nie passiert. Mir ist richtig schlecht geworden, vor meinen Augen ist alles verschwommen, und irgendwie sind meine Ohren ganz taub geworden. Ich habe nur gedacht, was ist denn jetzt los. Ich hätte ohne Shannon’s Hilfe noch nicht mal mehr die zwei Schritte zum Bett geschafft, ohne umzukippen. Oh man. Das ging echt gar nicht. Ich habe meinen Prom schon vor mir dahin schwinden sehen. Aber komischerweise, als Shannon mir dann ein Glas Wasser und ein großes Stück Pizza gebracht hat, und ich ein bisschen ruhig auf dem Bett saß, da war nach ein paar Minuten wieder alles gut. Ich weiß auch nicht, was das war. Krieg ich jetzt schon Schwächeanfälle hier. Ich sag ja, ich brauche erstmal Urlaub, wenn ich wiederkomme. 😉
Der Rest des Fertigmachens verlief dann aber ohne Probleme, und nach ein paar Fotos sind wir dann um kurz nach acht doch endlich mal aufgebrochen und haben uns auf den Weg zur U.S.S Midway gemacht. Jap, ein Schiff. Unsere Schule hatte Prom auf einem Schiff. Und nicht nur auf irgendeinem Schiff. Auf einem der größten Kriegsschiffe, die damals im 2. Weltkrieg eingesetzt wurden. Heute ist das Riesenteil ein Museum, und wer es sich leisten kann, der kann natürlich auch seinen Prom da feiern (und den Schülern $65 für ein Ticket abknöpfen…). Ich kam mir so klein vor daneben, das ich schon fast Angst hatte, rein zu gehen. Ich musste auch noch alleine gehen, weil meine Gruppe schon drinnen gewartet hat. Humpf. War etwas akward, dann alleine die Treppen hoch zu dackeln, besonders weil alle anderen mindestens zu zweit waren. Am richtigen Eingang wurde dann neben einer Taschenkontrolle sogar noch ein Alkoholtest gemacht. Da habe ich mir auch nur gedacht, jetzt geht’s  aber los hier. Die Gruppe vor mir musste dann auch ins Röhrchen pusten; und tatsächlich, zwei von denen hatten wohl wirklich getrunken. Die wurden dann zur Seite genommen, und die Eltern wurden angerufen. Tja, das war es dann wohl mit Prom, meine Herren. Selber schuld. Ich musste noch nicht mal pusten, sondern bin einfach so durchgegangen. Aber ich hätte mir ja eh keine Sorgen machen müssen. 😉 Drinnen habe ich dann zum Glück meine Gruppe direkt gefunden und nachdem wir ein paar Bilder gemacht haben, sind wir erstmal nach ganz oben ans Deck gegangen. Das war vielleicht toll. Auf der einen Seite war das Meer, auf der anderen Seite Downtown San Diego und über dir ein klarer Sternenhimmel. So toll. 🙂 Nur ganz schön kalt und windig war es da oben. Deswegen sind wir dann auch relativ schnell wieder runter gegangen. Ich wollte meine schönen, hart erarbeiteten Locken ja jetzt nicht innerhalb von fünf Minuten im Wind zerstören lassen.
Wieder unten, haben wir uns die ganzen alten Flugzeuge und alles angeguckt (wie gesagt: Museum) und kamen dann auf die tolle Idee, uns in eins rein zu setzten. War theoretisch sogar möglich, da nicht verboten. Praktisch war das Ganze dann aber schon etwas schwieriger. Hat schon mal jemand versucht, mit einem bodenlangen Kleid in ein hüfthohes Flugzeug einzusteigen? Nein? Würde ich auch sehr von abraten. Holly hat es nämlich als erstes versucht, und als sie ihr Bein über die Seite geschwungen hat, hörte man nur ein kurzes ratsch, und da war das Unglück auch schon passiert. Ihr Kleid ist an einem Nagel hängen geblieben und  gerissen. Die Arme hat mir so leid getan. Sie hatte echt Mühe, die Tränen zurück zu halten. Also sind wir erstmal mit ihr auf die Toilette gegangen, auch um den Schaden genauer zu beobachten, und was finden wir da auf der Waschbeckenablage? Nadel und Faden! In allen möglichen, verschiedenen Farben. Daneben noch Sprühdeo (gibt es hier also doch!), Haarklammern, Wattepads, Haarbänder, Make – up Entferner, Haarspray, kleine Parfümproben… Alles, was frau an einem solchen Abend brauchen könnte. Wir konnten es erst gar nicht glauben. Wer immer die Idee hatte, ich liebe ihn dafür! Wir hatten sogar Glück, und die hatten Faden in der einigermaßen richtigen Farbe da. Außerdem war  nur die untere Lage eingerissen, und man hat es hinterher, besonders in dem Licht eh nicht gesehen. Hier haben sich jetzt meine neu erlernten Nähkünste gleich mal bezahlt gemacht und ich habe eine Viertelstunde meines Prom’s damit verbracht, Holly’s Kleid zu nähen. Ist am Ende sogar richtig gut geworden, und wie gesagt, man hat es eh kaum gesehen. Und sie war mir so dankbar, dass sie sich bestimmt noch dreißig Mal an diesem Abend bei mir bedankt hat. Und dann Montag nochmal. 😉
Nach der ganzen Aufregung brauchten wir erstmal was zu essen. Und auch da gab es reichlich von. Donuts, Lemoncake, Chocoladestripes, Fruchtspieße und, und, und… Nach der Stärkung sind wir dann mal zur Tanzfläche gegangen, und was war? Nichts war. Gähnende Leere. Das ging ja mal gar nicht. Also haben wir dann spontan die Tanzfläche eröffnet, und –zack- kurze Zeit später war sie proppenvoll. Und wir haben es angefangen. Da haben wir uns noch den ganzen Abend mit gerühmt.
Wir hatten dann aber erstmal genug vom Tanzen, besonders da es einfach viel lustiger war, als wir noch alleine waren, und alle uns doof angeguckt haben, und sind auf Entdeckungstour gegangen. Da dachte man, man hätte alles gesehen, aber von wegen. Es gab noch viel mehr! Wir hatten unter anderem sogar Pokertische, natürlich ohne echten Einsatz, dafür aber mit professionellen Leuten hinter dem Pokertisch. Ich kam mir mit meiner nicht vorhandenen Spielererfahrung aus Vegas natürlich ganz cool vor und habe es doch gleich auch mal eine Runde ausprobiert. Zwei Minuten, alle Coins weg. Und vorher noch eine große Klappe gehabt. Oops. Da wurde ich dann natürlich noch den halben Abend mit aufgezogen. Jaja. Wenn man seinen Mund zu weit aufreißt… 😉 Ich konnte dann aber glücklicherweise ganz schnell von mir ablenken, als ich die Flugsimulator entdeckt habe. Ja, richtig gelesen. Flugsimulator. Und ja, wir befanden uns immer noch auf Prom. Hannah, Holly, Sarah, Daniel, Mike und ich sind dann da rein gegangen. Die anderen wollten nicht, und haben lieber davor gewartet. Das war schon cool. Ich saß mit Hannah ganz vorne und wir haben die ganze Zeit so getan, als würden wir das Flugzeug fliegen, und jedes Mal, wenn wir fast irgendwo „vorgeflogen“ sind, haben alle anderen gerufen: „Watch out!“ War schon lustig. Nach unser Flugtour sind wir nochmal eine Runde raus gegangen, und haben mit Schrecken festgestellt, dass es schon 10.30 Uhr war. Über die Hälfte war schon vorbei und wir hatten vielleicht fünfzehn Minuten getanzt. Ging ja so nicht. Also haben wir unser wieder zur Tanzfläche begeben. Pünktlich zur Bekanntgabe der Prom Queen und Princess und des Prom Kings und Prince. Für die konnten wir die Woche vorher in der Schule schon abstimmen. Das Schlimme ist nur, dass unsere Schule einfach so groß ist, dass man noch nicht mal den ganzen Promcourt kennt. Ich kannte drei Leute richtig, und die anderen alle nur vom vorbeigehen. Und bei einem Typen war ich mir sicher, den noch nie vorher gesehen zu haben. Ehm?
Prom Queen und Prom Princess sind dann auch die beiden Mädchen geworden, für die ich gestimmt habe. Prom King ist Sam geworden. Unser super Wasserballer und  Schwimmer. Und Prom Prince wurde Mr. Unbekannt. Ich weiß immer noch nicht, wer das genau sein soll. Und ich habe ihn auch diese Woche noch nicht wieder in der Schule gesehen… Vielleicht versteckt er sich ja während Lunch immer… 😉
Die restliche Zeit haben wir dann eigentlich nur noch getanzt und um kurz nach Mitternacht war Prom dann auch schon wieder vorbei. Aber es war toll. We had a blast, wie man hier so schön sagt.
Jetzt denkt man, ich könnte am nächsten Morgen schön ausschlafen, aber von wegen. Um kurz vor elf hat Alyssa mich schon abgeholt, und wir sind erst in die Kirche (natürlich, aber immerhin blieb mir damit die 8 Uhr Messe erspart) und danach zum RODEO gefahren. Yap, Rodeo. Amerikanischer geht es ja wohl schon fast nicht mehr. Wir hatten sogar extra richtige Cowboyhüte. 🙂 Und dann noch Jeans und ein kariertes Hemd. Die perfekten Cowgirls! An dem Rodeo Platz haben wir dann auch noch Alyssa’s Cousine getroffen, und nachdem Lucia sich dann auch einen Cowboyhut zugelegt hatte, haben wir uns auf der Tribüne einen guten Platz gesucht. Dann konnte es losgehen. Aber bevor das richtige Rodeo losging, kam natürlich erstmal wieder, wie auch nicht anders zu erwarten, die Nationalhymne. Ich sag euch, ich höre in zehn Monaten hier die Nationalhymne öfter, als ich sie in den ganzen 16 Jahren in Deutschland gehört habe. Aber diesmal war es richtig cool. Die hatten nämlich Marines da, also Leute von der Marine. Das ist eh schon mal gut, weil die alle immer so gut aussehen. 😉 Und dann sind die halt erstmal einmarschiert, und dann haben wir gewartet und die Marines gewartet….und nichts passierte. Bis dann auf einmal neben mir so ein kleiner Junge meinte: „The flag comes out of the sky!!“ Ich dreh mich um, und dachte natürlich erstmal, die Fahne würde da an einem Mast hängen oder so, und der Junge hätte das nur nicht so ganz begriffen… aber die kam wirklich aus dem Himmel. Mit einem Paraglider, der die Fahne hinter sich her gezogen hat. Das war echt das Coolste, was ich je gesehen habe. Der ist dann auch noch perfekt in der Arena gelandet und die Marines sind alle ganz schnell hingerannt. Und ich dachte erst, die rennen da hin, um den Paraglider zu beglückwünschen oder so. Aber von wegen. Die wollten die Fahne auffangen, bevor die in den Dreck fällt. Um den armen Flieger hat sich keiner mehr gekümmert. Da tat der mir ja ein bisschen leid. Aber er hat dann auch noch einen Fahnenzipfel abbekommen. 🙂 Dann wurde die Hymne gesungen; die Marines sind wieder raus gerannt, und dann konnte das Rodeo losgehen. Es hat mit Bullenreiten angefangen und oh my goodness. Es war einfach nur hilarious! Also der Teil, in dem die Cowboys auf den Bullen saßen, und die Bullen wie wild geworden durch die Arena rannten, war etwas beängstigend, aber die Kommentatoren waren sooo lustig. Der eine saß außerhalb der Arena, und der andere mittendrin, in einem knallblauen Kostüm, und einem riesigen, gelben Hut auf dem Kopf. Und was die da teilweise von sich gegeben haben. Ich konnte nicht mehr vor Lachen. 🙂
In einer Pause, als die Bullen irgendwie getauscht wurden, hat Mr. Crazy Cowboy dann gefragt, wer denn alles aus Kalifornien kommt. Das waren natürlich fast alle. Dann hat er noch gefragt, wer von außerhalb Kaliforniens kam.. auch noch ein paar. Und dann fragte er als letztes, wer denn von außerhalb der USA käme…Stille, Stille, Stille… und dann schrei ich auf einmal los. „Hey, Hey, that’s me! I’m from Germany!!“ Ehm, jaa. Peinlich. Vor allen Dingen, weil ich drei Jahre gebraucht habe, bis mir mal eingefallen ist, dass ich ja gar nicht aus den USA komme. Und dann fängt Mr. Crazy Cowboy da an zu erzählen, dass er ja auch schon mal in Deutschland war. Im Schwarzwald. Und die ganze Zeit gucken mich alle Leute an. Ich wäre am liebsten in der Tribüne verschwunden. Ein Gutes hatte das Ganze aber dann doch noch. Weil ich armes Ding in Deutschland wahrscheinlich ja nie wieder Cowboys zu Gesicht bekomme (ich weiß jetzt auch warum – in Deutschland gibt es zu viele Bäume. Deswegen haben wir keine Cowboys. Weil Bäume=Keine Wiese=Keine Kühe=Keine Cowboys. So sieht’s aus. ;)), durfte ich am Schluss „backstage“ und eine Runde mit den Cowboys reden. Ich hab mich so special gefühlt. 🙂
Danach bin ich super happy wieder zuhause angekommen, und um sieben Uhr tot ins Bett gefallen. Um SIEBEN. Aber ich war echt fertig mit der Welt. Und dabei war doch am nächsten Tag wieder Schule. Aber immerhin konnte ich mich auf den Dienstag freuen. Da war an unserer Schule nämlich die Awards Verleihung. Und, glaubt es, oder nicht, ich hatte eine Einladung bekommen. Also habe ich mir für Dienstagmorgen den Wecker extra eine Viertelstunde eher gestellt, damit ich mir meine Haare noch ein bisschen machen kann… und was passiert? Ich höre den Alarm nicht. Um fast halb sechs hat Barbara dann hochgerufen, dass sie jetzt fährt, und davon bin ich dann mal wach geworden. Um halb sechs! Normalerweise bin ich um diese Zeit am frühstücken und schon fast auf dem Weg zum Bus. Ich hab echt fast einen Anfall gekriegt. Also bin ich aus dem Bett gesprungen, in mein Kleid und meine Schuhe geschlüpft, Zähne geputzt, meine Schminksachen in meine Schultasche geschmissen, und mit wehenden Fahnen aus dem Haus gerannt. Ohne Frühstück, ohne Lunch, ohne alles. Was ein super Start in den Tag. Den Bus habe ich aber glücklicherweise noch erwischt, und in der Schule habe ich mir dann erstmal einen Muffin geholt und mich von Hannah schminken lassen. Die war so lieb. 🙂 Nach meiner ersten Stunde bin ich dann etwas nervös zum Bob Burton Center, unserem „Theatersaal“, gegangen. Da haben dann glücklicherweise Hannah und Alyssa schon auf mich gewartet und wir haben uns zusammen drinnen einen Platz gesucht. Als ich dann auf das Programm schaute, wusste ich auch schon, was mein Award sein würde. Foreign Exchange Student Recognition. How lame is that, please? Aber naja, habe ich hinterher immerhin eine schöne Urkunde, habe ich mir gedacht. Das war auch direkt der erste Programmpunkt, und als ich dann mit den vier anderen Austauschschülern aufgerufen wurde, bin ich davon ausgegangen, eben dem Direktor die Hand zu schütteln, meine Urkunde in Empfang zu nehmen, und mich wieder auf meinen Platz verdrücken zu können. Von wegen. Als alle fünf Austauschschüler dann nämlich vorne standen, fing er  an zu erzählen, was für einen tollen Job wir doch für die Völkerverständigung leisten würden und so weiter und so fort. Und meine Idioten brüllen die ganze Zeit dazwischen „Yeah, Vivien!“ Bis unser Direktor dann irgendwann wohl genug hatte, und meinte, wir könnten ja auch einen der Austauschschüler aus erster Hand erzählen lassen. Dabei hat er uns der Reihe nach angeguckt. Hat natürlich keiner geglaubt, dass er wirklich einen nach vorne holt, und dann auch noch unvorbereitet.
Hat er aber doch. „Vivien Bannewart. Warum erzählst du uns nicht ein bisschen was?“ Ehem. Ja ne. Ist klar. Ich glaube doch eher nicht. Ich bin dann aber brav ans Mikro gedackelt. Und stand da, und räusperte mich… und räusperte mich nochmal. Das war echt die peinlichste Situation, in der ich je gewesen bin. Meine halbe Schule, die Hälfte der Lehrerschaft, Eltern, Großeltern…alle starrten mich an. Und ich habe keinen Ton rausgebracht. Oh man. Knallrot war ich dabei bestimmt auch noch.
Irgendwann habe ich dann einfach angefangen zu reden. Dass das ja jetzt etwas unplanmäßig war. Und dass ich, wenn ich informiert gewesen wäre, natürlich eine perfekte Rede vorbereitet hätte. Mit einem Seitenblick auf unseren Direktor…  Da haben dann schon mal ein paar ein bisschen gelacht.
Und dann weiß ich gar nicht, was passiert ist, aber auf einmal war ich einfach am reden. Darüber, was für eine tolle Erfahrung das ganze Jahr war, was für wunderbare Menschen ich hier kennen lernen durfte, wie sehr ich alles vermissen werde, und wie dankbar ich bin, dieses Jahr hier verbringen zu dürfen und mich alle so toll aufgenommen haben. Irgendwann, als ich gesehen habe, dass meine Mädels alle am heulen waren, fingen mir dann auch an Tränen übers Gesicht zu laufen. Ich konnte fast gar nicht mehr sprechen. Ich habe nur noch irgendwas gesagt von wegen, dass ich mich im Namen aller Austauschschüler bei der Fallbrook High School bedanke, und dann bin ich ganz schnell von der Bühne gestolpert. Wie peinlich mir das alles in dem Moment einfach nur war. Unten bin ich dann erstmal Hannah in die Arme gefallen, die mir ein Strauß Blümchen übergeben hat. Da ist mir dann mal aufgefallen, dass alle Leute am klatschen waren. Immer noch. Das hat echt einige Zeit gedauert, bis endlich mal alle aufgehört haben. Und ich habe mir nur gedacht, jetzt hört doch endlich auf, damit wir weitermachen können, und alle schnell wieder vergessen, dass ich da gerade wie ein Trottel auf der Bühne stand und vor mich hin gestammelt habe. Das war aber wirklich das Verrückteste, was mir hier passiert ist… Wirklich. Mich erstaunt immer noch, das ich überhaupt einen Ton rausgebracht habe. Nicht nur das, ich habe sogar richtig was erzählt. Und das auf Englisch und ohne Vorbereitung, vor etwa 500 Leuten… Wenn ich das jetzt so aufgeschrieben sehe, hört sich das so toll an, dass ich fast anfange, stolz auf mich zu sein. Aber der ganze restliche Tag war für mich irgendwie gelaufen. Ich bin da die ganze Zeit nicht drüber weggekommen, dass unser Direktor mich da echt einfach ans Mikro gestellt hat, ohne mir vorher mal was zu sagen. Ich glaube es, ehrlich gesagt, immer noch nicht. Obwohl es schon irgendwie schön war, wie dann hinterher ganz viele Leute zu mir kamen, und meinten, dass das ja so toll und ergreifend gewesen wäre. 🙂 Trotzdem brauche ich das definitiv nicht nochmal.
Am Nachmittag bin ich dann erstmal zur Erholung von meinen Gasteltern in „Fluch der Karibik“ und hinterher zum Chinesen eingeladen worden. Das brauchte ich auch, haha. 😉

Damit verabschiede ich mich auch erstmal wieder.
Bis zum nächsten Mal! Und ein ganz dickes Küsschen nach Deutschland!
  

PS.: Der Titel ist übrigens das Motto unseres Proms gewesen. Ich glaube, das habe ich oben vergessen, zu erwähnen… 🙂


Über die Autorin/den Autor:  To change this standard text, you have to enter some information about your self in the Dashboard -> Users -> Your Profile box. Alle Beiträge der Autorin/des Autors: