Sa 12 Feb 2011
Gastfamilien in England
von Katja_Hemkentokrax in Blogs
1 Kommentar
Hallo an Alle!
Zum Thema Gastfamilie muss erst einmal gesagt werden, dass man in England dafür bezahlt wird, Gastschüler aufzunehmen. Das Vorurteil, englische Familien nehmen Gastschüler wegen der Bezahlung auf, stimmt leider in den meisten Fällen. Bei der ganzen Sache handelt es sich daher eher um ein „Mietverhältnis“, was es nicht sehr leicht macht, sich in das neue Umfeld zu integrieren. Wie selbst verständlich müssen Zugtickets für Ausflüge und das Essen im Restaurant selbst bezahlt werden- falls man überhaupt das Glück hat, zu solchen Events eingeladen zu sein.
Da ich trotz Vorbereitungswochenende von meiner Austauschorganisation in keinster Weise auf solch eine Situation vorbereitet wurde, war es zu Beginn eine ziemliche Enttäuschung. Stattdessen verbrachte man die Zeit lieber damit, Schnick-Schnack-Schnuck mit den zukünftigen Austauschschülern zu spielen und uns von morgens bis abends einzubläuen, dass man im Austauschjahr nicht trinken, rauchen, kiffen oder stehlen sollte.
Gleich zu Beginn erfuhr ich, dass ich bereits die zehnte Gastschülerin bin und meine Gastfamilie tatsächlich unter anderem wegen dem Geld Austauschschüler beherbergt. Dazu kamen andere Kleinigkeiten, wie zum Beispiel, dass ich Geld bezahlen soll, wenn ich von meinen Gasteltern Lunch haben möchte, da im Preis nur Frühstück und Abendbrot enthalten sind, die mich zusätzlich verunsichert haben. Nach und nach habe ich dann mitbekommen, dass es bei anderen Gastschülern nicht anders aussieht. Ein Mädchen beispielsweise wurde von ihrer Gastmutter darum gebeten, sich ihr eigenes Brot für das Wochenende zu kaufen und ein Junge berichtete davon, dass er sich nicht die Haare föhnen sollte, um Stromkosten zu sparen. Außerdem durfte eine Freundin von mir weder das Internet noch den Drucker der Familie benutzen und konnte weder duschen gehen noch ihre Handtücher waschen wann sie wollte. Nach drei Monaten verließ sie schließlich die iranische Gastfamilie, die sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hatte, in ihrem Beisein Englisch zu sprechen.
Inzwischen habe ich mich an das distanzierte Verhältnis zu meiner Gastfamilie gewöhnt und damit abgefunden, dass ich als „Gastschüler“, eben nur ein „Gast“ bin. Außerdem ist die Familie, bei der ich wohne, sehr nett und ich habe oft das Gefühl, dass ich mehr Glück hatte, als andere Schüler.
Hier eine kleine Info zu den Mitgliedern meiner Gastfamilie.
Meine Gasteltern: Meine Gastmutter heißt Marie. Sie ist ungefähr im Alter meiner Mama und arbeitet als Personal Managerin in einem privaten Jungeninternat, genauso wie mein Gastvater Simon, der dort als Catering Manager angestellt ist. Simon kommt aus Nordirland und hat einen recht schrägen Akzent, gibt sich aber immer Mühe langsam und deutlich mit mir zu reden. Er ist ein riesiger Chelsea Fan und kann wie Marie super kochen. Sie schauen fast jeden Abend zusammen Kochsendungen wie „Masterchef“. Außerdem liebt Simon Radfahren (er ist sogar mal ein Stück der Tour de France mitgefahren!) und geht gerne mit den Hunden spazieren.
In der Regel muss Marie früher zur Arbeit, deswegen macht Simon für die Jungs und mich jeden Morgen Frühstück, was er auch immer gebührend ankündigt (z.B.: „Ladiiiiiiies and Gentlemen! Simon-Productions proudly present: The arrival of Brrrrreakfaaaast!!“ ) Er ist wirklich ein schräger Vogel und total witzig. Vor ein paar Wochen hat einer meiner Gastbrüder mir erzählt, dass er denkt, jedes Wort, an das er ein „hausen“ hängt wird automatisch deutsch und somit wäre er der Meinung, das deutsche Wort für „Scheiße“ sei „Schitzenhausen“. Natürlich hat mein Gastvater diese Anschuldigung sofort von sich gewiesen und klargestellt: Nein, Schitzenhausen ist nicht das deutsche Wort für Scheiße. Es ist das deutsche Wort für Klo. Ganz einfach: SHITzenHOUSEn!
Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass meine Gasteltern zwei wirklich nette Menschen sind, die aber kein Elternersatz für mich sind.
Zu meinen lieben Gastbrüdern: Um ehrlich zu sein, hatte ich auf eine Gastschwester oder zumindest gleichaltrige Gastgeschwister gehofft. Somit war ich nicht allzu begeistert, als ich erfahren habe, dass ich zwei jüngere Gastbrüder im Alter von- inzwischen- 15 (Alex) und 13 (Ben) bekommen sollte. Wie befürchtet hatten wir nicht viel gemeinsam und haben uns daher mehr oder weniger ignoriert. Die erste Zeit war besonders hart für mich. Da die Jungs von ihrer frühesten Kindheit daran gewöhnt sind, Austauschschüler im Haus zu haben, haben sie einfach so weitergelebt wie bisher und waren nicht im Ansatz aufgeregt über meine Ankunft. Ich habe noch heute das Gefühl, das Alex etwas genervt davon ist, immerzu fremde Leute im Haus zu haben, was ich aber nachvollziehen kann. Meine beiden Gastbrüder sind zwar nett, machen aber meistens ihr eigenes Ding. Sie spielen gerne XBox und treffen sich oft mit Freunden. Alex schaut gerne „Misfits“, ein britisches Comedy-Drama,.
Ben liebt backen. Ich habe noch nie einen 13-jährigen Jungen gesehen, der mit so viel Leidenschaft, Cupcakes mit Zuckerguss zu verziert! Er backt mindestens einmal pro Woche und seine Werke sehen schon richtig professionell aus (und schmecken sehr gut!). Simon hat es gestern Abend auf den Punkt gebracht: Wir werden alle fett! Das stimmt wirklich. Ich glaube, Ben ist unfairer Weise der einzige, der hier nicht zunimmt…
Mir fällt grade ein, dass ich bei meiner Familienbeschreibung die Hündchen ganz vergessen habe: Scruffy (zu deutsch: dreckig) und Ruby (Rubin). Sie sind beide goldig! Sruffy ist groß, schwarz und zottelig. Er trottet mir manchmal den ganzen Tag hinterher. Oft wartet er vor meiner Zimmertür auf mich, wenn ich zum Essen gerufen werde! Ruby ist klein und weiß und besitzt die nervige Angewohnheit, deine Hände abzulecken, wenn du aufhörst, sie zu streicheln. Sie ist zwar sehr penetrant, dabei aber immer zuckersüß.
Alles in allem denke ich, dass ich mit meiner Gastfamilie sehr zufrieden sein kann, auch wenn ich mit höheren Erwartungen in dieses Jahr gestartet bin.

Tja, was soll man dazu sagen ? :b
mh.. man 😀
Ich mein ich weiss schon so ziemlich alles was hier steht deshalb kann ich keine obejktive meinung fällen.. ;o
Alsoo.. sehr guter text, gut verständlich, witzig geschrieben.. ein typischer kati text eben ;D
Gut geworden :*